Shibkovit

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Shibkovit
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel K (□ K) Ca2 Zn3 Si12O30[1][2][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.CM.05 (8. Auflage: VIII/E.22)
63.02.01a.16
Ähnliche Minerale Quarz
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal[4]
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m 2/m 2/m[5]
Raumgruppe P6/mcc (Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192
Gitterparameter a = 10,502 Å; c = 14,184 Å[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5 bis 6[2][3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,89 berechnet: 2,90[2][3]
Spaltbarkeit -
Farbe farblos[2][3]
Strichfarbe weiß[2][3]
Transparenz durchsichtig[2][3]
Glanz Glasglanz[2][3]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,561[2][4]
nε = 1,563[2][4]
Doppelbrechung δ = 0,002
Optischer Charakter einachsig positiv, manchmal schwach zweiachsig[4][3]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale hellrote Fluoreszenz unter kurzwelligem UV-Licht[3]

Das Mineral Shibkovit ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Milaritgruppe und hat die idealisierte chemische Zusammensetzung K(□ K)Ca2Zn3Si12O30.[1] Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt farblose, isometrische Körnchen von unter einem Millimeter Größe. Äußerlich kann es leicht mit Quarz verwechselt werden, mit dem es mitunter eng verwachsen ist.[2][3]

Shibkovit bildet sich in alkalireichen, wasserarmen Pegmatiten bei niedrigem Druck (<2 kbar) und mittleren Temperaturen um 450–500 °C. Er ist bislang nur an seiner Typlokalität, den Moränen des Darai-Pioz-Gletschers im Alaigebirge in Tadschikistan, gefunden worden.[2][3]

Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde Shibkovit in den Moränen des Darai-Pioz-Gletschers im Alaigebirge in Tadschikistan und 1998 von L. A. Pautov, A. A. Agakhanov, E. V Sokolova als neues Mineral der Milaritgruppe beschrieben. Sie benannten das Mineral nach den bekannten russischen Geologen Wiktor Sergejewitsch Schibkow (1926–1992) und Nikolai Wiktorowitsch Schibkow (1951–1991).[2][3]

Klassifikation

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört Shibkovit mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Emeleusit, Faizievit, Merrihueit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit zur allgemeinen Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ in die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.22.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Shibkovit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist. Darin gehört es mit Agakhanovit-(Y), Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Eifelit, Darapiosit, Dusmatovit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit zur „Milaritgruppe“ mit der System-Nr. 9.CM.05.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Shibkovit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.

Chemismus

Shibkovit ist das K-Ca-Analog von Klöchit oder Dusmatovit bzw. das K-Zn-Analog von Milarit und die gemessene Zusammensetzung aus der Typlokalität ist [12]K [9](K1,200,80) [6](Ca1,26Mn0,40Na0,39Fe0,01) [4]Zn3,01 [4](Si12,01Al0,01)O30, wobei in den eckigen Klammern die Koordinationszahl der jeweiligen Position in der Kristallstruktur angegeben ist.[2][3]

Die Untersuchung von hydrothermal synthetisch hergestellten Shibkovit mit der Zusammensetzung K (K1,67 0,33H2O) (Ca1,3Na0,7) Zn3 Si12O30 ergab, dass die Kristallisationsbedingungen wie Druck, Temperatur und Wassergehalt der fluiden Phase bestimmen, ob und wie viel Kristallwasser in Mineralen mit Milaritstruktur eingebaut wird.[6]

Kristallstruktur

Shibkovit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192 mit den Gitterparametern a = 9,970 Å und c = 14,130 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[2][4]

Der schwache, optisch zweiachsige Charakter von Shibkovit deutet auf eine erniedrigte Symmetrie hin.

Shibkovit ist isotyp zu Milarit, d. h., es kristallisiert mit der gleichen Struktur wie Milarit. Die 12-fach koordinierte C-Position ist voll besetzt mit Kalium (K+). Die 9-fach koordinierte B-Position ist ebenfalls mit Kalium (K+) mehr als zur Hälfte besetzt. Kalzium (Ca2+), Mangan (Mn2+), Natrium (Na+) und Eisen (Fe2+) füllen die 6-fach koordinierte A-Position. Neben dem ebenfalls zu den Milariten gehörenden Eifelit ist es eines der wenigen Minerale, das signifikante Mengen Natrium in oktaedrisch koordinierten Positionen einbaut. Die tetraedrisch koordinierten T2-Position enthält ausschließlich Zink (Zn2+). Die T1-Position, die die 6er-Doppelringe aufbaut, enthält nur Silizium (Si4+).[4]

Bildung und Fundorte

Shibkovit bildet sich in alkalireichen, H2O-untersättigten Pegmatiten bei niedrigem Druck (<2 kbar) und Temperaturen um 450–500 °C.[7]

Das bislang einzige dokumentierte Vorkommen von Shibkovit ist seine Typlokalität, der Darai-Pioz-Gletschers im Alaigebirge in Tadschikistan, wo es in pegmatitischen Gesteinen in den Moränen gefunden wird. Shibkovit tritt hier zusammen mit Quarz, den Feldsspäten Mikroklin und Albit, dem Natrium-Pyroxen Ägirin, dem Lithium-Glimmer Polylithionit, Reedmergnerit (ein Gerüstsilikat aus der Feldspatgruppe), dem Milaritgruppenmineral Sogdianit, Pyrochlor[2] sowie Pektolith, Turkestanit, ein Thorium-4er-Doppelringsilikat und Sphalerit auf.[4]

Dieser sehr mineralreiche Fundort ist die Typlokalität von 35 Mineralen (Stand 2016), davon allein 5 aus der Milaritgruppe: Berezanskit, Darapiosit, Dusmatovit, Shibkovit und Sogdianit. Weiterhin wurden hier die Milaritgruppenminerale Milarit, Osumilith, und Sugilit nachgewiesen.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 714.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b F. C. Hawthorne (2002): The Use Of End-Member Charge-Arrangements In Defining New Mineral Species And Heterovalent Substitutions In Complex Minerals. In: The Canadian Mineralogist, 40, S. 699–710 (PDF (309 kB))
  2. a b c d e f g h i j k l m n o L. A. Pautov, A. A. Agakhanov, E. V Sokolova (1998): Shibkovite K(Ca,Mn,Na)2 (K 2-x □x)Zn3 Si12O30 — a new mineral of the milarite group. In: Zapiski Vseross. Mineral. Obshch., 127, S. 89–94 (russisch mit engl. Zusammenfassung)
  3. a b c d e f g h i j k l m J. L. Jambor, J. Puziewicz, A. C. Roberts (2000): New Mineral Names - Shibkovite, In: American Mineralogist, 85, S. 627–630 (PDF (34,3 kB))
  4. a b c d e f g h E. V. Sokolova, V. B. Rybakov, L. A. Pautov (1999): Crystal structure of shibkovite. In: Doklady Earth Sciences, 369A, S. 1288–1290 (PDF (202 kB))
  5. Webmineral – Shibkovit (englisch)
  6. G. V. Kiriukhina, O. V. Yakubovich, O. V. Dimitrova (2015): Synthetic shibkovite K(K1.67H2O0.33)(Ca1.3Na0.7)[Zn3Si12O30]: the crystal structure and comparative crystal chemistry. In: Reports Crystallography, 60, S. 37–45 (doi:10.1134/S1063774515010101)
  7. a b Darai-Pioz Glacier (Dara-i-Pioz; Dara-Pioz), Alai Range (Alayskiy), Tien Shan Mtn, Region of Republican Subordination, Tajikistan