Die
-Räume, auch Lebesgue-Räume, sind in der Mathematik spezielle Räume, die aus allen p-fach integrierbaren Funktionen bestehen. Das L in der Bezeichnung geht auf den französischen Mathematiker Henri Léon Lebesgue zurück, da diese Räume über das Lebesgue-Integral definiert werden. Im Fall Banachraum-wertiger Funktionen (wie im Folgenden allgemein für Vektorräume
dargestellt) bezeichnet man sie auch als Bochner-Lebesgue-Räume.[1] Das
in der Bezeichnung ist ein reeller Parameter: Für jede Zahl
ist ein
-Raum definiert. Die Konvergenz in diesen Räumen wird als Konvergenz im p-ten Mittel bezeichnet.
Definition
𝓛p mit Halbnorm
Sei
ein Maßraum,
und
. Dann ist die folgende Menge ein Vektorraum:
![{\displaystyle {\mathcal {L}}^{p}(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu ):=\left\{f\colon \Omega \to \mathbb {K} \;{\Bigg |}\;f\mathrm {\ ist\ messbar} ,\,\int _{\Omega }|f(x)|^{p}\,\mathrm {d} \mu (x)<\infty \right\}\mathrm {.} }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/78decacb3467523c9721aa085fd06e4fec4bd777)
Die durch
![{\displaystyle {\begin{aligned}\|\cdot \|_{{\mathcal {L}}^{p}}\colon {\mathcal {L}}^{p}&\longrightarrow \mathbb {R} \\f&\longmapsto \left(\int _{\Omega }|f(x)|^{p}\,\mathrm {d} \mu (x)\right)^{\frac {1}{p}}\end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/6e2822f03a3256619313f2abb8c174833d02c97d)
gegebene Abbildung ist für alle
eine Halbnorm auf
. Die Dreiecksungleichung für diese Halbnorm wird Minkowski-Ungleichung genannt und kann mit Hilfe der Hölder-Ungleichung bewiesen werden.
Genau dann ist
eine Norm auf
, wenn die leere Menge die einzige Nullmenge in
ist. Gibt es nämlich eine Nullmenge
, so ist die charakteristische Funktion
ungleich der Nullfunktion, aber es gilt
.
Lp mit Norm
Um auch im Fall einer Halbnorm
zu einem normierten Raum zu kommen, identifiziert man Funktionen miteinander, wenn sie fast überall gleich sind. Formal bedeutet das: Man betrachtet den (von
unabhängigen) Untervektorraum
![{\displaystyle {\mathcal {N}}:=\{\,f\in {\mathcal {L}}^{p}\mid \|f\|_{{\mathcal {L}}^{p}}=0\,\}=\{\,f\in {\mathcal {L}}^{p}\mid f=0~\mu {\text{-fast }}\mathrm {{\ddot {u}}berall} \,\}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/77d8f9da70a101acb2e987695d53f6726e2c34e4)
und definiert den Raum
als den Faktorraum
. Zwei Elemente von
sind also genau dann gleich, wenn
gilt, also wenn
und
fast überall gleich sind.
Der Vektorraum
ist durch
normiert. Die Normdefinition hängt nicht von dem Repräsentanten aus
ab, das heißt, für Funktionen
in der gleichen Äquivalenzklasse gilt
. Das begründet sich damit, dass das Lebesgue-Integral invariant gegenüber Änderungen des Integranden auf Nullmengen ist.
Der normierte Vektorraum
ist vollständig und damit ein Banachraum, die Norm
wird Lp-Norm genannt.
Auch wenn man von sogenannten
-Funktionen spricht, handelt es sich dabei um die gesamte Äquivalenzklasse einer klassischen Funktion. Allerdings liegen im Falle des Lebesgue-Maßes auf dem
zwei verschiedene stetige Funktionen nie in der gleichen Äquivalenzklasse, so dass der
-Begriff eine natürliche Erweiterung des Begriffs stetiger Funktionen darstellt.
Sonderfall p=∞
Auch für
kann man mithilfe des wesentlichen Supremums (in Zeichen:
) einen
-Raum definieren, den Raum der wesentlich beschränkten Funktionen. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die aber für σ-endliche Maßräume alle zusammenfallen. Am verbreitetsten ist:
![{\displaystyle {\mathcal {L}}^{\infty }(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu ):=\left\{\,f\colon \Omega \to \mathbb {K} \mid f\mathrm {\ ist\,messbar} ,\,\|f\|_{{\mathcal {L}}^{\infty }}<\infty \,\right\}\mathrm {;} }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/450abe0e79c7c46245bee7027a01b7371895d4ff)
dabei ist
![{\displaystyle \|f\|_{{\mathcal {L}}^{\infty }}:=\operatorname {ess~sup} _{x\in \Omega }|f(x)|=\inf _{N\in {\mathcal {A}} \atop \mu (N)=0}\sup _{x\in \Omega \setminus N}|f(x)|\mathrm {.} }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/981c4067a553687277a0df45ac8e57361fef9652)
Betrachtet man analog zu oben
, erhält man wieder einen Banachraum.
Beispiele
Lebesgue-Räume bezüglich des Lebesgue-Maßes
Ein sehr wichtiges Beispiel von
-Räumen ist durch einen Maßraum
gegeben,
ist dann die borelsche σ-Algebra
, und
das Lebesgue-Maß
. In diesem Zusammenhang wird die kürzere Notation
benutzt.
Der Folgenraum ℓp
Betrachtet man den Maßraum
, wobei hier also
als die Menge
der natürlichen Zahlen,
deren Potenzmenge und
als das Zählmaß gewählt wurde, dann besteht der Raum
aus allen Folgen
mit
![{\displaystyle \sum _{n=1}^{\infty }|x_{n}|^{p}<\infty }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/24b8e899270616c995d0576a7c263532d05309b4)
für
bzw.
![{\displaystyle \sup _{n\in \mathbb {N} }|x_{n}|<\infty }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/b5f7b69c8d2e2c254b7015bc99b71e3b72a0d423)
für
.
Dieser Raum wird mit
bezeichnet. Die Grenzfälle
und
sind der Raum der absolut summierbaren Zahlenfolgen und der Raum der beschränkten Zahlenfolgen. Für alle
gilt
.
Allgemeiner ℓp-Raum
Völlig analog kann man zu einer beliebigen Indexmenge
den Maßraum mit dem Zählmaß betrachten. In diesem Fall nennt man den
-Raum
, es gilt
,
wobei die Konvergenz der Summe implizieren möge, dass nur abzählbar viele Summanden ungleich null sind (siehe auch unbedingte Konvergenz).
Ist die Menge
abzählbar unendlich, so ist ein solcher Raum isomorph zum oben definierten Folgenraum
. Im Falle einer überabzählbaren Indexmenge kann man den Raum
als lokalkonvexen direkten Limes von
-Folgenräumen auffassen.[2]
Sobolev-Räume quadratintegrierbarer Funktionen
Wählt man
,
als die borelsche σ-Algebra und
, wobei
und
das
-dimensionale Borel-Lebesgue-Maß ist, dann erhält man den Maßraum
. Der Lebesgue-Raum
der bezüglich dieses Maßes quadratintegrierbaren Funktionen ist ein echter Unterraum des Raums
der temperierten Distributionen. Er wird unter der Fourier-Transformation
bijektiv auf den Raum
der quadratintegrierbaren Sobolev-Funktionen zur Differentiationsordnung
, ebenfalls ein echter Unterraum von
, abgebildet. Dabei überführt die Fourier-Transformation die entsprechenden Normen ineinander:
![{\displaystyle \left\|{\mathcal {F}}\left(f\right)\right\|_{H^{s}\left(\mathbb {R} ^{n}\right)}=\left\|f\right\|_{L^{2}\left(\mathbb {R} ^{n},{\mathcal {B}}\left(\mathbb {R} ^{n}\right),\left(1+\left\|\xi \right\|^{2}\right)^{\frac {s}{2}}\lambda \right)}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/16a2dee8f7f91ab309c6ea849c9cbd44e267bf6c)
Für
sind obige Räume dichte Teilräume von
, sodass man in diesem Fall auch die Fourier-Transformation auf
statt auf
betrachten kann.
Wichtige Eigenschaften
Vollständigkeit
Nach dem Satz von Fischer-Riesz sind die
-Räume vollständig für alle
, also Banachräume.
Einbettungen
Ist
ein endliches Maß, gilt also
, so gilt
für
(folgt aus der Ungleichung der verallgemeinerten Mittelwerte)
Für allgemeine Maße gilt für
stets
. Dies wird auch als konvexe oder Hölder-Interpolation bezeichnet.
Dichtheit und Separabilität
Sei
ein separabler Messraum,
ein Maß auf
und
, dann ist
separabel.[3] Der Raum
ist hingegen im Allgemeinen nicht separabel.
Sei
offen. Für
liegt der Testfunktionenraum
dicht in
.[4]
Kompaktheit
Der Satz von Kolmogorow-Riesz beschreibt präkompakte bzw. kompakte Mengen in Lp-Räumen.
Dualräume und Reflexivität
Für
sind die Dualräume der
-Räume wieder Lebesgue-Räume. Konkret gilt
![{\displaystyle L^{p}(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu )'\cong L^{q}(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu ),}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/5a5cec0336ef9865cb53086b202d1c5bd0cfdb42)
worin
durch
definiert ist, außerdem ist der kanonische, isometrische Isomorphismus
![{\displaystyle L^{q}(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu )\to L^{p}(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu )'}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/b88b64dab8b2c7b21a911b3cc26b69d651b56a88)
gegeben durch
![{\displaystyle f\mapsto \left(g\mapsto \int _{\Omega }g(\omega )f(\omega )\,\mathrm {d} \mu (\omega )\right)\mathrm {.} }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/3a3666a497e0a07ac18b36eba49e13d54a832572)
Daraus folgt, dass für
die
-Räume reflexiv sind.
Für
ist
zu
isomorph (der Isomorphismus analog zu oben), falls
σ-endlich oder allgemeiner lokalisierbar ist. Ist
nicht
-endlich, so lässt sich
(wieder unter demselben Isomorphismus) als der Banachraum der lokal messbaren lokal im Wesentlichen beschränkten Funktionen darstellen.
Die Räume
und
sind nicht reflexiv.
Der Hilbertraum L2
Definition
Der Raum
hat eine besondere Rolle unter den
-Räumen. Dieser ist nämlich selbst-dual und lässt sich als einziger mit einem Skalarprodukt versehen und wird somit zu einem Hilbertraum. Sei dazu wie oben
ein Maßraum,
ein Hilbertraum (häufig
mit dem Skalarprodukt
) und
.
Dann definiert
![{\displaystyle \langle f,g\rangle _{L^{2}(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu ;H)}:=\int _{\Omega }{\langle f(x),g(x)\rangle }_{H}\,\mathrm {d} \mu (x)}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/34801e139a678bc9f36585e7b1985666e57d82b4)
ein Skalarprodukt auf
. Die von diesem Skalarprodukt induzierte Norm ist die oben definierte
-Norm mit
![{\displaystyle \|f\|_{L^{2}(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu ;H)}={\sqrt {\int _{\Omega }\|f(x)\|_{H}^{2}\,\mathrm {d} \mu (x)}}={\sqrt {\int _{\Omega }{\langle f(x),f(x)\rangle }_{H}\,\mathrm {d} \mu (x)}}\mathrm {.} }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/9cb1306719eef97d77baabe80da1cae4837f24d6)
Da diese Funktionen der Norm nach zum Quadrat integrierbar sind, werden die
-Funktionen auch quadratintegrierbare bzw. quadratisch integrierbare Funktionen genannt. Handelt es sich hierbei speziell um die Elemente des Folgenraums
, so spricht man in der Regel von den quadratisch summierbaren Folgen. Dieser Hilbertraum spielt eine besondere Rolle in der Quantenmechanik.
Beispiel
Die Funktion
, welche durch
definiert ist, ist eine
-Funktion mit
-Norm:
![{\displaystyle \left(\int _{1}^{\infty }\left|{\frac {1}{x}}\right|^{2}\,\mathrm {d} x\right)^{\frac {1}{2}}=\left(\int _{1}^{\infty }x^{-2}\,\mathrm {d} x\right)^{\frac {1}{2}}=\left(\lim _{b\to \infty }\left[{\frac {x^{-1}}{-1}}\right]_{1}^{b}\right)^{\frac {1}{2}}=\left(\lim _{b\to \infty }-{\frac {1}{b}}+1\right)^{\frac {1}{2}}=1<\infty }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/12fe305017f415ef088a55f479953d708aad80b0)
Die Funktion ist aber keine
-Funktion, weil
![{\displaystyle \int _{1}^{\infty }\left|{\frac {1}{x}}\right|^{1}\,\mathrm {d} x=\int _{1}^{\infty }{\frac {1}{x}}\,\mathrm {d} x=\lim _{b\to \infty }\left[\ln(x)\right]_{1}^{b}=\lim _{b\to \infty }\ln(b)=\infty \mathrm {.} }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/050d0eb679de24eaa998b09e04d6b8201737ef36)
Andere Beispiele für
-Funktionen sind die Schwartz-Funktionen.
Erweiterter Hilbertraum
Wie weiter oben schon erwähnt, sind die
-Räume vollständig. Also ist der Raum
mit dem Skalarprodukt wirklich ein Hilbertraum. Der Raum der Schwartz-Funktionen
und der Raum der glatten Funktionen mit kompaktem Träger (ein Teilraum des Schwartz-Raums)
liegen dicht in
Daher erhält man die Inklusionen
![{\displaystyle {\mathcal {S}}(\mathbb {R} ^{n})\subset L^{2}(\mathbb {R} ^{n})\hookrightarrow {\mathcal {S}}'(\mathbb {R} ^{n})}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/eb931b7c8300d38a2a2cd1e506dc389de6fdd435)
und
![{\displaystyle {\mathcal {D}}(\mathbb {R} ^{n})\subset L^{2}(\mathbb {R} ^{n})\hookrightarrow {\mathcal {D}}'(\mathbb {R} ^{n}).}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/dd0dbdd454a5e490a309ee932755a82d95700abf)
Dabei wird mit
der entsprechende topologische Dualraum bezeichnet, insbesondere heißt
Raum der Distributionen und
Raum der temperierten Distributionen. Die Paare
und ![{\displaystyle ({\mathcal {D}}(\mathbb {R} ^{n}),L^{2}(\mathbb {R} ^{n}))}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/78cf91563dc1c2e47fefeebd12380957b2dd2e39)
sind Beispiele für erweiterte Hilberträume.
Bochner-Lebesgue-Räume
Die Bochner-Lebesgue-Räume sind eine Verallgemeinerung der bisher betrachteten Lebesgue-Räume. Sie umfassen im Gegensatz zu den Lebesgue-Räumen banachraumwertige Funktionen.
Definition
Sei
ein Banachraum und
ein Maßraum. Für
definiert man
,
wobei sich „messbar“ auf die borelsche σ-Algebra der Normtopologie von
bezieht. Die Abbildung
![{\displaystyle \|f\|_{{\mathcal {L}}^{p}}:=\left(\int _{\Omega }\|f(x)\|^{p}\,\mathrm {d} \mu (x)\right)^{\frac {1}{p}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/5415175b21100624f79351590a6d729f1a33399f)
ist ebenfalls eine Halbnorm auf
, wenn
gilt. Die Bochner-Lebesgue-Räume
sind nun genauso wie die Lebesgue-Räume als Faktorraum definiert.
Eigenschaften
Für die Bochner-Lebesgue-Räume gelten ebenfalls die Aussagen, die unter Eigenschaften aufgeführt sind. Nur bei den Dualräumen gibt es einen Unterschied. Für alle
gilt nämlich
![{\displaystyle L^{p}(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu ;E)'\cong L^{q}(\Omega ,{\mathcal {A}},\mu ;E'),}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/d1b15b0375270cebd722f7781a075da8f5955880)
wobei
durch
definiert ist und
den Dualraum von
bezeichnet. Entsprechend sind Bochner-Lebesgue-Räume nur dann reflexiv, wenn der Banachraum
reflexiv ist.[5] Ebenso sind die Bochner-Lebesgue-Räume nur separabel, wenn der Zielraum
separabel ist.
Beispiel: Zufallsvariable
In der Stochastik betrachtet man
-Räume, die mit einem Wahrscheinlichkeitsmaß
ausgestattet sind. Unter einer Zufallsvariable versteht man dann eine messbare Funktion
. Weiter ist der Erwartungswert für quasiintegrierbare
als
![{\displaystyle E(X):=\int _{\Omega }X\,\mathrm {d} P\in E}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/3bd9f7e793bb2718970355972f24403cb28db70a)
definiert. Zufallsvariablen, die
-Funktionen sind, besitzen also einen endlichen Erwartungswert. Des Weiteren sind Zufallsvariablen genau dann in
, wenn man ihnen eine Varianz zuweisen kann. Da das für praktische Anwendungen häufig gefordert ist, sind
-Räume gerade in der Stochastik wichtig.
Den Lebesgue-Räumen verwandte Räume
Oftmals betrachtet man auch
-Funktionen für
Außerdem werden in der Funktionalanalysis die Sobolev-Räume und die Hardy-Räume untersucht, welche man als Spezialfälle der
-Räume verstehen kann und in der Differentialgeometrie gibt es auf Mannigfaltigkeiten eine Verallgemeinerung der
-Räume.
Lp für p < 1
Ein Kreis bzgl.
(2/3)-Quasinorm in zwei Dimensionen, d. h. in
![{\displaystyle L^{\frac {2}{3}}\left(\left\{0,1\right\},{\mathcal {P}}\left(\left\{0,1\right\}\right),\mu \right)}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/590fdfa4ec99652906eeac14a118bf65d5df9260)
, mit
![{\displaystyle \mu }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/9fd47b2a39f7a7856952afec1f1db72c67af6161)
Zählmaß, ist eine
Astroide. Die Kreisscheibe ist nicht
konvex.
Es gibt auch die Verallgemeinerung der
-Räume
bzw.
für
. Diese sind allerdings keine Banachräume mehr, weil die entsprechende Definition keine Norm liefert. Immerhin sind diese Räume vollständige topologische Vektorräume[6][7] mit der Quasinorm
![{\displaystyle {\begin{aligned}N_{p}\colon L^{p}\left(X,{\mathcal {A}},\mu \right)&\longrightarrow \mathbb {R} \\f&\longmapsto \left(\int _{X}\|f\|^{p}\,\mathrm {d} \mu \right)^{\frac {1}{p}}\end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/a8181340951145cc69741f53bfb5b3593d32ed93)
bzw. der Pseudonorm oder Fréchet-Metrik
![{\displaystyle {\begin{aligned}\varrho _{p}\colon L^{p}\left(X,{\mathcal {A}},\mu \right)&\longrightarrow \mathbb {R} \\f&\longmapsto (N_{p}(f))^{p}=\int _{X}\|f\|^{p}\,\mathrm {d} \mu \end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/e8568495de4989a38f5b5894d8ed885469b042ba)
oder der translationsinvarianten Metrik
![{\displaystyle {\begin{aligned}d_{p}\colon L^{p}\left(X,{\mathcal {A}},\mu \right)\times L^{p}\left(X,{\mathcal {A}},\mu \right)&\longrightarrow \mathbb {R} \\(f,g)&\longmapsto \varrho _{p}(f-g)=\int _{X}\|f-g\|^{p}\,\mathrm {d} \mu \mathrm {.} \end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/aa272cbcf04da07ddb318bfec1174f93148820ef)
Für die Quasinorm wird die Dreiecksungleichung abgeschwächt, die positive Homogenität bleibt erhalten:
![{\displaystyle N_{p}(f+g)\leq 2^{{\frac {1}{p}}-1}\cdot (N_{p}(f)+N_{p}(g)),\quad N_{p}(\lambda f)=|\lambda |N_{p}(f)\mathrm {.} }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/e09fa8e1d5d94639f9ce511a81a97dd9215461c3)
Für die Fréchet-Metrik wird hingegen die positive Homogenität abgeschwächt, die Dreiecksungleichung bleibt erhalten:
![{\displaystyle {\begin{aligned}\varrho _{p}(f+g)&\leq \varrho _{p}(f)+\varrho _{p}(g),\\\varrho _{p}(\lambda f)&=|\lambda |^{p}\cdot \varrho _{p}(f){\stackrel {|\lambda |\leq 1}{\leq }}|\lambda |\varrho _{p}(f),\\\varrho _{p}(-f)&=\varrho _{p}(f)\mathrm {.} \end{aligned}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/fd9dd1292806227d2c3673b3e494896529665186)
Diese Räume sind im Allgemeinen nicht lokalkonvex, der Satz von Hahn-Banach also im Allgemeinen nicht anwendbar, sodass es möglicherweise „sehr wenige“ lineare stetige Funktionale gibt. Insbesondere ist nicht gesichert, dass die schwache Topologie auf
Punkte trennen kann. Ein derartiges Beispiel liefert
mit
[6][8][9].
Raum der lokal integrierbaren Funktionen
Eine lokal integrierbare Funktion ist eine messbare Funktion, die nicht notwendigerweise auf ihrem kompletten Definitionsbereich integrierbar sein muss, jedoch muss sie für jedes Kompaktum, das im Definitionsbereich enthalten ist, integrierbar sein. Sei also
offen. Dann heißt eine Funktion
lokal integrierbar, falls für jedes Kompaktum
das Lebesgue-Integral
![{\displaystyle p_{K}(f):=\int _{K}|f(x)|\,\mathrm {d} x<\infty }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/23e33a16f93f45201f9850ebebfe52de23590f88)
endlich ist. Die Menge dieser Funktionen wird mit
bezeichnet. Analog zu den
-Räumen bildet man auch hier Äquivalenzklassen von Funktionen, die sich nur auf einer Nullmenge unterscheiden, und erhält dann den Raum
als Faktorraum. Mit der Familie aller Halbnormen
(für kompakte Mengen
) wird dieser zu einem hausdorffschen, lokalkonvexen und vollständigen topologischen Vektorraum; durch Auswahl abzählbar vieler Kompakta, die
geeignet approximieren, sogar ein Fréchet-Raum. Dieser Raum kann als Raum der regulären Distributionen verstanden werden und lässt sich daher stetig in den Raum der Distributionen einbetten. Analog zu
lassen sich auch die Räume
der lokal p-integrierbaren Funktionen definieren.
Sobolev-Räume
Neben den schon angeführten Sobolev-Räumen mit quadratintegrierbaren Funktionen, gibt es noch weitere Sobolev-Räume. Diese werden mithilfe der schwachen Ableitungen definiert und umfassen
-integrierbare Funktionen. Verwendet werden diese Räume insbesondere zur Untersuchung von partiellen Differentialgleichungen.
Hardy-Räume
Untersucht man statt der messbaren Funktionen nur die holomorphen beziehungsweise die harmonischen Funktionen auf Integrierbarkeit, so werden die entsprechenden
-Räume Hardy-Räume genannt.
Lebesgue-Räume auf Mannigfaltigkeiten
Auf einer abstrakten differenzierbaren Mannigfaltigkeit, die nicht in einen euklidischen Raum eingebettet ist, existiert zwar kein kanonisches Maß und somit kann man keine
-Funktionen definieren. Es ist aber trotzdem möglich, ein Analogon zum
-Raum zu definieren, indem man statt Funktionen auf der Mannigfaltigkeit sogenannte 1-Dichten untersucht. Weitere Informationen sind im Artikel Dichtebündel zu finden.
Quellen
- Herbert Amann, Joachim Escher: Analysis. Band 3. Birkhäuser, Basel u. a. 2001, ISBN 3-7643-6613-3.
Einzelnachweise
- ↑ Bochner-Integral. In: Guido Walz (Red.): Lexikon der Mathematik. Band 3: Inp bis Mon. Spektrum Akademischer Verlag, Mannheim u. a. 2001, ISBN 3-8274-0435-5.
- ↑ Rafael Dahmen, Gábor Lukács: Long colimits of topological groups I: Continuous maps and homeomorphisms. in: Topology and its Applications Nr. 270, 2020. Example 2.14
- ↑ Haïm Brezis: Functional Analysis, Sobolev Spaces and Partial Differential Equations. Springer New York, New York NY 2010, ISBN 978-0-387-70913-0, Theorem 4.13.
- ↑ Dirk Werner: Funktionalanalysis. 6., korrigierte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2007, ISBN 978-3-540-72533-6, Lemma V.1.10.
- ↑ Joseph Diestel, John J. Uhl: Vector measures (= Mathematical Surveys and Monographs. Bd. 15). American Mathematical Society, Providence RI 1977, ISBN 0-8218-1515-6, Seiten 98, 82.
- ↑ a b Jürgen Elstrodt: Maß- und Integrationstheorie. 6. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-89727-9, Kapitel 6, S. 223–225, 229–234, 263, 268.
- ↑ Herbert Amann, Joachim Escher: Analysis. Band 3. 2. Auflage. Birkhäuser Verlag, Basel u. a. 2008, ISBN 978-3-7643-8883-6, Kapitel X: Integrationstheorie, Aufgabe 13, S. 131.
- ↑ Walter Rudin: Functional Analysis. 2. Auflage. McGraw-Hill, New York 1991, ISBN 0-07-054236-8, S. 36–37.
- ↑ Hans Wilhelm Alt: Lineare Funktionalanalysis. Eine anwendungsorientierte Einführung. 6. Auflage. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-22260-3, Kapitel 2. Teilmengen von Funktionenräumen, U2.11, S. 140.