Seljonka-Attacke

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Alexei Nawalny nach einer Seljonka-Attacke in Moskau (2017)

Eine Seljonka-Attacke (russisch зелёнка, Brillantgrün) ist eine Form von Protest, Provokation oder gewalttätigem Angriff auf eine Person, die vorwiegend im Gesicht mit einer grünen Farblösung übergossen wird. In den 2010er Jahren war dies in Russland und der Ukraine weit verbreitet. In der Folge wurde die Seljonka – und die grüne Farbe im Allgemeinen – zum Symbol des politischen Protestes in Russland.[1]

Opfer und Einfluss

Die Opfer von Seljonka-Attacken sind in der Regel russische Oppositionelle, darunter Sergei Mitrochin, Michail Kassjanow, Alexei Nawalny, Ljudmila Ulizkaja, Julija Latynina oder ukrainische Politiker (Arsen Awakow, Arsenij Jazenjuk, Oleh Ljaschko).[2][3]

Nach zahlreichen Angriffen begann ein Teil der russischen Oppositionsführer Seljonka und die grüne Farbe schlechthin als „Ehrenzeichen“ zu begreifen. Der Anti-Korruptions-Aktivist und Politiker Alexei Nawalny, der die Studentenproteste organisiert und immer wieder zu neuen Protesten aufgerufen hat, wurde selbst Opfer eines Säureattentats. Ein Ultranationalist hat ihm vor dem Büro seiner Antikorruptionsstiftung aufgelauert und ihn mit dem grünen, schwer zu entfernenden Desinfektionsmittel Seljonka übergossen. Doch dem Mittel war diesmal eine chemische Substanz beigemischt, die eine Verätzung seines rechten Auges verursachte. Mittlerweile lassen sich Nawalnyjs Anhänger stolz mit grüner Farbe fotografieren, als wäre es eine Antikorruptionskriegsbemalung.[4] Der Blogger Nikolai Danilov, der mit einem grün angemalten Gesicht auf dem Roten Platz erschien, wurde von der Polizei verhaftet. Als Kassjanow auf dem Nemtsow-Gedächtnismarsch angegriffen wurde, wurden Rufe laut: „Du wirst Seljonka nicht auf uns schütten!“[5][6]

Seljonka (Brillantgrün) Fläschchen

Am 4. Mai 2017 erklärte Alexei Nawalny, dass die Seljonka-Vorfälle dazu beigetragen haben, dass zahlreiche Spendengelder in seinen Fonds geflossen sind.[7] Am selben Tag veröffentlichte der russische Dichter Dmitri Bykow ein Gedicht Vivat, grünes Russland!, in dem grüne Farbe als die Farbe der „russischen Revolution“ bezeichnet wurde.[8]

Fotografien von zahlreichen Seljonka-Angriffen auf berühmte Persönlichkeiten – neben anderen Personen, die ebenfalls übergossen worden sind – führten dazu, dass die Printmedien ihren Lesern erklärten, was „Seljonka“ bedeutet, denn der Großteil der Bevölkerung wusste meist nichts von der Bedeutung der Brillantgrün-Attacken.[9][10]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Julia Smirnova: Russland: Bei Chemikalien-Angriffen auf Kritiker schaut der Kreml weg. Die Welt. 3. Mai 2017. Abgerufen am 6. Mai 2017.
  2. Nikolay Syrov: ‘Zelyonka': the Anti-Putin Antiseptic. Global Voices. 23. März 2017. Abgerufen am 8. Mai 2017.
  3. The Economist explains: Why are Russian opposition leaders’ faces turning green? In: The Economist. 10. Mai 2017 (economist.com).
  4. Lamia Estatie: Russian opposition leader goes green and Australians share stories of racism (en-GB). In: BBC News, 21. März 2017. Abgerufen am 6. Mai 2017. 
  5. Putin-Gegner reagiert mit Humor auf Farbattacke. In: Tages-Anzeiger, Tages-Anzeiger, 20. März 2017. 1422-9994. Abgerufen am 6. Mai 2017. 
  6. Der Kreml ist ihm gar nicht grün: Putin-Rivale lächelt nach Farb-Attacke. In: Blick. Abgerufen am 6. Mai 2017. 
  7. Damien Sharkov: What is zelenka and why does Kremlin-critic Navalny keep getting splashed with it? (en). In: Newsweek, 28. April 2017. Abgerufen am 6. Mai 2017. 
  8. Dmitry Bykov: Виват, "зеленая" Россия! (ru). In: Собеседник.ру. Abgerufen am 6. Mai 2017. 
  9. Emmanuel Grynszpan: Le «brillant vert», nouvelle arme contre l’opposition (fr). In: Le Temps, 4. Mai 2017. Abgerufen am 6. Mai 2017. 
  10. Russie. Les attaques au produit colorant, nouvelle arme contre l’opposition? (fr). In: Courrier international, 21. März 2017. Abgerufen am 6. Mai 2017.