Iodazid
Strukturformel | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Allgemeines | ||||||||||
Name | Iodazid | |||||||||
Summenformel | IN3 | |||||||||
Kurzbeschreibung |
farbloser, hochexplosiver Feststoff[1] | |||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||
| ||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||
Molare Masse | 168,92 g·mol−1 | |||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||
Dampfdruck |
2 Torr (25 °C)[2] | |||||||||
Löslichkeit |
Zersetzung in Wasser[3] | |||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||
| ||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Iodazid, IN3, ist eine farblose bis gelbe, äußerst explosive, feste chemische Verbindung aus der Gruppe der Stickstoffhalogenide. Formal gehört es zu den Inter-Pseudohalogenen. Iodazid ist nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls explosiven Iodstickstoff, NI3.
Gewinnung und Darstellung
Iodazid kann durch Reaktion von Silberazid AgN3 mit Iod in einer CFCl3-Lösung gewonnen werden.
Da sich Silberazid nur feucht gefahrlos handhaben lässt, Spuren von Wasser aber bereits die Zersetzung des Iodazids bewirken, gelingt dessen Herstellung am besten, wenn vor der Umsetzung mit Iod zur Suspension des Silberazids in Dichlormethan ein Trocknungsmittel gegeben wird. Auf diese Weise erhält man eine reine Lösung von Iodazid, aus der sich beim vorsichtigen Verdampfen des Lösungsmittels nadelförmige, goldglänzende Kristalle isolieren lassen.[3]
Zum ersten Mal wurde Iodazid um das Jahr 1900 in sehr unbeständigen etherischen Lösungen und in Form von mit Iod verunreinigten Kristallen durch Reaktion von Iod mit Silberazid erhalten.[5]
Eigenschaften
Iodazid liegt in Form eines eindimensionalen Polymers vor.[6] Hierbei werden zwei polymorphe Formen gebildet, die beide ein orthorhombisches Kristallgitter mit der Raumgruppe Pbam (Raumgruppen-Nr. 55) bilden.[6] Die große Reaktionsfähigkeit von Iodazid bei relativ hoher Stabilität beruht auf der Polarität der I–N-Bindung. Die durch Substitution mit Iodazid eingeführte N3-Gruppe kann wegen ihres hohen Energieinhalts Folgereaktionen eingehen.[3]
Die isolierte Verbindung ist stark schlag- und reibempfindlich.[5][7] Zur Charakterisierung der Explosionsfähigkeit wurden die folgenden Kenngrößen ermittelt:[2]
Normalgasvolumen | 265 l·kg−1[2] |
Explosionswärme | 2091 kJ·kg−1[2] |
Bleiblockausbauchung | 14,0 cm3·g−1[2] |
Diese liegen signifikant niedriger im Vergleich zu klassischen Explosivstoffen wie TNT oder Hexogen aber auch zu Acetonperoxid. Ein Umgang mit der Verbindung in verdünnter Lösung wird als sicher angesehen.[8]
Verwendung
Trotz seiner hohen Brisanz hat Iodazid einige praktische Anwendungen, beispielsweise kann es in der chemischen Synthese benutzt werden, um Aldehyde in Carbonsäureazide zu überführen.[9]
Literatur
- A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1.
- Otto-Albrecht Neumüller (Hrsg.): Römpps Chemie-Lexikon. Band 3: H–L. 8. neubearbeitete und erweiterte Auflage. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1983, ISBN 3-440-04513-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag zu Iodazid. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 15. Juli 2014.
- ↑ a b c d e Buzek, P.; Klapötke, T.M.; Von Ragué Schleyer, P.; Tornieporth-Oetting, I.C.; White, P.S.: Iodazid in Angew. Chem. 105 (1993) 289–290, doi:10.1002/ange.19931050228
- ↑ a b c Kurt Dehnicke: Die Chemie des Iodazids, Angewandte Chemie, 91(7), 1979, 527–534, doi:10.1002/ange.19790910704.
- ↑ Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
- ↑ a b A. Hantzsch, M. Schumann: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, 33, 522, 1900.
- ↑ a b Lyhs, B.; Bläser, D.; Wölper, C.; Schulz, S.; Jansen, G.: Festkörperstrukturvergleich der Halogenazide XN3 (X=Cl, Br, I) in Angew. Chem. 124 (2012) 13031–13035, doi:10.1002/ange.201206028.
- ↑ Urben, P.G.: Bretherick's Handbook of Reactive Chemical Hazards, 6th Ed., Vol. 1, Butterworth-Heinemann 1999, ISBN 0-7506-3605-X, S. 1713.
- ↑ Dehnicke, K., Angew. Chem. (Intern. Ed.), 1976, 15, 553.
- ↑ L. Marinescu, J. Thinggaard, B. Thomsen, M. Bols, J. Org. Chem., (2003) 68, 9453–9455