Operation Last Chance
Die Operation Last Chance ist eine internationale Kampagne mit dem Ziel, gesuchte NS-Täter der Justiz zuzuführen. Das Motto der Aktion lautet: „Spät, aber nicht zu spät.“ Für Hinweise, die zur Verurteilung einer der gesuchten Personen führen, sind jeweils 10.000 Euro ausgesetzt. Träger des Projekts sind das Simon Wiesenthal Center und die Targum Shlishi Foundation. Die Aktivitäten werden von Efraim Zuroff geleitet.
Organisation
Seit 2007 war die Initiative in 13 Ländern aktiv:
- seit 2002: Estland, Lettland und Litauen
- seit 2003: Österreich, Polen und Rumänien
- seit 2004: Kroatien und Ungarn
- seit 2005: Deutschland
- seit 2007: Argentinien, Chile, Uruguay und Brasilien[1]
Fahndungsliste
Seit 2016 ist keine neue Fassung der Liste veröffentlicht worden; letztlich dürfte dies auch wenig erfolgversprechend sein, da die meisten NS-Verbrecher mittlerweile verstorben sein dürften.
Aribert Heim und Alois Brunner wurden nach überzeugenden Indizien von offiziellen Stellen für tot erklärt, einen einzelnen eindeutigen Beweis für den Tod gab es jedoch nicht. Einer APA-Meldung vom 30. November 2014 zufolge soll Alois Brunner nach Angaben des Simon Wiesenthal Centers im Jahr 2009 oder 2010 in Damaskus gestorben sein.[15] Das österreichische Justizministerium belässt Brunner allerdings vorerst weiterhin auf der 2007 erstellten Liste von Personen, für die eine Belohnung von 50.000 Euro für zur Ergreifung führende Hinweise ausgelobt wurde.[16]
Iwan Kalymon ist am 29. Juni 2014 in Detroit gestorben.[17]
Das Landgericht Ellwangen hatte am 27. Februar 2014 das Verfahren gegen Hans Lipschis eingestellt, weil dieser nicht mehr in der Lage sei, sich angemessen zu verteidigen.[18]
Kritik
Der jüdische Historiker Michael Wolffsohn kritisierte das Projekt in einem Interview mit dem Deutschlandfunk für die Aussetzung eines Kopfgelds als „geschmacklos“. Im selben Zusammenhang bezeichnete er auch die Rückführung von John Demjanjuk als mögliche „institutionelle und vielleicht sogar personelle Wichtigtuerei“, sowie die Arbeit des Wiesenthal Centers als „Klamauk [der] aber nicht für eine wirklich intensive, pietätvolle Aufarbeitung“ stehe.[19]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jürgen Vogt: „Operation Last Chance“. Noch einmal versucht das Simon-Wiesenthal-Zentrum, in Südamerika ehemalige Nazi-Verbrecher aufzuspüren. In: Die Tageszeitung, 29. November 2007, S. 10.
- ↑ Efraim Zuroff: Worldwide Investigation and Prosecution of Nazi War Criminals (April 1, 2003 – March 31, 2004). An Annual Status Report. (PDF; 615 kB) August 2004, S. 42–43.
- ↑ SWC Annual Report on Nazi War Criminals Reveals Dramatic Rise in New Investigations; Slams Ukraine and Others; & Praises US for Outstanding Success. 4. Mai 2005
- ↑ Wiesenthal Center Annual Report on Worldwide Investigation and Prosecution of Nazi War Criminals. 23. April 2006.
- ↑ Wiesenthal Center Annual Report Notes Rise in Number of Convictions of Nazi War Criminals During Past Year. 15. April 2007;
Efraim Zuroff: Worldwide Investigation and Prosecution of Nazi War Criminals (April 1, 2006 – March 31, 2007). An Annual Status Report. (MS Word; 401 kB) August 2007. - ↑ SWC Annual Worldwide Report and Most Wanted List for Nazi War Criminals. 30. April 2008.
- ↑ Wiesenthal Center Annual Report on the Prosecution of Nazi War Criminals. 20. April 2009.
- ↑ SWC Annual Nazi War Criminal Report. 11. April 2010;
Efraim Zuroff: Worldwide Investigation and Prosecution of Nazi War Criminals (April 1, 2009 – March 31, 2010). An Annual Status Report. November 2010, S. 38–42. - ↑ Simon Wiesenthal Center's Tenth Annual Report on the Investigation and Prosecution of Nazi War Criminals. (Memento des Originals vom 28. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 1. Mai 2011;
Efraim Zuroff: Worldwide Investigation and Prosecution of Nazi War Criminals (April 1, 2010 – March 31, 2011). An Annual Status Report. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. November 2011. - ↑ SWC Annual Status Report on the Worldwide Investigation and Prosecution of Nazi War Criminals. (PDF; 95 kB) 2012;
Efraim Zuroff: Worldwide Investigation and Prosecution of Nazi War Criminals (April 1, 2011 – March 31, 2012). An Annual Status Report. (PDF; 502 kB) Dezember 2012, S. 39–43. - ↑ Efraim Zuroff: Simon Wiesenthal Center 2013 Annual Report on the Status of Nazi War Criminals. (PDF; 379 kB) April 2013.
- ↑ Wiesenthal Center 2014 Annual Report Praises New Legal Strategy by German Prosecutors Which Has Led to Impressive Results. 28. April 2014
- ↑ Wiesenthal Center 2015 Annual Report on the Investigation and Prosecution of Nazi War Criminals. 1. April 2015.
- ↑ Wiesenthal Center 2016 Annual Report Praises Renewed Efforts by German Prosecutors. 4. Mai 2017
- ↑ derStandard.at - Österreichischer Nationalsozialist Brunner offenbar 2009 gestorben. APA-Meldung vom 30. November 2014, abgerufen am 30. November 2014.
- ↑ derStandard.at - In Österreich bleibt Brunner vorerst auf Nazi-Kopfgeldliste. Artikel vom 1. Dezember 2014, abgerufen am 10. Juni 2016.
- ↑ John Kalymon, Elderly 'Nazi,' Dies Before Germany Can Try Him For Murder. (Memento des Originals vom 10. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Huffington Post vom 9. Juli 2014 (englisch, abgerufen am 10. Juni 2016).
- ↑ Burhoff online: Entscheidungen: Andere Gerichte: NS-Verfahren, Verhandlungsfähigkeit, Anforderungen / LG Ellwangen, Beschl. v. 27.02.2014 - 1 Ks 9 Js 94162/12. Abgerufen am 10. Juni 2016.
- ↑ Wolffsohn kritisiert Plakataktion zu Nazi-Verbrechen als geschmacklos.