Monte Carasso
Monte Carasso | ||
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Staat: | Schweiz | |
Kanton: | Tessin (TI) | |
Bezirk: | Bezirk Bellinzona | |
Kreis: | Kreis Bellinzona | |
Gemeinde: | Bellinzona | |
Postleitzahl: | 6513 | |
frühere BFS-Nr.: | 5013 | |
Koordinaten: | 720549 / 115962 | |
Höhe: | 237 m ü. M. | |
Fläche: | 9,70 km² | |
Einwohner: | 2872 (31. Dezember 2016) | |
Einwohnerdichte: | 296 Einw. pro km² | |
Website: | www.bellinzona.ch | |
Augustinerinnenkonvent, Kirche Santi Bernardino e Girolamo | ||
Karte | ||
Monte Carasso (lombardisch Muncheràss, Muncaràss [muŋkerˈasː muŋkarˈasː][1]) ist ein Ortsteil der Gemeinde Bellinzona im Schweizer Kanton Tessin. Bis zum 1. April 2017 bildete er eine selbständige politische Gemeinde, die zum damaligen Kreis Ticino gehörte.
Geographie
Monte Carasso liegt im Westen der Kantonshauptstadt Bellinzona am Ausgang des tief eingeschnittenen Sementinatales und am rechten Ufer des Tessins in der Magadinoebene. Das Gemeindegebiet erstreckt sich von 222 m ü. M. am Tessin im Süden bis zum Cima d’Erbea auf 2338 m ü. M. im Norden.
Die Bewohner des in vier Teile gegliederten Dorfes lebten früher vorwiegend in den verschiedenen Fraktionen am Bergfuss, so in Orenno, Gaggio und Pedemonte. Eine Seilbahn führt vom Dorf aus (230 m ü. M.) über den renovierten Weiler Curzútt (600 m ü. M.)[2] zur Alp Mornera auf 1347 m ü. M. Weiter hinauf geht es zu Fuss auf die Alp Albagno, die auf 1867 m ü. M. liegt und wo auch eine Hütte (capanna) zum Übernachten liegt.
Geschichte
Der Ort wurde 1348 erstmals als Monte Carassio erstmal erwähnt. Die Bedeutung des Ortsnamens ist unsicher, könnte aber «Berg beim steilen und tiefen Ort, beim Abgrund» bedeuten.[1]
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit sass ein ständiger Vertreter des Ortes im Rat von Bellinzona. Das Dorf erhielt 1506 das Fährrecht über den Fluss Tessin. Die Fähre blieb nach der Zerstörung der Torrettabrücke 1515 bis zu deren Wiederaufbau 1815 die wichtigste Verbindung über den Fluss. Die Einwohnerzahl blieb von 1591 (709 Einwohner) bis 1950 (1064 Einwohner) praktisch konstant und verdoppelte sich bis zum Jahr 2000 auf 2 133 Einwohner.
Am 2. April 2017 schloss sich Monte Carasso zusammen mit den damaligen Gemeinden Camorino, Claro, Giubiasco, Gnosca, Gorduno, Gudo, Moleno, Pianezzo, Preonzo, Sant’Antonio und Sementina der Gemeinde Bellinzona an.
Wirtschaft
Die Bevölkerung betrieb während Jahrhunderten Weidewirtschaft und Ackerbau. Von Mitte des 19. Jahrhunderts an emigrierten zahlreiche Einwohner nach Übersee. Im Jahr 2000 waren drei Viertel der Erwerbstätigen Pendler, da Monte Carasso zum Ballungsgebiet Bellinzona gehört.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||||
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Jahr | 1591 | 1784 | 1801 | 1850 | 1900 | 1950 | 1990 | 2000[3] | 2010 | 2016 | ||||
Einwohner | 709 | 600 | 496 | 619 | 956 | 1064 | 1610 | 2133 | 2648 | 2872 |
Sehenswürdigkeiten
- Die Pfarrkirche Santi Bernardino und Girolamo wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts an Stelle einer romanischen Betkapelle des 11.–12. Jahrhundert erbaut. Ihr angegliedert entstand gleichzeitig ein Augustinerinnenkonvent, der sich 1555 vom Frauenkonvent San Maria Elisabetta in Como löste.[4][5]
- Beinhaus[4]
- Die Kirche San Bernardo im Ortsteil San Bernardo stammt aus dem 12. bis 13. Jahrhundert und enthält Fresken der Seregneser Meister aus dem 15. Jahrhundert[6][4]
- Das Oratorium Madonna di Loreto oder Madonna della Valle wurde im 17. Jahrhundert erbaut und enthält Fresken des Malers Gian Giacomo Gorla[4]
- Die Kirche Santissima Trinità wurde 1655 vollendet; sie enthält eine Stuckarbeit von Carlo Antonio Nartinelli[7][4]
- Im Ort finden sich zahlreiche Bauten des Architekten Luigi Snozzi, der ab den 1980er Jahren den Dorfkern neu gestaltete: der ehemalige Augustinerinnenkonvent[4], der heute Primarschule und Kulturzentrum beherbergt (1987/1993), die Turnhalle (1984), die Urnenhalle des Friedhofs (1983/1990), das Haus des Bürgermeisters (1984), Banca Raiffeisen (1984)[4]
- Wohnhaus Taragnoli in Carà de Pedmúnt[4] mit Portal[4]
- Hängebrücke (ponte tibetano) über das Sementinatal, 2015 errichtet, 270 Meter lang[8]
- Fortini della Fame: In den Jahren 1853/1854 wurde südlich von Bellinzona ein Teilstück der von Guillaume-Henri Dufour entworfenen Befestigungslinie erstellt. Tessiner, die 1853 aus dem Lombardo-Venezianischen Königreich ausgewiesen worden waren, wurden im Sinne einer Arbeitsbeschaffungsmassnahme beauftragt, zwischen Sementina und Camorino eine Verteidigungslinie zu bauen, die als «Hungerfestungen» (Fortini della Fame) bekannt wurden. Die dem Wildbach Sementina entlang führenden Festungsbauten sind in der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Tessin aufgeführt[4][9].
1993 erhielt Monte Carasso den Wakkerpreis für vorbildlichen Ortsbildschutz. 1998 wurde die FONDAZIONE CURZÚTT - SAN BARNÁRD gegründet, um die alte Siedlung auf der Collina Alta oberhalb des Ortes wieder zu beleben.
Sport
- Unione Sportiva Monte Carasso[10]
Persönlichkeiten
- Nicola Locarnini (* 9. Mai 1888 in Monte Carasso; † 2. Dezember 1975 in Bellinzona), Tessiner Grossrat, Journalist der Zeitung Il Lavoro, Bezirkdirektor der PTT[11]
- Isidoro Marcionetti (1916–1999), Priester, Lehrer, Kunsthistoriker
- Gianni Rossini (* 27. April 1928 in Monte Carasso; † 11. Mai. 2010 in Gordola), Dozent, Literaturkritiker, Journalist[12]
- Giorgio Carmine (* 8. Februar 1945 Bellinzona), Kunstmaler, Glasmaler[13]
- Massimo Busacca (* 1969 in Monte Carasso), FIFA-Schiedsrichter[14]
- Andrea Pestoni (* 1977 in Monte Carasso), Musikerin, Komponistin[15]
- Christa Rigozzi (* 2. Mai 1983 in Monte Carasso), ehemalige Miss Schweiz 2006.
Literatur
- Virgilio Gilardoni: Monte Carasso. In: Inventario delle cose d’arte e di antichità. Edizioni dello Stato. Bellinzona 1955, S. 241–255.
- Simona Martinoli u. a.: Monte Carasso. In: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 48, 51, 52, 53, 54.
- Giuseppe Mondada: Notizie e documenti moncarassesi. Una monografia inedita di Siro Borrani. In: Bollettino storico della Svizzera italiana, (BSSI), Tip. e Lit. Carlo Colombi, Bellinzona 1989, S. 59–62.
- Luigi Snozzi: Monte Carasso, die Wiedererfindung des Ortes. Birkhäuser Verlag, Basel 1995.
- Graziano Tarilli: Monte Carasso. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. April 2017.
- Celestino Trezzini: Monte Carasso. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5: Monopole – Neuenkirch. Attinger, Neuenburg 1929, S. 142 f (Digitalisat).
Weblinks
- Monte Carasso auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde Bellinzona
- Amt für Statistik des Kantons Tessin: Bellinzona (italienisch)
- Bellinzona-Monte Carasso: Kulturgüterinventar des Kantons Tessin
- Website des Weilers Curzútts, der oberhalb Monte Carasso liegt
- Renzo Dionigi: Kirche San Bernardo, Fresken auf flickr.com
- Monte Carasso auf elexikon.ch
- La riscoperta dei fortini della fame nel 1968 (italienisch) auf lanostrastoria.ch/entries/
Einzelnachweise
- ↑ a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 608.
- ↑ Curzútt auf curzutt.ch (abgerufen am 1. März 2017).
- ↑ Graziano Tarilli: Monte Carasso. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. April 2017, abgerufen am 4. Februar 2020.
- ↑ a b c d e f g h i j Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 52–55.
- ↑ Pfarrkirche Santi Bernardino e Girolamo in portal.dnb.de (abgerufen am 8. Mai 2016.)
- ↑ Kirche San Bernardo
- ↑ Kirche Santissima Trinità
- ↑ Hängebrücke in Carasc
- ↑ Fortini della Fame (Hungerburgen)
- ↑ Unione Sportiva Monte Carasso (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Alberto Lepori, Fabrizio Panzera (Hrsg.): Uomini nostri. Trenta biografie di uomini politici. Armando Dadò Editore, Locarno 1989, S. 21.
- ↑ Gianni Rossini. In: Felice Filippini: C’è un solo villaggio nostro. Edizioni Cenobio, Gaggini-Bizzozero, Lugano 1972, S. 162–168.
- ↑ Giorgio Carmine. In: Sikart
- ↑ Massimo Busacca (italienisch) auf ti.ch/can/oltreconfiniti (abgerufen am 2. Oktober 2016).
- ↑ Andrea Pestoni auf portal.dnb.de (abgerufen am 1. März 2017).