Filipstadit

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Filipstadit
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1987-010

Chemische Formel
  • (Mn2+,Mg)2(Sb5+,Fe3+)O4[1]
  • Mn2(Sb,Fe)O4[2]
  • (Mn2+,Mg)4Sb5+Fe3+O8[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
4.BB.05 (8. Auflage: IV/B.05)
07.02.13.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol kubisch-hexakisoktaedrisch; 4/m 3 2/m
Raumgruppe Fd3m (Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227
Gitterparameter a = 25,93 Å[4]
Formeleinheiten Z = 216[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6 bis 6,5[5] (VHN100 = 792–882, durchschnittlich 831[3])
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,9[3]
Spaltbarkeit fehlt[5]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde[3]
Farbe schwarz; im Auflicht grau mit braunen oder bernsteinorangen bis roten Innenreflexen[3]
Strichfarbe braun[3]
Transparenz undurchsichtig[3]
Glanz Metallglanz[3]
Kristalloptik
Optischer Charakter zweiachsig[6]

Filipstadit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung (Mn2+,Mg)2(Sb5+,Fe3+)O4[1]. Das Mineral ist damit chemisch gesehen ein Mangan-Antimon-Oxid, bei dem meist ein geringer Teil des Mangans durch Magnesium und ein Teil des Antimons durch Eisen ersetzt (substituiert) ist.

Filipstadit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form von winzigen, oktaedrischen Kristallen bis etwa 200 μm Größe sowie als krustige Überzüge auf Jakobsit und Hausmannit entdeckt werden. Das Mineral ist undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen der schwarzen im Auflichtmikroskop auch grau erscheinenden Kristalle und Aggregate einen metallischen Glanz. Seine Strichfarbe ist dagegen braun.

Etymologie und Geschichte

Luftaufnahme der Grubensiedlung Långban, Gemeinde Filipstad (1989)

Während der Analyse von Ingersonit, einem 1988 neuen Ca-Mn-Antimonatmineral aus der berühmten Grubensiedlung Långban innerhalb der schwedischen Gemeinde Filipstad fiel den Erstbeschreibern Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, Alan J. Criddle und Chris J. Stanley ein weiteres bisher unbekanntes, undurchsichtiges Mineral. Aufgrund der Daten aus Röntgenbeugung und chemischer Analyse legten den Schluss nahe, dass das zweite neu entdeckte Mineral mit den Spinellen ist. Dunn, Peacor, Criddle und Stanley benannten das Mineral nach dem Gemeinde-Hauptort Filipstad, die etwa 20 km südlich von Långban liegt.

Das Typmaterial (Holotyp) des Minerals wird im Natural History Museum in London (England) unter den Katalog-Nr. 1986,410:E1177 und 1986,411:E1178 sowie im National Museum of Natural History in Washington, D.C. (USA) unter der Katalog-Nr. 163012A aufbewahrt.[7]

Klassifikation

Die aktuelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Filipstadit zur Spinell-Supergruppe, wo er zusammen mit Ahrensit, Brunogeierit, Qandilit, Ringwoodit und Ulvöspinell die Ulvöspinell-Untergruppe innerhalb der Oxispinelle bildet.[8]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Filipstadit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit Verhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 (Spinelltyp M3O4 und verwandte Verbindungen)“, wo er zusammen mit Hausmannit, Hetaerolith, Hydrohetaerolith, Iwakiit, Marokit, Tegengrenit und Xieit die „Hausmannit-Reihe“ mit der System-nr. IV/B.05 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Filipstadit ebenfalls in die Abteilung der Oxide mit Stoffmengenverhältnis „Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, sodass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Brunogeierit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell, Chromit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Hercynit, Jakobsit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnesioferrit, Magnetit, Manganochromit, Nichromit (N), Qandilit, Spinell, Trevorit, Ulvöspinell, Vuorelainenit und Zincochromit die „Spinellgruppe“ mit der System-Nr. 4.BB.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Filipstadit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfache Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Tegengrenit in der unbenannten Gruppe 07.02.13 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A+B2+)2X4, Spinellgruppe“ zu finden.

Kristallstruktur

Filipstadit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Fd3m (Raumgruppen-Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227 mit dem Gitterparameter a = 25,93 Å sowie 216 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte

Filipstadit bildete sich in metamorphisierten Eisen-Mangan-Erzkörpern. An seiner Typlokalität Långban fanden sich neben dem dort ebenfalls erstmals entdeckten Ingersonit noch Calcit, Jakobsit und gediegen Antimon als weitere Begleitminerale.

Der bisher einzige weitere bekannte Fundort (Stand 2018) ist die nahe gelegene Grube Jakobsberg bei Nordmark, die ebenfalls zur Gemeinde Filipstad gehört.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, Allan J. Criddle, Chris J. Stanley: Filipstadite, a new Mn-Fe3+-Sb derivative of spinel, from Långban, Sweden. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 413–419 (englisch, rruff.info [PDF; 677 kB; abgerufen am 14. September 2018]).
  • Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 310.
  • Paola Bonazzi, Laura Chelazzi, Luca Bindi: Superstructure, crystal chemistry, and cation distribution in filipstadite, a Sb5+-bearing, spinel-related mineral. In: American Mineralogist. Band 98, Nr. 2–3, 2013, S. 361–366, doi:10.2138/am.2013.4259 (englisch, degruyter.com [PDF; 2,6 MB; abgerufen am 14. September 2018] abgerufen über De Gruyter Online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; März 2018 (englisch; PDF 1,65 MB)
  2. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 189 (englisch).
  3. a b c d e f g h Filipstadite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 68 kB; abgerufen am 14. September 2018]).
  4. a b Paola Bonazzi, Laura Chelazzi, Luca Bindi: Superstructure, crystal chemistry, and cation distribution in filipstadite, a Sb5+-bearing, spinel-related mineral. In: American Mineralogist. Band 98, Nr. 2–3, 2013, S. 361–366, doi:10.2138/am.2013.4259 (englisch, degruyter.com [PDF; 2,6 MB; abgerufen am 14. September 2018] abgerufen über De Gruyter Online).
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Mindat – Filipstadite (englisch)
  7. Catalogue of Type Mineral Specimens – F. (PDF 73 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, S. 8, abgerufen am 29. August 2019.
  8. Cristian Biagioni, Marco Pasero: The systematics of the spinel-type minerals: An overview. In: American Mineralogist. Band 99, Nr. 7, 2014, S. 1254–1264, doi:10.2138/am.2014.4816 (englisch, Vorabversion online [PDF]).
  9. Fundortliste für Filipstadit beim Mineralienatlas und bei Mindat