Schröckingerit
Schröckingerit | |
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Blassgrüne Aggregate von blättrigen Schröckingerit-Kristallen mit farblosen Aggregaten von Hexahydrit überzogen von farblosem, durchsichtigem Gips von der Halde Rožná, aus dem Schacht Bukov 2, Region Hochland (Kraj Vysočina), Moravia (Mähren), Tschechische Republik (Bildbreite: 5,8 mm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | NaCa3[(UO2)(CO3)3(SO4)F]·10H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Carbonate und Nitrate (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
5.EG.30 (8. Auflage: VI/D.21) 17.01.05.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1 |
Raumgruppe | P1 (Nr. 2)[2] |
Gitterparameter | a = 9,634(1) Å; b = 9,635(1) Å; c = 14,391(2) Å α = 91,41(1)°; β = 92,33(1)°; γ = 120,26(1)°[2] |
Formeleinheiten | Z = 2[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5[2] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,51[2] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {001}[2] |
Farbe | grünlichgelb, hellgrün |
Strichfarbe | gelblichweiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Perlglanz |
Radioaktivität | sehr stark |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,495 nβ = 1,543 nγ = 1,544[2] |
Doppelbrechung | δ = 0,049[2] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 16° |
Pleochroismus | X = farblos, blassgelb; Y = Z = grünlichgelb |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Merkmale | Fluoreszenz bei kurzwelligem (254 nm) und langwelligem (366 nm) UV-Licht |
Schröckingerit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate und Nitrate“ (ehemals „Carbonate, Nitrate und Borate“). Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung NaCa3[(UO2)(CO3)3(SO4)F]·10H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein sulfat-, fluorid- und wasserhaltiges Natrium-Calcium-Uranylcarbonat.
Schröckingerit entwickelt nur selten gute Kristalle und bildet häufig blassgrüne krustige Aggregate von feinen Kristallblättchen.
Schröckingerit fluoresziert grünlichgelb unter kurzwelligem (254 nm) und langwelligem (366 nm) UV-Licht.[3]
Etymologie und Geschichte
Schröckingerit wurde im Jahr 1873 von Albrecht Schrauf zum ersten Mal beschrieben. Dieser erhielt von Julius Freiherr von Schröckinger von Neudenberg (1813–1882)[4] eine Sammlung verschiedener Mineralien aus Joachimsthal (heute: Jáchymov), auf denen er perlmuttglänzende, 1 mm große Kristallblättchen in Form von kugeligen beziehungsweise flockenähnlichen Aggregaten von hellgrünlichgelber Farbe auf Uraninit vorfand. Er benannte es nach Baron Schröckinger "Schröckingerit".[5]
Das Typmaterial wird im Naturhistorischen Museum in Wien aufbewahrt.
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Schröckingerit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltige Sulfate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Deliensit, Johannit und Pseudojohannit die Johannit-Gruppe VI/D.21 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Schröckingerit in die neu definierte Klasse der „Carbonate und Nitrate“, und dort in die Abteilung der „Uranylcarbonate“ ein. In dieser befindet es sich in der Unterabteilung der Uranylcarbonate mit Sulfat (SO42-) oder Silicat (SiO44-) unter der System-Nummer 5.EG.05 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Schröckingerit wie die veraltete Strunz’sche Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Carbonate“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 17.01.05 innerhalb der Unterabteilung „Zusammengesetzte Carbonate mit verschiedenen Formeln“ zu finden.
Kristallstruktur
Schröckingerit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 9,634(1) Å, b = 9,635(1) Å, c = 14,391(2) Å, den Achsenwinkeln α = 91.41(1)°, β = 92.33(1)°, γ = 120.26(1)° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Die Kristallstruktur von Schröckingerit ist ein sehr komplexes System, dessen Grundmotiv Uranylcarbonat darstellt, das durch Koordination mit Ca2+- und Na+-Ionen Schichten aufbaut, die untereinander durch die Sulfat-Anionen (SO42−) sowie durch ein Geflecht von Wasserstoffbrückenbindungen zusammengehalten werden. Die Fluorid-Ionen (F−) verbrücken ausschließlich drei Calcium-Ionen.
Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 26,8 % radioaktiv. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von etwa 48 kBq/g[6] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität.
Bildung und Fundorte
Schröckingerit tritt als eher seltenes Sekundärmineral in der Oxidationszone von uranhaltigen Lagerstätten auf. Als Begleitminerale können unter anderem Albrechtschraufit, Andersonit, Bayleyit, Dolomit, Gips, Swartzit und Uraninit auftreten.
In Deutschland konnte Schröckingerit bisher nur in der Grube Johann am Burgfelsen und in der Grube Georg am Burgfelsen bei Wittichen[7], in Mansfeld sowie in Sachsen unter anderem in Johanngeorgenstadt gefunden werden. Österreichische Fundorte sind Radhausberg und Siglitz. Der einzige bergbauliche Fundort in der Schweiz ist die Uranprospektion La Creusaz im Kanton Wallis.
In den USA ist Schröckingerit verhältnismäßig stark verbreitet und ist bisher in den Bundesstaaten Arizona, Colorado, Kalifornien, Nevada, New Mexico, New York, Pennsylvania, Texas, Utah und Wyoming in mehreren Minen gefunden worden.
Weitere bisher bekannte Fundorte für Schröckingerit befinden sich in Argentinien, Frankreich, Italien, Kasachstan, Namibia, Norwegen, Polen, Russland, Tschechische Republik, Spanien, Schweden und im Vereinigten Königreich.[2]
Vorsichtsmaßnahmen
Aufgrund der Toxizität und der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Schröckingerit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.
Siehe auch
Literatur
- Schröckingerite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 66,3 kB).
- Schröckingerite – K. Mereiter: Crystal structure and crystallographic properties of a schrockingerite from Joachimsthal, Czech Republic In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen, 1986, 35, 1–18. - American Mineralogist Crystal Structure Database (AMCSD)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Deane K. Smith: An X-ray crystallographic study of schroeckingerite and its dehydration product. In: American Mineralogist, 195, 44, S. 1020–1025. (PDF (englisch), 354 kB).
- ↑ a b c d e f g h i Mindat - Schröckingerite (englisch)
- ↑ R. Vochten, L. Van Haverbeke, K. Van Springel: Synthesis of liebigite and andersonite, and study of their thermal behavior and luminescence. In: The Canadian Mineralogist, 1993, 31, S. 167–171. (PDF (englisch), 633 kB).
- ↑ Biographie zu Schröckinger von Neudenberg in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 1998, 11, S. 228 PDF, 89,7 kB
- ↑ Albrecht Schrauf: Schröckingerit, ein neues Mineral von Joachimsthal. In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen, 1873, 1, S. 137–138. (PDF, 217 kB).
- ↑ Webmineral - Schröckingerite (englisch)
- ↑ M. Bliedtner, M. Martin: Erz- und Minerallagerstätten des mittleren Schwarzwaldes. Eine bergbaugeschichtliche und lagerstättenkundliche Darstellung. Mit Beiträgen von Karl-Heinz Huck und Hansjosef Maus, Freiburg i. Br.: Geolog. Landesamt Baden-Württemberg, 1986, S. 560 ff.