Berliner Kunstpreis
Der Berliner Kunstpreis, offiziell Großer Kunstpreis Berlin, wird jährlich wechselnd von einer der sechs Sektionen der Akademie der Künste im Auftrag des Senats von Berlin verliehen. Er ist mit 15.000 Euro dotiert. Daneben verleihen die anderen Sektionen fünf mit jeweils 5000 Euro ausgestattete Kunstpreise Berlin.
Verleihung
Der Berliner Kunstpreis wird seit 1948 in Erinnerung an die Märzrevolution von 1848 vergeben. Bis 1969 verlieh ihn der Berliner Senat unter dem Namen Berliner Kunstpreis – Jubiläumsstiftung 1848/1948, die Preisverleihung fand durch den Regierenden Bürgermeister im Schloss Charlottenburg statt. Seit 1971 wird der Preis von der Akademie der Künste verliehen. Die Akademie vergibt den Preis jährlich wechselnd im Turnus ihrer sechs Sektionen in der Reihenfolge Bildende Kunst, Baukunst, Musik, Literatur, Darstellende Kunst sowie Film- und Medienkunst. Der Kunstpreis für „Film- und Medienkunst“ wird seit 1984 vergeben, von 1956 bis 1983 gab es stattdessen den Kunstpreis für „Film-Hörfunk-Fernsehen“. Der Preis, der alle sechs Jahre von der Sektion Literatur vergeben wird, trug bis 2010 den Namen Fontane-Preis und wird auch weiterhin mit der zusätzlichen Benennung „Fontane-Preis“ vergeben (Stand 2021).
Geschichte
Der „Große Kunstpreis Berlin“ hat eine wechselvolle Vorgeschichte. Er war ursprünglich am 18. März 1948 von der Stadt Berlin als „Berliner Kunstpreis – Jubiläumsstiftung 1848/1948“ gestiftet worden und sollte an die Märzrevolution sowie die „für einen neuen Staat gefallenen Revolutionäre“ erinnern. Erste Preisträger des kurz vor der Währungsreform mit je 10.000 Mark dotierten Preises waren im Jahr 1948 die Bildhauerin Renée Sintenis und die Komponisten Ernst Pepping und Wolfgang Fortner. Der damalige Senator für Volksbildung Joachim Tiburtius vergab den Preis ohne Vergabekriterien und ohne eine Jury.
1949 wurde eine Satzung ausgearbeitet. Der Preis (pro Sparte 3.000 DM) sollte alljährlich für Leistungen in der Literatur, der Musik, der Malerei, Grafik und Darstellenden Kunst vergeben werden. In der Folge ergaben sich Änderungen hinsichtlich der Sparten, der Aufteilung auf mehrere Preisträger und der Vergabekriterien. Ab Mitte der 1950er Jahre war die Preisverleihung immer wieder von Kritik begleitet.
Im Jahr 1956 wurden aus der ehemaligen Satzung „Richtlinien“. Diese legten fest, dass die Einzelpreise für Bildende Kunst zu einem Preis zusammengeführt werden und ein Preis für Film-Hörfunk-Fernsehen hinzukommt. Außerdem wurde eine eindeutige Zweiteilung in den Hauptpreis Berliner Kunstpreis und ein Stipendium Preis der Jungen Generation geschaffen. Es sollte zukünftig jeweils nur noch ein Künstler aus den sechs Kunstgebieten mit einem Hauptpreis à 4.000 DM und einem Stipendium à 2.000 DM bedacht werden. Die Jury-Mitglieder sollten nur noch auf Vorschlag der Akademie der Künste benannt werden. Nur die Überreichung der Auszeichnungen wurde mit Ehrenurkunde und Staatsakt noch vom jeweiligen Regierenden Bürgermeister in feierlichem Rahmen vorgenommen.
1969 schließlich fand die Preisverleihung unter dem Protest der Außerparlamentarischen Opposition statt, an die die Preisträger des Fontane-Preises Wolf Biermann und des Literaturpreises der Jungen Generation Peter Schneider unter entstehenden Tumulten ihre Preise weitergaben. Dies war für den Berliner Senat der Anlass, die Preisverleihung im Jahr 1970 auszusetzen. Die Akademie der Künste wurde aufgefordert, die Vergabe eines neuen Kunstpreises Berlin – Jubiläumsstiftung 1848/1948 in eigener Regie vorzunehmen. Nach vielen Diskussionen, intern und in der Öffentlichkeit, beschloss am 8. November 1970 das Plenum der Mitgliederversammlung der Akademie einstimmig neue Richtlinien: Die Vergabe soll zukünftig ohne Zeremoniell vorgenommen werden. Statt der zuletzt sechs Hauptpreise à 10.000 DM und sechs Preisen der Junge Generation à 5.000 DM fiel die Entscheidung auf jährlich zwei Hauptpreise zu je 15.000 DM und sechs Stipendien zu je 10.000 DM.
1978 wurden die beiden Hauptpreise zugunsten eines einzigen Kunstpreises Berlin in Höhe von 30.000 DM zusammengelegt. Dieser Preis sollte fortan turnusmäßig im Wechsel der sechs Sektionen der Akademie nur noch jährlich in einer Sparte vergeben werden. Aus den Stipendien wurden Förderungspreise.
Seit 2002 stehen insgesamt 45.000 Euro Preisgeld zur Verfügung: der Große Kunstpreis Berlin mit 15.000 Euro dotiert, die Kunstpreise mit je 5.000 Euro. Gemäß § 1 der Richtlinien werden mit dem Kunstpreis Berlin „künstlerische Leistungen“ ungeteilt ausgezeichnet bzw. in maximal „zwei gleiche Teile geteilt“ gefördert (Förderungspreis).
Seit 2011 firmieren die mit dem Kunstpreis Berlin verbundenen Auszeichnungen als Großer Kunstpreis Berlin (vormals Kunstpreis Berlin und Fontane-Preis) und Kunstpreis Berlin (vormals Förderungspreis) in sechs Kunstgebieten.[1]
Preisträger (ohne Fontane-Preise und Förderungspreise)
- 2022: Richard Peduzzi[2]
- 2021: Annett Gröschner (Literatur)
- 2019: Renée Gailhoustet (Architektur und Stadtplanung)
- 2018: Thomas Demand
- 2017: Emin Alper (Film- und Medienkunst)
- 2016: Frank Castorf (Darstellende Kunst), Peter Avar (Film- und Medienkunst)
- 2015: Sherko Fatah (Literatur); Achim Menges (Architektur)
- 2014: Mathias Spahlinger (Musik); Maren Ade (Film- und Medienkunst), Bettina Bartz (Darstellende Kunst), Stephan Thome (Literatur)
- 2013: Florian Beigel (Baukunst); Ali Samadi Ahadi und Nadim Mishlawi (Film- und Medienkunst), Ulrich Rasche (Darstellende Kunst), Reinhard Kaiser-Mühlecker (Literatur), Birgit Dieker (Bildende Kunst)[3]
- 2012: Cristina Iglesias (Bildende Kunst); Abbas Akhavan (Bildende Kunst), Tatiana Bilbao (Baukunst), Christoph Ogiermann (Musik), Kristof Van Boven und Manuel Pelmus (Darstellende Kunst), Astrid Schult und Sebastian Bäumler (Film- und Medienkunst), Monika Rinck (Literatur)
- 2011: Moritz Grove (Darstellende Kunst), Claire Denis (Film- und Medienkunst)[4], Nora Bossong (Literatur)
- 2010: Thomas Langhoff (Darstellende Kunst)
- 2008: Helmut Lachenmann (Musik)
- 2007: Architekturbüro SANAA (Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa) in Tokio (Baukunst)
- 2006: George Brecht (Bildende Kunst)
- 2005: Aki Kaurismäki (Film- und Medienkunst)
- 2004: Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin (Darstellende Kunst)
- 2002: Aribert Reimann (Musik)
- 2001: Hermann Czech (Baukunst)
- 2000: Anna und Bernhard Blume (Bildende Kunst)
- 1999: Kira Muratowa (Film- und Medienkunst)
- 1998: Horst Sagert (Darstellende Kunst)
- 1996: Pierre Boulez (Musik)
- 1995: Renzo Piano (Baukunst)
- 1994: Dieter Roth (Bildende Kunst)
- 1993: Otar Iosseliani (Film- und Medienkunst)
- 1992: Peter Zadek (Darstellende Kunst)
- 1990: Luigi Nono (Musik)
- 1989: Norman Foster (Baukunst)
- 1988: Rupprecht Geiger (Bildende Kunst)
- 1987: Lina Wertmüller (Film- und Medienkunst)
- 1986: Marianne Hoppe (Darstellende Kunst)
- 1984: Olivier Messiaen (Musik)
- 1983: Rolf Gutbrod (Baukunst)
- 1982: Meret Oppenheim (Bildende Kunst)
- 1981: George Tabori (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1980: Peter Stein (gab den Preis für Darstellende Kunst zurück)
- 1978: der Preis für Musik wurde nur in Form von zwei Förderungspreisen verliehen
- 1977: Joachim Schmettau (Bildende Kunst); Julius Posener (Baukunst)
- 1976: Wilhelm Borchert (Darstellende Kunst); Ernst Jacobi, Peter Watkins (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1975: Josef Tal (Musik)
- 1974: Gottfried Böhm (Baukunst)
- 1973: Bernhard Minetti (Darstellende Kunst); Internationales Forum des Jungen Films und Team, ARD-Filmstudio, Klaus Lackschéwitz, Heinz Ungureit (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1972: György Ligeti (Musik)
- 1971: Rainer Küchenmeister (Bildende Kunst); Fred Forbat (Baukunst)
- 1969: Heinrich Richter (Bildende Kunst); Ludwig Leo (Baukunst); Bernd Alois Zimmermann (Musik); Herbert Ihering (Darstellende Kunst); Peter Zadek (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1968: Wilhelm Wagenfeld (Bildende Kunst); Erwin Gutkind (Baukunst); Heinz Friedrich Hartig (Musik); Hans Lietzau (Darstellende Kunst); Georg Stefan Troller (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1967: Rudolf Hoflehner (Bildende Kunst); Frei Otto (Baukunst); Karl Böhm (Musik); Gustav Rudolf Sellner (Darstellende Kunst); Hans Richter (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1966: Hann Trier (Bildende Kunst); Walter Rossow (Baukunst); Johann Nepomuk David (Musik); Rudolf Platte (Darstellende Kunst); Dieter Ertel (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1965: Jan Bontjes van Beek (Bildende Kunst); Hermann Fehling (Baukunst); Elisabeth Grümmer (Musik); Ernst Deutsch (Darstellende Kunst)
- 1964: Ernst Wilhelm Nay (Bildende Kunst); Werner Düttmann (Baukunst); Hans Chemin-Petit (Musik); Rolf Henniger (Darstellende Kunst); Wolfgang Neuss (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1963: Max Kaus (Bildende Kunst); Sergius Ruegenberg (Baukunst); Paul Hindemith (Musik); Fritz Kortner (Darstellende Kunst); Jürgen Neven-du Mont (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1962: Friedrich Ahlers-Hestermann (Bildende Kunst); Egon Eiermann (Baukunst); Gerhart von Westerman (Musik); Gert Reinholm (Darstellende Kunst); Hans Rolf Strobel und Heinz Tichawsky (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1961: Rudolf Belling (Bildende Kunst); Ludwig Mies van der Rohe (Baukunst); Karl Amadeus Hartmann (Musik); Willi Schmidt (Darstellende Kunst); Robert Müller (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1960: Julius Bissier (Bildende Kunst); Paul Baumgarten (Baukunst); Wladimir Vogel (Musik); Erich Schellow (Darstellende Kunst); Günter Neumann, Heinz Pauck (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1959: Elsa Wagner (Darstellende Kunst)
- 1958: Fritz Winter (Bildende Kunst); Wassili Luckhardt (Baukunst); Hans Werner Henze (Musik); Martin Held (Darstellende Kunst); Robert Siodmak (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1957: Erich Heckel (Bildende Kunst); Ludwig Hilberseimer (Baukunst); Heinz Tiessen (Musik); Joana Maria Gorvin (Darstellende Kunst); Heinz Rühmann (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1956: Heinz Trökes (Bildende Kunst); Hugo Häring (Baukunst); Philipp Jarnach (Musik); Ernst Schröder (Darstellende Kunst); Helmut Käutner (Film-Hörfunk-Fernsehen)
- 1955: Gerhard Marcks, Hans Purrmann, Manfred Bluth, August Wilhelm Dressler (Bildende Kunst); Max Taut, Hans Scharoun (Baukunst); Sergiu Celibidache, Joseph Ahrens, Josef Greindl (Musik); Walter Franck (Darstellende Kunst)
- 1954: Paul Dierkes, Ursula Hanke-Förster, Otto Placzek, Max Pechstein, Curt Lahs, Hans Thiemann, Hans Orlowski, Sigmund Hahn (Bildende Kunst); Erna Berger, Hertha Klust, Volker Wangenheim (Musik); Tatjana Gsovsky, Käthe Braun, Caspar Neher (Darstellende Kunst)
- 1953: Alexander Gonda, Emy Roeder, Johannes Schiffner, Karl Hofer, Otto Hofmann, Ernst Böhm, Dietmar Lemke, Elsa Eisgruber (Bildende Kunst); Gerda Lammers, Karl Forster, Max Baumann (Musik); Käthe Dorsch, Ita Maximowna, Wolfgang Spier (Darstellende Kunst)
- 1952: Richard Scheibe, Lidy von Lüttwitz, Gerhart Schreiter, Karl Schmidt-Rottluff, Woty Werner, Eva Schwimmer, Gerda Rotermund, Georg Gresko (Bildende Kunst); Arthur Rother, Helmut Krebs, Giselher Klebe (Musik); Mary Wigman, Frank Lothar, Kurt Meisel (Darstellende Kunst)
- 1951: Louise Stomps, Mac Leube, Hans-Joachim Ihle, Theodor Werner, Alexander Camaro, Marcus Behmer, Siegmund Lympasik (Bildende Kunst); Boris Blacher, Gerhard Puchelt (Musik); Hermine Körner, O. E. Hasse (Darstellende Kunst)
- 1950: Bernhard Heiliger, Karl Hartung, Hans Uhlmann, Werner Heldt, Hans Jaenisch, Wolf Hoffmann, Wilhelm Deffke, Mac Zimmermann, Carl-Heinz Kliemann (Bildende Kunst); Werner Egk, Helmut Roloff, Dietrich Fischer-Dieskau (Musik); Heinz Tietjen, Boleslaw Barlog (Darstellende Kunst)
- 1948: Renée Sintenis (Bildende Kunst); Ernst Pepping, Wolfgang Fortner (Musik)
Weblinks
- Preise, Stiftungen, Stipendien bei der Akademie der Künste
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Pressemitteilung der Akademie vom 25. Januar 2011 (3. Absatz) (aufgerufen am 17. Januar 2012)
- ↑ Akademie der Künste Pressemitteilung vom 20. Januar 2022: Akademie der Künste vergibt Kunstpreis Berlin – Jubiläumsstiftung 1848/1948. Richard Peduzzi erhält den Großen Kunstpreis Berlin 2022, abgerufen am 21. Januar 2022
- ↑ Preise, Stiftungen und Stipendien. Abgerufen am 13. April 2021.
- ↑ vgl. Großer Kunstpreis Berlin an Claire Denis bei derstandard.at, 26. Januar 2011 (aufgerufen am 27. Januar 2011)