Gerold Tandler
Gerold Tandler (* 12. August 1936 in Reichenberg, Tschechoslowakei) ist ein ehemaliger deutscher Politiker der CSU.
Ausbildung
Tandler begann eine Zahntechnikerlehre, die er abbrach. Er machte eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Bayerischen Vereinsbank und blieb dort bis 1971.[1]
Politischer Werdegang
Tandler trat 1956 der CSU bei.[1] Nach frühen politischen Funktionen im Landkreis Altötting als Kreisvorsitzender der Jungen Union Altötting, Kreisrat, Stadtrat in Neuötting und Bezirksvorsitzender der Jungen Union Oberbayern wurde Tandler 1970 nach einer gescheiterten Kandidatur für den Deutschen Bundestag Mitglied des Bayerischen Landtags. Von 1971 bis 1978 war er außerdem Generalsekretär der CSU. Im ersten Kabinett seines langjährigen Mentors Franz Josef Strauß war er von 1978 bis 1982 Bayerischer Staatsminister des Innern. In dieser Funktion vertrat er eine besonders harte Linie gegenüber der entstehenden alternativen Jugendkultur und der Hausbesetzerbewegung und rechtfertigte gegenüber Kritik von Presse und Opposition auch offensichtliche Übergriffe der ihm unterstellten Polizei.[2] Darüber hinaus wird ihm im Zusammenhang mit dem Oktoberfestattentat von Kritikern die Verharmlosung rechtsextremer Umtriebe vorgeworfen.[3]
1982 wechselte er in den Vorsitz der CSU-Landtagsfraktion, 1983 wurde er erneut Generalsekretär der CSU und hatte beide Ämter bis 1988 inne. Am 14./15. Juni 1988 wurde er erneut Minister – noch unter Strauß – diesmal für Wirtschaft und Verkehr. Nach Strauß’ plötzlichem Tod am 3. Oktober 1988 wechselte er im Kabinett Streibl 1988 in das Amt des Bayerischen Staatsministers der Finanzen. 1990 gab er infolge der Zwick-Affäre diesen Posten und 1991 auch sein Landtagsmandat auf. Er wechselte in die Wirtschaft, wurde Vorstandsmitglied der Linde AG und blieb in dieser Funktion bis zum Erreichen der Pensionsgrenze 2001.
Zwick-Affäre
Eduard Zwick – bekannt als niederbayerischer Bäderkönig – lieh Tandler im Jahr 1976 700.000 DM für den Kauf des mit öffentlichen Geldern renovierten „Hotel zur Post“ in Altötting. Bei der parlamentarischen Untersuchung der Zwick-Affäre und im Prozess wegen Steuerhinterziehung gegen Eduard Zwicks Sohn Johannes verstrickte Tandler sich in Widersprüche über die Umstände der Privatkredite und soll damit eine uneidliche Falschaussage begangen haben. Es wurde auch der Verdacht laut, dass Tandler bei der Zwickschen Steuerhinterziehung geholfen haben soll. Beide Anklagepunkte wurden später gegen eine Geldauflage von 150.000 DM eingestellt.
Familie
Gerold Tandler ist verheiratet und Vater von vier Töchtern und zwei Söhnen.
Eine Tochter, Andrea Tandler, wurde im Frühjahr 2020 unter Nutzung der durch ihren Vater begründeten Beziehungen zur Familie Strauß im Rahmen der Beschaffung von Mund-Nasen-Schutzmasken als Vermittlerin gegenüber verschiedenen Landes- und Bundesministerien tätig und verursachte aufgrund ihrer damit erzielten Millionengewinne im Mai 2021 einen öffentlichen Skandal im Kontext der sogenannten Maskenaffäre.[4][5]
Auszeichnungen
- 1980: Bayerischer Bierorden
- 1981: Großes Bundesverdienstkreuz
- 1984: Bayerische Verfassungsmedaille in Gold
- 1984: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Gerold Tandler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gerold Tandler in der Parlamentsdatenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte in der Bavariathek
Einzelnachweise
- ↑ a b Gerold Tandler - Munzinger Biographie. Abgerufen am 25. Juli 2021.
- ↑ Süddeutsche Zeitung, 1. Oktober 1981, S. 18; SZ, 6. Oktober 1981, S. 13.
- ↑ Bericht über den Zusammenhang von Oktoberfestattentat und der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann (Memento vom 14. Oktober 2006 im Internet Archive)
- ↑ Abendzeitung Germany: Strafanzeige gegen Masken-Amigos: Politik im Corona-Sumpf. 1. März 2021, abgerufen am 12. April 2021.
- ↑ Markus Grill: Maskenaffäre: Bussis und Provisionen - Tagesschau, 24. November 2021
Personendaten | |
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NAME | Tandler, Gerold |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CSU), MdL |
GEBURTSDATUM | 12. August 1936 |
GEBURTSORT | Reichenberg, Tschechoslowakei |