Jevišovka
Jevišovka | ||||
---|---|---|---|---|
| ||||
Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Region: | Jihomoravský kraj | |||
Bezirk: | Břeclav | |||
Fläche: | 1265[1] ha | |||
Geographische Lage: | 48° 50′ N, 16° 28′ O | |||
Höhe: | 177 m n.m. | |||
Einwohner: | 689 (1. Jan. 2021)[2] | |||
Postleitzahl: | 691 83 | |||
Kfz-Kennzeichen: | B | |||
Verkehr | ||||
Straße: | Drnholec – Jevišovka | |||
Bahnanschluss: | Břeclav–Hrušovany nad Jevišovkou | |||
Struktur | ||||
Status: | Gemeinde | |||
Ortsteile: | 1 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Božena Bošiaková (Stand: 2018) | |||
Adresse: | Drnholecká 98 691 83 Jevišovka | |||
Gemeindenummer: | 584525 | |||
Website: | www.jevisovka.cz |
Jevišovka, 1918–1948 Frélichov, 1949–1950 Charvátská (deutsch Fröllersdorf, kroatisch Frjelištorf) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt 13 Kilometer westlich von Mikulov und gehört zum Okres Břeclav.
Geographie
Jevišovka befindet sich linksseitig der Einmündung der Jevišovka und des Baštýnský potok (Basteingraben) in die Thaya im Süden der Thaya-Schwarza-Talsenke. Zwei Kilometer südlich des Dorfes verläuft die Grenze zu Österreich. Südöstlich erheben sich der Přerovský vrch (Arbes, 237 m) und Heidberg/Velký kopec (255 m). Im Süden führt die Bahnstrecke Břeclav–Hrušovany nad Jevišovkou vorbei, die Bahnstation Jevišovka liegt einen knappen Kilometer außerhalb des Dorfes. Südlich und östlich des Ortes befinden sich entlang der Thaya Befestigungslinien des Tschechoslowakischen Walls.
Nachbarorte sind Drnholec im Norden, Novosedly im Nordosten, Dobré Pole im Osten, Nový Přerov im Südosten, Alt-Prerau im Süden, Travní Dvůr, Hrabětice und Šanov im Südwesten, Hrušovany nad Jevišovkou im Westen sowie Litobratřice im Nordwesten.
Geschichte
Das Dorf wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts durch deutsche Kolonisten angelegt. Die erste schriftliche Erwähnung von Fröllersdorf erfolgte 1353 als Besitz des Smil von Fröllersdorf (Smil z Frélichova). Im Jahre 1395 kaufte Johann von Liechtenstein, der im Jahr zuvor das Gut Dürnholz erworben hatte, auch Fröllersdorf und schlug es zu Dürnholz zu. Im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts fiel das Dorf während des böhmisch-ungarischen Krieges wüst. Die erste Erwähnung der Pfarre Fröllersdorf erfolgte 1510, als das Dorf wüst lag. In den Jahren 1530 und 1531 wurde Fröllersdorf durch kroatische Flüchtlinge neu besiedelt. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts war die Pfarrstelle mit Protestanten besetzt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts bestand das Dorf aus 37 Wirtschaften. Nach der Schlacht am Weißen Berg begann die Rekatholisierung der Pfarre Fröllersdorf, zu der auch die Dörfer Guttenfeld und Neu Prerau gehörten. Matriken werden seit 1686 geführt und befinden sich im Landesarchiv Brünn.[3] Grundbuchaufzeichnungen gibt es seit 1788. Im Jahre 1763 hatte Fröllersdorf 371 Einwohner. Guttenfeld wurde 1790 ausgepfarrt. Seit 1805 ist in Fröllersdorf eine Schule nachweisbar, unterrichtet wurde ausschließlich in deutscher Sprache. 1834 erhielt auch Neu Prerau einen eigenen Pfarrer. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Fröllersdorf immer der Herrschaft Dürnholz untertänig.
Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Fröllersdorf/Frelešdorf ab 1850 eine Gemeinde in der Bezirkshauptmannschaft Nikolsburg. Zwischen 1871 und 1872 errichtete die Lundenburg-Nikolsburg-Grußbacher Eisenbahngesellschaft südlich des Dorfes die Bahnstrecke Lundenburg–Grußbach. 1877 wurde ein neues Schulhaus eingeweiht. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden Frelichov und Frelišdorf als tschechische Namensformen gebräuchlich. Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde 1918 Frélichov neben Fröllersdorf zum amtlichen Gemeindenamen. Die deutsche Schule in Frélichov wurde geschlossen und eine tschechische Minderheitenschule eröffnet. Infolge des Münchner Abkommens wurde Fröllersdorf 1938 an das Deutsche Reich abgetreten und gehörte bis 1945 zum politischen Bezirk Nikolsburg im Reichsgau Niederdonau.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Vor den einsetzenden Nachkriegsexzessen durch militante Tschechen floh, beginnend im Mai 1945, ein Teil der Einwohner über die nahe Grenze nach Österreich oder wurde hinüber getrieben. Dabei kam es zu drei Ziviltoten.[4][5] Das Beneš-Dekret 115/1946 schützte vor einer juristischen Aufarbeitung der Geschehen. Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges nahmen am 2. August 1945 im Potsdamer Protokoll, Artikel XIII, zu den wilden und kollektiv verlaufenden Vertreibungen der deutschen Bevölkerung konkret nicht Stellung. Explizit forderten sie jedoch einen geordneten und humanen Transfer der deutschen Bevölkerungsteile, die in der Tschechoslowakei zurückgeblieben sind.[6] Zwischen dem 15. März und dem 3. Oktober 1946 erfolgte die Zwangsaussiedlung von 84 Frölersdorfern.[7] 1948, nach der Machtergreifung durch die Kommunisten, wurden die Kroaten zu unverlässlichen Staatsbürgern erklärt. Zwischen 1948 und 1950 erfolgte die Zwangsumsiedlung von 342 Kroaten in den nördlichen Teil des Drahaner Berglandes. Etwa 460 Reemigranten aus Bulgarien und Jugoslawien wurden angesiedelt. Alles private und öffentliche Vermögen der deutschen Ortsbewohner wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert und die katholische Kirche in der kommunistischen Ära enteignet. Eine Wiedergutmachung ist seitens der Tschechischen Republik nicht erfolgt.
Im Jahre 1949 erhielt das Dorf den Namen Charvátská und wurde schließlich 1950 erneut in Jevišovka umbenannt. Mit der Aufhebung des Okres Mikulov wurde die Gemeinde 1960 dem Okres Břeclav zugeordnet. Seit 2006 führt Jevišovka ein Wappen und Banner.
Seit 1991 wird in der Gemeinde ein Tag der kroatischen Kultur (Den chorvatské kultury v Jevišovce) gefeiert. Dabei wurde Jahre 2008 in Anwesenheit des kroatischen Premierministers Ivo Sanader im früheren Pfarrhaus das Kroatische Haus (Chorvatský dům) als Museum und Bücherei eingeweiht.
Wappen und Siegel
Ein Wappen hat die Gemeinde nicht geführt.
Einwohnerentwicklung
Volkszählung | Häuser | Einwohner insgesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||
Jahr | Deutsche | Tschechen | Kroaten | ||
1793 | 81 | 490 | |||
1836 | 122 | 781 | |||
1869 | 153 | 977 | |||
1880 | 206 | 1.126 | 272 | 0 | 854 |
1890 | 211 | 1.147 | 295 | 63 | 789 |
1900 | 224 | 1.160 | 292 | 53 | 815 |
1910 | 243 | 1.227 | 765 | 36 | 426 |
1921 | 250 | 1.252 | 636 | 57 | 554 |
1930 | 292 | 1.268 | 213 | 108 | 947 |
1939 | 1.261 | ||||
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Frodl, Blaschka: Südmähren von A–Z. 2006 | |||||
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984 |
Sehenswürdigkeiten
- Kirche der hl. Kunigunde, sie wurde 1929–1932 im funktionalistischen Stil umgebaut. Der gotische Kirchturm ist ein Rest des ursprünglichen Baus.
- Nischenkapelle St. Urban, am Weinberg
- Statue des hl. Johannes von Nepomuk, an der Kirche
- Wegekreuz am Weg nach Hrušovany nad Jevišovkou
- Bunkeranlagen des Tschechoslowakischen Walls, einer der Bunker in Richtung Novosedly dient als Museum
- Kroatisches Haus mit Museum
In Fröllersdorf lebten und wirkten
- Friedrich Hausmann (1917–2009), österreichischer Historiker
- Othmar Ruzicka (1877–1962), Wahlheimat von 1930 bis zur Vertreibung 1945, österreichischer Porträt- und Genremaler
- Josef Löhner (1901–1964) Südmährischer Landschaftsbetreuer, Stifter des Josef-Löhner-Preises
- Erwin Zajicek (1890–1976), Minister, Obmann des Dachverbandes der Südmährer in Österreich
Literatur und Quellen
- Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Fröllersdorf S. 74
- Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X.
- Mathias Schalamon: Fröllersdorfer Ortsgeschichte, 1996
- Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens, Band 3, 2001, Fröllersdorf S. 251, 414, 508, 523, 573.
- Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Der Kreis Nikolsburg von A–Z, 2006, Fröllersdorf S. 82f
Einzelnachweise
- ↑ http://www.uir.cz/obec/584525/Jevisovka
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
- ↑ Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz, dt). Abgerufen am 26. März 2011.
- ↑ Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, Totenbuch S. 216
- ↑ Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, S. 251 414, 508, 523, 573. ISBN 3-927498-27-0.
- ↑ Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
- ↑ Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. května, 1946
Weblinks
- Fröllersdorf in „Alte Postkartenmotive der Südmährischen Gemeinden“
- Lebensgeschichte eines Fröllersdorfers
- Präsentation auf mikulovskoregion.cz
- Kulturdatenbank der Heimatvertriebenen