Burjatien
Subjekt der Russischen Föderation
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Koordinaten: 53° 30′ N, 110° 0′ O
Burjatien (russisch Бурятия, Transkription Burjatija, burjatisch Буряад Улас, Transkription Burjaad Ulas) ist eine autonome Republik in Russland.
Geographie
Die Republik Burjatien liegt im Föderationskreis Ferner Osten an der Grenze zur Mongolei. Sie umfasst das Ostufer des Baikalsees und reicht bis zum Jablonowygebirge. Die wichtigsten Flüsse der Republik sind die Selenga, der Bargusin und die Obere Angara.
Bevölkerung
Die Burjaten sind die Titularethnie der Republik Burjatien. Bei der Volkszählung 2010 wurden 972.021 Einwohner ermittelt. Davon stellten die Burjaten 30 % und die Russen 66 %. Weitere größere Volksgruppen sind die Ukrainer und die Tataren. Von den „indigenen kleinen Völkern des russischen Nordens“ leben vorwiegend im Norden der Republik die Ewenken mit 2974 Einwohnern. Im Ostsajan am Oberlauf der Oka im äußersten Südwesten der Republik liegt das Siedlungsgebiet des kleinen turksprachigen Volkes der Sojoten, von denen 3579 in diesem Landesteil leben.
Volksgruppe | VZ 1926 3 | VZ 1939 | VZ 1959 | VZ 1970 | VZ 1979 | VZ 1989 | VZ 2002 | VZ 2010 4 | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | |
Burjaten1 | 214.957 | 43,8 % | 116.382 | 21,3 % | 135.798 | 20,2 % | 178.660 | 22,0 % | 206.860 | 23,0 % | 249.525 | 24,0 % | 272.910 | 27,8 % | 286.839 | 30,0 % |
Russen | 258.796 | 52,7 % | 393.057 | 72,0 % | 502.568 | 74,6 % | 596.960 | 73,5 % | 647.785 | 72,0 % | 726.165 | 69,9 % | 665.512 | 67,8 % | 630.783 | 66,1 % |
Tataren | 3.092 | 0,6 % | 3.840 | 0,7 % | 8.058 | 1,2 % | 9.991 | 1,2 % | 10.290 | 1,1 % | 10.496 | 1,0 % | 8.189 | 0,8 % | 6.813 | 0,7 % |
Ukrainer | 1.982 | 0,4 % | 13.392 | 2,5 % | 10.183 | 1,5 % | 10.769 | 1,3 % | 15.290 | 1,7 % | 22.868 | 2,2 % | 9.585 | 1,0 % | 5.654 | 0,6 % |
Sojoten2 | 161 | 0,0 % | k. Ang. | ?,?% | k. Ang. | ?,?% | k. Ang. | ?,?% | k. Ang. | ?,?% | k. Ang. | ?,?% | 2.739 | 0,3 % | 3.579 | 0,4 % |
Ewenken | 2.791 | 0,6 % | 1.818 | 0,3 % | 1.335 | 0,2 % | 1.685 | 0,2 % | 1.543 | 0,2 % | 1.679 | 0,2 % | 2.334 | 0,2 % | 2.974 | 0,3 % |
Deutsche | 164 | 0,0 % | 420 | 0,1 % | 2.032 | 0,3 % | 1.540 | 0,2 % | 1.648 | 0,2 % | 2.126 | 0,2 % | 1.548 | 0,2 % | 1.016 | 0,1 % |
Andere | 9.276 | 1,9 % | 16.857 | 3,1 % | 13.352 | 2,0 % | 12.646 | 1,6 % | 15.982 | 1,8 % | 25.393 | 2,4 % | 18.421 | 1,9 % | 17.344 | 1,8 % |
Einwohner | 491.236 | 100 % | 545.766 | 100 % | 673.326 | 100 % | 812.251 | 100 % | 899.398 | 100 % | 1.038.252 | 100 % | 981.238 | 100 % | 972.021 | 100 % |
1 1939–1989 einschließlich der Sojoten 2 1939–1989 zu den Burjaten gezählt 3 1926 war Burjatien größer. Zum Gebiet zählten Regionen, die heute zur Region Transbaikalien und zur Oblast Irkutsk gehören. 4 17.019 Personen konnten keiner Volksgruppe zugeteilt werden. Diese Leute verteilen sich vermutlich anteilmäßig gleich wie die ethnisch zugeschiedenen Einwohner.[4] |
Amtssprachen sind die burjatische Sprache und die russische Sprache.
Die Burjaten bekennen sich hauptsächlich zum Buddhismus (Vajrayana bzw. Lamaismus). Burjatien ist neben Kalmükien und Tuwa eines der Zentren des tibetisch geprägten Vajrayana-Buddhismus in Russland; es gibt einige Klöster.
Verwaltungsgliederung
Burjatien ist in zwei Stadtkreise und in 21 Rajons (Landkreise) eingeteilt.
Siehe: Verwaltungsgliederung der Republik Burjatien
Städte und städtische Siedlungen
Die Hauptstadt Ulan-Ude ist die einzige Großstadt. Mit großem Abstand folgen Sewerobaikalsk, Gussinoosjorsk und Kjachta. Insgesamt gibt es in der Republik sechs Städte und 14 Siedlungen städtischen Typs.
Name | Russisch | Einwohner (14. Oktober 2010)[2] |
---|---|---|
Ulan-Ude | Улан-Удэ |
404.426 |
Sewerobaikalsk | Северобайкальск |
24.929 |
Gussinoosjorsk | Гусиноозёрск |
24.582 |
Kjachta | Кяхта |
20.024 |
Geschichte
Die Burjaten gehörten zum Mongolenreich Dschingis Khans, das auch nach dessen Tod dort weiter Bestand hatte. Aus dem Bau einer Kosaken-Festung im Jahre 1666 zwischen den beiden Flüssen Uda und Selenga ging die ursprünglich russische Stadt Werchne-Udinsk hervor, die später in Ulan-Ude umbenannt wurde. Mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn begann das wirtschaftliche Wachstum der Region. 1923 wurde die Burjatische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR) gegründet. Vorher gab es eine starke Bewegung in Burjatien, das Gebiet mit der Mongolei zu vereinigen.[5] Mit dem Ende der Sowjetunion erklärte sich Burjatien als souverän und wurde 1992 autonome Republik innerhalb Russlands. Präsident der Republik ist Alexei Zydenow.
Als das Parlament „zur Kosteneinsparung“ das Oberste Gericht auflöste, meldete sich eine Partei zu Wort, die von einer russischen Okkupation sprach und eine Unabhängigkeit Burjatiens anstrebte. Zugleich wurde 2018 die Vertretung Burjatiens in der Mongolei aufgehoben, offensichtlich um die Etablierung näherer Beziehungen zwischen den Mongolenvölkern zu unterbinden; die offizielle russische Vertretung in der Botschaft erfolge durch einen Verantwortlichen, der burjatischen nationalen Angelegenheiten abhold sei.[6]
Beim russischen Überfall auf die Ukraine ab dem 24. Februar 2022 wurden offenbar besonders viele Soldaten aus Burjatien eingezogen. Jedenfalls war ihre Todesrate im ersten Monates des Krieges fünfmal so hoch wie im Durchschnitt der bis zum 25. März 2022 Gefallenen der russischen Armee, deren Herkunft sich ermitteln ließ.[7] Selbstverständlich blieben diese Volksangehörigen trotzdem eine absolute Minderheit von wenigen Prozenten unter den Angehörigen der Streitkräfte und wurden doppelt missbraucht: Einerseits wurden die Minderheitenvölker propagandistisch missbraucht, um einen Kampf des «multinationalen russischen Volks» gegen die Ukraine zu behaupten, andererseits wurden gerade diese Minderheitenvölker in Russland der begangenen Gräueltaten der Streitkräfte bezichtigt, während russische Soldaten angeblich nur «Kätzchen retteten».[8]
Verkehr und Wirtschaft
Durch Burjatien verläuft die Transsibirische Eisenbahn. Der größte Flughafen ist der Flughafen Baikal bei Ulan-Ude. Die Region zählt zu den gut erschlossenen innerhalb Sibiriens und ist reich an Bodenschätzen. Bergbau, Holzindustrie, aber auch die Landwirtschaft zählen zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Administrativno-territorialʹnoe delenie po subʺektam Rossijskoj Federacii na 1 janvarja 2010 goda (Administrativ-territoriale Einteilung nach Subjekten der Russischen Föderation zum 1. Januar 2010). (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- ↑ a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- ↑ Nacional'nyj sostav naselenija po sub"ektam Rossijskoj Federacii. (XLS) In: Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Rosstat, abgerufen am 30. Juni 2016 (russisch, Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung nach Föderationssubjekten, Ergebnisse der Volkszählung 2010).
- ↑ Bevölkerung der russischen Gebietseinheiten nach Nationalität 2010 (russisch) http://demoscope.ru/weekly/ssp/rus_etn_10.php?reg=65
- ↑ Olaf Leiße: Politik jenseits des Baikal. Multiethnizität in Burjatien. In: osteuropa. Jg. 56, Nr. 9, 2006, S. 73–84.
- ↑ Pan-Mongol Sentiments Re-Surfacing among Buryats, Window on Eurasia, 20. Mai 2018
- ↑ Adam Charles Lenton: Who is dying for the «Russian World»?, Riddle Russia, 26. April 2022, abgerufen am 17. Mai 2022.
- ↑ „Wir wehren und sowohl gegen den Kreml als auch gegen die Ukrainer“, Nowaja Gaseta Europa, 12. August 2022