M541 (Motor)
Simson | |
---|---|
M541, links | |
M541 | |
Produktionszeitraum: | seit 1979 |
Hersteller: | Simson |
Funktionsprinzip: | Zweitakt-Verbrennungsmotor |
Motorenbauform: | Zweiradmotor |
Hubraum: | 49,9-70 cm3 |
Gemischaufbereitung: | Vergaser |
Motoraufladung: | |
Leistung: | 2,72 (3,7)-4,1 (5,6) kW (PS) kW |
Max. Drehmoment: | 5-6,7 N·m |
Vorgängermodell: | M52/M53 |
Nachfolgemodell: | keines |
Der M541 (als Stellvertreter für das Baumuster) war ein vom VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ (Simson) entwickelter und hergestellter Zweitakt-Verbrennungsmotor. Er löste die Motoren der M53/M54-Reihe[1] ab. Der M541 kam ab Ende 1979 in den Kleinkrafträdern von Simson zum Einsatz; zunächst in der Schwalbe, dann zusätzlich in der S 51 und weiteren Baureihen. 1983 kam eine auf dem M541 basierende 70-cm³-Variante mit der Bezeichnung M741 hinzu.
Die Bezeichnung M541 wird oft als Sammelbegriff für die Motor-Baureihen M541, M531, M542, M532 sowie M741 und M742 verwendet, da dieser am meisten gebaut wurde. Allen Motoren liegt dasselbe Baumuster zugrunde. Die verschiedenen Varianten unterscheiden sich nur minimal.
Geschichte und Bedeutung
Simson hatte bereits mit der M54/M53-Baureihe einen vollständig im Unternehmen geplanten und entwickelten Motortyp hervorgebracht. Die neue M541-Baureihe wurde ebenfalls bei Simson entwickelt und produziert. Einige grundsätzliche Konstruktionsmerkmale wurden vom Vorgänger übernommen, die einzelnen Baugruppen aber neu erdacht. Dieser Motor wurde so ausgelegt, dass einige Details abgewandelt werden konnten (siehe im Abschnitt Typen).
Die Konstruktion war durchdacht und leistungsfähig, so dass man ihn heute gerne als Grundlage für Tuning-Aufbauten verwendet. Gewerbliche Händler bieten den M541 durch Hubraumvergrößerung und weiteren Abänderungen mit einer Leistung von bis zu 23 PS an. Seit 2009 wird der Motor von der MZA Meyer-Zweiradtechnik Ahnatal GmbH vollständig neu produziert.
Erklärung der Bezeichnung
Simson bezeichnete seine Kleinkrafträder-Motoren dieser Baureihe immer nach folgendem Prinzip (hier am Beispiel des M541):
- M – für Simson Motor
- 5 – Nennhubraum in 10 cm³
- 4 – Gangzahl des Getriebes
- 1 – Ausführung (Ziffer zur Baureihen-Unterscheidung); 2 folgte mit Einführung der 12V-Elektrik 1989, 3 und 4 wurden für Modelle nach 1990 verwendet
- /X oder –XX – Ziffer(n) zur Angabe weiterer Spezifikationen
Danach folgten noch Buchstaben zur Beschreibung der Anbauteile. Hierbei gab es:
- K oder E – Kickstarter oder Elektrostarter
- F oder H – Fußschaltung oder Handschaltung; L bei Variante für Gartengerätesystem Fortschritt E930
- R – Roller-Variante, also geänderter Fußschalthebel und angepasste Kabelbaumführung der Zündung (für Schwalbe und SR50/SR80)
Ab Ausführung 3 wurde die Typ-Bezeichnung in Form eines aufgeklebten Etiketts am Motor angebracht.
Technische Daten
Bei allen Varianten besteht das Kurbelgehäuse und das Getriebe aus einem Gussblock. Der Primärtrieb ist schrägverzahnt, alle anderen Zahnradpaarungen geradverzahnt. Das Getriebe ist als Ziehkeilschaltung realisiert. Das Gehäuse und der Zylinder wurden im Druckguss aus AlSi9Cu1 hergestellt, die Laufbuchse besteht aus Grauguss und ist im Zylinder eingeschrumpft. Das Benzin-Öl-Gemisch übernahm auf Grund der von nun an außerhalb der Kurbelwellenlager angeordneten Wellendichtringe die Schmierung der Lager, wodurch eine gegenüber den Vorgängermotoren um 100 ml verringerte Getriebeölfüllmenge nötig war.
Die serienmäßige S 50 war dafür bekannt, dass sie trotz 60 km/h zulässiger Höchstgeschwindigkeit des Öfteren auf ebener Strecke bis zu 70 km/h „auf den Tacho“ brachte, selbst im Soziusbetrieb. (Da ein Tacho nicht zu wenig anzeigen darf, lag die tatsächlich erreichte Geschwindigkeit etwas unter 70 km/h, jedoch immer noch deutlich über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.) Hingegen tat sich dieses Modell besonders an Steigungen dann entsprechend schwer. Mit dem Langhubkonzept des neuen Motors erzielte man spürbar mehr Durchzugskraft im mittleren Drehzahlbereich und einen um ca. 11 % gesenkten Spritverbrauch. Weiterhin beabsichtigte Simson mit der neuen Motorkonstruktion einen etwas stärkeren Leistungsabfall oberhalb der bei 60 km/h im höchsten Gang anliegenden Drehzahl (ca. 6800/min).[2]
Die vorgesehene Grenznutzungsdauer des neuen Triebwerks stieg auf 40.000 km.
Die neue Motorengeneration hatte gegenüber der Baureihe M52/53/54 mit Klauenschaltung eine Ziehkeilschaltung. Bei dieser konnte die Anzahl der Gänge (drei, vier oder fünf) mit wenig Aufwand variiert werden.
Die Kickstarterwelle, die bei Stürzen oft verbogen wurde (was dann auch Ölaustritt zur Folge haben konnte), ließ sich bei den Vorgängermotoren nur durch ein sehr aufwendiges Zerlegen des Motor-/Getriebeblocks wechseln. Beim neuen Motor war der Wechsel der Welle sogar beim im Rahmen eingebautem Motor-/Getriebeblock möglich. Während ein Zahnradsektor beim Starten des Vorgängermotors in ein auf der Abtriebswelle sitzendes Zahnrad eingriff, wurde das Drehmoment des Kickstarters beim neuen Motor mit einem Freilauf übertragen. Das vermied ein Blockieren des Kickstarters durch Zahn-auf-Zahn-Stellungen.
Wie schon bei den S-50-Motoren, konnten die Zylinder der neuen Baureihe in 0,25-mm-Schritten bis zu sechsmal ausgeschliffen und mit einem dazu passenden, neuem Kolben gepaart, weiter genutzt werden.
Typ | Hubraum in cm³ | max. Leistung in kW (PS) bei 1/min | Bohrung × Hub in mm | Verdichtung | max. Drehmoment in Nm bei 1/min | Primärübersetzung | Kraftstoff |
---|---|---|---|---|---|---|---|
alle 50-cm³-Varianten (Exportvarianten können abweichen) |
|
2,72 (3,7) bei 5500 |
|
9,5 : 1 | 5 bei 4800 | 1 : 3,25 | Zweitaktgemisch 1:50 3 (vollsynthetisch 1:100) 4 |
alle 70-cm³-Varianten (Exportvarianten können abweichen) |
|
4,1 (5,6) bei 6000 |
|
10,5 : 1 | 6,7 bei 5500 | 1 : 2,952 | Zweitaktgemisch 1:50 3 (vollsynthetisch 1:100) 4 |
Hergestellte Bauvarianten (Typen)
Hinweis: Die Daten stammen aus originalen Reparaturanleitungen und Ersatzteilkatalogen. Es sind alle Varianten aufgelistet, die bis einschließlich 1990 hergestellt wurden (DDR-Produktion). Über einige ist jedoch wenig bekannt, das betrifft vor allem die Varianten für Export-Zweiräder (Simson exportierte in zahlreiche osteuropäische Staaten, sowie nach Großbritannien u. a). Nicht vollständig erfasst sind in dieser Liste die Varianten, die von den Nachfolgeunternehmen von FAJAS produziert wurden.
vollständige Bezeichnung | eingebaut in folgende Zweiräder |
Spezifikationen |
---|---|---|
M 531 (50 cm³ mit 3-Gang) | ||
M 531/2 KF | S 51 N | Mokickmotor mit 6V 25+21 Watt-Primärzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „3“ gekennzeichnet |
M 531 KF | S 51 B 1-3 | Mokickmotor mit 6V 25+21 Watt-Primärzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „3“ gekennzeichnet |
M 531 KFR | KR 51/2 N | Rollermotor mit 6V 25+21 Watt-Primärzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „3“ gekennzeichnet linke Außenrippe des Zylinderkopfes gekürzt |
M 531/2 KFS | SR 50 N | Rollermotor mit 6V 25+21 Watt-Primärzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „3“ gekennzeichnet |
M 531 KFS | SR 50 B3 | Rollermotor mit 6V 25+21 Watt-Primärzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „3“ gekennzeichnet |
M 531/3 KF-40 | verbaut in Exportmodell für Ungarn | (keine Informationen) |
M 531 KF-41 | verbaut in Exportmodell für Polen | (keine Informationen) |
M 541 (50 cm³ mit 4-Gang) | ||
M 541 KF | S 51 B 1-4 | Mokickmotor mit 6V 25+21 Watt-Primärzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 541/2 KF | S 51 E/4 | (keine Informationen) |
M 541/4 KF | S 51 B 2-41 S 51 B 2-4/11 S 51 E S 51 E II |
Mokickmotor mit 6V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 541/5 KF | S 51 C | Mokickmotor mit 6V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet Drehzahlmessermechanik angebaut |
M 541/1 KFR | KR 51/2 L | Rollermotor mit 6V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet linke Außenrippe des Zylinderkopfes gekürzt |
M 541 KFR | KR 51/2 E | Rollermotor mit 6V 25+21 Watt-Primärzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet linke Außenrippe des Zylinderkopfes gekürzt |
M 531 KFR | KR 51/2 N | Rollermotor mit 6V 25+21 Watt-Primärzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „3“ gekennzeichnet linke Außenrippe des Zylinderkopfes gekürzt |
M 541 KFS | SR 50 B4 | Rollermotor mit 6V 25+21 Watt-Primärzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 541 EFS | SR 50 CE | Rollermotor mit 6V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet abgeändertes Gehäuse mit Elektrostarter |
M 541/1 KFS | SR 50 C | Rollermotor mit 6V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 541/6 KF | verbaut in Exportmodell für England | (keine Informationen) |
M 541/8 KF | verbaut in Exportmodell für England | (keine Informationen) |
M 541/9 KF | verbaut in Exportmodell für Zypern | (keine Informationen) |
M 541 KF-41 | verbaut in Exportmodell für Polen | (keine Informationen) |
M 532 (50 cm³ mit 3-Gang) | ||
M 532 KF | S 51/1 B 32 | (keine Informationen) |
M 532 KFS | SR 50/1 B32 | (keine Informationen) |
M 532 KF-41 | verbaut in Exportmodell für Polen | (keine Informationen) |
M 542 (50 cm³ mit 4-Gang) | ||
M 542/2 KF | S 51/1 E/3 | (keine Informationen) |
M 542 KF | S 51/1 B | Mokickmotor mit 12V 35+21 Watt-Primärzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 542/4 KF | S 51/1 C1 S 51/1 E S 51/1 E1 |
Mokickmotor mit 12V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 542/5 KF | S 51/1 C | Mokickmotor mit 12V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet Drehzahlmessermechanik angebaut |
M 542 KFS | SR 50/1 B | Rollermotor mit 12V 35+21 Watt-Primärzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 542/1 KFS | SR 50/1 C | Rollermotor mit 12V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 542 EFS3 | SR 50/1 CE | Rollermotor mit 12V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet abgeändertes Gehäuse mit Elektrostarter |
M 542/6 KF-51 | verbaut in Exportmodell für England | (keine Informationen) |
M 542/8 KF | verbaut in Exportmodell für England | (keine Informationen) |
M 542 KF-41 | verbaut in Exportmodell für Polen | (keine Informationen) |
M 542/1 KF | verbaut in Exportmodell für Polen | (keine Informationen) |
M 542/9 KF | verbaut in Exportmodell für Zypern | (keine Informationen) |
M 543 (50 cm³ mit 4-Gang) | ||
M 543-50 | S 53-Modelle | Mokickmotor mit 12V PVL-Zündung Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet keine „IFA-Raute“ im Kupplungsdeckel angegossener Bolzen neben Ritzel (wegen 50 km/h Festsetzung) Gehäusebohrung (für Zylinderaufnahme) mit Absatz versehen |
M 553 (50 cm³ mit 5-Gang) | ||
M 553 KF | Sperber MS 50 | Mokickmotor mit 12V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit aufgeklebter „5“ gekennzeichnet |
M 741 (70 cm³ mit 4-Gang) | ||
M 741/1 KF3 | S 70 C | Mokickmotor mit 6V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet Drehzahlmessermechanik angebaut |
M 741/2 KF | S 70 E S 70 EII |
Mokickmotor mit 6V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 741 EFS3 | SR 80 CE | Rollermotor mit 6V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet abgeändertes Gehäuse mit Elektrostarter 4. Gang länger übersetzt |
M 741/3 KF | verbaut in Exportmodell für England | (keine Informationen) |
M 741/5 KF | verbaut in Exportmodell für England | (keine Informationen) |
M 742 (70 cm³ mit 4-Gang) | ||
M 742/2 KF3 | S 70/1 E S 70/1 E1 |
Mokickmotor mit 12V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet |
M 742/1 KF3 | S 70/1 C | Mokickmotor mit 12V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschalthebel Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet Drehzahlmessermechanik angebaut |
M 742 EFS3 (teuerste Variante) |
SR 80/1 CE | Rollermotor mit 12V 35+21 Watt-Elektronikzünder Fußschaltwippe Kupplungsdeckel mit eingegossener „4“ gekennzeichnet abgeändertes Gehäuse mit Elektrostarter 4. Gang länger übersetzt |
M 742/3 KF | verbaut in Exportmodell für England | (keine Informationen) |
M 742/5 KF | verbaut in Exportmodell für England | (keine Informationen) |
Der Motor wurde in veränderter Ausführung auch im Fortschritt E930 und dessen Nachfolgemodellen verbaut.
Literatur
- Erhard Werner: Ich fahre ein Kleinkraftrad. 7., durchges. u. erg. Auflage. Transpress-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-344-00004-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Star und Schwalbe Motor M53 KHL. In: Kraftfahrzeugtechnik. 9/1964, S. 335–338.
- ↑ Reparaturanleitung für Simson-Zweiradfahrzeuge S 51/1, S. 70/1 und SR 50/1 / SR 80/1. Fachbuchverlag, Leipzig 1988, S. 20.
- ↑ Simson: Technische Neuerungen und Reparaturhinweise. Oktober 1990, abgerufen am 25. März 2021.