Timothy Treadwell

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Timothy Treadwell (* 29. April 1957 als Timothy Dexter auf Long Island; † 5. Oktober 2003 im Katmai-Nationalpark, Alaska) war ein US-amerikanischer Tierfilmer und radikaler Tierschützer, der sein Leben den Grizzlybären widmete und die Vereinigung Grizzly People gründete. Er und seine Freundin Amie Huguenard (* 23. Oktober 1965; † 5. Oktober 2003) wurden von einem 28-jährigen Braunbären getötet und gefressen.[1] Treadwells Leben, Werk und Tod waren 2005 Gegenstand von Werner Herzogs gefeiertem Dokumentarfilm Grizzly Man.[2]

Leben

Über Treadwells Vorleben weiß man vieles durch seine eigenen Mitteilungen, die jedoch nicht unbedingt zuverlässig sind.[3]

Der Sohn von Val und Carol Dexter, das dritte von fünf Kindern einer mittelständischen New Yorker Familie, konnte gut mit Kindern und Tieren umgehen und war ein mittelmäßiger, nicht allzu braver Schüler (er selbst schreibt, dass er dem Alkohol zuneigte und einmal auch den Wagen der Eltern zu Schrott fuhr). Der sportliche und gut aussehende „all-American boy“ gewann ein Stipendium der Bradley University in Illinois, wo er als Kunstspringer erfolgreich war, allerdings nach Aussage seiner Eltern auch mit Cannabis in Kontakt kam. Als er nach einer Rückenverletzung das Stipendium verlor, brach er im dritten Jahr sein Studium ab, kehrte heim und jobbte zunächst als Rettungsschwimmer auf Long Island.

Mit etwa 20 Jahren[4] zog er nach Kalifornien, nahm den Künstlernamen Treadwell an und versuchte sich erfolglos als Schauspieler. Sein Vater erwähnt im Interview, dass Timothy in der Kuppelshow Love Connection auftrat „und sonst auch noch irgendwo“ und dass er zu Probeaufnahmen für die Rolle des Woody Boyd in der Sitcom Cheers eingeladen war, die zu seiner großen Enttäuschung jedoch mit Woody Harrelson besetzt wurde. Der junge Mann war allerdings kein Kind von Traurigkeit, passte in die Party-, Surf- und Punkszene Malibus, arbeitete daneben aber in durchaus renommierten Lokalen als Barkeeper oder Kellner. Als Kollegin lernte er dabei die spätere Freundin und Mitarbeiterin Jewel Palovak kennen.

Von seiner Vergangenheit versuchte er sich so vollkommen zu trennen, dass er sich zunächst als Brite, später als Australier aus dem Outback und als Vollwaise ausgab. Er beschaffte sich sogar Informationen zu seinem vorgeblichen Herkunftsort und nahm einen Akzent an, der allerdings belächelt wurde, weil er nicht zu einem Australier passte, sondern dem der Kennedys ähnelte.[5]

Alaska

Hallo Bay bis Kaflia Bay.

Allein auf einem gebrauchten Motorrad mit Zelt und billigem Fotoapparat unterwegs, hatte er 1989 am Chitina River die erste Begegnung mit Grizzlys. Die Reise hatte er auf Empfehlung seines Freundes Terry Tabor unternommen, der ihn nach einer Überdosis einer Mischung aus Kokain und Heroin ins Spital gebracht und damit gerettet hatte.[6] Er verliebte sich geradezu in diese Bären und beschloss ihren Schutz zu seinem Lebensinhalt zu machen. Später erklärte er, letztlich hätten sie ihn von seiner Sucht geheilt, weil er genötigt war, sich zwischen der selbstauferlegten Mission und der Droge zu entscheiden.

Ab 1990 verbrachte er die Sommermonate in Alaska; zunächst auf Kodiak, dann im Katmai-Nationalpark an der Küste zwischen der Hallo Bay, wo er sich im Frühsommer in einem offenen Grasland aufhielt, das er Grizzly Sanctuary (Grizzlyrefugium) nannte, und dem Grizzly Maze (Grizzlylabyrinth), das er stets gegen Ende seines Aufenthalts aufsuchte, weil es zu dieser Zeit dicht von Bären bevölkert war, die am Ablauf des Oberen Kafliasees Lachse fischten, um sich für den Winter fettzufressen.

1991 gründeten er und Jewel Palovak die Organisation Grizzly People, die sich für den Schutz der Bären und für die Erhaltung ihres Lebensraumes einsetzt. Im Winter arbeitete er weiterhin zeitweise im Gastgewerbe, doch hielt er mit seinem Bildmaterial auch Vorträge, beispielsweise in Schulen, und soweit bekannt stets unentgeltlich. 1994 erschien im People Magazine (Auflage 3, 4 Mio.) ein Bildbericht über ihn, ab 1995 wirkte er an TV-Berichten über Grizzlys mit, ab 1998 war er mit eigener Videoausrüstung unterwegs. Häufige Auftritte in Talkshows und sein 1997 erschienenes Buch Among Grizzlies (Koautorin: Palovak) machten ihn einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Am 20. Februar 2001 war er in David Lettermans Late Show zu Gast.

Die letzten Tage

Letztes Camp: Menschen- (3, 6) und Bärenleichen (7, 8).

Wie üblich hatte Treadwell sein Camp Ende September, genauer: am 26. September 2003, abgebrochen. Weil sich aber in Kodiak ein Problem mit den Rückflugtickets nach Kalifornien ergeben hatte, waren er und seine Begleiterin Amie Huguenard[7] am 29. „für ein paar Tage“, länger als sonst, ins Reservat zurückgekehrt.[2] In seinem Tagebuch notiert Treadwell, er hasse die Zivilisation. Am 4. oder 5. Oktober kontaktierte er per Satellitentelefon Palovak und den Buschpiloten Willy Fulton, mit dem er die Abholung für den 6., 14:00 Uhr, vereinbarte.[8] Treadwell wählte seinen Campingplatz in der Nähe eines Lachsstroms, wo Grizzlys im Herbst gewöhnlich auf Nahrungssuche gehen. Zu dieser Zeit kämpfen Bären, um so viel Fett wie möglich vor dem Winter zu gewinnen, eine begrenzte Nahrungsversorgung macht die Bären naturgemäß aggressiver als in anderen Monaten. Die Nahrungsknappheit führte dazu, dass sich auch Bären von anderen Teilen des Parks in dem Bereich bewegten, was die Bären noch aggressiver als üblich machte und diese Treadwell zudem nicht kannte.[9]

Einige der letzten Aufnahmen von Treadwell, Stunden vor seinem Tod aufgenommen, zeigen einen Bären, der immer wieder in den Fluss taucht für ein Stück toten Lachses. Treadwell erwähnt in seiner Aufnahme, dass er ein ungutes Gefühl bei diesem speziellen Bären habe. In Grizzly Man postuliert Herzog, dass Treadwell hier womöglich den Bären gefilmt hat, der ihn schließlich tötete.[2]

Entdeckung des Vorfalls

Als Fulton wie abgemacht eintraf, fand er kein für den Rückflug vorbereitetes Gepäck, sah aber bei der Suche vom Flugzeug aus einen großen Bären der offenbar von einem menschlichen Leichnam fraß und sich nicht verjagen ließ (er schildert, dass er im Tiefflug erfolglos mehrfach über ihn hinweggezogen sei). Er meldete dies per Funk seiner Firma und wurde angewiesen, vor Ort auf die Rettungsmannschaften zu warten – zu diesem Zeitpunkt hoffte man, dass eine Person überlebt haben könnte. Alarmiert wurden die Alaska State Troopers, d. h. die Polizei, in Kodiak und der Park Service in King Salmon, jeweils etwa eine Flugstunde entfernt.

Um 16:26 Uhr trafen zwei Ranger vor Ort ein. Da die optimale Landungsstelle, rund hundert Meter vom Camp, bloß Platz für ein Flugzeug bot, hatte Fulton seine Beaver auf der gegenüberliegenden Seite des Sees festgemacht. Er wurde von der Cessna 206 des Park Service abgeholt und führte die Gruppe auf einem Bärenpfad im Gänsemarsch zum Camp. Pilot Allen Gilliland, Ex-Polizist und erfahrener Jäger, hatte sich angeschlossen, da die kurz danach eintreffenden beiden Polizisten weiter entfernt anlanden und erst noch einige hundert Meter Erlengestrüpp überwinden mussten. Anders als Fulton waren die drei Ankömmlinge bewaffnet, nämlich mit zwei Remington 870 und einer Smith & Wesson Kaliber .40. Als ein großer Bär in rund sechs Metern Entfernung auftauchte und sich nicht durch Schreien vertreiben ließ, sondern noch näher kam, musste er getötet werden. Von den binnen Sekunden abgegebenen 21 gezielten Schüssen (11 aus der Pistole, je fünf aus den Pumpguns) trafen 19. Der Bär, anschließend identifiziert als der etwa 28-jährige „Bär 141“,[10] hatte sich bis auf 4 Meter genähert. Die Polizisten, die noch ohne Sichtkontakt zur ersten Gruppe waren, hatten den Lärm für Knallkörper gehalten, die ebenfalls zum Vertreiben von Bären genutzt werden. Ein zweiter, größerer Bär konnte durch Schreie vertrieben werden.

Im Camp fand die Spitzengruppe beide Zelte zwar zusammengebrochen oder niedergetreten, aber unbeschädigt und ohne Blutspuren. Der Eingang des Schlafzelts stand offen, im Vorzelt waren die Schuhe ordentlich abgelegt, angebrochene Verpflegung war nicht von Tieren berührt. Das Paar war möglicherweise beim Mittagsimbiss überrascht worden.

Unmittelbar vor dem Zelt fand man jedoch menschliche Überreste. Beim folgenden Absuchen der Umgebung wurden zuerst, rund dreißig Meter vom Zelt entfernt, Reste von Treadwell entdeckt: der Kopf, daran ein Stück Wirbelsäule und ein Teil einer Schulter sowie beide Unterarme. Bloß zwei Meter vom Zelt wurden zuletzt Huguenards Reste gefunden, die ein Bär vergraben hatte.

Beim Abtransport der Leichenteile und der Ausrüstung kam es zu einer dritten Begegnung mit einem Bären, der trotz Geschreis und Warnschuss weiter auf die Männer zuging und daher aus nächster Nähe ebenfalls getötet wurde. Hinterher stellte sich heraus, dass der Dreijährige vermutlich bloß neugierig gewesen war.[11]

Wegen des Regens und der inzwischen einbrechenden Dunkelheit wurde die Obduktion der Bären vertagt, doch herrschte tags darauf kein Flugwetter. Als am 8. Oktober im Verdauungstrakt von Bär 141 Leichenteile und Fetzen der Kleidung gefunden und in vier Säcken abtransportiert werden konnten, war der getötete Jungbär bereits aufgefressen. Ob er oder vielleicht auch ein anderer Bär etwas mit dem Tod des Paares zu tun gehabt hatte, konnte man nicht feststellen.

Rekonstruktion der letzten Minuten

Treadwell hatte auch den eigenen Tod dokumentiert: Man fand seine Kamera eingeschaltet, aber mit dem Deckel auf dem Objektiv.

Die Audioaufnahme beginnt am 5. Oktober um 13:58 Uhr und dauert rund sechs Minuten, bis zum Ende des Bandes, wie aus dem Bericht des Park Service vom 29. Dezember hervorgeht. Abgehört wurde die relevante Stelle des Bandes zumindest von der polizeilichen Untersuchungskommission, später von Nick Jans [?] und von Werner Herzog. Am 29. Oktober 2003 hatte ein Sprecher der Troopers eine Medienanfrage damit beantwortet, dass man Treadwells gesamte Hinterlassenschaft bereits den Grizzly People übergeben habe, keine Kopie der Aufzeichnung besitze und keine Auskünfte über die Untersuchung erteile. Das Stillschweigen hätten die Grizzly People unter Androhung rechtlicher Schritte verlangt. Seitens der Polizei habe nicht einmal der Park Service nachträglichen Zugang zu den sichergestellten Beweismitteln erhalten.[12]

Vermutlich schaltete Amie Huguenard das Band auf Treadwells Geheiß ein, als dieser sich außerhalb des Zelts befand, vergaß aber in der Aufregung den Objektivdeckel abzunehmen. Treadwell trug sein Funkmikrofon. Gemäß den Schilderungen[13] beginnt die Aufnahme, die starke Hintergrundgeräusche aufweist, mit Regen- und Windgeräuschen. Dann fragt Huguenard „Ist er noch da?“, später hört man Treadwell rufen „Komm raus, er bringt mich um!“ Es folgt das Geräusch des Reißverschlusses am Zelteingang, man hört Huguenards Versuch, den Bären durch Schreie zu vertreiben, und ihr zweimaliges „Stell dich tot!“ – eine oft empfohlene Methode, Bärenattacken im letzten Moment abzuwehren, da der Bär sich dann nicht mehr bedroht fühle. Das könnte auch diesmal für kurze Zeit geholfen haben, denn es folgt ein kurzer Wortwechsel, ob „er jetzt weg“ sei.

Angenommen wird, dass Huguenard bei Treadwell war, um ihn zu verarzten,[14] aber der Bär wiederkam und Huguenard daraufhin zurückwich. Treadwell schreit dann „Schlag auf ihn ein“, gefolgt vom Geräusch der Bratpfanne, zusammen mit Huguenards Geschrei, um den Bären erneut zu vertreiben, woraufhin der Bär Treadwell am Oberschenkel fortgeschleppt haben könnte, um die Beute ungestört zu verzehren. Treadwell musste jetzt begriffen haben, dass er nicht mehr zu retten war, und schrie Huguenard an, wegzugehen oder wegzulaufen. Huguenards letzte aufgezeichnete Schreie beschreibt Herzog als markerschütternd. Vom Bären selbst ist die ganze Zeit über nahezu nichts zu hören.

Kritik

Treadwell selbst stellte sich immer wieder als „einsamer und einziger“ Beschützer der Bären dar und glaubte gewiss an seine Sendung. Sein Verhalten gegenüber den Bären wird jedoch von allen Wildtier-Experten kritisiert, weil er grundlegende Regeln im Umgang mit den Tieren grob fahrlässig missachtete, beispielsweise die in Nationalparks gültige „50/100-Regel“: Besucher haben sich von männlichen Bären mindestens 50 Yards, von Weibchen mit Jungtieren 100 Yards fernzuhalten. Treadwell hingegen berührte Jungtiere und beschreibt selbst, wie er vom jungen „Peanuts“ so entzückt war, dass er ihn auf die Schnauze küsste. Sein lebendes Maskottchen, den ihn jahrelang begleitenden Fuchs Timmy, habe er nach Meinung der Fachleute angefüttert – für Feldforscher ein absolutes Tabu.

Seine Weigerung, Bärenspray[15] mitzuführen (Schusswaffen waren in Nationalparks bis 2010 verboten[16]) und sein Camp durch einen elektrischen Weidezaun abzusichern, beunruhigte die Parkverwaltung. Wegen verbotenen Verhaltens oder Beschwerden wurde er mindestens sechsmal aktenkundig; sogar ein Betretungsverbot wurde erwogen. Deb Liggett, Leiterin des Park Service, die Treadwell persönlich angesprochen hatte, äußerte einmal gegenüber der Presse, „Treadwell beschäftige sie mehr als die Bären“. Allerdings schätzte man sehr wohl die Werbewirksamkeit von Treadwells Auftritten. Naturfilmer hingegen beschwerten sich, gegenüber Treadwell benachteiligt zu werden.

Nachdem der Park Service 1997 die Regel eingeführt hatte, dass Camps nach längstens einer Woche um mindestens eine Meile verlegt werden müssen, begann Treadwell seine Camps zu tarnen.[17] Dass er die Bären verniedlichte, ihnen Kosenamen gab und Lieder vorsang, wurde als bedenklich naiv, von Herzog als krankhaft bemängelt, kam aber bei seinem Hauptpublikum, den Schulkindern, bestens an. Sogar als Berater für den Disney-Zeichentrickfilm Bärenbrüder war er im Gespräch. In das Bild passt, dass Treadwell auch den Teddybären, der ihn auf seinen Expeditionen „begleitete“, seinem Filmpublikum vorstellt.

Kritiker seines Anspruchs als „Verteidiger der Grizzlys“ wenden nicht bloß ein, dass weder der Bestand im von Treadwell „bewachten“ Gebiet gefährdet noch die von ihm oft beschworene Wilderei dort ein Thema sei (der Biologe Larry Van Daele spricht sich sogar für geregelten Abschuss aus), sondern vor allem, dass der Exzentriker nicht bloß den eigenen Tod, sondern auch den seiner Freundin und zweier Bären provoziert und so der von ihm angestrebten Sache letztlich geschadet habe. Dass er so lange überlebt habe, sei nicht auf sein Einfühlungsvermögen, sondern auf die besondere Gutmütigkeit der Bären an der Katmai-Küste zurückzuführen.[18] Kommentatoren sind sich auch einig, dass Treadwells „Forschungsarbeiten“ keinerlei neue Erkenntnisse gebracht hätten. Er habe seine Aufenthalte eher zur Selbstfindung und -inszenierung genutzt, gleichsam an einem Film „Der wunderbare Mr. Treadwell“ gearbeitet.[19] Seine immer wiederkehrenden Warnungen vor Nachahmung klängen nach „einem Vater, der den Sohn vor dem Rauchen warne, während an seinen Lippen die Zigarette hänge“.[20]

Gegenüber Besuchern des Nationalparks, die ihm und „seinen“ Bären nahe kamen, habe er sich oft wie ein aggressiv grollender Bär benommen, wird berichtet.[21] Dass jegliche Besuche ihn zutiefst entrüsteten, ist auch durch Treadwells selbstgedrehtes Material dokumentiert. Herzog zeigt die betreffenden Clips als Indiz für gelegentlichen Verfolgungswahn.

Nick Jans, Autor von The Grizzly Maze, der damit sowohl Treadwells Anhänger wie auch seine Gegner verärgerte, kritisiert Herzogs Film und unterstellt, die Auswahl des Archivmaterials sei mehr darauf abgezielt, einen (reißerischen) erfolgreichen Film zu produzieren, als der charismatischen porträtierten Person gerecht zu werden.

Jans nennt Treadwell „wrong-headed but very right-hearted“, was in etwa mit „auf dem falschen Weg, aber mit dem Herz am rechten Fleck“ übersetzt werden kann. Aber auch, wenig anders als Herzog: „Er sah sich als Schauspieler und war sein Leben lang Chamäleon.“[22]

Als gewitzter Abenteurer trat er in Talkshows auf. Auf die Frage von David Letterman, ob man je in der Zeitung lesen werde, dass er zerfetzt worden sei, antwortete er entschieden: „Nein.“ Dennoch hat er die Möglichkeit stets einkalkuliert. Er verabschiedete sich von Freunden oft mit den Worten: „Und wenn ich nicht wiederkomme, dann soll es das eben gewesen sein.“ Inständig bat er sie, keine Rettungsmannschaften loszuschicken, weil sie ja die womöglich beteiligten Bären töten würden.[23]

Filme

  • Werner Herzog schuf aus Treadwells Archivmaterial, das er durch Interviews mit Fachleuten und mit Personen aus Treadwells Umgebung ergänzt und häufig auch kontrastiert, die vielfach nominierte und ausgezeichnete, aber von Nick Jans auch heftig kritisierte Filmdokumentation Grizzly Man (2005). Der Film erschien auch auf DVD und BD.
  • The Grizzly Man Diaries ist eine Serie von acht Dreißigminutenfilmen, die aus Treadwells Material zusammengestellt wurden. Sie wurde von Animal Planet ab dem 29. August 2008 ausgestrahlt.[24]

Anmerkungen und Quellen

  1. Craig Medred: Biologist Believes Errors Led to Timothy Treadwell and Amie Huguenard Attack (englisch) In: Anchorage Daily News. 22. August 2005. Abgerufen am 5. November 2014.
  2. a b c Grizzly Man (DVD). Regie Werner Herzog. Lions Gate, 2005.
  3. Neben der Selbstdarstellung als Waise aus Australien kann auf den Schlusssatz Nick Jans’ im zitierten Interview verwiesen werden: „He saw himself as an actor and he was a chameleon his whole life.“
  4. Seine Mutter sagt im Interview, mit 19 oder 20, während der Autor Nick Jans das Jahr 1981 angibt.
  5. Warren Queeney; Grizzly Man script
  6. Treadwell und Palovak, Amongst Grizzlies, pp.5f.
  7. Huguenard (* 23. Oktober 1965), Arzthelferin aus Aurora (Colorado), hatte in den Sommern 2001–2003 jeweils mehrere Wochen mit Treadwell zusammen verbracht. (Find A Grave und Kevin Sanders)
  8. Nick Jans u. a.
  9. Nick Jans: The Grizzly Obsession (Englisch). Dutton Adult, City 2005, ISBN 0-525-94886-4.
  10. Das Alter konnte ziemlich genau bestimmt werden, weil dieses Tier 1990 narkotisiert und durch eine Tätowierung im Maul markiert worden war. Anhand eines bei dieser Gelegenheit gezogenen Zahnes wurde sein Alter damals mit 15 Jahren bestimmt. Der Bär hatte zwar schlechte Zähne und war mager, aber gesund. Sein Gewicht wird mit 1000 Pfund angegeben. (Nick Jans u. a.)
  11. Nick Jans identifiziert ihn später anhand der Beschreibung der Fellzeichnung als den Treadwell vertrauten Jungbären Baby Letterman. Jans widerspricht auch Herzogs Mutmaßung, Bär 141 sei Treadwell „fremd“ gewesen.
  12. Park Service Says Treadwell – Huguenard Mauling Not at Night wolfsongnews.org zitiert die Anchorage Daily News vom 28. August 2005.
  13. Herzog und der Gerichtsmediziner Franc G. Fallico deuten im Film eher an. Detailliert beschreibt Kevin Sanders den Ablauf.
  14. Treadwells Kopf war teilweise skalpiert. Fallico nimmt an, dass diese stark blutende, aber nicht unbedingt lebensbedrohliche Verletzung zu Beginn der Attacke zustande kam. (Grizzly Man script)
  15. Speziell dosiertes und gekennzeichnetes Pfefferspray, kann bereits aus etwa 10 Meter Entfernung erfolgreich eingesetzt werden, s. Information des National Park Service.
  16. National Park Service: A Quick Guide to Gun Regulations in the Intermountain Region. Abgerufen am 25. Juli 2017.
  17. Jans nennt diese Neueinführung „Treadwell-Regel“; s. auch Ashley Carter, The Unbearable Lightness of Being Timothy Treadwell
  18. Dieses Areal bietet besonders viel Nahrung und zieht besonders viele Bären an; diese seien daher an die Nähe anderer „Tiere“ gewöhnt und verhielten sich weniger aggressiv als anderswo in Alaska. „… So, the challenge for the coastal grizzlies isn't dealing with people – it’s competing for food.“ (Kevin Sanders zitiert aus einem Interview mit John Hechtel, Alaska Department of Fish and Game)
  19. „He exchanged an addiction to booze and drugs for an addiction to celebrity.“ (Dr. Steve Stringham, mit Treadwell befreundet, zitiert von Ashley Carter u. a.)
  20. Jans, zitiert bei Carter.
  21. Van Daele (s. Grizzly Maze script) und John Rogers, „… would readily imitate the behavior of bears …“
  22. Interview mit Nick Jans, s. Weblinks
  23. spiegel.de Der Bärenflüsterer, 15. August 2005
  24. Übersicht und Ausschnitte aus den jeweiligen Episoden.

Bibliographie

  • Timothy Treadwell, Jewel Palovak „Among Grizzlies: Living With Wild Bears in Alaska“, 1997, ISBN 0-06-017393-9
  • Nick Jans, „The Grizzly Maze: Timothy Treadwell’s Fatal Obsession with Alaskan Bears.“, New York, N.Y.: Penguin Group, 2005. ISBN 0-525-94886-4.
  • Mike Lapinski, „Death in the Grizzly Maze: The Timothy Treadwell Story.“ Falcon, 2005. ISBN 0-7627-3677-1

Weblinks