Lex

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lex

(f.; Plural

leges

, lateinisch für „Gesetz“) ist ein Begriff aus dem Römischen Reich, der im weiteren Sinne jede Rechtsvorschrift bezeichnet, im engeren Sinne jedoch nur jene Rechtsvorschriften, die einen bestimmten Weg durchlaufen hatten. Ursprung des Wortes sind die Verben

legere

(lesen bzw. auswählen) oder

ligare

(binden). Im Mittelalter wird der Begriff

lex

im Zusammenhang mit Rechtssammlungen benutzt, in der Neuzeit in der Rechtsphilosophie und im Staatsrecht.

Römisches Reich

Definition

Der Ursprung des Begriffs

lex

ist umstritten; der älteste römische Prozess, die

legis actio

, setzte wohl zunächst kein förmliches Gesetz voraus, sondern stellte einen Ritus dar, der zur Durchsetzung eigener (rechtlicher) Interessen ein formalisiertes, eben rituell festgelegtes Vorgehen vorsah.[1] Die spätrömischen Autoren hingegen verstehen unter einer

lex

eine Regel oder ein Gebot der souveränen Macht eines Staates, die sich, schriftlich publiziert, mit Rechten oder Pflichten an die Angehörigen dieses Staates richtet.

“Lex est commune praeceptum, virorum prudentium consultum, delictorum, quae sponte vel ignorantia contrahuntur, coercitio, communis rei publicae sponsio.”

„Eine

lex

ist eine allgemeine Vorschrift, die von umsichtigen Männern beschlossen wurde, deren Verletzungen, die willentlich oder unwissentlich begangen wurden, im allgemeinen öffentlichen Interesse mit Strafe bedroht sind.“

Papinian: Digesten. 1 tit.3 s1

“Quae scripto sancit quod vult, aut iubendo, aut vetando”

„Das schriftlich bestimmt, was gutgeheißen oder abgelehnt wird.“

Marcus Tullius Cicero:
De legibus
.
i.6 (siehe auch
De legibus
ii.16)

In den Institutionen Justinians (1 tit.2 s4) gibt es eine Definition, die sich direkter auf die Staatsmacht als Quelle des Gesetzes bezieht:

“Lex est quod Populus Romanus senatorio magistratu interrogante, veluti consule, constituebat.”

Lex

ist, was das römische Volk auf Antrag eines senatorischen Magistrats, zum Beispiel eines Konsuls, festsetzte.“

Diese Definition ist jedoch, wie Aulus Gellius bemerkt, nicht anwendbar auf die Gesetze zum

des Pompeius oder die Rückkehr des Cicero, die lediglich Individuen betreffen, also eigentlich

genannt werden.

Verfahren

1. In der Gesetzgebung der römischen Republik und beginnenden Kaiserzeit war die

lex

das nach dem Antragsteller (meist ein beziehungsweise beide Konsuln oder einer der Volkstribunen) benannte von der Volksversammlung beschlossene Gesetz, das die fünf Stufen des Gesetzgebungsverfahren durchlaufen hatte:

  • 1. Ein Magistrat (und nicht die Volksversammlung) bringt einen Gesetzentwurf in den Senat ein;
  • 2. Der Entwurf wird im Senat beraten;
  • 3. Der Gesetzentwurf wird veröffentlicht (
    promulgatio
    );
  • 4. Über den veröffentlichten Entwurf wird in den Comitien beraten () und abgestimmt, wobei die Vorlage nur angenommen (
    uti rogas
    – wie beantragt) oder verworfen (
    antiquo
    – es bleibt beim Alten), nicht aber abgeändert werden konnte;
  • 5. Das angenommene Gesetz wird veröffentlicht (
    publicatio
    ).

Seit 287 v. Chr. (

) waren die Plebiszite den

leges

von der Wirkung her gleichgestellt und wurden in der Folge fälschlicherweise auch als solche bezeichnet. In der Kaiserzeit wurden die

leges

durch den Senatsbeschluss (senatus consultum) und die kaiserliche Gesetzgebung (

constitutio

, zum Beispiel die

) allmählich verdrängt. Nach dem Modus der Inkraftsetzung betrachtet gibt es zwei Arten römischer

leges

,

leges curiatae

und

leges centuriatae

. Ursprüngliche

leges

waren nur die

leges curiatae

, die vom Volk in den

beschlossen wurden. Nach der Einrichtung der

gerieten die

comitia curiata

allmählich außer Gebrauch, bewahrten aber in der formellen Übertragung des

imperium

, die ausschließlich durch eine

möglich war, und in der Zeremonie der

adrogatio

(siehe Adoption im Römischen Reich), die lediglich in diesen

Comitia

getätigt wurde, über die Republik hinaus bis unter Augustus einen Schatten der alten Verfassung. Diese

leges

wurden in den

comitia centuriata

beschlossen, eingebracht (

rogabantur

) durch Magistrate von senatorischem Rang, die der

lex

dann auch ihren Namen gaben. Eine solche

lex

wurde auch als

populi scitum

(Festus, s.v. Scitum Pop.) bezeichnet. Als die

auf die gleiche Stufe gestellt wurden wie die

centuriata

, wurde das Wort

lex

auch auf Plebiszite angewandt, so dass

lex

ein allgemeiner Begriff wurde, der manchmal mit besonderen Bezeichnungen wie

lex plebivescitum

,

lex sive plebiscitum est

versehen wurde. In seiner Aufzählung der römischen Rechtsquellen (Top. 5) erwähnt Cicero keine Plebiszite, die er damit unzweifelhaft unter die

leges

subsumiert. Viele Plebiszite werden als

leges

zitiert, so wie die

lex Falcidia

(Gaius, ii.227) und die

lex Aquilia

(Cicero,

pro Tullio

, 8.11). Auf den Tafeln von Heraclea erscheinen die Worte

lege plebivescito

, um die gleiche Verordnung zu bezeichnen, und in der

lex Rubria

steht die Phrase „

ex lege Rubria sive id plebiscitum est

“ (Savigny, Zeitschrift etc. Band ix Seite 355).

Form

Der Form nach kann man die römische Gesetzgebung nach den noch vorhandenen Fragmenten beurteilen. Die Römer scheinen immer an den alten Begriffen gehangen zu haben und wenig überflüssige Worte zu benutzen. Große Sorgfalt wurde auf jene Klauseln verwandt, die vorgeschlagen wurden, um eine bestehende

lex

zu ändern, und große Sorgfalt wurde auch aufgewandt, um jede Überschneidung mit einer früheren

lex

zu vermeiden, wenn deren Änderung nicht beabsichtigt war. Die

leges

wurden oft in Kapitel (

capita

) eingeteilt (Cicero,

iii.23). Sie wurden in Bronze (

aes

) geschnitten und auf dem

(Sueton,

De vita Caesarum

28; Plutarch, Cat. Min. 17) ausgestellt. Vermutlich fand letzteres nur für eine bestimmte Zeit statt (Cicero

ad Atticus

xiv.12). Der Name der

lex

war üblicherweise vom Gentilnamen des Magistrats abgeleitet, der es einbrachte, wie die

lex Hortensia

vom Diktator Quintus Hortensius. Manchmal erhielt die

lex

ihren Namen von den beiden Konsuln oder anderen Magistraten, wie die

lex Acilia Calpurnia

, die

lex Aelia

oder

lex Aelia Sentia

, die

lex Papia

oder

lex Papia Poppaea

, wobei es üblich war, das Wort

et

(„und“) zwischen den beiden Namen wegzulassen, wenn es auch Ausnahmen davon gibt. Eine

lex

bezeichnete auch oft seinen Inhalt, wie die

lex Cincia de donis et muneribus

,

lex Furia testamentaria

,

lex Iulia municipalis

und viele andere.

Leges

, die sich auf allgemeinere Themen beziehen, wurden oft mit Kollektivnamen versehen, wie

leges agrariae

,

leges judiciariae

und andere. Manchmal wurde im Untertitel auf ein Kapitel einer

lex

verwiesen, zuzüglich zum Hinweis auf den Inhalt des Kapitels, zum Beispiel die

lex Iulia de fundo dotali

, die ein Abschnitt der

lex Iulia de adulteriis

war. Manchmal bezog eine

lex

ihren Namen auch aus dem hauptsächlichen Inhalt des ersten Kapitels, wie zum Beispiel bei der

lex Iulia de maritandis ordinibus

. Manchmal fasste eine

lex

auch verschiedene Vorschriften zusammen, die auch zu äußerst unterschiedlichen Themen gehörten; in diesen Fällen wurde die

lex satura

genannt (

lex Caecilia Didia

,

lex Iulia municipalis

). Der Wortlaut einer

lex

wurde von der Person festgelegt, die sie einbrachte, wobei sie sich in vielen Fällen der Hilfe einer Person bediente, die die Fachsprache beherrschte. Eine

lex

wurde den

comitia

in ihrer Gesamtheit zur Zustimmung oder Ablehnung vorgeschlagen, eine Diskussion über einzelne Bestimmungen gab es nicht, Änderungen waren nicht möglich, nicht einmal die Diskussion darüber. Die

sanctio

(Strafbestimmung) einer

lex

(Rhet. ad Herenn. ii.10; Papinian, Digesten 48 tit.19 s41) machte eine

lex

zu dem, was die Römer eine

perfecta

nannten. In einer

lex perfecta

werden Handlungen, die im Gegensatz zu den Bestimmungen der

lex

stehen, für nichtig erklärt. Wenn eine

lex

diese

sanctio

nicht enthielt, wurde sie

imperfecta

genannt (vergleiche

). Eine

lex

wurde

minus quam perfecta

genannt, wenn die Handlungen, die im Gegensatz zu den Bestimmungen der

lex

stehen, nicht für nichtig erklärt wurden, aber mit einer Strafe belegt waren (Savigny, System etc. Band iv Seite 549ff). Die Einteilung der

leges

in

perfectae

etc. ist offensichtlich nur auf solche

leges

anwendbar, die die Römer dem Bereich des

privatum ius

zuwiesen.

Anwendung

1. In den meisten Fällen dienten die

leges

der Lösung politischer Fragen, während privatrechtliche Probleme im Allgemeinen von den rechtsprechenden Behörden und Fachjuristen auf der Grundlage der bestehenden Rechtssätze und -normen entschieden wurden. Durch Gesetze wurden zum Beispiel verfassungsrechtliche (Beamtenlaufbahn (

), Amtsvergabe, Bürgerrechtsverleihung, Übertragung von Sondervollmachten und -kommandos), ökonomische (sogenannte Ackergesetze, Handelsbeschränkungen für Senatoren usw.) und sozialpolitische (Verhältnis Patrizier zu Plebejern, Stellung der Sklaven und Freigelassenen, Ehegesetze) Probleme geregelt. 2. Zu den

leges

gehören aber auch Festlegungen zwischen Behörden und Privatpersonen beziehungsweise zwischen Privatpersonen untereinander mit Vertragscharakter (zum Beispiel die Guts- und Bergwerksstatuten:

lex Hadriana

,

lex Manciana

und

lex metalli Vipascensis

). Der Begriff wird dann genutzt, um Vertragsbedingungen auszudrücken, offensichtlich mit Hinweis auf die bindende Kraft aller Verträge. Das Werk des Marcus Manilius (Konsul 149 v. Chr.) über den Handel wird von Cicero zitiert (

de Oratore

i.58) als „

Manilianas venalium vendendorum leges

“ (siehe Digesten 18 tit.1 s40, wo

lex

Verkaufsbedingungen meint). Entsprechend findet man den Ausdruck

leges censoriae

, um die Bedingungen auszudrücken, unter denen die Censoren öffentliches Eigentum bebauen ließen; und vielleicht bezeichnete der Begriff bestimmte ständige Regularien für derartige Fragen, zu denen die Zensoren bevollmächtigt waren (Frag.

de jure Fisci

, s18; Digesten 50 tit.16 s203). In beiden Fällen wird die Phrase

lex censoria

(im Singular) benutzt, und diese

lex

, ob sie ein Gesetz ist oder nicht, scheint auch in Kapitel eingeteilt zu sein. 3. Auch die von einem Oberbeamten (später vom Kaiser) aufgestellten Ordnungen für Provinzen und Städte (sogenanntes

lex data

, gegebenes Gesetz) wie die

lex Rupilia

für Sizilien,

lex Pompeia

für Bithynien, die Stadtrechte von Malaca (

lex Malacitana

), Salpensa (

lex Salpensana

), Urso (

) und Tarent (

lex Tarentina

) werden zu den

leges

gezählt.

Das Ende der klassischen
leges

In der Spätzeit der Republik wuchs die Zahl der

leges

stark an (Tacitus Annales iii.25-28), und Caesar wird nachgesagt, dass er eine Überarbeitung des gesamten Werks überlegt habe. Unter ihm und Augustus wurden viele Bestimmungen verabschiedet, die unter dem allgemeinen Namen

bekannt sind. Es wurde oft fälschlicherweise behauptet, dass keine

leges

oder Plebiszite nach der Zeit des Augustus in Kraft gesetzt wurden. Obwohl die Abstimmung nur Formsache war, wurde doch diese Form gewahrt, und wenn dem nicht wäre, dann wäre die Passage bei Gaius (i.2ff), in der er von

leges

und Plebisziten als gültiger Form der Gesetzgebung spricht, nicht korrekt. Außerdem werden viele Gesetze erwähnt, die in der römischen Kaiserzeit verabschiedet wurden, wie die

lex Visellia

, eine

lex agraria

unter Caligula, und eine

lex Claudia

zur Vormundschaft bei Frauen (Gaius, i. 157, 171). Dies tritt jedoch nicht mehr auf, als die alten Formen der Gesetzgebung beiseitegeschoben wurden, aber sie überlebten doch lange die Wahlen, auf die allein die Passage bei Tacitus (

Annales

i.15) verweist. Manchmal wird in Übersichten auch ein

senatus consultum

(Senatsbeschluss) als

lex

bezeichnet (14 tit.6 s9 § 4; s14), was keine große Ungehörigkeit darstellt, wenn wir die Zeit betrachten, als

senatus consulta

Gesetze waren. Nur darf ein echtes

senatus consultum

nicht mit einer echten

lex

verwechselt werden; es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass die

lex Claudia

des Gaius ein

senatus consultum

gewesen sei, und wenn er von einem

senatus consultum

aus der Zeit des Claudius spricht, nennt er sie so (i.84, 91). Schließlich: Es wird keine

lex

erwähnt, die nach der Zeit des Nerva verordnet wurde (Digesten 47 tit.21 s3 § 1).

Zwar sprach man auch in Hoher Kaiserzeit und Spätantike noch von leges, doch kamen diese nunmehr auf andere Weise zustande. Im 3. Jahrhundert konstatiert so Herennius Modestinus ausdrücklich, dass eine lex zu seiner Zeit nicht mehr vom Volk, sondern von den Kaisern gemacht werde (Digesten 48 tit.14 s1).

Mittelalter

Zu Beginn des 6. Jahrhunderts wurden unter der Bezeichnung

lex

im Westgoten- (

lex Romana Visigotorum

) und Burgundenreich (

lex Romana Burgundionum

) Gesetzbücher veröffentlicht, die für die römische Bevölkerung galten und Auszüge aus den älteren Gesetzessammlungen darstellten. Auch bei der späteren Aufzeichnung der germanischen Volksrechte findet der Name

lex

Verwendung (

,

,

,

,

,

usw.).

Neuzeit

Unter anderem in der Rechtsphilosophie wird

lex

noch in lateinischen Ausdrücken und Begriffen gebraucht, zum Beispiel:

  • Lex causae
    – im internationalen Privatrecht das anzuwendende Landesrecht
  • – die Verfallklausel
  • Lex fori
    – das am Gerichtsort geltende Recht
  • – ein Gesetz, das unvollkommen („nicht perfekt“) ist, weil es für den Fall der Zuwiderhandlung weder Strafe noch Unwirksamkeit der Handlung androht
  • Lex loci delicti
    – das Recht des Ortes, an dem die deliktische Handlung vorgenommen oder der Deliktserfolg eingetreten ist
  • Lex mercatoria
    – internationale Handelsgewohnheiten
  • – das später erlassene Gesetz geht dem früher erlassenen vor
  • Lex rei sitae
    – das an dem Ort einer Sache geltende Recht
  • – die speziellere Regel geht der allgemeinen vor
  • Lex superior derogat legi inferiori
    – das höhere Gesetz (zum Beispiel Verfassungsrecht) geht dem niederrangigeren Gesetz vor

Im Staatsrecht ist die

lex

ein aus bestimmtem Anlass ergangenes Maßnahmengesetz, oft (aber nicht offiziell) nach dem benannt, dem es zugutekommt oder den es treffen soll. Auch allgemeine Gesetze tragen zum Beispiel den Namen dessen, der den Entwurf eingebracht hat. Auch Gesetze, die auf die Bedürfnisse einzelner Personen oder Unternehmen zugeschnitten sind, werden oft inoffiziell nach diesen benannt (so zum Beispiel die

lex

Naumann 1998 in Deutschland[2] oder die

lex

Nokia 2009 in Finnland[3]). Solcherlei Gesetze genießen in der Regel gleichwohl kein hohes gesellschaftliches Ansehen, weshalb die Verwendung von

lex

+ Name oft negativ konnotiert ist.

Es kommt allerdings auch vor, dass die Gesetze nach ihrem Verfasser oder dem Abgeordneten, der sie eingebracht hat, benannt werden und dann typischerweise nicht negativ konnotiert sind, bspw. Lex Koller in der Schweiz.

Bedeutende römische
leges

(nach Alter absteigend):

  • Lex XII tabulorum
    (Zwölftafelgesetz, lateinisch Leges duodecim tabularum) aus den Jahren 450/449 v. Chr., die Kodifikation des bis dahin mündlich überlieferten Rechts durch die Decemviri legibus scribundis.
  • (nach den Konsuln Lucius Valerius Poplicola Potitus und Marcus Horatius Barbatus): mehrere Gesetze von 449 v. Chr., regeln staatsrechtliche Fragen (Politische Immunität der Volkstribunen, Aufbewahrung der Senatsbeschlüsse (
    senatus consulta
    ) im Ceres-Tempel, Verbindlichkeit der Plebiszite)
  • („Kuriatsgesetz über das Imperium“): aus der frühen Republik stammendes Gesetz, das die Übertragung der Amtsgewalt der Oberbeamten durch die regelte.
  • Lex Canuleia de conubio patrum et plebis
    („über die Ehe zwischen Patriziern und Plebejern“): 445 v. Chr.; durch das Gesetz wurden diese Ehen als legitim anerkannt.
  • : mehrere von den Volkstribunen Gaius Licinius Stolo und Lucius Sextius Lateranus 367 v. Chr. beantragte Gesetze, von denen neben einem Ackergesetz das wichtigste entscheidende Bestimmungen für die Entwicklung der römischen Staatsverfassung enthielt: an der Spitze des Staates zwei Konsuln, von denen einer Plebejer war, unter ihnen für die Rechtsprechung zuständig ein , dazu zwei .
  • Lex Poetelia Papiria de nexis
    (über Schuldknechtschaften, nach dem Konsul Gaius Poetelius Libo Visolus und Lucius Papirius Cursor): beseitigte 326 v. Chr. die freiwillige Schuldsklaverei, indem sie die Haftung für Schulden (zum Beispiel durch Abarbeiten, nicht mehr durch Verlust der Freiheit) regelte.
  • Lex Aquilia de damno
    („über Schaden, Buße“): 3. Jahrhundert v. Chr., regelte die Bußansprüche bei Diebstahl und Beschädigung von Sachen (Sklaven eingeschlossen).
  • : 300 v. Chr., erhöhte die Zahl der und Auguren auf acht beziehungsweise neun; die Plebejer erhielten Zutritt zu diesen Priesterkollegien.
  • Lex Hortensia de plebiscitis
    („über die Plebiszite“) des Diktators Quintus Hortensius: 287 v. Chr.; durch dieses Gesetz erhielten die Beschlüsse der
    Plebs
    (Plebiszite) Gesetzeskraft.
  • Lex Flaminia de agro Gallico et Piceno viritim dividundo
    („über Pro-Kopf-Verteilung des gallischen und picenischen Ackers“): 232 v. Chr., Landverteilung in Norditalien an römische Bürger
  • Lex Claudia de modo navium
    („über die Größe der Schiffe“): 218 v. Chr., das Gesetz verbot Angehörigen des Senatorenstandes den Besitz von Schiffen mit einem Fassungsvermögen von mehr als 330 Amphoren. Größere Handelsunternehmen waren damit den Senatoren untersagt, deren ökonomische Basis der Grundbesitz blieb, während der Handel sich beim Ritterstand konzentrierte.
  • („über Schenkungen“): das Plebiszit von 204 v. Chr. legte einen Höchstwert bei Schenkungen, außer an Verwandte, fest.
  • („Testamentsgesetz“): zwischen 204 und 169 v. Chr.; verbietet die Annahme von testamentarischen Legaten über 1000 As.
  • („Jahresgesetz“): 180 v. Chr., regelte den senatorischen .
  • : 169 v. Chr. erlassen, ergänzte die erbrechtlichen Bestimmungen der
    Lex Furia
    .
  • Lex Calpurnia de repetundis
    (vergleiche
    Lex Acilia
    von 123/2 v. Chr.): 149 v. Chr.
  • : Statut der Provinz Sizilien (131 v. Chr.)
  • Lex Acilia de repetundis pecuniis
    („über zurückzufordernde Gelder“): auf Antrag des Volkstribunen Manius Acilius Glabrio 123/122 v. Chr. erlassenes Gesetz gegen Erpressungen durch römische Beamte
  • : von Gaius Sempronius Gracchus 123 v. Chr. als Volkstribun beantragt:
    • Lex agraria
      („Ackergesetz“): Fortführung des Ackergesetzes des Tiberius Sempronius Gracchus vom Jahr 133 v. Chr.
    • Lex frumentaria
      („Getreidegesetz“): billiger Verkauf von Getreide an die städtische Plebs
    • („Geschworenengesetz“): drängte den Einfluss der Senatoren zugunsten der Ritter in den Gerichtshöfen zurück.
    • Lex militaris
      („Wehrgesetz“): Aushebung nicht unter dem 17. Lebensjahr, der Staat übernimmt Kosten für die Ausrüstung.
    • Lex de provincia
      Asia („über die Provinz Asia“): Einführung des römischen Steuerpachtsystems in dieser Provinz
    • Lex de provinciis consularibus
      („über die Konsularprovinzen“): bestimmt vor der Wahl, welche Provinz den künftigen Konsuln zur Verwaltung gegeben wird.
    • Lex de provocatione
      („über die Berufung“): regelte Fragen der Berufung gegen gerichtliche Urteile.
    • Lex de viis muniendis
      („über den Ausbau der Straßen“): Förderung des öffentlichen Straßenbaus
  • Lex agraria
    („Ackergesetz“): 111 v. Chr.
  • Lex Appuleia agraria
    („Ackergesetz“) des Lucius Appuleius Saturninus, 100 v. Chr.: regelte die Ackerversorgung der Veteranen.
  • Lex Appuleia de piratis persequendis
    („über die Verfolgung der Piraten“, ebenfalls von Saturninus): 100 v. Chr.
  • Lex Tarentina
    : Stadtrecht von Tarent (1. Jahrhundert v. Chr.)
  • Lex Iulia de civitate
    („über das Bürgerrecht“ des Konsuls Lucius Iulius Caesar): 90 v. Chr.; Gesetz, das allen Latinern und Bundesgenossen der Römer das römische Bürgerrecht verlieh
  • der Volkstribunen Marcus Plautius Silvanus und Gaius Papirius Carbo 89 v. Chr.: gewährte allen Bundesgenossen südlich des Po das römische Bürgerrecht.
  • Lex Pompeia de Transpadanis
    (“über die Transpadaner”) des Konsuls Gnaeus Pompeius Strabo: 89 v. Chr.; den Bewohnern nördlich des Po wurde das latinische Bürgerrecht verliehen.
  • , von 82 bis 79 v. Chr. von Sulla erlassen:
    • („Gerichtsgesetz“): Neuregelung des Gerichtswesens
    • („über die Beamten“): setzte eine bestimmte Folge der senatorischen Ämter fest.
    • Lex de praetoribus
      („über die Praetoren“): Erhöhung der Prätorenstellen auf acht
    • : Gesetz über die Verfolgung politischer Gegner und die Einziehung von deren Vermögen.
    • Lex de repetundis
      (vergleiche
      Lex Acilia
      )
    • („über die Volkstribunen“): beschränkte den Einfluss der Volkstribunen.
    • („über die 20 Quaestoren“): erhöhte die Quästorenzahl auf 20.
  • Lex Gabinia de piratis persequendis
    (vergleiche
    Lex Appuleia
    ): Gesetz, das 67 v. Chr. Pompeius den Krieg gegen die Piraten auf 3 Jahre übertrug
  • Lex Roscia theatralis
    : 67 v. Chr.; regelt die Sitzverteilung in den Theatern und den Zensus des Ordo Equesters, benannt nach Volkstribunen Lucius Roscius Otho.
  • des Gaius Manilius: 66 v. Chr., Übertragung der Kriegsführung gegen Mithridates VI. von Pontos und Tigranes II. von Armenien an Pompeius
  • , 65 v. Chr., des Gaius Papius über die Ausweisung der peregrini (Bürgerschaftsfremde)
  • Lex Pompeia
    : Statut der Provinz Bithynia, 63 v. Chr.
  • Von Gaius Iulius Caesar erlassene oder veranlasste :
    • Lex agraria
      („Ackergesetz“): 59 v. Chr. wurden zwei Ackergesetze erlassen, von denen das eine die Aufteilung der kampanischen Domänen vorsah.
    • Lex de repetundis
      (vergleiche
      Lex Acilia
      ): 59 v. Chr.; Gesetz, das noch in der römischen Kaiserzeit eine der wichtigsten Grundlagen der Provinzialverwaltung bildete
    • Lex Vatinia de imperio Caesaris
      („über das Kommando Caesars“): legte 59 v. Chr. die Provinzen fest, die Caesar nach Ablauf seines Konsulats für fünf Jahre unterstellt werden sollten.
    • Lex Licinia Pompeia
      der Konsuln Marcus Licinius Crassus und Pompeius: Verlängerung der gallischen Statthalterschaft Caesars um 5 Jahre 55 v. Chr.
    • Lex municipalis
      („Munizipiengesetz“): 45 v. Chr., regelte die Rechtsprechung in den Landstädten des römischen Reichs.
  • Lex Antonia de mense Quintili
    („über den Monat Quintilis“) des Konsuls Marcus Antonius: 44 v. Chr. Umbenennung des Monats in Juli zu Ehren des toten Caesars
  • : auch als
    Lex coloniae Iuliae Genetivae
    bezeichnetes Stadtrecht von Urso (Hispanien) von 44 v. Chr.
  • Lex Rubria de Gallia cisalpina
    : Statut der Provinz
    Gallia cisalpina
    (vor 42 v. Chr.)
  • : 40 v. Chr.; das Gesetz sicherte die Ansprüche des Erben, indem es gestattet, höchstens drei Viertel des Erbguts durch Legate zu veräußern.
  • des Augustus:
    • Lex de adulteriis coërcendis
      („über die Verhinderung von Ehebrüchen“): 18 v. Chr.; enthält Strafvorschriften für Unzucht und Ehebruch.
    • Lex iudiciorum publicorum et privatorum
      („über öffentliche und private Gerichte“): mehrere Gesetze zur Regelung des Verfahrens-, Straf- und Privatrechts
    • Lex de maritandis ordinibus
      („über die Heiratspflicht der Stände“): wohl 18 v. Chr.; enthält Eheverbote und -gebote sowie Sanktionen gegen Unverheiratete.
  • : 2 v. Chr.; beschränkte die Zahl der mit Testament freilassbaren Sklaven auf maximal 20 %.
  • : 4 n. Chr.; Altersbegrenzung bei Freilassung von Sklaven: Der Herr muss in der Regel mindestens 20, der Sklave mindestens 30 Jahre alt sein.
  • : 9 n. Chr.; führte die Bestimmungen der
    lex Iulia de maritandis ordinibus
    des Kaisers Augustus weiter.
  • Lex Iunia Norbanna
    : 19; gewährte freigelassenen Sklaven unter bestimmten Umständen ein beschränktes latinisches Bürgerrecht.
  • Lex Iunia Petronia
    : 19; bei Entscheidungen über die Frage, ob eine Person Sklave sei oder nicht, genügte Stimmengleichheit für die Freiheit.
  • : 61?; verbot, Sklaven ohne richterliches Urteil an Tierhetzen zu verkaufen.
  • („über das Imperium des Vespasian“): inschriftlich erhaltenes Gesetz, das die Grundlagen der Kaisergewalt Vespasians enthält. Die Übertragung der kaiserlichen Gewalt durch eine
    lex de imperio
    in der frühen Kaiserzeit hat die
    lex curiata de imperio
    der Republik zum Vorbild.
  • Lex Manciana
    : vielleicht von einem Legaten Vespasians erlassenes Gesetz (Statut) für die kaiserlichen wie privaten Grundbesitzungen in , das die gegenseitigen Rechte und Pflichten von Kolonen, Grundeigentümern, Verwaltern und Großpächtern regelte
  • : 82/84; Gemeindeordnung von Malaca (Hispanien)
  • : Stadtrecht von Salpensa in Hispanien (82/84)
  • : Stadtrecht von Irni in Hispanien (81)
  • Lex provinciae
    : die Verfassung einer römischen Provinz (hier für und )
  • Lex Hadriana de rudibus agris
    („über unbebaute Äcker“): von Hadrian wohl zur Ergänzung der
    lex Manciana
    erlassenes Gesetz mit besonderen Schutzverordnungen und Rechten für die Kolonen (Erbrecht; Inbesitznahme unbebauter Äcker)
  • Lex metalli Vipascensis
    („Statut des Bergwerks von Vipasca“): fragmentarisch erhaltene Inschrift, enthält in Form eines Vertrages zwischen einem kaiserlichen Prokurator und den Pächtern eines Erzbergwerks von Vipasca (Hispanien) das Statut des Betriebs aus dem 2. Jahrhundert, dem sicher eine für alle Bergwerke Hispaniens oder Lusitaniens gültige
    lex metallorum
    („Bergwerksordnung“) zugrunde lag.

Weblinks

Wiktionary: lex – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Detlef Liebs: Römisches Recht. 5. Auflage, 1999, S. 28.
  2. Noch nicht am Ziel, Welt online vom 12. Dezember 1998
  3. Finnische Firmen dürfen Mitarbeiter-Mails prüfen, Welt online vom 4. März 2009.