Jochen Fraatz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jochen Fraatz am 12. Mai 2007 in der Kölnarena

Jochen „Scholle“ Fraatz (* 14. Mai 1963 in Cuxhaven) ist ein ehemaliger deutscher Handballspieler.

Leben

Seine Spielposition war Linksaußen. Er spielte in seiner aktiven Laufbahn bei TUSEM Essen, der HSG Nordhorn und dem TBV Lemgo. Insgesamt erzielte er in 441 Bundesligaspielen 2660 Tore, womit er die drittmeisten Tore in der Bundesligageschichte erzielte. In der DHB-Nationalmannschaft traf er in 185 Spielen 809 Mal ins gegnerische Tor (davon 166 Siebenmeter). Am 29. Juni 1983 hatte er in Kragujevac gegen Rumänien sein erstes Länderspiel.[1] Im Finale der Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles, das das Team von Bundestrainer Simon Schobel gegen Jugoslawien mit 17:18 verlor, war Fraatz mit acht Toren bester Werfer.[2] Deshalb musste sich die deutsche Olympiahandballnationalmannschaft mit dem Gewinn der Silbermedaille zufriedengeben. Für den Gewinn dieser Medaille erhielt die Mannschaft – also auch Fraatz – vom Bundespräsidenten das Silberne Lorbeerblatt.[3]

Als in einem Bundesligaspiel in der Saison 1986/87 gegen den VfL Gummersbach alle Torhüter des TUSEM Essen nicht einsatzfähig waren, stand Fraatz für 58 Minuten im Tor des TUSEM.[2] In der Saison 1992/1993 zog er sich eine schwere Verletzung zu und fiel mit einem Kreuzbandriss mehrere Monate aus.[4] Mit einem All-Star-Game in Münster am 30. Mai 2001 beendete er seine aktive Karriere. Er wurde mit dem „Handball-Oscar“ ausgezeichnet.

Ein Comeback feierte er mit dem TBV Lemgo, bei dem er wegen Verletzungsproblemen zum Saisonende 2001/2002 aushalf.[2] Danach beendete er endgültig seine aktive Laufbahn. Anschließend engagierte er sich als Trainer im Jugendbereich bei der HSG Nordhorn und war dort Co-Trainer der 1. Herrenmannschaft. Einen 60-Minuten-Einsatz hatte er am 9. Mai 2009 für den DSC Wanne-Eickel im Abstiegsduell der Bezirksliga bei der HSG Rauxel/Schwerin. In diesem Spiel war er maßgeblich daran beteiligt, dass der DSC Wanne-Eickel das Spiel gewinnen konnte und sich so am letzten Spieltag den Klassenerhalt sichern konnte.[5]

Den Spitznamen „Scholle“ bekam er vom früheren Bundestrainer Horst Bredemeier, da Fraatz in Cuxhaven geboren wurde.[2] Fraatz ist Sparkassen-Betriebswirt und seit 1993 mit Katja verheiratet, mit der er zwei Söhne hat.[6] Sein Sohn Yannick spielt ebenfalls Handball.[7] 2013 wurde bei Jochen Fraatz Multiple Sklerose diagnostiziert.[8]

Rezeption

Für seinen ehemaligen Trainer Petre Ivănescu war der Tempogegenstoß-Spezialist „einer der begabtesten Handballer der Welt“. In der Abwehr unterstellte ihm der damalige Bundestrainer Horst Bredemeier allerdings ein gewisses Phlegma, wenngleich er ihn in seiner Vorwärtsbewegung als einen der gefährlichsten Bundesligaspieler einstufte. Sein ehemaliger Mitspieler Simon Schobel sagte: „So einer wie Scholle wird nur alle hundert Jahre geboren“.[2]

Erfolge

Einzelnachweise

  1. DHB-Database: Jochen Fraatz (Memento vom 8. September 2005 im Internet Archive)
  2. a b c d e Der Mann mit Dynamit in den Armen (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
  3. Jochen Fraatz in der Datenbank Olympia.org (englisch) Biography Jochen ftaatz ... therefor all the players were awarded with Silver Ray Leaf, Germany's highest sportaward..
  4. "Bundesligen ohne Fußball", Sport-Bild vom 3. Februar 1993, S. 60
  5. WAZ: Der 60 Minuten-Perspektivspieler (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive), Ausgabe vom 10. Mai 2009
  6. NGZ-Online: "Scholle" schrieb Handball-Geschichte, Ausgabe vom 13. Februar 2001
  7. noz.de: HSG Nordhorn-Lingen holt Talent Yannick Fraatz, abgerufen am 9. September 2016
  8. nord24.de: Jochen Fraatz: Berühmt für den Dreher, abgerufen am 9. September 2016