Verteidigungsausschuss (Deutscher Bundestag)
Der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages (VgA) ist ein nach Art. 45a Grundgesetz (dort: Ausschuß für Verteidigung) vorgesehener Pflichtausschuss. Die Zuständigkeit des Bundestagsausschusses entspricht dem Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung. Die Aufgabe des Ausschusses besteht darin, Beschlüsse des Deutschen Bundestages vorzubereiten, Empfehlungen abzugeben und mittels seines Selbstbefassungsrechtes eine begleitende und mitsteuernde parlamentarische Kontrolle der Verteidigungspolitik und der Streitkräfte zu gewährleisten. In seiner Funktion als parlamentarischem Gremium steht er dem Bundessicherheitsrat als einem Kabinettsausschuss gegenüber.
Die besondere Bedeutung des Ausschusses wird darin erkennbar, dass er als Pflichtausschuss keiner formalen Einsetzung durch den Bundestag bedarf und auch nicht aufgelöst werden kann. Dies ist mit dem Interesse an einer umfassenden parlamentarischen Kontrolle und einer ständigen Überwachung der Streitkräfte zu erklären. Die parlamentarische Kontrolle in Verteidigungsangelegenheiten wird zudem dadurch aufgewertet, dass der Ausschuss gleichzeitig über die Rechte eines Untersuchungsausschusses verfügt. Von den Ausschüssen des deutschen Bundestages besitzt nur der Verteidigungsausschuss dieses Recht, sich selbst als Untersuchungsausschuss einzusetzen. Auf Antrag eines Viertels der Mitglieder des Ausschusses muss er eine Angelegenheit zum Gegenstand einer Untersuchung machen. Damit ist auch eine Minderheit im Ausschuss in der Lage, wichtige Angelegenheiten zum Gegenstand einer Untersuchung zu erheben. Bisher konstituierte sich der Verteidigungsausschuss 15 Mal als Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag. 2013 befasste sich der Verteidigungsausschuss als Untersuchungsausschuss (17. Wahlperiode) mit dem umstrittenen Rüstungsprojekt „EURO-Hawk“. 2015 forderte die Linke dieselbe Rolle auch für die G36-Affäre, anstelle eines Untersuchungsausschuss des Bundestags der nur als Schauprozess diene.[1]
Die SPD-Fraktion ist im 38 ordentliche Mitglieder umfassenden Ausschuss des 20. Deutscher Bundestages mit elf Parlamentariern, die CDU/CSU-Fraktion mit zehn, die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit sechs, die FDP-Fraktion mit fünf, die AfD-Fraktion mit vier und die Linksfraktion mit zwei Abgeordneten vertreten.[2]
Vorsitzende ist Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Ihr Stellvertreter ist Henning Otte (CDU).
Mitglieder der 20. Legislaturperiode
Die 38 Mitglieder des Ausschusses in der 20. Legislaturperiode:[2]
SPD | Bündnis 90/Die Grünen | FDP | CDU/CSU | AfD | Die Linke | SSW | fraktionslos |
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Johannes Arlt | Agnieszka Brugger | Marcus Faber (Sprecher) | Reinhard Brandl | Hannes Gnauck | Ali Al-Dailami (Sprecher) | ||
Falko Droßmann | Philip Krämer | Lars Lindemann | Marlon Bröhr | Rüdiger Lucassen (Obmann und Sprecher) | Zaklin Nastic (Obfrau) | ||
Wolfgang Hellmich (Obmann und Sprecher) | Claudia Müller | Alexander Müller (Obmann) | Markus Grübel | Jan Nolte | |||
Kristian Klinck | Sara Nanni (Obfrau und Sprecherin) | Christian Sauter | Serap Güler | Gerold Otten | |||
Kevin Leiser | Merle Spellerberg | Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Vorsitz) | Florian Hahn (Sprecher) | ||||
Jörg Nürnberger | Niklas Wagener | Jens Lehmann | |||||
Rebecca Schamber | Henning Otte (Stellvertretender Vorsitz) | ||||||
Christoph Schmid | Thomas Röwekamp | ||||||
Marja-Liisa Völlers | Armin Schwarz | ||||||
Dirk Vöpel | Kerstin Vieregge (Obfrau) | ||||||
Joe Weingarten |
Mitglieder in der 19. Legislaturperiode
Die 36 Mitglieder des Ausschusses in der 19. Legislaturperiode
CDU/CSU-Fraktion
- Reinhard Brandl
- Ingo Gädechens (Obmann)
- Eckhard Gnodtke
- Florian Hahn
- Karl Lamers (Stv. Vorsitzender)
- Jens Lehmann
- Gisela Manderla
- Henning Otte
- Anita Schäfer
- Oswin Veith
- Kerstin Vieregge
SPD-Fraktion
- Eberhard Brecht
- Karl-Heinz Brunner
- Katrin Budde
- Fritz Felgentreu
- Wolfgang Hellmich (Vorsitzender)
- Joe Weingarten
- Siemtje Möller (Obfrau)
- Dirk Vöpel
AfD-Fraktion
FDP-Fraktion
Fraktion Die Linke
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
- Agnieszka Brugger
- Katja Keul
- Tobias Lindner (Obmann)
Geschichte
Legislaturperiode | Vorsitz | Fraktion | Stellvertreter | Fraktion | Mitglieder | Bemerkung |
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1. (1949–1953) | Franz Josef Strauß | CDU/CSU | Fritz Erler | SPD | 21 | ab 19. Juli 1952: Ausschuss zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen ab 21. Januar 1953: Ausschuss für Fragen der europäischen Sicherheit |
2. (1953–1957) | Richard Jaeger | CDU/CSU | Fritz Erler | SPD | 29 | Ausschuss für Fragen der europäischen Sicherheit ab 10. Januar 1956: Ausschuss für Verteidigung |
3. (1957–1961) | Richard Jaeger | CDU/CSU | Hans Merten | SPD | 29 | |
4. (1961–1965) | Richard Jaeger | CDU/CSU | Hans Merten ab 15. November 1963: Karl Wienand |
SPD | 27 | |
5. (1965–1969) | Friedrich Zimmermann | CDU/CSU | Karl Wienand ab 13. April 1967: Karl Wilhelm Berkhan |
SPD | 31 | |
6. (1969–1972) | Friedrich Zimmermann | CDU/CSU | Hermann Schmidt | SPD | 29 bzw. 25 | |
7. (1972–1976) | Hermann Schmidt ab 9. April 1975: Werner Buchstaller |
SPD | Manfred Wörner | CDU/CSU | 27 | |
8. (1976–1980) | Manfred Wörner | CDU/CSU | Werner Buchstaller | SPD | 27 | |
9. (1980–1983) | Werner Marx ab 27. Oktober 1982: Alfred Biehle |
CDU/CSU | Erwin Horn | SPD | 27 | |
10. (1983–1987) | Alfred Biehle | CDU/CSU | Walter Kolbow ab 19. Juni 1985: Friedrich Gerstl |
SPD | 27 | |
11. (1987–1990) | Alfred Biehle ab 16. Mai 1990: Uwe Ronneburger |
CDU/CSU FDP |
Walter Kolbow | SPD | 29 | |
12. (1990–1994) | Fritz Wittmann | CDU/CSU | Heinz-Alfred Steiner | SPD | 37 | |
13. (1994–1998) | Klaus Rose ab 29. Januar 1997: Kurt J. Rossmanith |
CDU/CSU | Dieter Heistermann | SPD | 39 | |
14. (1998–2002) | Helmut Wieczorek | SPD | Thomas Kossendey | CDU/CSU | 38 | |
15. (2002–2005) | Reinhold Robbe ab 14. April 2005: Ulrike Merten |
SPD | Thomas Kossendey | CDU | 30 | |
16. (2005–2009) | Ulrike Merten | SPD | Karl A. Lamers | CDU | 30 | |
17. (2009–2013) | Susanne Kastner | SPD | Karl A. Lamers | CDU | 34 | ab 2009: Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Luftangriffs auf zwei Tanklastwagen bei Kundus in Afghanistan in der Nacht vom 3. auf den 4. September 2009 ab 2013: Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Entwicklungsvorhaben Euro Hawk |
18. (2013–2017) | Hans-Peter Bartels ab 20. Mai 2015: Wolfgang Hellmich |
SPD | Karl A. Lamers | CDU | 32 | |
19. (2018–2021) | Wolfgang Hellmich | SPD | Karl A. Lamers | CDU | 36 | |
20. (2021–) | Marie-Agnes Strack-Zimmermann | FDP | Henning Otte | CDU | 38 |
Siehe auch
Literatur
- Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Der Bundestagsausschuss für Verteidigung. Der Ausschuss zur Mitberatung des EVG-Vertrages – Juli bis Dezember 1952. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Droste, Düsseldorf 2006, ISBN 3-7700-1700-5.
- Bruno Thoß (Hrsg.): Der Bundestagsausschuss für Verteidigung. Der Ausschuss für Fragen der Europäischen Sicherheit. Januar 1953 bis Juli 1954 (= Der Bundestagsausschuss für Verteidigung und seine Vorläufer. Band 2). Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Droste, Düsseldorf 2010, ISBN 978-3-7700-1701-0.
- Burkhard Köster (Hrsg.): Der Bundestagsausschuss für Verteidigung. Der Ausschuss für Fragen der europäischen Sicherheit – September 1954 bis Juli 1955 (= Der Bundestagsausschuss für Verteidigung und seine Vorläufer. Band 3). Im Auftrag des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Droste, Düsseldorf 2014, ISBN 978-3-7700-1702-7.
Weblinks
- Seiten des Verteidigungsausschusses auf bundestag.de
Einzelnachweise
- ↑ spiegel.de
- ↑ a b Marie-Agnes Strack-Zimmermann leitet Verteidigungsausschuss. In: Bundestag. 15. Dezember 2021, abgerufen am 15. Dezember 2021.