Howard Riley (Pianist)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Howard Riley 2008 in London

Howard Riley (* 16. Februar 1943 in Huddersfield, Yorkshire, England) ist ein britischer Pianist und Komponist des Avantgarde, Creative Jazz und der Neuen Improvisationsmusik. Er zählt zu den Pionieren des Free Jazz im England der späten 1960er Jahre.

Leben und Wirken

Riley erhielt vom sechsten Lebensjahr an Klavierunterricht, studierte an den Universitäten von Wales (1961–66), Indiana (1966/67) und York (1957–70). Mitte der 1960er Jahre spielte er in einer Formation von Evan Parker und John McLaughlin. Ab 1967 arbeitete Riley im Trio mit Barry Guy und wechselnden Schlagzeugern Jon Hiseman, Alan Jackson[1] und zwischen 1971 und 1973 dann mit Tony Oxley. 1972 trat er bei den Donaueschinger Musiktagen und den Berliner Jazztagen auf. In den 1970er Jahren war er vor allem als Musikpädagoge an der Guildhall School tätig. Er gab regelmäßig Solokonzerte und arbeitete gelegentlich auch mit dem Spontaneous Music Ensemble, dem Tony Oxley Sextett und Paul Rutherfords Großformation Iskra 1912 (Sequences 72 & 73). Im Trio arbeitete er um 1977 mit Barry Guy und Phil Wachsmann, 1979/80 wieder mit Guy und Oxley. In den 1980er Jahren trat er immer wieder im Duo mit dem Pianisten Keith Tippett, aber auch mit seinem amerikanischen Kollegen Jaki Byard auf,[2] sowie mit dem London Composers’ Orchestra und mit Saxophonist Lol Coxhill. Weiterhin war er solistisch tätig und nahm die Soloalben Tricect (1980), Procession (1990) und Beyond Category (1993) auf.

In den 1990er Jahren beschäftigte sich Riley mit dem Werk von Monk und Ellington (Beyond Category) und spielte im Trio mit dem Bassisten Mario Castronari und wechselnden Schlagzeugern wie Tony Marsh oder Mark Sanders (Feathers Trio), das er auch um Art Themen erweiterte, sowie in einem Quartett, das er mit Elton Dean leitete (All the Tradition).[3] Seine Musik wird oft als unterkühlt und konstruktivistisch bezeichnet und ist stark an der avantgardistischen Konzertmusik orientiert.[4]

„Meine Entwicklung als Improvisator führte von time, Akkordwechseln und festen Formen in den späten Fünfzigern zu no time (aber einer viel breiteren harmonischen Spanne) und zu organischen Formen.“

nach Martin Kunzler, S. 980

Diskographische Hinweise

Als Leader

  • 1969 – Angle (Columbia, 1968/69) mit Barbara Thompson, Barry Guy, Alan Jackson
  • 1970 – The Day Will Come (Columbia) mit Guy, Jackson
  • 1971 – Flight (Future Music) mit Guy, Oxley
  • 1973 – Synopsis (Emanem) dto.
  • 1974 – Singleness (Jazzprint)
  • 1975 – Overground (Emanem)
  • 1984 – Live at the Royal Festival Hall (Leo Records) solo /mit Jaki Byard
  • 1990 – Procession (Wondrous) solo
  • 1992 – The Heat of Moments (Wondrous)
  • 1993 – Interchange (Jazzprint) mit Keith Tippett
  • 1995 – Wishing on the Moon (Future Music) mit Mario Castronari, Tony Marsh
  • 1995 – Descending Circles (Blueprint) mit Elton Dean, Castronari, Mark Sanders
  • 2000 – Air Play (Slam)
  • 2011 – The Complete Short Stories 1998–2010 (NoBusiness, 6 CDs)

Literatur

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Aufsehen erregte das Album The Day Will Come (1970). Richard Cook und Brian Morton zeichnen dieses Album, Produkt des kurzen Interesses des „Major Labels“ Columbia Records an der freien englischen Musikszene, mit der höchsten Bewertung (vier Sterne mit Krone) aus.
  2. Cook und Morton fühlen sich bei dem Aufeinandertreffen von Riley und Byard an die Begegnung von Cecil Taylor und Mary Lou Williams erinnert, sie zählen das Album Feathers with Jaki zu den vergessenen Klassikern des britischen Jazz. Das Album enthält neben einem Mitschnitt des Duos von 1984 Aufnahmen von Rileys Feathers Trio aus dem Jahr 1988. Vgl. Cook/Morton S. 1245.
  3. Dort werden neben der freien Musik auch Bezüge zur Bebop-Tradition erkennbar
  4. M. Kunzler, S. 980.