Vincentit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. September 2022 um 13:39 Uhr durch imported>APPERbot(556709) (Bot: http => https bei handbookofmineralogy.org, siehe WP:BOT/A).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Vincentit
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

1973-051

Chemische Formel
  • Pd3As[1]
  • (Pd,Pt)3(As,Sb,Te)[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
2.AC.05a (8. Auflage: II/A.05)
02.02.05.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P2/m (Nr. 10)Vorlage:Raumgruppe/10
Gitterparameter a = 11,226(3) Å; b = 6,318(2) Å; c = 8,047(2) Å
β = 100,95(4)°[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte VHN15 = 494[4]
Dichte (g/cm3) nicht messbar; berechnet: 10,86[3]
Spaltbarkeit nicht definiert
Farbe hellbräunlichgrau
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Vincentit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Pd3As[1] und ist damit chemisch gesehen eine legierungsartige Verbindung aus Palladium und Arsen, die zur Verwandtschaft der Sulfide gehört.

Aufgrund der empirischen Analysen, bei denen auch geringe Gehalte an Platin, Antimon und Tellur nachgewiesen wurden, wird die chemische Zusammensetzung im Allgemeinen auch in der Formel (Pd,Pt)3(As,Sb,Te)[3][2] beschrieben. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Vincentit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form mikrokristalliner Körner bis etwa 40 μm gefunden werden. Im Auflichtmikroskop zeigt das undurchsichtige Mineral eine hellbräunlichgraue Farbe und einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Vincentit nahe dem Fluss Riam Kanan in der Provinz Kalimantan Selatan auf der indonesischen Insel Borneo. Die Erstbeschreibung des Minerals publizierten Eugen Friedrich Stumpfl und Mahmud Tarkian 1974 im Mineralogical Magazine der Mineralogical Society of Great Britain and Ireland. Sie benannten es zu Ehren von Ewart Albert „David“ Vincent (1919–2012), dem früheren Leiter der Geologischen Fakultät an der University of Manchester (UK).[5]

Holotypmaterial des Minerals wird in der Sammlung des Mineralogischen Museum der Universität Hamburg aufbewahrt.[6]

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Vincentit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Legierungen und legierungsartige Verbindungen“, wo er zusammen mit Arsenopalladinit, Atheneit, Genkinit, Isomertieit, Mertieit-I, Mertieit-II, Miessiit (IMA 2006-013), Majakit, Menshikovit, Naldrettit, Palladoarsenid, Palladobismutoarsenid, Palladodymit, Polkanovit, Rhodarsenid, Stibiopalladinit, Stillwaterit und Ungavait die „Arsenopalladinit-Gruppe“ mit der System-Nr. II/A.05 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Vincentit ebenfalls in die Abteilung der „Legierungen und legierungsartige Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Legierungen von Halbmetallen mit Platin-Gruppen-Elementen (PGE)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Atheneit die unbenannte Gruppe 2.AC.05a bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Vincentit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02.02.05 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=3:1“ zu finden.

Kristallstruktur

Vincentit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P2/m (Raumgruppen-Nr. 10)Vorlage:Raumgruppe/10 mit den Gitterparametern a = 11,226(3) Å; b = 6,318(2) Å; c = 8,047(2) Å und β = 100,95(4)° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

Vincentit fand sich in Form von Einschlüsse in eisenhaltigen Palladiumkörnern von Platin-Gold-Konzentraten, das neben den genannten Metallen noch Iridium, Osmium und Ruthenium enthielt.

Als sehr seltene Mineralbildung ist Vincentit nur aus wenigen Proben an bisher rund 15 bekannten Fundorten (Stand 2016) bekannt.[7] Seine Typlokalität, der Fluss Riam Kanan auf Borneo, ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Indonesien.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Lagerstätte „Marathon“ im Coldwell-Komplex im Thunder Bay District der kanadischen Provinz Ontario, die V-Ti-Fe-Lagerstätte „Hongge“ bei Yanbian in der südwestchinesischen Provinz Sichuan, der Fluss Miessijoki in der Gemeinde Inari in der finnischen Region Lappland, Lubin in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien, die Cu-Ni-Lagerstätte „Talnakh“ nahe Norilsk in Ostsibirien sowie einige Fundpunkte auf der Halbinsel Kola und in Karelien in Russland, die Sandsloot Mine bei Mokopane in der südafrikanischen Provinz Limpopo, die Sonju Lake Intrusion im Beaver-Bay-Komplex in Minnesota sowie die Townships West Nottingham (Chester County) und Fulton (Lancaster County) in Pennsylvania.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Eugen F. Stumpfl, Mahmud Tarkian: Vincentite, a new palladium mineral from south-east Borneo. In: Mineralogical Magazine. Band 39, 1974, S. 525–527 (minersoc.org [PDF; 908 kB]).
  • Mahmud Tarkian, Karl-Heinz Klaska, Eugen F. Stumpfl: New data on vincentite. In: The Canadian Mineralogist. Band 40, 2002, S. 457–461 (psu.edu [PDF; 543 kB]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; September 2016 (PDF 1,6 MB; S. 193)
  2. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 59.
  3. a b c d Mahmud Tarkian, Karl-Heinz Klaska, Eugen F. Stumpfl: New data on vincentite. In: The Canadian Mineralogist. Band 40, 2002, S. 457–461 (psu.edu [PDF; 543 kB]).
  4. Vincentite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 126,6 kB)
  5. Mindat – Vincentite
  6. Typmaterial-Katalog des Mineralogischen Museums der Universität Hamburg – Vincentit
  7. Mindat – Anzahl der Fundorte für Vincentite
  8. Fundortliste für Vincentit beim Mineralienatlas und bei Mindat