Oldhamit

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Oldhamit
Oldhamite-510145.jpg
Dunkelgraue Körner, Massen und winzige Adern aus Oldhamit in Calcit aus der Absetzerhalde des Tagebaus Lichtenberg, Ronneburg, Thüringen (Gesamtgröße: 1,5 cm × 1 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel CaS[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
2.CD.10 (8. Auflage: II/C.15)
02.08.01.05
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol kubisch-hexakisoktaedrisch; 4/m 3 2/m
Raumgruppe Fm3m (Nr. 225)Vorlage:Raumgruppe/225[1]
Gitterparameter a = 5,69 Å[1]
Formeleinheiten Z = 4[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,58; berechnet: 2,589[2]
Spaltbarkeit nach {001}[2]
Farbe hellbraun bis kastanienbraun, blassgrün
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz blendeartiger, metallischer Glanz
Kristalloptik
Brechungsindex n = 2,137[2]
Doppelbrechung keine, da optisch isotrop

Oldhamit (gesprochen: [əʊldə'mɪt;]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung CaS[1] und ist damit chemisch gesehen Calciumsulfid. Da ein geringer Anteil des Calciums gelegentlich durch Magnesium ersetzt (substituiert) sein kann, wird die Formel in einigen Quellen auch mit (Ca,Mg)S angegeben.[2]

Oldhamit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, entwickelt jedoch nur selten sichtbare Kristallformen, die bis etwa drei Millimeter groß[2] sein können. Bisher fand sich das Mineral fast ausschließlich in Meteoriten, wo es in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate und feiner Äderchen auftrat. Oldhamit ist durchsichtig bis durchscheinend und von hellbrauner bis kastanienbrauner Farbe. Frische Proben weisen einen blendeartigen, metallischen Glanz auf, allerdings laufen die Oberflächen an feuchter Luft schnell an.

Mit einer Mohshärte von 4 gehört Oldhamit zu den mittelharten Mineralen und lässt sich wie das Referenzmineral Fluorit leicht mit einem Taschenmesser ritzen.

Etymologie und Geschichte

Thomas Oldham, 1895

Erstmals entdeckt wurde Oldhamit im Meteoriten Bustee, der im Distrikt Basti des indischen Bundesstaats Uttar Pradesh niederging. Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte 1862 durch Nevil Story Maskelyne (1823–1911), der es nach dem irischen Geologen Thomas Oldham (1816–1878) benannte.

Typmaterial des Minerals wird unter anderem im Natural History Museum von London in England aufbewahrt (Katalog-Nr. 32100).[2]

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Oldhamit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo er zusammen mit Alabandin, Altait, Clausthalit, Crerarit, Galenit, Keilit und Niningerit die „Galenit-Reihe“ mit der System-Nr. II/C.15 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Oldhamit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zinn (Sn), Blei (Pb), Quecksilber (Hg) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alabandin, Altait, Clausthalit, Galenit, Keilit und Niningerit die „Galenitgruppe“ mit der System-Nr. 2.CD.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Oldhamit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Galenit-Gruppe (isometrisch: Fm3m)“ mit der System-Nr. 02.08.01 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m + n) : p = 1 : 1“ zu finden.

Kristallstruktur

Oldhamit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Fm3m (Raumgruppen-Nr. 225)Vorlage:Raumgruppe/225 mit dem Gitterparameter a = 5,69 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Bildung und Fundorte

Oldhamit bildet sich aufgrund seines hohen Schmelzpunktes von 2450 °C[2] als frühes Kondensat in kosmischen Nebeln, wo er sich möglicherweise in den Zwischenräumen von später gebildeten Enstatit-Chondriten und -Achondriten absetzt. Neben Enstatit können als Begleitminerale unter anderem noch Augit, Calcit, Gips, Niningerit, Osbornit und Troilit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Oldhamit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 40 Fundorte bekannt sind.[3] Seine Typlokalität, der Bustee-Meteorit, ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Indien.

In Deutschland fand man Oldhamit im zweiten Fragment des Neuschwanstein-Meteoriten, aber auch in der Absetzerhalde Lichtenberg der Uran-Lagerstätte Ronneburg.

Des Weiteren kennt man das Mineral aus verschiedenen Stein- und Eisenmeteoriten, die in der Antarktis, Aserbaidschan, China, Estland, Finnland, Frankreich, im Jemen, in Kanada, Malawi, Marokko, Neuseeland, Nigeria, Pakistan, Polen, Russland, der Sahara, in Südafrika, im Sudan und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) gefunden wurden.[4]

Oldhamit kann aber auch anthropogen bei einigen Verhüttungsprozessen entstehen.[5]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Oldhamite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 90.
  2. a b c d e f g Oldhamite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org PDF; 58,9 kB)
  3. Mindat – Anzahl der Fundorte für Oldhamit
  4. Fundortliste für Oldhamit beim Mineralienatlas und bei Mindat
  5. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 439 (Erstausgabe: 1891).