Alfons Goppel

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Alfons Goppel, 1963

Alfons Goppel (* 1. Oktober 1905 in Reinhausen, Bezirksamt Stadtamhof (heute Regensburg), Königreich Bayern; † 24. Dezember 1991 in Johannesberg, Landkreis Aschaffenburg) war ein deutscher Politiker (CSU). Von 1962 bis 1978 war er Ministerpräsident von Bayern.

Leben und Wirken

Herkunft und Familie

Alfons Goppel, 1975

Alfons Goppel war das vierte von neun Kindern einer einfachen Handwerkerfamilie, aus Reinhausen bei Regensburg stammend. Seine ältere Schwester Elisabeth ist die Mutter des emeritierten Bischofs von Augsburg, Konrad Zdarsa.

Mit seiner Frau Gertrud (geborene Wittenbrink) hatte er sechs Söhne, darunter den Politiker Thomas Goppel, den ehemaligen Director-General der Euratom Supply Agency Michael Goppel, den ehemaligen Chefarzt der inneren Medizin und ärztlichen Direktor der Klinik Mühldorf am Inn Ludger Goppel und den ehemaligen Direktor der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege Christoph Goppel.

Christoph, Thomas, Alfons und Gertrud Goppel (beide Kinder von Ludger Goppel) sind bis heute (2020) in der von Alfons Goppel gegründeten Alfons Goppel Stiftung aktiv; Gerhard Hess ist Vorstandsvorsitzender.[1]

Berufliche und politische Laufbahn

Von 1916 bis 1925 besuchte er das Alte Gymnasium am Ägidienplatz, die Vorläuferschule des Albertus-Magnus-Gymnasiums. Nach dem Abitur studierte Goppel von 1925 bis 1929 Rechtswissenschaften in München. Hier wurde er aktives Mitglied der katholischen Studentenverbindung K. St. V. Erwinia, später auch der K. St. V. Agilolfia Regensburg, der KSStV Alemannia München und der K. St. V. Ottonia München, alle im Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV). Nach Beendigung seiner juristischen Ausbildung ließ Goppel sich zunächst als Anwalt in Regensburg nieder, wo er 1933 die Kanzlei des nach Palästina geflohenen jüdischen Anwalts Isaak Meyer (1890–1940) übernahm.[2] Im Jahr 1934 wechselte er in den Staatsdienst: Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren zunächst die Stelle eines Gerichtsassessors am Amtsgericht Mainburg, dann Staatsanwalt am Landesgericht Kaiserslautern und 1938 Amtsgerichtsrat in Aschaffenburg.[3]

Seine politische Karriere begann 1930 mit dem Eintritt in die Bayerische Volkspartei. Er wurde im November 1933 Mitglied der SA und 1937 der NSDAP.[4][5] 1937 meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht. Im Zweiten Weltkrieg war Goppel an der Westfront und an der Ostfront eingesetzt. Zuletzt war er Oberleutnant d. R. und Waffen- und Taktiklehrer an der Infanterieschule Döberitz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss Goppel sich der 1945 gegründeten Christlich-Sozialen Union an. 1947 wurde er zum Landrat des Landkreises Aschaffenburg gewählt, vom Innenministerium allerdings mit Hinweis auf seine NSDAP-Mitgliedschaft nicht bestätigt.[4] 1952 wurde er zweiter Bürgermeister der Stadt Aschaffenburg. Nach der Landtagswahl in Bayern 1954 wurde er Abgeordneter des Bayerischen Landtags. Er zog nach den Landtagswahlen 1958, 1962, 1966, 1970 und 1974 wieder in den Landtag ein.

Von 1957 bis 1958 war Goppel Staatssekretär im Bayerischen Justizministerium (Kabinett Seidel I). Im Kabinett Seidel II war er Innenminister; ebenso im Kabinett Ehard IV unter Ministerpräsident Hans Ehard.

Goppel als Bayerischer Ministerpräsident

Am 11. Dezember 1962 wurde Goppel Bayerischer Ministerpräsident; sein Vorgänger Ehard wechselte als Justizminister in das Kabinett Goppel I.

Goppel war 16 Jahre bayerischer Ministerpräsident, Goppel ist damit der bislang am längsten amtierende bayerische Ministerpräsident. Die unter seiner Spitzenkandidatur erreichten 62,1 % der Wählerstimmen bei der Landtagswahl 1974 sind bis heute das beste Ergebnis für die CSU und das zweitbeste Ergebnis, das eine Partei bei einer Landtagswahlen in Deutschland je erzielte. Übertroffen wurde dies lediglich 1948, als die (West-)Berliner SPD unter Ernst Reuter 64,5 % der Stimmen erzielte. Goppels größtes Verdienst während seiner 16-jährigen Amtszeit ist ein tiefgreifender Strukturwandel Bayerns, der in den 1960- und 1970er-Jahren Bildung, Infrastruktur und Industrie modernisierte. Neue Gymnasien und Universitäten wurden eröffnet; auf dem Land wurden viele Straßen asphaltiert, zukunftsträchtig erscheinende Branchen Entwicklungen wie Fahrzeug- und Maschinenbau, Luft- und Raumfahrtindustrie und Atomindustrie wurden gefördert. Damit wurde das von der Landwirtschaft geprägte Bayern zu einem führenden Industriestandort innerhalb der Bundesrepublik Deutschland; es wurde im Länderfinanzausgleich vom Empfängerland zum Geberland.[6] Unter Goppel begann 1971 auch die Gebietsreform in Bayern. Von 1967 bis 1968 war er zudem Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit.

1978 ließ sich dann der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß als Kandidat bei den bayerischen Landtagswahlen aufstellen und wurde am 6. November als Nachfolger des aus Altersgründen nicht mehr kandidierenden Alfons Goppel zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt.

Späte Jahre

Goppel zog nach der Europawahl 1979 ins Europäische Parlament ein und war bis 1984 Mitglied des Europäischen Parlaments. Am 8. Januar 1980 genehmigte das Bayerische Staatsministerium des Inneren die Alfons Goppel Stiftung als öffentliche Stiftung des bürgerliches Rechts mit dem Sitz in München (gemäß § 80 des Bürgerlichen Gesetzbuches und Art. 3, 5 und 6 des Stiftungsgesetzes). Sie wurde am 15. Januar 1980 mit einem Festakt in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Gründungsversammlung der Stiftung trug der damalige Landwirtschaftsminister Hans Eisenmann Goppel an, die Idee der Jugend- und Bildungsförderung in Entwicklungsländern mit seinem Namen zu verbinden. Goppel stimmte zu und gab für seine Familie das Versprechen, sie werde sein Erbe vertrauens- und respektvoll weiterführen.

Alfons Goppel starb an Heiligabend 1991 im Wohnhaus seines Sohnes Michael in Johannesberg. Er wurde auf dem Waldfriedhof in München beigesetzt.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

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Straßenbenennung, in Anwesenheit von Edmund Stoiber und Christian Ude

Goppel wurde 1961 mit dem Bayerischen Verdienstorden und 1963 mit dem Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 1965 wurde Goppel Ehrenbürger der Landeshauptstadt München, 1975 der Stadt Regensburg und 1981 der Stadt Hof. 1975 erhielt er das Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik sowie das Schlesierschild und 1977 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. 1981 wurde er mit der Lucius D. Clay Medaille für Verdienste um die deutsch-amerikanische Freundschaft geehrt. 1987 verlieh ihm der KV (ein Studentenverbindungs-Verband) die Georg-von-Hertling-Medaille.

In Schweinfurt ist ein Berufsschulzentrum nach ihm benannt. Aus Anlass seines 100. Geburtstages wurde am 1. Oktober 2005 in München eine Straße nach ihm benannt. 2008 folgte ein Platz in Aschaffenburg.

Veröffentlichungen

  • Reden. Ausgewählte Manuskripte aus den Jahren 1958–1965. Echter-Verlag, Würzburg 1965.
  • Bayern, Deutschland, Europa. Festschrift für Alfons Goppel. Hrsg. v. Ludwig Huber. Passavia-Verlag, Passau 1975.

Literatur

  • Andreas Bitterhof, Renate Höpfinger: Ministerpräsident Alfons Goppel. 11. Dezember 1962 bis 7. November 1978. In: Generaldirektion der Staatlichen Archive (Hrsg.): Das schönste Amt der Welt. München 1999, S. 116–146.
  • Claudia Friemberger: Alfons Goppel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 30, Bautz, Nordhausen 2009, ISBN 978-3-88309-478-6, Sp. 509–518.
  • Claudia Friemberger: Alfons Goppel. Vom Kommunalpolitiker zum Bayerischen Ministerpräsidenten. München 2001.
  • Claudia Friemberger, Ferdinand Kramer (Hrsg.): Rückblicke 1957-1984 des bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel. St. Ottilien 2005.
  • Hanns-Seidel-Stiftung (Hrsg.): Bayern im Wandel. Alfons Goppel 15 Jahre Ministerpräsident. (= Politische Studien 1977,4). München 1977.
  • Karl-Ulrich Gelberg: Alfons Goppel (1905–1991) In: Jürgen Aretz (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Münster 2001, S. 260–279.
  • Karl-Ulrich Gelberg: Dynamischer Wandel und Kontinuität. Die Ära Goppel (1962–1978). In: Ders.: Vom Kriegsende bis zum Ausgang der Ära Goppel (1945–1978). In: Alois Schmid (Hrsg.): Handbuch der Bayerischen Geschichte. Band 4: Das neue Bayern von 1800 bis zur Gegenwart. Teilband 1: Staat und Politik. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50451-5, S. 857–957.
  • Ludwig Huber (Hrsg.): Bayern, Deutschland, Europa. Festschrift für Alfons Goppel. Passau 1975.
  • Margret Kopp (Hrsg.): Festschrift zum 90. Geburtstag von Dr. h.c. Alfons Goppel. 1. Oktober 1995. München 1995.
  • Stefan März: Alfons Goppel. Landesvater zwischen Tradition und Moderne (kleine bayerische biografien). Regensburg 2016, ISBN 978-3-7917-2788-2.
  • Stefanie Siebers-Gfaller: Von Utopia nach Europa. Alfons Goppel, 1.10.1905 bis 24.12.1991; biographische Notizen. München 1996.
  • Hans Zehetmair (Hrsg.): Bilanz eines erfüllten Lebens. Alfons Goppel zum 100. Geburtstag. München 2005.

Weblinks

Commons: Alfons Goppel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. www.alfons-goppel-stiftung.de
  2. Waltraud Bierwirth: "Die Firma ist entjudet". Schandzeit in Regensburg 1933 - 1945.,Regensburg 2017, S. 27.
  3. Hanns-Seidel-Stiftung 2016: Alfons Goppel - Landesvater
  4. a b Max Spindler, Dieter Albrecht, Alois Schmid: Handbuch der bayerischen Geschichte. Band IV, C. H. Beck, München 2003, 1, S. 860.
  5. Bayerische Staatskanzlei: Die bayerischen Ministerpräsidenten: Dr. h.c. Alfons Goppel. (Memento vom 9. Oktober 2014 im Internet Archive) Quelle: Andreas Bitterhof und Renate Höpfinger. Auszug aus: Das schönste Amt der Welt. 1999.
  6. Goppel als „Vater aller Reformen“ laut SZ vom 19. Dezember 2016, abgerufen am 3. Dezember 2017.