Landkreis Königsberg Nm.

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Das Kreisgebiet 1905

Der Landkreis Königsberg Nm., bis 1939 Kreis Königsberg Nm., bis ins 19. Jahrhundert auch Königsberger Kreis genannt, war ein preußischer Landkreis in der Neumark in der Provinz Brandenburg, der bis 1946 bestand. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute im Wesentlichen zum Powiat Gryfiński in der Woiwodschaft Westpommern in Polen. Die westlich der Oder gelegenen Gebietsteile des Landkreises gehören heute zu den Landkreisen Märkisch-Oderland und Uckermark im deutschen Bundesland Brandenburg.

Der Landkreis Königsberg Nm. umfasste am 1. Januar 1945 die acht Städte Bad Schönfließ Nm., Bärwalde Nm., Fürstenfelde, Königsberg Nm., Küstrin, Mohrin, Neudamm und Zehden (Oder) sowie 99 weitere Gemeinden und zwei Forst-Gutsbezirke.

Verwaltungsgeschichte

In der nachmittelalterlichen Zeit bildete sich in der Mark Brandenburg eine Gliederung in Kreise heraus. Einer dieser historischen Kreise war der Königsberger Kreis bzw. der Kreis Königsberg, der einen der drei sogenannten Vorderkreise in der Neumark bildete.[1] Im Rahmen der Bildung von Provinzen und Regierungsbezirken in Preußen erfolgte 1816 im Regierungsbezirk Frankfurt eine Kreisreform, durch die der Kreis Königsberg wie folgt verkleinert wurde:[2]

  • Die Orte Dölzig, Hammer, Herrendorf, Kerkow, Ringenwalde, Rosenthal, Rostin, Rufen, Schildberg, Simonsdorf, Werblitz, Woltersdorf, Wusterwitz und Zernickow wechselten aus dem Kreis Königsberg in den Kreis Soldin.
  • Die Städte Cüstrin, Neudamm und Fürstenfelde sowie die Orte Batzlow, Bleyen, Darrmietzel, Drewitz, Hälse, Kalenzig, Karlsbiese, Kerstenbrügge, Klewitz, Kutzdorf, Nabern, Neumühl, Quartschen, Schaumburg, Wilkersdorf, Wittstock, Zicher und Zorndorf wechselten aus dem Kreis Königsberg in den neugeschaffenen Kreis Cüstrin.

Zum 1. Januar 1836 wurde der Kreis Cüstrin wieder aufgelöst und das Gebiet, das bis 1816 zum Kreis Königsberg gehört hatte, fiel wieder an den Kreis Königsberg zurück.[3] Wegen der großen Entfernung der Kreisstadt Königsberg zum neuen Südteil des Kreises wurde in Küstrin ein zweites Landratsamt eingerichtet. Zum 1. Januar 1839 wurde das Landratsamt in Cüstrin aufgelöst und durch eine Außenstelle des Königsberger Landrats ersetzt.

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Königsberg i./Nm. entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke bis auf zwei aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. In den 1930er Jahren setzte sich der verkürzte Kreisname Königsberg Nm. durch. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Königsberg Nm. entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt. Das Territorium des Landkreises östlich der Oder wurde nach Kriegsende von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von den polnischen Verwaltungsbehörden aus diesem Teil des Kreisgebiets vertrieben.

Der Rest des Landkreises, nun nur noch die Gebiete westlich der Oder umfassend, bestand im Land Brandenburg in der Sowjetischen Besatzungszone noch kurzzeitig fort, bis er mit Wirkung zum 15. März 1946 aufgelöst wurde:[4][5][6]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
1750 31.654 [7]
1796 49.307 [8]
1816 32.824 [9]
1840 72.329 [10]
1871 90.497 [11]
1890 98.521 [12]
1900 95.236 [12]
1910 94.327 [12]
1925 98.204 [12]
1933 97.104 [12]
1939 95.924 [12]

Landräte

Landratsamt in Königsberg N/M. – Siegelmarke

Kommunalverfassung

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden.

Verkehr

Die Preußische Ostbahn erreichte 1857 von Frankfurt (Oder) her den späteren Knotenpunkt Küstrin und führte ihre Strecke weiter in Richtung LandsbergSchneidemühl. In Küstrin-Kietz mündete 1866 auch die Hauptbahn von Berlin ein.

Oderabwärts führte die Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft ihre Strecke 1875 bis Küstrin und 1876/77 weiter über Königsberg nach Stettin. In Jädickendorf – kurz vor der Kreisstadt – gingen zwei Nebenbahnen ab: die eine von der Preußischen Staatsbahn erbaute ab 1892 nach Wriezen in Richtung Berlin; die andere verlief ab 1899 über Bad Schönfließ nach Pyritz; sie gehörte der Stargard-Cüstriner Eisenbahn-Gesellschaft, deren Züge schon ab 1882 von Küstrin nach Pyritz fuhren.

Jenseits der Oder berührte die 1877 eröffnete Strecke Angermünde – Bad Freienwalde der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft die Gemeinde Bralitz. Das Landesverkehrsamt Brandenburg betrieb zwei Kleinbahnen im Kreis, der auch finanziell an der Zehdener Bahn beteiligt war. Ab 1896 verkehrte die Kleinbahn AG Cüstrin-Kriescht, wie sie anfangs firmierte, am Südrand des Warthebruchs entlang nach Osten. Die Kleinbahn Freienwalde-Zehden AG kam erst 1930 aus dem Oderbruch über den Fluss herüber. Im Jahre 1925 nahm die Stadt Küstrin eine meterspurige elektrische Straßenbahn in Betrieb.

Städte und Gemeinden

Stand 1939

Zum Landkreis Königsberg Nm. gehörten 1939 die folgenden Städte und Gemeinden:

1 Gemeinde westlich der Oder; gehört heute zu Brandenburg
2 Der Gemeindeteil Neu-Schaumburg lag westlich der Oder und gehört heute zur Gemeinde Bleyen-Genschmar in Brandenburg

Zum Landkreis gehörten außerdem die gemeindefreien Gutsbezirke Forst Neumühl und Forst Zicher.

Namensänderungen

Kleinere Namensänderungen gab es wie folgt:

  • 1928 Cüstrin → Küstrin
  • 1929 Nieder Wutzow → Niederwutzen

Verwaltung

Amtsgerichte (1894)

  • Amtsgericht Bärwalde
  • Amtsgericht Königsberg i. NM
  • Amtsgericht Küstrin
  • Amtsgericht Neudamm
  • Amtsgericht Zehden

Militärische Zugehörigkeit (1885)

Kirchen

Literatur

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staates. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 95–97, Ziffer 5.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 118–27.
  • Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867, S. 100–121.
  • Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 91–107.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafenthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 3, 1. Ausgabe, Brandenburg 1856, S. 384–426 (online).
  • W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 392–426.
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 91–126 (books.google.de); Ortsregister für alle drei Bände, S. 357–390 (books.google.de).
  • H.-G. Bluhm, W. Pflug, B. Regenberg, R. H. Tamm (Hrsg.): Kreis Königsberg/Neumark, Erinnerungen an einen ostbrandenburgischen Landkreis. Berlin und Bonn 1997, 2. Auflage, ISBN 3-929592-13-4.
  • Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg, Hermann Cramer, Halle 1872–1889, Band 4, Reprint, (Faksimilie), ISBN 978-3-88372-003-6, Potsdam 2011
  • M. Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. (Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006)

Weblinks

Commons: Landkreis Königsberg Nm. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ingo Materna, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Grenzen und Verwaltungsgliederung, S. 32 ff. (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  2. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 104 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  3. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 49, 1835, S. 363 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  4. Hohenwutzen und Umgebung bei genealogy.net
  5. Kietz und Umgebung bei genealogy.net
  6. Provinzialverwaltung Mark Brandenburg (Hrsg.): Verordnungsblatt der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg Nr. 7 vom 10. April 1946. Beschluß des Präsidiums der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg über die Auflösung des Restkreises Königsberg (Neumark) und Änderung der Grenzen der Landkreise Oberbarnim, Lebus und Angermünde.
  7. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3. Friedrich Maurer, Berlin 1809, Kap. Kreis Königsberg, S. 91 ff. (Digitalisat).
  8. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 42 (Digitalisat).
  9. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  10. Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30.
  11. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
  12. a b c d e f Michael Rademacher: Landkreis Königsberg Nm. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.