Helmut Zacharias

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Helmut Zacharias, 1965
Von Helmut Zacharias komponierter Be-bop in der von ihm geleiteten Aufnahme der „Amiga-Star-Band“
Helmut Zacharias’ Grabstätte

Helmut Zacharias (* 27. Januar 1920 in Berlin; † 28. Februar 2002 in Brissago, Schweiz) war ein deutscher Violinist und Komponist.[1] Durch seine Fernsehauftritte in den 1960er- und 1970er-Jahren erlangte er große öffentliche Popularität.

Leben

Zacharias wurde wegen seiner charakteristischen Spielweise „Zaubergeiger“ genannt. Bereits mit vier Jahren begann er, das Instrument zu spielen, und konnte Noten lesen, als er in die Schule kam. Er musizierte fortan gemeinsam mit seinem Vater (Karl Zacharias), der ebenfalls Geiger und Komponist war. 1931 war er zum ersten Mal mit dem Solopart eines Mozart-Violinkonzerts im Radio zu hören. Nach dem Studium an der Akademischen Hochschule für Musik in Berlin (Meisterklasse von Gustav Havemann) erhielt er 1936 den Kreisler-Preis und den Molique-Preis.

1939 wurde er Mitglied des Berliner Kammerorchesters, doch seine große Liebe galt dem in der Zeit des Nationalsozialismus verpönten Swingjazz. Dabei war neben amerikanischem Swing das Quintette du Hot Club de France sein Vorbild. Damals pflegte er enge Kameradschaft mit den Musikern Heinz Gerlach, Horst Wende und Heinz Munsonius, in dessen Solistenensemble er mitwirkte. Am 29. November 1941 nahm er seine erste Schallplatte unter eigenem Namen (Helmut Zacharias und seine Solisten) bei der Odeon in Berlin-Kreuzberg auf, die nicht zuletzt dank der Novelty von Ernesto Romanoni als Begleiter auf Harfe statt Klavier ein Erfolg wurde.[2] 1942 war er als Wehrmachtsangehöriger beim auch in Deutschland legal hörbaren Radio Hilversum tätig.[3]

Nach dem Krieg trat er unter anderem im Pariser Olympia und in den USA auf. 1948 jazzte er beim NWDR. 1957 trat er als er selbst im Film Unter Palmen am blauen Meer auf. In den 1960er- und 1970er-Jahren hatte er zahlreiche Auftritte im Fernsehen mit eigener Band. 1960 siedelte er sich in Ascona am Lago Maggiore in der Schweiz an, wo er seit 1997 die letzten Jahre wegen der Erkrankung an Alzheimer in einem Heim verbrachte. Helmut Zacharias wurde in Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt.

Zacharias komponierte etwa 450 Titel und arrangierte mehr als 1400. Weltweit verkaufte er über 14 Millionen Schallplatten und CDs. Er erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen. 1950 gewann er den Jazz-Poll des AFN Frankfurt als bester Jazz-Violinist und gab ein Lehrbuch Die Jazz-Violine heraus. Auch in den späteren Jahren brachte er Swingelemente in die Unterhaltungsmusik ein. 1985 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 1995 erhielt er einen Bambi.

Helmut Zacharias ist Vater der Journalistin Sylvia Zacharias, des Hochspringers Thomas Zacharias und des Komponisten Stephan Zacharias. Den schöpferischen Nachlass schenkte seine Witwe Hella Zacharias 2006 dem deutschen Komponistenarchiv in Dresden.[4]

Filmografie

Erfolge

  • Wenn der weiße Flieder wieder blüht
  • Boogie für Geige
  • Ich küsse ihre Hand, Madame
  • Tokyo Melody
  • Frag den Wind

Trivia

Edgar Reitz widmete Helmut Zacharias im 6. Teil der Hunsrücksaga Heimat – Eine deutsche Chronik eine kleine Hommage in der Rolle eines jungen Soldaten mit seinem Namen, der während des Zweiten Weltkrieges im Hunsrück bei der Flugabwehr stationiert ist und zu einer „Ferntrauung“ Geige spielt.

Literatur

  • Bernd Meyer-Rähnitz, Frank Oehme, Joachim Schütte: Die „Ewige Freundin“ – Eterna und Amiga; Die Discographie der Schellackplatten (1947–1961), Albis International Bibliophilen-Verlag, Dresden-Ústí 2006, ISBN 80-86971-10-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helmut Zacharias Werdegang auf sogenesi.ch/soci/fuct/
  2. Mit Ernesto Romanoni (harpsichord, celeste), Alfio Grasso, Meg Tevelian, Jani Nemeth (git) Cesare Cavaion (kb), Bei dir war es immer so schön, Die Männer sind schon die Liebe wert.
  3. Michael Kater, Different Drummers: Jazz in the Culture of Nazi Germany, Oxford University Press 1992, S. 115
  4. Zacharias, Helmut. Eintrag unter komponistenarchiv.de. Deutsches Komponistenarchiv, abgerufen am 4. April 2020.