Moritzmühle

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Moritzmühle
Gemeinde Hummeltal
Koordinaten: 49° 50′ 31″ N, 11° 29′ 48″ O
Höhe: 475 (471–479) m ü. NHN
Einwohner: (1. Jan. 2019)[1]
Postleitzahl: 95503
Vorwahl: 09246
Der Hummeltaler Ortsteil Moritzmühle mit dem landwirtschaftlichen Betrieb (links und Bildmitte) und der namensgebenden Moritzmühle verdeckt im Hintergrund. (Blick von Südwesten)

Die Moritzmühle ist eine alte Mühle, die im gleichnamigen Ort steht, einer fränkischen Einöde mit zwei getrennten Wohn- und Betriebsflächen (einer Landwirtschaft und einem ehemaligen Sägewerk), die zur Gemeinde Hummeltal gehört. Die Moritzmühle liegt im Talgrund der Püttlach und ist die zweite ehemalige Mühle am Oberlauf der Püttlach.

Geografie

Die Einöde Moritzmühle im nordöstlichen Bereich der Fränkischen Schweiz ist einer von 20 amtlich benannten Gemeindeteilen der Gemeinde Hummeltal im südöstlichen Teil von Oberfranken.[2] Der auf einer Höhe von 475 m ü. NHN gelegene Ort ist etwa sechs Kilometer von dem nordnordöstlich gelegenen Dorf Pettendorf entfernt, in dem die Hummeltaler Gemeindeverwaltung ihren Sitz hat.[3]

Geschichte

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts unterstand die Moritzmühle der Landeshoheit des Fürstentums Bayreuth.[4][5][6] Die für die Landeshoheit im fränkischen Raum maßgebliche Dorf- und Gemeindeherrschaft übte dabei das Stadtvogteiamt Bayreuth in seiner Funktion als Vogteiamt aus.[7][8] Die Hochgerichtsbarkeit über den Ort nahm dieses Amt in seiner Rolle als Fraischamt ebenfalls wahr.[9]

1791/1792 verzichtete der letzte Markgraf aus der Linie der Fränkischen Zollern, Karl Alexander, gegen eine Leibrente auf seine Herrschaftsgebiete und übergab sie an die in Berlin regierende königliche Hauptlinie der Hohenzollern. Diese gliederten diese Gebiete in das preußische Königreich ein und fassten sie als Ansbach-Bayreuth zusammen. Die Verwaltung wurde dem in Ansbach residierenden Gouverneur Karl August von Hardenberg übertragen. Nach der preußischen Niederlage im Vierten Koalitionskrieg wurde die Moritzmühle zusammen mit dem gesamten Fürstentum Bayreuth 1807 einer vom französischen Kaiserreich eingesetzten Militärverwaltung unterstellt.[10] Nachdem im Jahr 1810 das Königreich Bayern das Fürstentum käuflich erworben hatte, wurde die Moritzmühle bayerisch.[11]

Durch die Verwaltungsreformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Königreich Bayern wurde die Moritzmühle mit dem Zweiten Gemeindeedikt im Jahr 1818 zum Bestandteil der eigenständigen Landgemeinde Hinterkleebach, zu der noch die Dörfer Moritzreuth und Muthmannsreuth, der Weiler Weiglathal sowie die Einöde Neumühle gehörten.[12] Im Zuge der kommunalen Gebietsreform in Bayern in den 1970er Jahren wurde die Moritzmühle zusammen mit der Gemeinde Hinterkleebach am 1. Mai 1978 in die 1971 neu gebildete Flächengemeinde Hummeltal eingegliedert.[13] Im Jahr 2019 hatte die Einöde einen Einwohner.[1]

Die Moritzmühle war ursprünglich ein landwirtschaftlicher Betrieb mit einer einfachen Getreidemühle mit oberschlächtigem Wasserrad. Die Besitzer der Moritzmühle wanderten in der Mitte des 19. Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Die neuen Besitzer erweiterten im späten 19. Jahrhundert die Moritzmühle um eine wasserturbinengetriebene Sägemühle mit einfachem Vertikalgatter. Zu Beginn der 1960er Jahre wurde der Getreidemühlenbetrieb eingestellt und die Sägemühle in einen modernen Sägewerkbetrieb umgewandelt. Das Sägewerk ist heute nicht mehr in Betrieb, die Betriebsgebäude verfallen.

Verkehr

Eine aus dem Nordwesten von der Staatsstraße St 2163 kommende Gemeindeverbindungsstraße umläuft den Ort im Süden halbkreisförmig und führt weiter zur Kreisstraße BT 43, in die sie unmittelbar nach der Unterquerung der Bundesautobahn 9 einmündet. Vom ÖPNV wird die Moritzmühle nicht bedient, die nächstgelegene Bushaltestelle befindet sich an der Staatsstraße St 2163. Der am schnellsten erreichbare Bahnhof befindet sich in Creußen an der Bahnstrecke Schnabelwaid–Bayreuth und der nächste Fernbahnhof ist der Hauptbahnhof in Bayreuth.

Literatur

  • Richard Winkler: Bayreuth – Stadt und Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 30). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1999, ISBN 3-7696-9696-4.
  • Herbert Popp, Klaus Bitzer, Halk Thomas Porada: Die Fränkische Schweiz. Hrsg.: Sebastian Lentz, Bernhard Müller (= Landschaften in Deutschland). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2019, ISBN 978-3-412-51535-5.
  • Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5.
  • Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.
  • Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1.

Weblinks

Commons: Moritzmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Einwohnerzahl der Moritzmühle auf der Website der Gemeinde Hummeltal, abgerufen am 24. Juni 2020
  2. Moritzmühle in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 24. Juni 2020.
  3. Geografische Lage der Moritzmühle im BayernAtlas, abgerufen am 24. Juni 2020
  4. Die Fränkische Schweiz. In: Landschaften in Deutschland. S. 66, Karte „Die territoriale Differenzierung der Fränkischen Schweiz am Ende des Alten Reiches (1792)“.
  5. Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 31.
  6. Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 97–103.
  7. Bayreuth. Stadt und Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Dorf- und Gemeindeherrschaft und Vogteirechte 1792“.
  8. Bayreuth. Stadt und Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 376.
  9. Bayreuth. Stadt und Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichtsbezirke 1792“.
  10. Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 529.
  11. Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 530.
  12. Bayreuth. Stadt und Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 474.
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 676.