Sebastian Friedrich Zobel

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Sebastian Friedrich Zobel

Sebastian Friedrich Zobel (auch Zobell; * 11. Oktober 1617 in Kassel; † 12. Januar 1671 in Regensburg) war ein deutscher Jurist, Staatsbeamter und Komitialgesandter.

Herkunft

Zobels Vater Johann Zobel (* 1576/78 in Bremen; † 20. Januar 1631 ebenda)[1] war Berater und Gesandter, ab 1608 als Geheimer Rat, des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel. 1625 wurde er Ratsherr und noch im gleichen Jahr Bürgermeister in Bremen. Bereits der Großvater, der Kaufmann Heinrich Zobel (* vor 1558 in Bremen; † um 1615), war ab 1583 Ratsherr und dann ab 1597 Bürgermeister in Bremen gewesen. Zobels Mutter Juliane geb. Heugel war eine Tochter des landgräflichen Kammerrats und Kammermeisters Johann Heugel in Kassel, der Ende 1600 Oberamtmann der Niedergrafschaft Katzenelnbogen auf der Burg Rheinfels wurde. Ihr Großvater war der Kasseler Komponist und Hofkapellmeister Johann Heugel. Ihre Schwester Agnes war Ehefrau des hessischen Regierungsrats Johann Siegfried Clotz, Sohn des hessen-kasselschen Kanzlers Siegfried Clotz. Eine weitere Schwester, Sabina Heugel (* 1581), war ab 1602 mit dem Rittmeister und Herrn auf Grebenau, Christian Hund, ältestem Sohn des hessen-kasselschen Kanzlers Heinrich Hund,[2] verheiratet.[3] Dieser gehörte der Bastardlinie derer Hund zu Gudensberg an.[4] Sebastian Friedrich Zobels Schwester Maria heiratete den Kasseler Bürgermeister und Vizekanzler Heinrich von Haxthausen.

Leben

Zobel verbrachte seine Kindheit zunächst in Kassel, ab 1625 in Bremen, wo sein Vater erst zum Ratsherrn und dann zum Bürgermeister gewählt worden war, und schließlich von 1628 bis zum Tode seines Vaters im Januar 1631 in Paris, wo der Vater als Diplomat in dänischem Dienst tätig war. Nach Beendigung seiner Schulzeit studierte er von 1635 bis 1641 Rechtswissenschaften an der Hohen Schule in Kassel[5] und der Universität Straßburg.

Nach dem Studium trat er in den Dienst der Landgrafenwitwe Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel, die von 1637 bis 1650 als Regentin für ihren noch unmündigen Sohn Wilhelm VI. amtierte. Er nahm als Legationssekretär ab 1645 an den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück teil und war danach, im Range eines Legationsrats, ein Jahr lang Gesandter in Paris, wo er unter anderem versuchte, die ausstehenden französischen Subsidien einzufordern, die 1635 und 1639/40 vereinbart worden waren. In weiteren diplomatischen Missionen reiste er 1649 nach Münster und 1651 nach Wien, und 1653 vertrat er Hessen-Kassel als Gesandter in Frankfurt bei Verhandlungen über strittige hessische Erbrechtsfragen sowie auf dem Reichstag in Regensburg, der die beim Westfälischen Frieden offen gebliebenen Fragen klären sollte.

Danach war Zobel, inzwischen Regierungsrat, im Auftrag des Landgrafen Wilhelm VI. an den Verhandlungen zur Bildung des Rheinischen Bunds beteiligt,[6] die im August 1658 erfolgreich abgeschlossen wurden. Zobel und Regner Badenhausen, die beiden Kasseler Unterhändler, bestätigten den Rheinbundvertrag und den französischen Beitrittsvertrag jedoch erst in der vierten Augustwoche, nachdem sie von den französischen Vertretern eine Zahlungsverpflichtung über 1.169.434 Livres (ca. 400.000 Reichstaler) an noch immer ausstehenden Subsidienzahlungen (nebst Zinsen) aus früheren Bündnissen erhalten hatten.

1659 wurde Zobel zum Geheimen Rat ernannt, und nach weiteren diplomatischen Missionen wurde er 1662 als Komitialgesandter für Hessen-Kassel nach zum Immerwährenden Reichstag in Regensburg entsandt, wo er bis 1669 amtierte und am 12. Januar 1671 verstarb.

Ehe und Nachkommen

Zobel heiratete am 1. Mai 1653 Sabine Christine Antrecht (* 1632, † 23. Mai 1664 in Regensburg), Tochter des Hessen-Kasseler Regierungsrats Johann Antrecht des Jüngeren und der Anna Catharina Hund. Mit ihr hatte er sechs Kinder.

Der Sohn Nikolaus Friedrich Zobel war Generalmajor in den Niederlanden und Kommandant von Maastricht. Am 23. Oktober 1691 erhob ihn der Kaiser in den Reichsfreiherrenstand.[7] Die Tochter Anna Christine Zobel (1661–1727) heiratete Peter d’Aubigny und wurde Mutter des späteren Kasseler Bürgermeisters Wilhelm d’Aubigny.

Weblinks

Fußnoten

  1. Johann Zobel, bei Deutsche Biographie
  2. Hund, Heinrich. Hessische Biografie. (Stand: 9. März 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Horst Zimmermann: Der vergessene Hans: Kapellmeister, Komponist, Trompeter [...], 2015, S. 56 f.
  4. Christoph von Rommel: Geschichte von Hessen, Band 5, Kassel 1835, S. 409 f.
  5. Landgraf Wilhelm V. gründete 1633 eine Hohe Schule in Kassel. Sie bestand bis 1653, als die Universität in Marburg wiedereröffnet wurde.
  6. Hessen-Kassel gehörte bereits der am 19. Februar 1652 gegründeten und protestantisch geprägten Hildesheimer Allianz an, gemeinsam mit Braunschweig-Lüneburg, Schweden für Bremen und Verden, sowie später Paderborn.
  7. Zobel, Sebastian Friedrich. Hessische Biografie. (Stand: 23. Juni 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).