Priosjornoje (Kaliningrad, Nesterow)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Untergegangener Ort
Priosjornoje
Groß Kallweitschen (Kornberg)
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 27′ N, 22° 41′ OKoordinaten: 54° 26′ 38″ N, 22° 41′ 24″ O
Priosjornoje (Kaliningrad, Nesterow) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Priosjornoje (Kaliningrad, Nesterow) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Priosjornoje (russisch Приозёрное, deutsch Groß Kallweitschen, 1938–1945: Kornberg) ist ein verlassener Ort im Rajon Nesterow der russischen Oblast Kaliningrad.

Die Ortsstelle befindet sich einen Kilometer vom Ufer des Wystiter Sees entfernt drei Kilometer südöstlich von Jagodnoje (Bredauen) unweit der Regionalstraße 27A-059 (ex R510). Beim Ortsteil Klein Kallweitschen gab es vor 1945 einen Grenzübergang zur litauischen Stadt Vištytis. Zu Sowjetzeiten gab es dort eine Durchgangsstraße, heute ist die Grenze geschlossen.

Geschichte

Kallweitschen, auch Missischken oder Miczischken genannt, war um 1780 ein meliertes Dorf.[1] Um 1870 bestand die Landgemeinde Kallweitschen aus den beiden Ortsteilen Grosskallweitschen und Kleinkallweitschen (54° 27′ 8″ N, 22° 42′ 4″ O). 1874 wurde sie namensgebend für einen neu gebildeten Amtsbezirk im Kreis Goldap.[2] Seit etwa 1880 hieß die gesamte Landgemeinde Groß Kallweitschen. Es gab dort einen jüdischen Bevölkerungsanteil von etwa zehn Prozent (1905: 31 Personen).[3] 1938 wurde die Gemeinde in Kornberg umbenannt. Der Ortsteil Klein Kallweitschen hieß nun Kleinkornberg.

Im Oktober 1944 wurde der Ort von der Roten Armee besetzt. Die neue Polnische Provisorische Regierung ging zunächst davon aus, dass er mit dem gesamten Kreis Goldap unter ihre Verwaltung fallen würde. Im Potsdamer Abkommen (Artikel VI) von August 1945 wurde die neue sowjetisch-polnische Grenze aber unabhängig von den alten Kreisgrenzen anvisiert, wodurch der Ort unter sowjetische Verwaltung kam. Im November 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung Priosjornoje und wurde gleichzeitig dem Kalininski selski Sowet im Rajon Nesterow zugeordnet.[4] Die polnische Umbenennung des Ortes in Mściszki Wielkie im Oktober 1948[5] wurde nicht mehr wirksam. Priosjornoje wurde vor 1975 aus dem Ortsregister gestrichen.[6]

Das ehemalige Klein Kallweitschen wurde auf einer Karte aus den 1980er Jahren mit Maloje Belosjornoje bezeichnet[7] und gehört heute laut Open Street Map zu Jagodnoje.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[8] 297
1871[8] 315 Davon in Großkallweitschen 287, in Kleinkallweitschen 28
1885[9] 281 Davon in Groß Kallweitschen 252, in Klein Kallweitschen 29
1905[3] 316 Davon in Klein Kallweitschen 31
1910[10] 281
1933[11] 273
1939[12] 230

Amtsbezirk Kallweitschen (Kornberg) 1874–1945

Der Amtsbezirk Kallweitschen wurde 1874 im Kreis Goldap eingerichtet.[2] Er bestand zunächst aus sieben Landgemeinden (LG) und dem Gutsbezirk (GB) Wystiter See.

Name Änderungsname
von 1938
Russischer Name
nach 1945
Bemerkungen
Abscherningken (LG) Ebershagen
(Groß) Kallweitschen (LG) Kornberg Priosjornoje
Kraginnen (LG) Kraghof
Kuiken
[Ksp Szittkehmen] (LG)
Albrechtsrode
Matzutkehmen (LG) Wellenhausen
Ribbenischken (LG) Ribbenau Uwarowo
Wystiter See (GB) 1908 zum GB Bredauen, 1928 zur LG Wyszupönen
Wyszupönen (LG) Kaltensee Rybino 1936 bis 1938: Wyschupönen

1935 wurden die Landgemeinden in Gemeinden umbenannt. 1939 wurde der Amtsbezirk in Kornberg umbenannt. Im Oktober 1944 umfasste der Amtsbezirk Kornberg die sieben Gemeinden Albrechtsrode, Ebershagen, Kaltensee, Kornberg, Kraghof, Ribbenau und Wellenhausen.

Kirche

Groß Kallweitschen/Kornberg gehörte zum evangelischen Kirchspiel Szittkehmen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Littthauischen Cammer-Departement, S. 63.
  2. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Kornberg
  3. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  5. Durch die Rozporządzenie Ministrów: Administracji Publicznej i Ziem Odzyskanych z dnia października 1948 r. o przywróceniu i ustaleniu urzędowych nazw miejscowości (Verordnung des Ministeriums für die öffentliche Verwaltung und die wiedergewonnenen Gebiete vom 1. Oktober 1948 über die Wiederherstellung und Bestimmung der offiziellen Ortsnamen)
  6. In der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf soldat.ru/ (rar-Datei) taucht der Ort nicht mehr auf.
  7. Sowjetische Topographische Karte 100k-n34-058, Ausgabe 1985
  8. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874
  9. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  10. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Goldap Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Goldap
  11. Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
  12. Michael Rademacher: Landkreis Goldap. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.