Horbourg-Wihr

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Horbourg-Wihr
Horbourg-Wihr (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Haut-Rhin / Europäische Gebietskörperschaft Elsass (68)
Arrondissement Colmar-Ribeauvillé
Kanton Colmar-2
Gemeindeverband Colmar Agglomération
Koordinaten 48° 5′ N, 7° 24′ OKoordinaten: 48° 5′ N, 7° 24′ O
Höhe 182–190 m
Fläche 9,42 km²
Einwohner 6.234 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 662 Einw./km²
Postleitzahl 68180
INSEE-Code

Mairie Horbourg-Wihr

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Horbourg-Wihr (deutsch Horburg-Weier, elsässisch Horwrig-Wihr) ist eine französische Gemeinde mit 6234 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie gehört zum Kanton Colmar-2 im Arrondissement Colmar-Ribeauvillé.

Die Gemeinde liegt etwa drei Kilometer östlich des Stadtzentrums von Colmar, von diesem durch die Ill und die Autoroute A35 (L' Alsacienne) getrennt.

Geschichte

Hier stand im Altertum die Burg Harburg, später Horburg genannt, von der der Ortsname herrührt. Die Burg soll 1262 vom Besitzer der Burg Egisheim geschleift und in späteren Jahrhunderten mehrmals wieder aufgebaut und zerstört worden sein, bis 1543 Georg von Württemberg-Mömpelgard sie von Grund auf neu errichten ließ. Dessen Sohn Friedrich, späterer Herzog vom Württemberg, ließ sie danach befestigen und mit einem tiefen Graben umgeben. Beatus Rhenanus war davon ausgegangen, dass die Burg auf der Gemarkung der antiken römischen Siedlung Argentovaria steht,[1] und formulierte eine entsprechende in Stein gemeißelte Inschrift für eine Gedenktafel, die über der Tür des Schlosses angebracht wurde.

Die römische Siedlung scheint sich ziemlich weit ausgedehnt zu haben, denn in dem etwa zwei Kilometer weiter östlich des Ortszentrums von Horburg gelegenen Nachbarort Wihr-en-Plaine (deutsch Weier auf’m Land, elsässisch Wihr uf em Land) wurden Überbleibsel eines römischen Bades und verschiedene lateinische Inschriften gefunden. Während des Dreißigjährigen Kriegs eroberten 1632 die Schweden das Schloss und schlugen darin ihr Hauptquartier auf; Gustaf Horn musste darin die Übergabe der Stadt Colmar unterzeichnen. 1675 zerstörten die Franzosen das Schloss, um die deutsche Regierung in der Grenzregion zu schwächen. Die Mauern der Schlossruine wurden erst im 18. Jahrhundert völlig abgetragen.[2] Nur ein Portal ist am heutigen Rathaus noch zu sehen.

Im Mittelalter war Horburg Hauptort der Grafschaft Horburg, die 1324 an die Grafen von Württemberg fiel.[3][4] Die Grafschaft zählte damit wie die Grafschaft Montbéliard und die Herrschaft Reichenweier zu den linksrheinischen Besitzungen des Hauses. In der Reformationszeit führten die Herzöge von Württemberg die Reformation ein, so dass das Gebiet lutherisch wurde. Zur Grafschaft Horburg gehörten folgende Orte: Algolsheim; Andolsheim; Appenweier; Bischweier; Dürrenenzen; Fortschweier; Horburg; Munzenheim; Sundhofen; Volgelsheim; Wolfgangen.

Seit 1748 befand sich die Grafschaft Horburg unter französischer Oberhoheit und wurde 1793 mit den anderen linksrheinischen Besitzungen an Frankreich abgetreten.

Die Gemeinde entstand am 1. Januar 1973 durch die Fusion der Gemeinden Horbourg und Wihr-en-Plaine.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung von Horburg bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1821 887 davon 339 Katholiken, 424 Lutheraner (die zum Konsistorium von Andolsheim gehören) und 124 Juden[5]
1872 1229 am 1. Dezember, in 189 Häusern;[6] nach anderen Angaben Einwohner[7]
1880 1086 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 432 ha, in 186 Häusern, davon 185 Katholiken, 594 Evangelische und 297 Juden[8]
1885 1048 [9]
1890 1080 davon 234 Katholiken, 602 Protestanten und 244 Juden[10]
1900 995 [3]
1910 1134 [11][12][9]
Bevölkerungsentwicklung von Weier auf'm Land bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1821 616 davon 218 Katholiken und 400 Protestanten[13]
1872 502 [14]
1880 455 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 489 ha, in 86 Häusern, davon 47 Katholiken und 407 Evangelische (keine Juden)[15]
1885 437 [9]
1890 397 davon 40 Katholiken und 357 Protestanten[16]
1910 412 [17][18]
Anzahl Einwohner seit Mitte des 20. Jahrhunderts
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2018
Einwohner 1654 2057 2720 4209 4518 5060 5011 6101
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

Simultankirche

In Wihr-en-Plaine steht die katholisch-lutherische Simultankirche Saint-Michel aus dem 12. Jahrhundert mit Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert.

Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Horbourg-Wihr

Persönlichkeiten

  • Hieronymus Gebwiler (ca. 1480–1545), deutscher Schulmann, Humanist, Schriftsteller und Gegner der Reformation
  • Emil Issler (1872–1952), Botaniker und Pionier der Pflanzensoziologie

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 29–32.
  • Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Friedrich Bull, Band II, Straßburg 1881, S. 691.
  • Emil Alphons Herrenschneider: Argentovaria-Horburg, in: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Litteratur Elsass-Lothringens, I. Jahrgang, Straßburg 1885, S. 25–39.
  • Emil Alphons Herrenschneider: Argentovaria-Horburg, Nachtrag zu Jahrbuch I, S. 25 ff., in: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Litteratur Elsass-Lothringens, II. Jahrgang, Straßburg 1886, S. 156–158.
  • Emil Alphons Herrenschneider: Römercastell und Grafenschloss Horburg, mit Streiflichtern auf die römische und elsässische Geschichte. Mit Plänen und Zeichnungen von Baurat Winkler. Barth, Colmar 1894 (Google-Books).
  • Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 105–112.

Weblinks

Commons: Horbourg-Wihr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen – Beschreibende Statistik, II. Band, Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 169–172.
  2. Theodor Franz Xaver Hunkler: Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend, Colmar 1838, S. 435–438.
  3. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 9, Leipzig/Wien 1907, S. 548.
  4. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 148–157.
  5. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 99, Nr. 9.)
  6. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 50.
  7. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Spalte 42.
  8. Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 52, Ziffer 686.
  9. a b c Michael Rademacher: Landkreis Colmar, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  10. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 56–57, Zeile 10.
  11. Horburg, Landkreis Colmar, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Horburg).
  12. Kreis Colmar, Elsaß-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  13. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 100, Nr. 18.
  14. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Spalte 66.
  15. Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 52, Ziffer 693.
  16. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 56–57, Zeile 17.
  17. Weier auf'm Land, Landkreis Colmar, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Weier auf'm Land).
  18. Kreis Colmar, Elsaß-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)