Osumilith
Osumilith | |
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seltene Kombination aus nebeneinander gewachsenem Osumilith in tafeligem und prismatischem Habitus (Bildgröße: 1,5 mm) Fundort: Wannenköpfe, Ochtendung, Eifel, Deutschland | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | KFe2(Al5Si10)O30[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.CM.05 (8. Auflage: VIII/E.22) 63.02.01a.06 |
Ähnliche Minerale | Cordierit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | dihexagonal-dipyramidal; 6/m 2/m 2/m[2] |
Raumgruppe | P6/mcc (Nr. 192)[3] |
Gitterparameter | a = 10,09 Å; c = 14,33 Å[3][4] |
Formeleinheiten | Z = 2[3][4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5 bis 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,58 bis 2,68; berechnet: 2,71[4] |
Spaltbarkeit | undeutlich parallel und rechtwinklig zu {0001}[4] |
Bruch; Tenazität | spröde |
Farbe | dunkelblau, dunkelgrau, grün, braun, schwarz |
Strichfarbe | Bitte ergänzen |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,539 bis 1,547 nε = 1,545 bis 1,551[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,0040[2] |
Optischer Charakter | einachsig wechselnd |
Achsenwinkel | 2V = 28 bis 45°[4] |
Pleochroismus | stark: ω = hellblau bis blauviolett, blassrosa, blass gelblichbraun; ε = farblos bis braun |
Osumilith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der idealisierten Zusammensetzung KFe2(Al5Si10)O30[1], ist also chemisch gesehen ein Kalium-Eisen-Silikat, das strukturell zu den Ringsilikaten zählt.
Osumilith entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende Kristalle mit tafeligem bis prismatischem Habitus von bis zu fünf Millimetern Größe, findet sich aber auch ein- oder aufgewachsen in massigen Aggregaten. Die überwiegend dunkelblauen bis dunkelgrauen, seltener auch grünen, braunen oder schwarzen, Kristalle weisen einen glasähnlichen Glanz auf.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Osumilith 1956 bei Sakkabira auf der Ōsumi-Halbinsel in Japan und beschrieben durch Akiho Miyashiro, der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Osumilith zur allgemeinen Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“, wo er zusammen mit Milarit die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.22 und den weiteren Mitgliedern Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Poudretteit, Merrihueit, Oftedalit, Osumilith-(Mg), Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit, Yagiit und Yakovenchukit-(Y) bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Osumilith zwar ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Ringstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „[Si6O18]12− – Sechser-Doppelringe“ zu finden ist, wo es zusammen mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Friedrichbeckeit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit die unbenannte Gruppe 9.CM.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Osumilith in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.
Kristallstruktur
Osumilith kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192) mit den Gitterparametern a = 10,09 Å und c = 14,33 Å[5] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[4].
Eigenschaften
Osumilith ist stark dichroistisch, zeigt also beim Durchgang des Lichts aus zwei verschiedenen Richtungen zwei verschiedene Farben. Durchgehendes Licht in Richtung der optischen Hauptachse lässt den Osumilith hellblau bis blauviolett, blassrosa oder blass gelblichbraun erscheinen. Senkrecht dazu ist er farblos oder braun.
Bildung und Fundorte
Osumilith bildet sich in Metamorphen Granulit-Fazies (MP/HT) bei Temperaturen um etwa 1000 °C und Drucken im Bereich von etwa 8 bis 10 kbar[6]. Dort findet er sich meist in Drusen als Abscheidung aus der Gasphase und einer Grundmasse aus Rhyolith und Dazit.
Neben seiner Typlokalität Sakkabira auf Ōsumi wurde Osumilitn in Japan noch am Sakurajima und an der Aira-Caldera auf Kyūshū gefunden.
Weltweit konnte das Mineral bisher (Stand: 2010) an 26 Fundorten nachgewiesen werden: In der antarktischen Region Enderbyland; an der Zinster Kuppe (Kemnath, Bayern), der Blauen Kuppe (Eschwege, Hessen) und am Ettringer Bellerberg (Ettringen, Rheinland-Pfalz) in Deutschland; am Mont Denise bei Espaly-Saint-Marcel im französischen Département Haute-Loire; am Pauliberg in Österreich; bei Visakhapatnam in Indien; am Vesuv und dem Monte Arci in Italien; in der kanadischen Provinz Labrador; auf der Nordinsel in Neuseeland; in der norwegischen Provinz Rogaland; im Aldanhochland (Ostsibirien) in Russland; im Namaqualand in Südafrika; im tadschikischen Teil des Alai-Gebirges; auf dem Labwor-Hügel in Uganda sowie bei Tarpa im ungarischen Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg.[7]
Siehe auch
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 713–714.
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 395.
- Raymond Bonnett, Akiho Miyashiro: Metamorphic petrology. Chapter 7: The concept and system of metamorphic facies. S. 184 ff., CRC Press, 1994. (Englisch)
- W. Schreyer, G. Hentschel, K. Abraham: Osumilith in der Eifel und die Verwendung dieses Minerals als petrogenetischer Indikator. In: TMPM Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen. 31, 1983, S. 215, doi:10.1007/BF01081370.
Weblinks
- Mineralienatlas:Osumilith (Wiki)
Einzelnachweise
- ↑ a b IMA/CNMNC List of Mineral Names (2012) - Osumilite (englisch, PDF 1,8 MB; S. 211)
- ↑ a b Webmineral - Osumilite-(Fe)
- ↑ a b American Mineralogist Crystal Structure Database – Osumilite (englisch, 2008)
- ↑ a b c d e f Osumilite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 78,7 kB)
- ↑ American Mineralogist Crystal Structure Database - Osumilite (englisch, 2008)
- ↑ Denny Loose: Panafrikanische Ultrahochtemperatur-Metamorphose archaischer Gesteine der Labwor Hills (Uganda) (Memento vom 26. Februar 2016 im Internet Archive) (PDF 26,6 kB; S. 2)
- ↑ Fundorte für Osumilith beim Mineralienatlas und bei Mindat