Hetaerolith

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Hetaerolith
Hetaerolite, Zincite-274438.jpg
Schwarze, glänzende Hetaerolithkristalle mit gelbem, radialstrahligem Zinkit aus der Sterling Mine, Sterling Hill, Ogdensburg, Sussex County (New Jersey), USA
Sichtfeld 3,1 mm × 2,5 mm
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel ZnMn3+2O4[1][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
4.BB.10 (8. Auflage: IV/B.02)
07.02.07.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal; 4/m 2/m 2/m[3]
Raumgruppe I41/amd (Nr. 141)Vorlage:Raumgruppe/141[2]
Gitterparameter a = 5,72 Å; c = 9,24 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6 (VHN100 = 528–707)[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,18; berechnet: [5,21][4]
Spaltbarkeit undeutlich nach {001}[4]
Bruch; Tenazität uneben; spröde[4]
Farbe bräunlichschwarz bis schwarz; im Durchlicht dunkelrötlichbraun[4]
Strichfarbe dunkelbraun
Transparenz undurchsichtig, kantendurchscheinend
Glanz Metallglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 2,340[5]
nε = 2,140[5]
Doppelbrechung δ = 0,200[5]
Optischer Charakter einachsig negativ

Hetaerolith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung ZnMn3+2O4[1][2] und damit chemisch gesehen ein Zink-Mangan-Oxid. Strukturell zählt Hetaerolith allerdings zur Gruppe der Spinelle.

Hetaerolith kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt pyramidale Kristalle von bis zu einem Zentimeter Größe, kommt aber auch in Form von traubigen beziehungsweise nierigen, stalaktitischen oder faserigen Mineral-Aggregaten vor. Das Mineral ist im Allgemeinen undurchsichtig und nur an dünnen Kanten durchscheinend. Die Oberflächen der bräunlichschwarzen bis schwarzen Kristalle zeigen einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Hetaerolith in der „Passaic Mine“ am Sterling Hill bei Ogdensburg im Sussex County des US-Bundesstaates New Jersey. Die Erstbeschreibung erfolgte 1877 durch Gideon Emmet Moore (1842–1895).[5] Er benannte das Mineral in Anlehnung an dessen Vergesellschaftung mit dem drei Jahre zuvor in derselben Typlokalität entdeckten Mineral Chalkophanit nach dem altgriechischen Wort έταίρος [etairos] für ‚Partner‘.

Das Typmaterial wird im Mineralogischen Museum der Harvard University in Cambridge, Massachusetts (USA) unter der Katalog-Nr. 134145 aufbewahrt.[6]

Klassifikation

Die aktuelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Hetaerolith zur Spinell-Supergruppe, wo er zusammen mit Chromit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell, Dellagiustait, Deltalumit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Guit, Hausmannit, Hercynit, Jakobsit, Maghemit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnesioferrit, Magnetit, Manganochromit, Spinell, Thermaerogenit, Titanomaghemit, Trevorit, Vuorelainenit und Zincochromit die Spinell-Untergruppe innerhalb der Oxispinelle bildet.[7]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hetaerolith zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Verbindungen mit M3O4- und verwandte Verbindungen“, wo er zusammen mit Hausmannit und dem inzwischen diskreditierten Vredenburgit die „Hausmannit-Reihe“ mit der System-Nr. IV/B.02 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/B.05-40. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Oxide mit Verhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 (Spinelltyp M3O4 und verwandte Verbindungen)“, wo Hetaerolith zusammen mit Filipstadit, Harmunit, Hausmannit, dem 2018 diskreditierten Hydrohetaerolith, Iwakiit, Marokit, Tegengrenit, Wernerkrauseit und Xieit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[8]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hetaerolith ebenfalls in die Abteilung der Oxide mit dem Verhältnis „Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Hausmannit, Hydrohetaerolith und dem 2018 diskreditierten Iwakiit die „Hausmannitgruppe“ mit der System-Nr. 4.BB.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hetaerolith in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfache Oxide“ ein. Hier ist er in der unbenannten Gruppe 07.02.07 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A+B2+)2X4, Spinellgruppe“ zu finden.

Chemismus

Die idealisierte, theoretische Zusammensetzung von Hetaerolith (ZnMn3+2O4) besteht aus 27,33 Gew.-% Zink (Zn), 45,92 Gew.-% Mangan (Mn) und 26,75 Gew.-% Sauerstoff (O).[3]

Mineralproben aus Sterling Hill, New Jersey wiesen dagegen zusätzlich Fremdbeimengungen von Eisen (0,24 % Fe2O3), Magnesium (0,49 % MgO) und Silicium (0,18 % SiO2) auf.[4]

Kristallstruktur

Hetaerolith kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I41/amd (Raumgruppen-Nr. 141)Vorlage:Raumgruppe/141 mit den Gitterparametern a = 5,72 Å und c = 9,24 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte

Hetaerolith (schwarz, unten links), Chlorophoenicit (beigefarbene Sprenkel) und Zinkit (gelborange) auf Hodgkinsonit (dunkelrosa) aus der Sterling Mine, Sterling Hill, Ogdensburg, New Jersey, USA (Sichtfeld 4,6 mm × 5,3 mm)

Hetaerolith bildet sich vorwiegend sekundär in hydrothermalen Erz-Lagerstätten. Als Begleitminerale treten neben weiteren Manganmineralen wie Chalkophanit, Hodgkinsonit, Manganit und Romanèchit, aber auch andere Minerale wie unter anderem Calcit, Franklinit, Hemimorphit und Willemit auf.[4]

Als seltene Mineralbildung konnte Hetaerolith nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 130 Fundorte dokumentiert sind.[10] Außer an seiner Typlokalität, dem Tagebau Passaic Mine (auch Passaic pit oder Marshall Mine) und der nahe gelegenen Sterling Mine am Sterling Hill bei Ogdensburg, fand sich das Mineral in New Jersey nur noch in der Franklin Mine in der gleichnamigen Bergbausiedlung Franklin.

Weitere bekannte Fundorte in den Vereinigten Staaten von Amerika sind unter anderem mehrere Gruben und Schächte bei Bisbee und Tombstone im Cochise County sowie in der 79 Mine im Gila County, der Rowley Mine im Maricopa County, der Black Warrior Mine im Yavapai County und bei Superior im Pinal County von Arizona; die Gruben Santa Rosa bei Malpais Mesa, Lead Mountain bei Barstow, Mohawk (Mohawk Hill) im Clark Mountain Bezirk und Desert View bei Fawnskin in Kalifornien; in der Wolftone Mine und der Tucson Mine nahe Leadville im Lake County von Colorado; im Eisengürtel von Menominee im Iron County von Michigan; in mehreren Gruben im Granite County von Montana; in der Candelaria Silver Mine im Mineral County und der Grand Deposit Mine im White Pine County von Nevada; in mehreren Gruben verschiedener Countys von New Mexico sowie in der Gold Hill Mine im Tooele County und der Burgin Mine im Utah County von Utah.

In Deutschland fand sich Hetaerolith bisher an der Hartkoppe (Steinbruch Fuchs) in der Bayerischen Gemeinde Sailauf, in den Gruben Brüche bei Müsen und Juno bei Ramsbeck sowie am Mechernicher Bleiberg in Nordrhein-Westfalen und in der Grube Friedrichssegen bei Bad Ems in Rheinland-Pfalz.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist der Emmastollen mit Blei-Zink-Vererzungen am Ratteingraben nahe Waitschach in Kärnten.

In der Schweiz kennt man Hetaerolith bisher nur aus dem Bergwerk Chez Larze mit magnetithaltigem Skarn am Mont Chemin nahe Martigny im Kanton Wallis.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Belgien, Bulgarien, Chile, China, Griechenland, Indien, Iran, Irland, Italien, Japan, Jemen, Mexiko, Namibia, Nordmazedonien, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Simbabwe, Spanien, Südafrika, Tunesien und im Vereinigten Königreich (England)[11]

Siehe auch

Literatur

  • Gideon E. Moore: Preliminary notice of the discovery of a new mineral species. In: American Journal of Science and Arts. Band 114, 1877, S. 423 (englisch, rruff.info [PDF; 221 kB; abgerufen am 26. Juni 2019]).
  • C. Frondel, E. W. Heinrich: New data on hetaerolite, hydrohetaerolite, coronadite, and hollandite. In: American Mineralogist. Band 27, 1942, S. 48–56 (englisch, rruff.info [PDF; 597 kB; abgerufen am 26. Juni 2019]).
  • Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York u. a. 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 305–306.

Weblinks

Commons: Hetaerolite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2019. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2019, abgerufen am 26. Juni 2019 (englisch).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 190 (englisch).
  3. a b David Barthelmy: Hetaerolite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 26. Juni 2019 (englisch).
  4. a b c d e f g Hetaerolite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 73 kB; abgerufen am 26. Juni 2019]).
  5. a b c d Hetaerolite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Juni 2019 (englisch).
  6. Catalogue of Type Mineral Specimens – H. (PDF 81 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 26. Juni 2019.
  7. Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 26. Juni 2019 (englisch).
  10. Localities for Hetaerolite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Juni 2019 (englisch).
  11. Fundortliste für Hetaerolith beim Mineralienatlas und bei Mindat (Abruf: 26. Juni 2019).