Raindorf (Veitsbronn)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Raindorf
Gemeinde Veitsbronn
Koordinaten: 49° 30′ 15″ N, 10° 50′ 55″ O
Höhe: 297–325 m ü. NHN
Einwohner: 429[1]
Postleitzahl: 90587
Vorwahl: 09101
Der Veitsbronner Gemeindeteil Raindorf
Luftaufnahme von Raindorf (2020)

Raindorf (umgangssprachlich: „Rādoʳf“[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Veitsbronn im Landkreis Fürth (Mittelfranken, Bayern).

Geographie

Das Dorf liegt an der Zenn 3 km westsüdwestlich vom Veitsbronner Ortskern im westlichen Teil des Gemeindegebiets. Im Süden grenzt das Flurgebiet Auf der Höhe an. Die Kreisstraße FÜ 17 verläuft am Göckershof vorbei nach Langenzenn (3,8 km westlich) bzw. am Kagenhof vorbei nach Siegelsdorf (2,2 km östlich). Die Kreisstraße FÜ 2 führt nach Seckendorf (2,4 km südlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Retzelfembach (0,6 km nordöstlich). Der Ort hat einen Haltepunkt an der Zenngrundbahn.[3]

Geschichte

Werkzeugfunde aus der Mittelsteinzeit südlich von Raindorf sowie nordöstlich von Kagenhof belegen eine urgeschichtliche Besiedlung dieses Teils des Zenntals. Nordwestlich von Raindorf im Hardwald befindet sich ein einige tausend Jahre jüngeres Hügelgrab aus der Hallstattzeit.

Die dauerhafte Besiedlung dieses Gebiets dürfte im 7. oder 8. Jahrhundert durch fränkische Siedler erfolgt sein, Raindorf wurde vermutlich gegen Ende des 8. oder Anfang des 9. Jahrhunderts angelegt. Die erste urkundlich bekannte Erwähnung erfolgte im Jahr 1265 in einer Verkaufsurkunde, als die Nürnberger Burrgrafen vom Stift Ellwangen einen Hof in „Reindorf“ erwarben. Als Besitzer dieses burggräflichen Hofs sind unter anderem Fredericus de Raindorf (um 1300) und Heinrich Ochs von Treuschendorf (1342) namentlich bekannt. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist das althochdeutsche Wort „rain“ (=Abhang, abschüssiger Grenzstreifen). Tatsächlich liegt das Dorf am Fuß eines Abhangs.[2]

Im Ersten Markgrafenkrieg hatte Rainberg im August 1449 unter einem Nürnberger Raubüberfall zu leiden. Gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) lag der Ort fast wüst, nur noch zwei Familien lebten in Raindorf. Nach 1650 siedelten sich protestantische Exulanten aus Oberösterreich auch in Raindorf an, sodass der Ort 1667 bereits acht Familien zählte. Es gab zu dieser Zeit mindestens vier Grundherren.

Während des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) bezog ein preußisches Freikorps mit etwa 1800 Mann in der Nähe ein Lager und trieb Kontributionen ein.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Raindorf 8 Anwesen. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-ansbachische Stadtvogteiamt Langenzenn aus. Grundherren waren das Fürstentum Ansbach (Kastenamt Cadolzburg: 1 Hof, Klosteramt Langenzenn: 2 Höfe), die Deutschordenskommende Nürnberg (2 Höfe), das Dompropsteiamt Fürth (1 Hof, 1 Mühle) und der Nürnberger Eigenherr von Holzschuher (1 Halbhof).[4]

Durch den Verkauf der Fürstentümer Ansbach und Bayreuth im Jahr 1791 an Preußen ergab sich auch für das ansbachische Raindorf kurzzeitig eine Verwaltungsänderung. Infolge der Napoleonischen Kriege gab es wieder Einquartierungen und Kontributionsforderungen, außerdem kam das Fürstentum nach dem Vierten Koalitionskrieg an das 1806 gegründete Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Raindorf dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Seukendorf und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Horbach zugeordnet.[5]

Die 1872 eröffnete Zenngrundbahn erleichterte die weitere Ortsentwicklung und dank nahegelegener, ausbeutungswürdiger Tonvorkommen entstand 1897 die erste von drei Ziegeleien im Ort. Wenig später kam es auch zur Technisierung der Landwirtschaft, als sich die Bauern von Raindorf, Kagenhof und Bernbach 1905 zu einer Dampfdreschgenossenschaft zusammenschlossen, eine Dreschmaschine anschufen und ein Maschinenhaus errichteten.

Während des Zweiten Weltkriegs kam es im August 1943 durch einen Fliegerangriff zu Bränden von drei Scheunen samt Stallungen.

Luftaufnahme der Sondermülldeponie bei Raindorf (2020)

Nach dem Krieg kam es zu einem weiteren wirtschaftlichen Wandel. Durch weitere Fortschritte ging die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten zurück und 1971 schloss die seit Jahrhunderten bestehende Raindorfer Mühle. Auf dem Gelände des 1969 geschlossenen und anschließend abgerissenen Tonwerks bestand von 1978 bis 2014 eine Verzinkerei. Aus der ehemaligen Tongrube südwestlich des Ortes entstand 1984 die Sondermülldeponie Raindorf.

Bei der Eingemeindung von Horbach nach Langenzenn zum 1. Mai 1978 im Rahmen einer Gebietsreform gab es einen Bürgerentscheid, in dem sich die Mehrheit der Raindorfer Einwohner für eine Eingliederung zur näher gelegenen Gemeinde Veitsbronn aussprachen.

Seit der Schließung des Gasthofs im Jahr 1995 hat sich das 1978 in Eigenleistung errichtete Feuerwehrhaus der im März 1901 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr zum kulturellen Zentrum des Ortes entwickelt.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 67 73 79 81 74 134 113 171 236 273 369
Häuser[6] 10 10 14 16 18 19 43 85
Quelle [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17]

Baudenkmal

  • Dorfstraße 12/14: Doppelbauernhaus

Religion

Der Ort ist seit der Reformation überwiegend protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Evangelisch-lutherische Pfarrkirche (Langenzenn) gepfarrt,[15] die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach Heilig Geist (Veitsbronn) gepfarrt.[18]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 750 Jahre Raindorf. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 1. Januar 2015; abgerufen am 1. Januar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.raindorf2015.de
  2. a b W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 74f.
  3. Raindorf im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 161.
  5. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 229.
  6. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  7. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 73 (Digitalisat).
  8. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 66 (Digitalisat).
  9. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1030, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  10. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1195, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  11. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1126 (Digitalisat).
  12. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1194 (Digitalisat).
  13. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1231 (Digitalisat).
  14. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1062 (Digitalisat).
  15. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 780 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 174 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 337 (Digitalisat).
  18. https://ssb-clw.kirche-bamberg.de/seelsorgebereich/ueber-den-seelsorgebereich/