Kabinett Callaghan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kabinett Callaghan
Kabinett des Vereinigten Königreichs
{{{Legende}}}
Premierminister James Callaghan
Wahl 1974
Ernannt durch Königin Elisabeth II.
Bildung 5. April 1976
Ende 4. Mai 1979
Dauer 3 Jahre und 29 Tage
Vorgänger Kabinett Wilson IV
Nachfolger Kabinett Thatcher I
Zusammensetzung
Partei(en) Labour Party, Unterstützt durch Liberals
Repräsentation
House of Commons Labour
319/635

Unterstützt durch Liberals
13/635

Das Kabinett Callaghan wurde im Vereinigten Königreich am 5. April 1976 von Premierminister James Callaghan von der Labour Party gebildet und löste das Kabinett Wilson III ab. Das Kabinett blieb bis zum 4. Mai 1979 im Amt und wurde dann durch das Kabinett Thatcher I abgelöst.

Regierungszeit 1976 bis 1979

Callaghan hatte das Amt des Premierministers nach dem Rücktritt seines Parteifreundes Harold Wilson am 16. März 1976 angetreten. Aufgrund von Parteiaustritten und verlorenen Nachwahlen verfügte er über keine Mehrheit mehr im House of Commons. Hinzu kam eine sich verschlechternde Wirtschaftssituation, in deren Folge das Pfund Sterling auf 1,714 US-Dollar sank und die Zahl der Arbeitslosen auf 1,3 Millionen stieg. Angesichts der gleichzeitigen weltweiten Rezession schloss die Regierung am 28. Juni 1976 auf drei Jahre einen Sozialpakt mit den Gewerkschaften, in dem programmatische Prioritäten für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung wie Einfuhrbegrenzungen, Vermögenssteuer, Preis- und Lohnbeschränkungen gesetzt wurden. Künftige Streiks konnten dadurch allerdings nicht verhindert werden.

Das am 27. März 1977 geschlossene Kooperationsabkommen mit der Liberal Party verschaffte der Labour-Regierung wieder eine, wenngleich unsichere, Mehrheit im Unterhaus. Der Pakt wurde von der Liberal Party allerdings nach einem Jahr wieder aufgekündigt. Im sogenannten „Winter der Unzufriedenheit“ (‚Winter of Discontent‘) 1978/1979 lähmte ausgedehnte Streiks vor allem das Gesundheitswesen und andere wesentliche Dienstleistungsbereiche wie Krankenhäuser, Müllabfuhr und Transportwesen und minderten dadurch nachhaltig das Ansehen der Regierung. Um den Forderung schottischer und walisischer Nationalisten nachzukommen, propagierte die Labour Party am 28. März 1979 eine Politik der Devolution, das heißt der Übertragung von Rechten auf Zeit und unter dem letztendlichen Vorbehalt der Souveränität des Parlaments in London, an neu einzurichtende regionale Parlamente. Zu diesem Zweck veranstaltete Referenden erreichten jedoch weder in Schottland noch in Wales die erforderlichen Mehrheiten.

Unter dem Eindruck der tief greifenden Wirtschaftskrise und der sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Verteilungskämpfe kam es Ende der 1970er Jahre zunächst zu einer neuerlichen Polarisierung der politischen Parteien. Der bis dahin bestehende Grundkonsens über die Einrichtung eines Interventionsstaates mit sozialen Zielsetzungen zerbrach angesichts der offenkundigen Tatsache, dass dieser in der damaligen Situation nicht mehr zu finanzieren war. Während innerhalb der Labour Party „linke“ Strömungen an Bedeutung gewannen, forderten die konservativen Tories unter Margaret Thatcher, die seit 1975 Parteivorsitzende war, mit einem neoliberalen Programm die Abkehr vom Wohlfahrtsstaat und propagierten stattdessen die Förderung des Individualismus und der Marktgesetze.

Bei den Unterhauswahlen vom 3. Mai 1979 entfielen von 635 Sitzen im House of Commons 339 Mandate auf die Conservative Party, während die bislang regierende Labour Party 269 Sitze bekam. Sonstige Parteien stellten weitere 27 Abgeordnete. Daraufhin übernahm Margaret Thatcher als erste Frau in der Geschichte des Vereinigten Königreichs das Amt des Premierministers.

Minister

Dem Kabinett gehörten folgende Minister an:

Zugehörigkeit Labour
Amt Person Amtszeit
Premierminister
First Lord of the Treasury
Minister für den öffentlichen Dienst
James Callaghan 5. April 1976 4. Mai 1979
Lordpräsident des Rates Michael Foot 8. April 1976 4. Mai 1979
Lordkanzler Elwyn Jones, Baron Elwyn-Jones 8. April 1976 4. Mai 1979
Lordsiegelbewahrer Malcolm Shepherd, 2. Baron Shepherd
Fred Peart, Baron Peart
8. April 1976
10. September 1976
10. September 1976
4. Mai 1979
Schatzkanzler Denis Healey 8. April 1976 4. Mai 1979
Chefsekretär des Schatzamtes Joel Barnett 21. Februar 1977 4. Mai 1979
Außenminister Anthony Crosland
David Owen
8. April 1976
19. Februar 1977
19. Februar 1977
4. Mai 1979
Innenminister Roy Jenkins
Merlyn Rees
8. April 1976
10. September 1976
10. September 1976
4. Mai 1979
Minister für Landwirtschaft und Ernährung Fred Peart
John Silkin
8. April 1976
10. September 1976
10. September 1976
4. Mai 1979
Verteidigungsminister Roy Mason
Frederick Mulley
8. April 1976
10. September 1976
10. September 1976
4. Mai 1979
Bildungsminister Frederick Mulley
Shirley Williams
8. April 1976
10. September 1976
10. September 1976
4. Mai 1979
Minister für Beschäftigung Albert Booth 8. April 1976 4. Mai 1979
Energieminister Tony Benn 8. April 1976 4. Mai 1979
Umweltminister Peter Shore 8. April 1976 4. Mai 1979
Minister für Planung und Kommunalverwaltung John Silkin 8. April 1976 10. September 1976
Industrieminister Eric Varley 8. April 1976 4. Mai 1979
Kanzler des Herzogtums Lancaster Harold Lever 8. April 1976 4. Mai 1979
Minister für Nordirland Merlyn Rees
Roy Mason
8. April 1976
10. September 1976
10. September 1976
4. Mai 1979
Minister für Überseeentwicklung Reg Prentice 8. April 1976 21. Dezember 1976
Minister für Preise und Verbraucher Shirley Williams
Roy Hattersley
8. April 1976
10. September 1976
10. September 1976
4. Mai 1979
Minister für Schottland Bruce Millan 8. April 1976 4. Mai 1979
Minister für soziale Dienste David Ennals 8. April 1976 4. Mai 1979
Minister für soziale Sicherheit Stanley Orme 8. April 1976 4. Mai 1979
Handelsminister Edmund Dell
John Smith
8. April 1976
11. November 1978
11. November 1978
4. Mai 1979
Transportminister Bill Rodgers 10. September 1976 4. Mai 1979
Minister für Wales John Morris 8. April 1976 4. Mai 1979

Hintergrundliteratur

  • Der Große Ploetz. Die Enzyklopädie der Weltgeschichte, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 35. Auflage, 2008, S. 1512 f., ISBN 978-3-525-32008-2

Weblinks