Roland Reber

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Roland Reber auf den Hofer Filmtagen 2011

Roland Reber (* 11. August 1954 in Ludwigshafen am Rhein; † 11. September 2022 in Unterdießen) war ein deutscher Regisseur, Autor und Schauspieler.

Leben

Roland Reber begann schon in jungen Jahren mit dem Schreiben von Gedichten, Texten und Theaterstücken. Er fing eine Ausbildung als Krankenpfleger an, bevor er an der Schauspielschule Bochum (unter der Leitung von Peter Zadek) Schauspiel studierte. Er spielte u. a. am Schauspielhaus Bochum, in Essen bei Hansgünther Heyme, München (Theaterzelt Das Schloss) und hatte zahlreiche Gastauftritte mit Mistero Buffo von Dario Fo in der ganzen Republik oder am Theater am Neumarkt, Zürich.

Schon in seinem ersten Spielfilm Ihr habt meine Seele gebogen wie einen schönen Tänzer von 1979 besetzte er die Rollen sowohl mit Profis wie Joachim Hermann Luger und Ensemblemitgliedern des Bochumer Schauspielhauses, als auch mit begabten Laienschauspielern. Das Drehbuch diente als Vorschlag, die Schauspieler hatten gestalterisches Mitspracherecht. Diesem Prinzip ist Reber bis zum Schluss treu geblieben.

„Wir sind kein Konzern, der Filme produziert, sondern Filmemacher. Und das ist für mich ein kreatives Abenteuer und ein ganzheitlicher Prozess – und einer der Spaß macht. Ich bin kein Dompteur, der Schauspielern oder der Filmcrew vorschreibt, wie sie zu funktionieren haben. Ich sehe mich eher als Dirigent, der die Solisten lediglich koordiniert und sie so zu einem harmonischen Orchester zusammenführt. Das ist meine Definition von Teamwork, also sind es auch nicht ‚meine‘ Filme, sondern ‚unsere‘ Filme.“[1]

1979/80 drehte er zusammen mit Hanns Dieter Hüsch in der Rolle seines Sohnes Roland Paritz die vom SDR produzierte Serie Die kleine Heimat.

1980 inszenierte er am Curio-Haus in Hamburg sein Theaterstück allsam mit Dietmar Schumacher und Karin Dorsch in den Hauptrollen; ein Beziehungsdrama, das durch eine intensive und drastische Darstellung für viel Aufregung sorgte: „Extase, Zärtlichkeit und Grausamkeit“ (Hamburger Morgenpost). Für die einen war es pathologisch, für die anderen großes Theater. Das TheaterPathologische Institut (kurz TPI) war geboren. Das TPI, das sich in den späten 80ern Theater Institut (kurz TI) nannte, hatte danach eine feste Spielstätte im Künstlerforum Hattingen und später am Heinz-Hilpert-Theater in Lünen. Schauspieler wie Joe Bausch, Jochen Nickel, Fee Sachse (Hauptdarstellerin und stellv. künstlerische Leiterin), Thirza Bruncken, Carsten Lorenz, Frank Hoelz und Ludger Burmann sammelten hier ihre ersten Bühnenerfahrungen.

In den späten 1980er-Jahren zog es Reber in andere Länder wie Ägypten, Mexiko, Indien und vor allem nach Jamaica. Aus dem TI entwickelte sich 1989 das Welt-Theater-Projekt (kurz WTP) in Zusammenarbeit mit der deutschen, russischen, karibischen und mexikanischen UNESCO-Kommission im Rahmen der Weltdekade für kulturelle Entwicklung der Vereinten Nationen. In dieser Zeit war er Dozent für Schauspiel und Regie in Moskau, New Delhi, Kairo und der Karibik. Das Welt-Theater-Projekt setzte sich aus Künstlern verschiedener Länder wie Jamaica, Deutschland und Indien zusammen, die im jeweiligen Land mit Reber zusammen ein Theaterstück entwickelten und aufführten. Es entstanden die internationalen Produktionen Die Zeit verschlingt ihre Bilder (Ägypten, 1988), Stranger Than the Moon und Beyond the Horizon (Jamaica, 1990 und 1993), sowie I Thought You Had Gone As Well (Indien, 1994).

Ab den 2000er-Jahren war Reber Autor und Regisseur bei der wtp international Filmproduktion in München. Mit seinen Spielfilmen reiste er mehrmals um den Globus zu zahlreichen internationalen Filmfestivals. Er erhielt sechs internationale Kinofilmauszeichnungen (u. a. in Hollywood, Chicago und Melbourne). Reber war internationales Jurymitglied bei den Filmfestspielen von Kairo, Alexandria, Sitges/Spanien, Fantasporto/Portugal und Dakha. Von 2003 bis 2007 war er offizieller Repräsentant des Cairo International Film Festivals für Deutschland und Generalrepräsentant für das Damaskus International Filmfestival für Europa.

2005 wurde sein Film 24/7 The Passion of Life, der behutsam in die Welt des BDSM eintaucht, auf den Hofer Filmtagen gezeigt. Seitdem ist Reber mit seinen Filmen ein fester Bestandteil des Programmes. Insgesamt hatten bereits sechs Kinofilme Rebers ihre Deutschlandpremiere auf den Hofer Filmtagen, bevor sie deutschlandweit im Kino gezeigt wurden.

Im November 2009 wurde Roland Reber mit einer Retrospektive beim International Film Festival of India geehrt, wo alle seine Filme gezeigt wurden.

Nach einem Schlaganfall 2015 zog sich Reber immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück, blieb aber weiterhin kreativ mit weiteren Spielfilmproduktionen wie Der Geschmack von Leben (2017) und Roland Rebers Todesrevue (2019).

Zuletzt arbeitete Reber an seinem multimedialen Buchprojekt psst … Gedichte . Gedanken . Geschichten – ein multimediales Leseerlebnis von und mit Roland Reber, von dem es auch eine Hörbuchfassung geben wird. Die Veröffentlichung ist für den 11. November 2022 geplant.[2]

Privat lebte er in einer von der Presse gern als „Film-Kommune“ bezeichneten Künstlergemeinschaft zusammen mit seiner Ehefrau Mira Gittner und Antje Nikola Mönning auf einem Bauernhof in Unterdießen; dort ist er auch gestorben.[3]

Filmografie

Theaterstücke

  • … und bleiben doch allein (1974)
  • Stille Nacht (1974)
  • Ausverkauf eines Helden (1975)
  • Ich bin ein Schwein (1975)
  • allsam (1980, Hamburg)
  • …und suche stets nach Dir (1982, Schulenburg/Hattingen)
  • Hotel der verlorenen Träume (1983 Schulenburg /Hattingen)
  • Todesrevue (1984, Schulenburg /Hattingen)
  • Mein Traum ist nur ein krankes Kind (1985, Heinz-Hilpert Theater/ Lünen)
  • Merlin oder die gescheiterte Utopie (1986, Heinz-Hilpert Theater/Lünen)
  • Friedrich oder der Winterkönig (1987 Heinz-Hilpert Theater/ Lünen)
  • Die Raupe versteht den Schmetterling nicht (1987, Heinz-Hilpert Theater /Lünen)
  • Die Zeit verschlingt ihre Bilder (1988, Heinz-Hilpert Theater/ Lünen)
  • Stranger than the Moon (1990, Kingston/Jamaica)
  • Beyond the Horizon (1993, Kingston/Jamaica und Wuppertal)
  • I thought You had gone as well (1994, New Delhi, Indien)

Weblinks

Einzelnachweise