Volkshaus (Weimar)

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Volkshaus Weimar

Das Volkshaus in der Friedrich-Ebert-Straße 8 von Weimar wurde von 1906 bis 1908 als Versammlungshauses für die Sozialdemokratie (und die Gewerkschaften) errichtet. Es entstand auf Initiative des SPD-Politikers August Baudert. Sein Architekt war Bruno Röhr.[1][2] Eröffnet wurde es am 26. April 1908. Anfänglich nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches hielt die SPD in diesem Haus ihre Sitzungen ab. Am 11. Januar 1919 wollte eine Spartakus-Jugendgruppe die Gründung einer Ortsgruppe der KPD vorbereiten. Um möglichen Ausschreitungen entgegenzutreten, wurde eine Sicherungseinheit durch den Soldatenrat dahin entsandt.

Vor dem zweigeschossigen Gebäude mit zwei Eingangstoren auf der Giebelseite auf der Treppe befindet sich eine Gedenktafel der gegen den Kapp-Putsch gefallenen Arbeiter. Als diese sich während des Generalstreiks am 15. März 1920 zu einer Kundgebung im Volkshaus versammelten, schossen putschende Soldaten der Reichswehr auf sie. Es sind dieselben Namen auf der dortigen Tafel, wie auf der Grabplatte, die 1922 von Walter Gropius auf dem Denkmal auf dem Weimarer Historischen Friedhof für die Märzgefallenen angebracht wurde. Dieses sind Anna Braun, Walter Hoffmann, Franz Pawelski, Paul Schander, Adolf Schelle, Karl Schorn, Karl Merkel, Ernst Müller und Kurt Krassan. Ebenso wie das Denkmal für die Märzgefallenen, das 1946 wiedererrichtet wurde, wäre ein solches Gedenken unter den Nationalsozialisten undenkbar gewesen, sodass die Tafel auch erst nach 1945 an diese Stelle gekommen sein dürfte. Die prominentesten Redner, die in diesem Hause sprachen, waren wohl Clara Zetkin, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Auch der Reichspräsident Friedrich Ebert hatte hier ein Büro außer seiner Kanzlei im Weimarer Stadtschloss.

Nach der Machtergreifung schieden am 8. April 1933 auch die SPD-Stadtratsmitglieder zwangsweise aus dem Stadtrat aus. Kurz darauf besetzten SA und SS das Volkshaus und führten in allen Stadtteilen und in den Vororten bei über 100 SPD-Mitgliedern Hausdurchsuchungen durch. Sie beschlagnahmten Druckschriften, vier Personen wurden festgenommen, das Vermögen der SPD und die Einrichtung ihres Bezirksbüros beschlagnahmt und die Bankkonten gesperrt. Am 23. Juli 1933 wurde die SPD verboten. Der Architekt Paul Bräunlich baute einen Anbau an das Volkshaus 1948, das zum "Haus des FDGB" umbenannt wurde.[3]

Bis 2009 war das Volkshaus ein Veranstaltungsort, etwa für Konzerte.[4] Außerdem befanden sich im Keller Bandproberäume. Im Moment ist das Gebäude nach mehreren Besitzerwechseln wegen Baufälligkeit gesperrt. Am 18. März 2022 konnte die Feuerwehr einen kleinen Brand löschen, bevor größere Schäden entstanden.[5]

Dieses Gebäude ist in die Liste der Kulturdenkmale in Weimar (Einzeldenkmale)[6] aufgenommen worden.

Weblinks

Commons: Volkshaus Weimar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Holler, Gudrun Püschel und Gerda Wendermann (Hrsg.): Der Krieg der Geister: Weimar als Symbolort deutscher Kultur vor und nach 1914. Dresden 2014, Kat. Nr. 77, S. 92 f. ISBN 978-3-95498-072-7
  2. Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, ISBN 978-3-7400-0807-9, S. 473.
  3. Anke Hoffsten: Das Volkshaus der Arbeiterbewegung in Deutschland: Gemeinschaftsbauten und Utopie, Böhlau, Wien-Köln-Weimar 2017, S. 581.
  4. Terminübersicht Konzerte seit 2006 auf Livegigs.de
  5. [1] auf mdr.de
  6. https://www.thueringen.de/mam/th9/tlbv/04-10_-_1112-18_-_denkmalliste_weimar.pdf

Koordinaten: 50° 59′ 12,1″ N, 11° 19′ 49,1″ O