Vushtrria

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Vushtrri/Vushtrria1
Vučitrn/Вучитрн2
Wappen von Vushtrria
Vushtrria (Kosovo)
Basisdaten
Staat: Kosovo Kosovo3
Bezirk: Mitrovica
Gemeinde: Vushtrria
Koordinaten: 42° 49′ N, 20° 58′ OKoordinaten: 42° 49′ 20″ N, 20° 58′ 0″ O
Höhe: 525 m ü. A.
Einwohner: 26.964 (2011)
Telefonvorwahl: +383 (0) 28
Postleitzahl: 42000
Kfz-Kennzeichen: 02
1 albanisch (unbestimmte / bestimmte Form),
2 serbisch (lateinische / kyrillische Schreibweise)
3 Die Unabhängigkeit des Kosovo ist umstritten. Serbien betrachtet das Land weiterhin als serbische Provinz.
Stadtpark in Vushtrria

Vushtrria (albanisch auch 

Vushtrri

, serbisch Вучитрн Vučitrn) ist eine Stadt im Nordosten des Kosovo. Sie liegt im Bezirk Mitrovica, ist der Verwaltungssitz der Gemeinde Vushtrria und beherbergt unter anderem die staatliche Polizeischule des Kosovo.

Geographie

Blick von Westen auf die Stadt

Die Stadt Vushtrria liegt im Amselfeld, rund zehn Kilometer südöstlich von Mitrovica. Die Nationalstraße M-2 verbindet beide Städte miteinander, sie erreicht Vushtrria am nördlichen Stadtrand und führt nach Südosten weiter in Richtung der Hauptstadt Pristina.

Im Westen wird die Stadt vom Fluss Sitnica begrenzt. Benachbarte Ortschaften sind im Norden Dobërlluka (an der M-2) und Sllatina, im Nordosten Gojbula, im Osten Studime e Poshtme sowie im Südosten Sfaraçak i Poshtëm. Im Westen wird die Stadt vom entlanglaufenden Fluss Sitnica begrenzt, eine Brücke führt zu den beiden jenseits des Flussufers liegenden Ortschaften Dalak und Bukosh. Hinter diesen Orten erhebt sich der von Vushtrria aus sichtbare Berg Çyçavica.

Ein weiterer durchs Stadtgebiet fließende Fluss ist die Tërstena, sie kommt von Nordosten aus den hinter Gojbula liegenden Bergen.

Geschichte

Antike

Vushtrria oder Vicianum, das nach einem alten illyrischen Namen benannt worden ist, war eine antike Lokalität, die bis hin zum Mittelalter und sich sogar noch vor dem Römischen Reich zurückdatieren lässt, nämlich aus der Zeit der Dardaner.[1]

Am Ende des ersten Jahrhunderts v. Chr. wurde die Region von den Römern erobert. Der Name Vicianum (lat. „Raum der Kälber“) ist der römische Name der Stadt. Unter römischer Besatzung entwickelte Vicianum eine beträchtliche Wirtschaft und eine blühende Kultur. Nach dem Fall des römischen Reiches wurde Vicianum eine byzantinische Herrschaft. Nach dem großen Schisma der Kirche im Jahr 1054 blieb die Mehrheit der Bevölkerung in Vicianum katholisch.

Mittelalter

Mit der Staatsgründung der Serben lag Vučitrn lange Zeit im Grenzgebiet zwischen Byzanz und Serbien, um ab Ende des 12. Jahrhunderts dauerhaft zu Serbien zu gehören. Der Überlieferung nach soll die Stadt ihren Namen von der Dornigen Hauhechel (serb. vučji trn, „Wolfsstachel“) bekommen haben. Nach dem Zerfall des Kaiserreiches Stefan Dušan' hat Vojislav Vojinović, lange Zeit der mächtigste serbische Teilfürst, über Vučitrn geherrscht und dort die erste Festung erbaut haben. Erstmals an größerer Bedeutung bekam es als eine Residenz von Vuk Branković und seines Sohnes Đurađ. In Vučitrn wurde 1426 der Friedensvertrag zwischen dem serbischen Despoten Stefan Lazarević und der Republik Venedig geschlossen, welcher den so genannten Zweiten Krieg von Skutari beendete und die Besitzverhältnisse an der heutigen Küste Montenegros und Nordalbaniens regelte. Von der Residenz der Branković sind heute nur Ruinen übrig geblieben, die Vojinovića kula („Vojinović-Bastei“), sowie die alte Vojinović-Brücke, alb. Ura e Gurit.

Im späten Mittelalter war Vučitrn eine wichtige Handelsstadt.[2]

Osmanen

Im vierzehnten Jahrhundert begann die Expansion des Osmanischen Reiches in Südosteuropa. Die Stadt kam erstmals 1439–1444 unter osmanische Kontrolle, 50 Jahre nach der Schlacht auf dem Amselfeld (1389). Endgültig erobert wurde nun das osmanische Vıçıtırın 1455.[2] Die Einrichtung der osmanischen Verwaltung förderte die Ausbreitung des Islam in der Gemeinde und den Bau von Moscheen, Gasthöfen, Madrasa und Hamams (öffentliche Bäder). Zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert war der Ort eine der größten Siedlungen Südosteuropas und das Zentrum einer wichtigen Verwaltungseinheit des Osmanischen Reiches.

In einem Reisebericht vom Dezember 1660 beschreibt Evliya Çelebi die drei größeren Städte im Amselfeld – Mitrovica, Vushtrria und Prishtina – ausführlich. Demnach bestand Vushtrria bereits damals aus mehreren Stadtteilen, die insgesamt 2.000 Häuser zählten, allesamt aus Stein und in gutem Zustand. Auch mehrere Einrichtungen wie Schulen und Tekken sowie eine Stadtmauer hatte es gegeben. Die Mehrheit der Einwohner hatte Albanisch und Türkisch gesprochen.[3]

20. Jahrhundert

Im Ersten Balkankrieg 1912 kam Vushtrria unter serbische Kontrolle. Im Ersten Weltkrieg war Vushtrria von Österreich-Ungarn besetzt, nach dem Krieg wurde es Teil des Königreiches Jugoslawien. Während des Zweiten Weltkriegs gehörte die Stadt zur deutschen Besatzungszone. Im November 1944 wurde die jugoslawische kommunistische Verwaltung gegründet.

Bevölkerung

Bei der Volkszählung 2011 wurden in der Stadt Vushtrria 26.964 Personen erfasst. Von ihnen sind 26.518 (98,35 %) Albaner, 276 (1,02 %) Türken, 103 Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter, 17 Bosniaken, vier Serben und drei Goranen. Vier Personen gehören anderen Ethnien an und von 39 ist keine Antwort bezüglich der Ethnie vorhanden.[4]

Bevölkerungsentwicklung[5]
Census 1948 1953 1961 1971 1981 1991 2011
Einwohner 5813 6691 8025 12.334 20.204 30.651 26.964

Sehenswürdigkeiten

Die alte Steinbrücke

Steinbrücke

Die alte Stein- oder Vojinović-Brücke (sr. Vojinovića most/Војиновића мост, alb. Ura e Gurit, Ura e vjetër e Gurit) im Nordwesten der Stadt ist die älteste noch existierende Steinbrücke des Kosovo. Da der Sitnica-Fluss um das Jahr 1855 seine Richtung geändert hat und somit keine Gewässer unter der Brücke fließen, ist die Brücke heutzutage nicht mehr im Gebrauch. Die Brücke ist 135 Meter lang und 6 Meter breit. Die ersten fünf Bögen der Brücke wurden zu Zeiten des Byzantinischen Reiches erbaut; die restlichen vier Bögen entstanden später unter serbischer Herrschaft.[6][7]

Hammām des Ali Bey

Das Gebäude ist eines der ältesten osmanischen Badehäuser und ist seit über 25 Jahren nicht mehr im Gebrauch. Da der Hamam sehr lange nicht gewartet wurde, fehlen auf dem Dach Ziegel, allgemein ist der Hamam nicht in einem guten Zustand.

St.-Elias-Kirche

Die im Jahr 1834 errichtete St.-Elias-Kirche wurde auf den Resten einer zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert errichteten Serbisch-Orthodoxen Kirche gebaut. Nach Vandalismen durch die albanische Bevölkerung im Jahr 1999 während des Kosovokrieges wurde die Kirche im März 2004 vollständig beschädigt. Die Kirche hat historische sowie malerische Werte und ist von lokal-religiöser sowie symbolischer Bedeutung. Die Wandmalereien innerhalb der Kirche blieben teilweise erhalten.

Sport

Fußball

Der beste Männer-Fußballverein der Stadt ist der KF Kosova Vushtrri, welcher bis zur Saison 2009/10 in der Raiffeisen Superliga aktiv war, dort jedoch nur den 11. Platz erreichte und somit in die Liga e Parë abstieg. Seit 2013–2014 stiegen sie wieder in die stärkste Liga Kosovos und gewannen ein Jahr später die Meisterschaft. Die neugegründete Frauenabteilung wird in der Saison 2010/11 in der Superliga der Frauen spielen.

Handball

Der beste Handballverein der Stadt ist der KH Kosova Vushtrri, im Männer- als auch im Frauenabteil.

Persönlichkeiten

Weblinks

Commons: Vučitrn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. History. In: Kommune von Vushtrria. Republik Kosovo, abgerufen am 8. September 2022 (englisch, albanisch, serbisch, türkisch).
  2. a b Vučitrn. In: mirjanadetelic.com. Abgerufen am 21. Juni 2017 (serbisch).
  3. Robert Elsie: Udhëtimi i Evlija Çelebiut nëpër Kosovë në vitin 1660. In: Albanica Ekskluzive, revistë mujore për dije e kulturë. 2007 (albanisch, elsie.de).
  4. Regjistrimi i Popullsisë në Kosovë 2011. (PDF) Statistikagentur des Kosovo, S. 54–55, abgerufen am 22. September 2016 (albanisch).
  5. Kosovo censuses. In: pop-stat.mashke.org. Abgerufen am 14. Januar 2019.
  6. The stone Bridge Vushtrri.pdf
  7. Protection and Preservation of Cultural Heritage in Kosovo.pdf