Krasnolessje

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Dorf
Krasnolessje
Rominten (Hardteck)

Краснолесье
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Frühere Namen Rominten, Groß-Rominten (bis 1938)
Hardteck (1938–1946)
Höhe des Zentrums 150 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40144
Postleitzahl 238023
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 224 816 007
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 22° 23′ OKoordinaten: 54° 23′ 40″ N, 22° 22′ 30″ O
Lage im Westteil Russlands
Lage in der Oblast Kaliningrad

Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/Daten

Krasnolessje (russisch Краснолесье, bis 1938 (Groß-)Rominten, 1938–1945 Hardteck) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Nesterow im Rajon Nesterow.

Geographische Lage

Das Dorf liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa elf Kilometer nordnordöstlich von Goldap. Östlich des Dorfs befindet sich die Rominter Heide (russisch Krasny Les), die früher bevorzugtes Jagdgebiet preußischer Landesherren war. Durch die Rominter Heide fließt der Fluss Krasnaja (früher Rominte).

Name

Der Name Rominten weist auf ein prußisches Heiligtum,[1] denn heidnische Gottesdienste wurden in freier Natur, in Wäldern und auf Heiden abgehalten (roms, rams: still, ruhig, andächtig).

Geschichte

Das Dorf Rominten wurde 1539 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, obwohl angenommen wird, dass die Besiedlung schon einige Jahrzehnte vor diesem Datum begann. Rominten sollte nicht mit dem gegen 1500 besiedelten und urkundlich erwähnten Dorf Hof Rominten (Kummetschen) verwechselt werden. Bekannt ist, dass in den Jahren 1535–65 14 Bauernhöfe in Rominten gebaut wurden. 1542 gab es im Dorf schon 45 Hauswirtschaften, deren Anzahl sich später auf 51 erhöht hat.

Im Jahr 1735 wurde im Dorf eine Schule errichtet.

1863 wurde Rominten zusammen mit dem Gut Praßberg zu einem freien nicht-vererbbaren, von der Fronpflicht befreiten Siedlung mit 277 Häusern und der Flächengröße von 765 ha. Der Viehbestand schloss 95 Pferde, 55 Rinder, 140 Schafe, 131 Schweine und 1 Ziege ein. 1862–65 wurde eine für alle Dörfer in der Umgebung wichtige 30 Kilometer lange Landstraße von Kiauten (russisch: Smirnowo) bis zur Grenze des Bezirks Stallupönen über Rominten und Tollmingkehmen gebaut. Im Jahr 1874 wurde die Landgemeinde Rominten Sitz eines Amtsbezirks im Landkreis Stallupönen.[2] Um 1900 wurde die Landgemeinde in Groß-Rominten umbenannt. 1901 wurde die Bahnstrecke Goldap–Stallupönen mit einem Bahnhof in Groß Rominten eröffnet. Das wurde zu einer wichtigen Voraussetzung zur Entwicklung der Gewerbetätigkeit und nicht zuletzt des Tourismus im Dorf, wozu jährliche Aufenthalte von der Kaiserfamilie in Kaiserlich Rominten wesentlich beitrugen.

Im Rahmen der nationalsozialistischen Umbenennungen wurde Groß-Rominten 1938 in den willkürlich gewählten Namen „Hardteck“ umbenannt.

Im Oktober 1944 wurde der Ort von der Roten Armee besetzt. Die neue Polnische Provisorische Regierung ging zunächst davon aus, dass er mit dem gesamten Kreis Goldap unter ihre Verwaltung fallen würde. Im Potsdamer Abkommen (Artikel VI) von August 1945 wurde die neue sowjetisch-polnische Grenze aber unabhängig von den alten Kreisgrenzen anvisiert, wodurch der Ort unter sowjetische Verwaltung kam. Die polnische Umbenennung des Ortes in Rominty Wielkie im November 1946[3] wurde (vermutlich) nicht mehr wirksam. Im Juni 1947 erhielt er den russischen Namen Krasnolessje und wurde gleichzeitig Sitz eines Dorfsowjets im Rajon Nesterow.[4] 1954 gelangte Krasnolessje mit dem gesamten Dorfsowjet in den Tschistoprudnenski selski Sowet. Von 2008 bis 2018 gehörte der Ort zur Landgemeinde Tschistoprudnenskoje selskoe posselenije und seither zum Stadtkreis Nesterow.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner[5] Bemerkungen
1780 143 109 Erwachsene, 34 Kinder
1863 958
1871–74 1.110 Rominten 722, Klein Rominten 363, Praßberg 25
1885 1.118
1910 1.127
1933 1.128
1939 1.191
2002 454
2010 415

Amtsbezirk (Groß-)Rominten/Hardteck 1874–1945

Am 24. Juni 1874 wurde der Amtsbezirk Rominten aus neun Landgemeinden und zwei Gutsbezirken im Landkreis Stallupönen (1938–1945 Landkreis Ebenrode) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gebildet.[2] Um 1900 wurde der Amtsbezirk in Groß-Rominten umbenannt. Nach der Auflösung der Gutsbezirke und Zusammenlegungen von Landgemeinden im Jahr 1928 bestand der Amtsbezirk noch aus acht Landgemeinden. 1939 erfolgte die Umbenennung des Amtsbezirks in Hardteck.

Name (bis 1938) Name (1938–1945) Russischer Name
nach 1945
Bemerkungen
Landgemeinden:
Eisenhütte bis 1928, dann zur Landgemeinde Kiauten
Freiberg bis 1928, dann zur Landgemeinde Eckertsberg
Groß Trakischken Hohenrode Schelesnodoroschnoje
Rominten Hardteck Krasnolessje seit etwa 1900 Groß-Rominten
Roponatschen Steinheide
Szeldkehmen Schelden Sosnowka 1936 bis 1938 Scheldkehmen
Texeln
Uszupönen Grundfeld Bulawino bis 1928, dann zur Landgemeinde Eckertsberg, von 1936 bis 1938 als Uschupönen
Warkallen Wartenstein
Gutsbezirke:
Eckertsberg Simonowo 1928 unter Einschluss der Landgemeinden Freiberg und Uszupönen in eine Landgemeinde umgewandelt
Kiauten, Domäne Zellmühle Smirnowo 1928 unter Einschluss der Landgemeinde Eisenhütte in die Landgemeinde Kiauten umgewandelt

Krasnolessenski selski Sowet 1947–1954

Der Dorfsowjet Krasnolessenski selski Sowet (ru. Краснолесенский сельский Совет) wurde im Juni 1947 im Rajon Nesterow eingerichtet.[4] Im Jahr 1954 wurde der Dorfsowjet wieder aufgelöst und an den Tschistoprudnenski selski Sowet angeschlossen.[6]

Ortsname Name bis 1947/50 Jahr der Umbenennung
Dmitrijewka (Дмитриевка) Iszlaudszen, 1938–1945: Schönheide 1947
Krasnolessje (Краснолесье) Groß Rominten, 1938–1945: Hardteck 1947
Petrowskoje (Петровское) Klein Jodupp, 1938–1945: Kleinschelden 1947
Prochladnoje (Прохладное) Schuiken, 1938–1945: Spechtsboden 1947
Raduschnoje (Радужное) Jagdhaus Rominten 1947
Simonowo (Симоново) Eckertsberg 1950
Sosnowka (Сосновка) Szeldkehmen/Scheldkehmen, 1938–1945: Schelden 1947
Tokarewka (Токаревка) Makunischken, 1938–1945: Hohenwaldeck 1947

Wirtschaft

Krasnolessje ist Zentrum des Nesterower Forstbetriebes. Im Dorf gibt es auch einen Kiessandtagebau und ein holzverarbeitendes Privatunternehmen.

Jagdhaus Rominten

Die mitten in der Heide gelegene Ortschaft (Jagdhaus) Rominten, mit gleichnamiger Oberförsterei, ehemaligem kaiserlichen Jagdschloss, „Hirschbrücke“ und dem von Hermann Göring errichteten Reichsjägerhof Rominten wurde zum touristischen und jagdlichen Zentrum der Rominter Heide.

Die unmittelbar an der Grenze zu Polen gelegene Ortschaft existiert nicht mehr, deren historische Gebäude sind ruiniert und von Wald überwachsen. Die Ortsstellenbezeichnung des ehemaligen (Jagdhaus) Rominten lautet Raduschnoje (

Радужноө

).

Kirche

Evangelisch

Mit finanzieller Unterstützung von Kaiser Wilhelm I. wurde in Groß Rominten im Jahre 1880 eine Kirche gebaut. An sie erinnert allerdings nur noch die Ruine des ausgebrannten Gebäudes. Mittlerweile wurde der zerstörte Dachstuhl (2015) wieder restauriert und das Dach gedeckt.

Kirchengemeinde

Die Bevölkerung von Rominten/Hardteck war vor 1945 überwiegend evangelischer Konfession. Damals galt es als das jüngste Kirchspiel im Landkreis Goldap, war es doch erst im Jahre 1868 gegründet worden. Vorher waren die Orte des Kirchspiels den Kirchdörfern Gawaiten (1938–1946 Herzogsrode, heute russisch: Gawrilowo) bzw. Tollmingkehmen (1938–1946 Tollmingen, russisch: Tschistyje Prudy) zugeordnet. 1944 gehörten 16 Dörfer zum Pfarrsprengel Groß Rominten, der in den Kirchenkreis Goldap (heute polnisch: Gołdap) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert war.

Während der Sowjetzeit war alles kirchliche Leben untersagt. In den 1990er Jahren entstand im Nachbarort Tschistyje Prudy wieder eine evangelische Gemeinde, die zur Propstei Kaliningrad in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland gehört[7].

Kirchspielorte (bis 1945)

Zum evangelischen Kirchspiel Groß Rominten resp. Hardteck gehörten vor 1945 16 Orte, Ortschaften und Wohnplätze[8][9]:

Deutscher Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name Deutscher Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name
Bromberg Klein Rominten Kleinhardteck
Eckertsberg Simonowo Klein Trakischken
Freiberg Praßberg
*Groß Rominten Hardteck Krasnolessje Roponatschen Steinheide
Groß Trakischken Hohenrode Schelesnodoroschnoje *Szeldkehmen
1936–38: Scheldkehmen
Schelden Sosnowka
*Kiauten/Domäne Kiauten Smirnowo *Texeln
Kiauten/Eisenhütte Zellmühle Smirnowo Uszupönen
1936–38: Uschupönen
Grundfeld Bulawino
Klein Jodupp Kleinschelden Petrowskoje Warkallen Wartenstein

Pfarrer 1868–1945

Zwischen 1868 und 1945 amtierten in Groß Rominten/Hardteck sieben evangelische Geistliche[10]:

  • Otto Friedrich Hermann Krauß, 1868–1873
  • August Lange, 1873–1878
  • Johannes Hübner, 1878–1885
  • Carl Hugo Szczeczka, 1885–1921
  • Bruno Franz, 1921–1928
  • Georg Teschner, 1928–1930
  • Alfred Radtke, 1930–1945

Lehrer in Gr. Rominten/Hardteck Fritz Schwetlick vor 1945

Russisch-Orthodox

Die meisten heutigen Einwohner in der Region sind heute, sofern konfessionell gebunden, Angehörige der russisch-orthodoxen Kirche. Krasnolessje liegt auf dem Territorium der Diözese Kaliningrad und Baltijsk und gehört zur Kirchengemeinde Nesterow.

Sehenswertes

Im Zentrum des Dorfes ist ein Denkmal des Ersten Weltkrieges 1914–1918 erhalten geblieben. Nördlicher davon wurde eine Ehrengrabstätte für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen sowjetischen Soldaten errichtet.

Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts befindet sich in Krasnolessje das Wystiter Ökologisch-Historische Museum.

Persönlichkeiten

Bildergalerie

Weblinks

Commons: Krasnolesye – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe auch Romehnen
  2. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Hardteck
  3. Durch die Rozporządzenie Ministrów: Administracji Publicznej i Ziem Odzyskanych z dnia 12 listopada 1946 r. o przywróceniu i ustaleniu urzędowych nazw miejscowości (Verordnung des Ministeriums für die öffentliche Verwaltung und die wiedergewonnenen Gebiete vom 12. November 1946 über die Wiederherstellung und Bestimmung der offiziellen Ortsnamen)
  4. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  5. Seit 1885 Volkszählungsdaten
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 16 июня 1954 г. № 744/54 «Об объединении сельских советов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 16. Juni 1954, Nr. 744/54: Über die Vereinigung von Dorfsowjets der Oblast Kaliningrad)
  7. Website der Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  8. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, S. 479
  9. Der * kennzeichnet einen Schulort
  10. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968