Kernenergie in Spanien

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Die Kernenergie ist eine der wichtigsten Energieerzeuger in Spanien. Im Jahr 2020 stellte sie rund 22,18 % der spanischen Stromproduktion, knapp vor Windenergie (21,81 %).[1] Spanien betreibt derzeit fünf aktive Kernkraftwerke mit insgesamt sieben Reaktoren: Almaraz I und II, Ascó I und II, Cofrentes, Trillo I und Vandellós II.[2] Darüber hinaus gibt es einen vom Netz genommenen Reaktor, Garoña, und zwei im Rückbau, Vandellós I und José Cabrera-Zorita.[3] Eine Fabrik zur Herstellung des nuklearen Brennstoffs wird in Juzbado, Salamanca betrieben. Ein Lager für mittel- und schwachradioaktive Abfälle steht in Hornachuelos, Córdoba. Darüber hinaus gibt es ein Projekt zum Bau eines zentralen temporären Lagers (ATC) in Villar de Cañas, Cuenca, für Abfall mit höherer Radioaktivität.[4]

Bis Februar 2011 gab es ein Moratorium, das keinen Bau neuer Anlagen vorsah.[5] Allerdings wurde zu diesem Zeitpunkt das Gesetz über nachhaltige Wirtschaft vom Senat verabschiedet, welches die Verlängerung der Nutzungsdauer der Kernkraftwerke über 40 Jahre hinaus ermöglichte, falls vom Consejo de Seguridad Nuclear (CSN) („Rat für Nukleare Sicherheit“) genehmigt.[6]

Entwicklung

Die wirtschaftliche Nutzung der Kernenergie in Spanien begann bereits zur Zeit der Diktatur Francisco Francos. Das erste in Betrieb genommene Kernkraftwerk war 1968 der Druckwasserreaktor José Cabrera, eine Anlage mit kleiner Leistung von lediglich 150 Megawatt elektrisch sowie einem einzigen Dampferzeuger an einer einzigen Umwälzschleife. Es folgte 1971 der Siedewasserreaktor Garona mit 440 Megawatt elektrisch, bevor 1972 mit dem Kernkraftwerk Vandellos 1 eine Anlage anderer Technologie, ein UNGG-Reaktor von 500 MW elektrisch ans Netz genommen wurde. In diesem Werk ereignete sich 1989 ein schwererer Störfall, der seine Außerbetriebnahme zur Folge hatte.

Nach einer Übergangsphase von fast 10 Jahren ging dann mit dem Druckwasserreaktor Kernkraftwerk Almaraz 1 1981 eine weitere Neuanlage in Betrieb. Danach folgten die Inbetriebnahmen in dichter Abfolge: 1983 Kernkraftwerk Asco 1 (Druckwasserreaktor) in Katalonien, im gleichen Jahr Almaraz 2 (ebenfalls DWR), 1984 der Siedewasserreaktor Cofrentes, 1985 Asco 2 (DWR), 1987 das katalanische Vandellos 2 (DWR) und 1988 der deutsche KWU-DWR Trillo. All diese Anlagen haben eine gegenüber der vorherigen Phase erhöhte Leistung von 1.000 MW elektrisch.

Mit dem Kernkraftwerk Lemóniz im Baskenland verzeichnete auch Spanien ein nicht fertig gebautes KKW-Projekt, dies wegen der damaligen ETA-Terrorgefahr. Die Organisation hatte während der Bauzeit mehrere Anschläge auf dem Baugelände verübt.

Heute stehen die Zeichen in Spanien tendenziell auf Ausstieg aus der Kernenergie: Cabrera und Garona sind aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt; Neubau-Projekte sind nach einem Moratorium von 1983 nicht geplant.[7] Verstärkt hat sich dieser Trend nach dem Brand-Störfall von Vandellos 1 sowie dem Nuklearunfall von Fukushima. Dabei sollen allerdings die bestehenden Werke weiter laufen, solange sie sicher und wirtschaftlich sind. Spanien hat im Jahr 2000 seine Uranminen geschlossen und den Rückbau gestartet.

Liste der Kernkraftwerke in Spanien

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Atommülllagerung

Spanien hat mit El Cabril bereits ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb. Für die hochaktiven Abfälle wird derzeit noch ein Standort zwecks geologischer Tiefenlagerung gesucht.

Siehe auch

Quellen

  • Nuklearforum (Schweiz): Kernkraftwerke der Welt, div. Ausgaben

Einzelnachweise

  1. Newsletter Nº 74 enero 2021 - Foro Nuclear. Abgerufen am 16. Februar 2021.
  2. 294: SPAIN NUCLEAR SECTOR. Abgerufen am 16. Februar 2021 (englisch).
  3. Nuclear Power in Spain | Spanish Nuclear Energy - World Nuclear Association. Abgerufen am 16. Februar 2021.
  4. Resolución de 18 de enero de 2012, de la Secretaría de Estado de Energía, por la que se publica el Acuerdo de Consejo de Ministros de 30 de diciembre de 2011, por el que se aprueba la designación del emplazamiento del Almacén Temporal Centralizado de combustible nuclear gastado y residuos de alta actividad y su Centro Tecnológico Asociado. Boletín Oficial del Estado, 20. Januar 2021, abgerufen am 16. Februar 2021 (spanisch).
  5. El Gobierno asegura que mantiene la moratoria nuclear y que cerrará Garoña. 11. Januar 2007, abgerufen am 16. Februar 2021 (europäisches Spanisch).
  6. Ramón Méndez, Fernando Garea: Zapatero culmina su viraje nuclear y acepta prolongar las centrales. In: El País. 16. Februar 2011, ISSN 1134-6582 (elpais.com [abgerufen am 16. Februar 2021]).
  7. Atomkraft in Spanien. Abgerufen am 5. Dezember 2019.