Rudolf Dreßler
Rudolf Dreßler (* 17. November 1940 in Wuppertal) ist ein deutscher Politiker (SPD) und ehemaliger Diplomat. Er war 1982 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung und von 2000 bis 2005 deutscher Botschafter in Israel.
Leben
Ausbildung und Beruf
Dreßlers Eltern betrieben einen Gasthof in einem ländlich gelegenen Ortsteil von Sprockhövel. Dem Besuch der dortigen Volksschule schloss sich eine Ausbildung zum Schriftsetzer an, die er 1958 mit der Gesellenprüfung beendete. Danach wurde er zum Metteur und Linotype-Setzer umgeschult. Er war dann als freier Mitarbeiter für verschiedene Zeitungen tätig. Von 1969 bis 1981 war er Vorsitzender des Betriebsrates der Westdeutschen Zeitung und von 1974 bis 1983 Mitglied im Hauptvorstand der IG Druck und Papier.
Partei
Seit 1969 ist er Mitglied der SPD. Hier war er von 1984 bis 2000 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA). Daneben war er von 1986 bis 1996 Vorsitzender der SPD in Wuppertal. Von 1984 bis 2000 gehörte er außerdem dem Parteivorstand und von 1991 bis 2000 auch dem Präsidium der SPD an.
Dreßler gilt als klassischer Traditionssozialdemokrat, nicht unbedingt links, sondern pragmatisch, aber eisern in der Vertretung von Arbeitnehmerinteressen.[1] In einem Interview mit dem Neuen Deutschland spekulierte Dreßler im Mai 2007 über einen Wechsel zur Linkspartei. Als Anlass hierfür nannte er seine Unzufriedenheit mit der Sozialpolitik der SPD, die zu stark den Sozialabbau vorangetrieben habe.[2] In einem späteren Spiegel-Interview vom 20. Oktober 2007 schloss er einen solchen Parteiwechsel jedoch wieder aus.
Nach den Verhandlungen um eine Große Koalition im Februar 2018 sagte Dreßler, die SPD-Führung habe vor der Rhetorik von CDU und CSU kapituliert. Begriffe wie „subsidiärer Schutz“, „sachgrundlose Befristung“ oder „Obergrenze“ habe die SPD einfach hingenommen. Er selbst könne dem Koalitionsvertrag nicht zustimmen und äußerte die Hoffnung, dass auch die SPD-Mitglieder ihn ablehnen.[3]
Abgeordneter
Dreßler war von 1980 bis zum 31. August 2000 Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er seit dem 23. Juni 1987 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und daneben von 1987 bis 1991 Vorsitzender des Arbeitskreises Sozialpolitik der SPD-Fraktion. 19 Jahre war er in ihr auch für Israelpolitik verantwortlich.[1] Dreßler war stets direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Wuppertal I, zuletzt erreichte er bei der Bundestagswahl 1998 53,1 % der Stimmen.
Öffentliche Ämter
Anlässlich einer Kabinettsumbildung wurde Dreßler am 28. April 1982 als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung in die von Bundeskanzler Helmut Schmidt geführte Bundesregierung berufen, schied aber nach dem für Helmut Kohl erfolgreichen Misstrauensvotum schon am 1. Oktober 1982 aus der Regierung wieder aus.
Vom 1. September 2000 bis 31. August 2005 war er Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel. Als er jedoch vor seinem Amtsantritt bezüglich des umstrittenen Status von Jerusalem eine einvernehmliche Internationalisierung der Stadt als mögliche Lösung nannte, führte dies im Bundestag zu einer Auseinandersetzung.[4] Der damalige Jerusalemer Oberbürgermeister Ehud Olmert bedauerte aufgrund dieser Äußerung zunächst Dreßlers Berufung. Der ehemalige israelische Botschafter in Berlin Avi Primor kritisierte zwar gleichfalls Dreßlers Äußerung, bezeichnete ihn jedoch als Kenner Israels, der dort sehr geschätzt sei.[1] Die Irritationen legten sich daher bald[5] und Dreßler galt bei seiner Verabschiedung allgemein als verlässlicher Freund Israels.[6][7]
Seit Februar 2010 ist er Mitglied des Instituts Solidarische Moderne, in dessen Kuratorium er sitzt.
Privates
Am 11. November 1997 wurde Dreßler bei einem Autounfall in der Nähe von Bonn schwer verletzt.[8] Im Jahr 1999 heiratete er in dritter Ehe eine Fernsehjournalistin.[9] Dreßler hat zwei Kinder aus vorangegangenen Ehen.
Ehrungen
- 1988: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
- 1998: Großes Verdienstkreuz der BRD
- 2000: Ehrenring der Stadt Wuppertal[10]
- 2009: Wilhelm-Dröscher-Preis
- 2013: Heinz-Galinski-Preis
Literatur
- Rudolf Dreßler im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Literatur von und über Rudolf Dreßler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie beim Deutschen Bundestag
- Ein Parteitag muss den Richtungskampf beenden – Interview im Freitag Nr. 25/2008
Einzelnachweise
- ↑ a b c Pascal Beucker: Dreßlers große Wende Jungle World Nr. 5 vom 24. Januar 2001 eingesehen am 29. Mai 2009
- ↑ Rudolf Dreßler liebäugelt mit der Linkspartei, Der Spiegel, 10. Mai 2007
- ↑ SPD-Sozialpolitiker Rudolf Dreßler: „Die SPD hat den Kampf um die Sprache verloren“. In: Deutschlandfunk Kultur. (deutschlandfunkkultur.de [abgerufen am 11. Februar 2018]).
- ↑ haGalil onLine vom 11. August 2000 eingesehen am 14. März 2008
- ↑ RP-Online vom 18. August 2000 gemäß dpa: Nach Kritik an Äußerungen über Jerusalems Status - Kontroverse um Dreßler beendet eingesehen am 28. Mai 2009
- ↑ Eldad Beck Schalom an einen Freund, Jedioth Achronoth vom 6. September 2005 eingesehen am 14. März 2008
- ↑ Mitteilungen der Synagogen-Gemeinde Köln April 2005 eingesehen am 28. Mai 2009
- ↑ »Schröder war schon immer respektabel«. In: Der Spiegel 14/1998, 30. März 1998
- ↑ Rudolf Dreßler. In: Der Spiegel. 10. Oktober 1999, abgerufen am 8. September 2021.
- ↑ www.werner-steinbach.de (Memento vom 21. Februar 2004 im Internet Archive) Liste von Trägern des Ehrenrings der Stadt Wuppertal, Zugriff Mai 2008
Personendaten | |
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NAME | Dreßler, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (SPD) und ehemaliger Diplomat, MdB |
GEBURTSDATUM | 17. November 1940 |
GEBURTSORT | Wuppertal |