Benutzer:Curryfranke/Rumpelkammer
Diskussion Mohammed: „Diese Darstellung sollte entfernt werden“
Es ist nicht korrekt, ein Bild einzufügen, das behauptet wird, es sei Muhammad Sallallahu Alayhe Wa'sallam. Respektiere zumindest den Islam. Denken Sie daran, dass ohne Respekt auch kein Respekt erwartet wird.Acratopotes (Diskussion) 15:48, 13. Jan. 2022 (CET)
- Der Maler war aber ein Muslim, und Sultan Schah-Ruch Mirza von Herat, der es in Auftrag gegeben hat, war als frommer Muslim bekannt. Mit welchem Recht stellst Du Dein Verständnis von Islam über das von Schah-Ruch? --Curryfranke (Diskussion) 15:55, 13. Jan. 2022 (CET)
- Da ward ihm Grauen, und er entfloh. Keine Reaktion seit einer Woche, also Erledigt. --Curryfranke (Diskussion) 12:33, 21. Jan. 2022 (CET)
Die Wikipedia hat nichts gegen Dich und nichts gegen den Islam, aber sie will Beweise
Lieber ***,
ich schreibe Dich jetzt hier an, weil ich sehe, dass Du wie so viele nicht durchkommst, weil Meinungen die Wikipedia ganz grundsätzlich nicht beeindrucken. Nehmen wir ein Beispiel aus dem Christentum, da sind wir auf neutralerem Boden: Als gläubiger Katholik muss man glauben, dass Jesus ohne Vater entstanden ist. Aber man kann von der Wikipedia nicht verlangen, zu schreiben: „Jesus Christus wurde ohne Vater gezeugt“, denn die Wikipedia ist nicht katholisch. Als wissenschaftlich denkender Mensch weiß man, dass bei der Klonung eines Menschen das gleiche Geschlecht herauskommen muss, also hätte Jesus, wenn ohne Vater gezeugt, nur eine Frau sein können. (Es gibt Tiere, bei denen das so ist, z.B. den Jungferngecko.) Aber man kann von der Wikipedia nicht verlangen, den Artikel Jungfrauengeburt zu streichen, denn darin geht es nicht darum, ob es das gibt oder nicht, sondern darum, dass Katholiken das glauben, und wie das zustande kam. Ich kann noch so grantig dafür oder dagegen sein, es geht um die Tatsache.
Offensichtlich haben all die Leute vor Dir die Wikipedia nicht überzeugen können, dass die Darstellung des Propheten SAW im Islam verboten ist, und zwar, weil sie keine ordentlichen Beweise dazu gebracht haben. Hier wäre nachzusehen,
- was dazu im Koran steht
- was dazu im Hadith steht und wie gut die Hadithe überliefert sind (zur Malerei allgemein siehe hier)
- was Al-Azhar dazu sagt (zum Beispiel hier Du wirst Augen machen! Jedenfalls sieht es mit dem Idschma dazu nicht gut aus.) Du könntest Dich außer im ägyptischen Dar ul-ifta auch in Deoband umhören, die sind konservativer aber manchmal nicht sehr überlegt. Vielleicht ist ihr Ableger aus Leicester besser, oder das amerikanische Dar ul-ifta. Die Indonesier werden Dir wahrscheinlich nicht weiterhelfen, wenn Du kein Indonesisch kannst. Allerdings kann man natürlich zu fast jeder Fatwa eine Gegenfatwa anstrengen.
- und ob es irgendwelche Analogien zu ähnlichen Fällen gibt. Das bezweifle ich, weil es ja zum Siegel der Propheten SAW schlecht einen ähnlichen Fall geben kann. Die Bilder von Jesus sind übrigens auch allesamt Phantasieportraits, was die Christen gar nicht juckt, obwohl sie es wissen. Von Moses weiß die Wissenschaft nicht einmal, ob es ihn gab!
In der Wikipedia arbeiten Professoren der Islamwissenschaft mit, die durchaus sehr gut Arabisch können und wissen, was dazu in den letzten 1500 Jahren diskutiert worden ist. Mein Arabisch ist eher ätsch und reicht vielleicht fürs Restaurant, mein Türkisch auch, aber auf Persisch oder Urdu kannst Du mich durchaus was fragen. Also bitte nicht mit Wut argumentieren, sondern wie oben dargestellt mit einer gut begründeten theologischen Meinung. Vielen Dank, آپ کا خیراندیش --Curryfranke (Diskussion) 15:34, 24. Jan. 2022 (CET)
Geschichte von Schnaittach
Nach: Martin Schieber und Ina Schönwald: Schnaittach, Geschichte des Marktes am Fuße des Rothenbergs, hrsg. v. Markt Schnaittach, Nürnberg: Sandberg Verlag, 2011, ISBN 978-3-930699-70-4.
Obwohl es archäologische Funde aus der Urnenfelderzeit wie das Speikerner Reiterlein in der Gegend gibt, ist die Besiedlung der Gegend um Schnaittach bis ins Frühmittelalter wenig bekannt. (14-18). Der altbairische Name Sneit-aha = Grenz-bach deutet auf eine Besiedlung aus der heutigen Oberpfalz hin, wohl im 10, Jh. Mit der Grenze ist die des bairischen Nordgaus zum fränkischen Gebiet an Regnitz und Main gemeint 20. Die Ersterwähnung stammt aus dem Jahr 1011, in der (der spätere) Kaiser Heinrich II. (damals noch König) auf Bitten seiner Frau Kunigunde von Luxemburg den Hof „Sneitaha“ neben anderen dem kurz zuvor gegründeten Bistum Bamberg schenkte. [1][2] Schnaittach war zunächst Teil des Stifts St. Stephan in Bamberg und wurde von den Grafen von Sulzbach verwaltet. In der Stauferzeit ging die Herrschaft auf die Nürnberger Burggrafen über. In dieser Zeit wurde eine Burg auf dem Alten Rothenberg im Westen erbaut und so der Grundstein zur Herrschaft Rothenberg gelegt, deren Hauptort Schnaittach bis 1806 war. Nach der Zerstörung dieser Burg 1301 wurde eine neue Burg gegenüber im Osten erbaut und dieser Berg Rothenberg genannt. (Dies erklärt den Namen Rothenberg, obwohl der Berg und die Burg aus weißem Kalkstein bestehen. Durch Schnaittach verläuft die Grenze von Burgsandstein zu Jurakalk, und der Alte Rothenberg besteht aus rötlichem Sandstein.) 1360 Kaufte Kaiser Karl IV. die Herrschaft Rothenberg. Im Böhmischen Salbuch von 1366-68 erscheint Schnaittach als ein Dorf von zwölf Höfen und einem anschließenden Marktplatz, (26-29) insgesamt 35 Anwesen. 1385 stiftete König Wenzel von Böhmen eine Frühmesse für Schnaittach. 1401 wurde Schnaittach von den Pfälzer Wittelsbachern erobert. Diese verkauften die Herrschaft Rothenberg 1478 an eine Kapitalgesellschaft fränkischer Ritter. (Sie hielten auch selbst Anteile und hatten formell die Oberhoheit.) 33 So wurde Schnaittach zweihundert Jahre lang (bis 1698) der Hauptort der „Raubritter GmbH“ der Rothenberger Ganerben. 1504 eroberten die Nürnberger das Gebiet westlich der Stadt von den Wittelsbachern, jedoch nicht den Rothenberg. Seitdem war die Herrschaft Rothenberg als „der Stachel im Fleisch der Freien Reichsstadt Nürnberg“ gefürchtet. Für viele Ritter aus der Gegend war es eine Ehre, sich in Schnaittach einkaufen zu dürfen, denn die Burg Rothenberg bot eine sichere Zuflucht bei Fehden. 36-38 Die Ganerben führten 1529 die Reformation ein (eher beiläufig als Punkt 15 der Tagesordnung, und obwohl einige von ihnen Katholiken waren), 41 und erst dadurch bekam Schnaittach eine eigene Pfarrstelle. 44
Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 bekam Bayern vom Kaiser 1628 die Oberpfalz und damit auch Schnaittach als Kriegsentschädigung. Diese führten die Gegenreformation ein. Seitdem ist Schnaittach und sein Umland ein mehrheitlich katholischer Fleck in einer sonst protestantisch geprägten Gegend. (Dies merkt man heute noch an Maria Himmelfahrt, wenn in Schnaittach die Geschäfte geschlossen sind, in Nürnberg aber nicht.) Nach dem westfälischen Frieden sollte die Herrschaft Rothenberg an die Ganerben zurückgehen. Jedoch hatte Bayern seine strategische Bedeutung erkannt und kaufte daher die Anteile daran (für 200 000 Gulden) auf. Mit der (35 Jahre verspäteten) letzten Rate fiel Schnaittach 1698 endgültig an Bayern. 51 Als die freie Reichsstadt Nürnberg 1806 Bayern zugeschlagen wurde, endete die strategische Bedeutung Schnaittachs als bayerischer Vorposten in Franken. 119
Das jüdische Schnaittach
Zur Erhöhung der Rendite der Ganerbengesellschaft erlaubten die Ganerben ausdrücklich die Ansiedlung von Juden gegen Abgaben. Besonders die Vertreibung der Juden aus Nürnberg 1499 bot den Ganerben die Chance, Juden Schutz zu gewähren und an den Schutzbriefen zu verdienen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelte sich eine florierende jüdischen Gemeinde. Seit 1537 gab es einen jüdischen Friedhof, 1569 wurde die Synagoge erbaut, seit 1605 ist ein Rabbiner nachgewiesen und seit 1615 eine Jeschiwa. Die Ganerben waren sich des Wirtschaftsfaktors der jüdischen Gemeinde sehr bewusst und ignorierten Gesuche zur Unterdrückung und Ausweisung der Juden regelmäßig. Auch unter bayerischer Verwaltung verdiente die Gemeinde und die Regierung der Oberpfalz gut an den Schutzbriefen für die Juden und setzte diese Politik fort, auch gegen Anweisungen aus München. 72-73 Das Rabbinat Schnaittach betreute auch die Orte Ottensoos, Forth und Hüttenbach, und für diese vier Orte bürgerte sich in jüdischen Kreisen die Bezeichnung Medinat Aschpah ein, nach ihren hebräischen Angangsbuchstaben. Die jüdische Bevölkerung Schnaittachs lebte wie meist im Landjudentum vom Vieh- und vom Kurzwarenhandel. 74 1825 war Schnaittach zu 25 % jüdisch. Durch die Judenemanzipation in Bayern und das zugehörige Recht der Freizügigkeit sank der Anteil der jüdischen Bevölkerung rapide und lag 1910 nur noch bei 2,5 %. Diese bedeutete auch finanzielle Probleme bei der Besetzung der Ämter und der Reparatur der Gebäude. (Ab 1925 musste der Schnaittacher Rabbiner auch Hüttenbach und Ottensoos versorgen, und zwar gleichzeitig auch als Lehrer.) 78-79
Die katholischen Schnaittacher waren nicht leicht für den Nationalsozialismus zu gewinnen, jedoch setzte er sich durch die Einsetzung geeigneter Parteimitglieder und Überzeugung der Honoratioren schließlich durch. Schikanen gegen Schnaittachs Juden begannen schon bald nach der Machtergreifung mit dem Brand im Laden von Emma Ullmann am 1. Mai 1933. In der Reichspogromnacht wurden auch in Schnaittach jüdische Geschäfte zerstört, Juden verhaftet und verprügelt, jüdische Friedhöfe geschändet und die Synagoge angezündet. Letztere wurde jedoch gelöscht, um darin ein Heimatmuseum einzurichten. Bis Anfang Januar 1939 waren alle Juden aus Schnaittach geflohen. Mindestens 14 von ihnen wurden deportiert und ermordet. Nur ein einziger kehrte 1945 zurück, der 1952 verstarb.
So hat Schnaittach heute drei jüdische Friedhöfe und eine ehemalige Synagoge, aber keine Juden mehr. Das Heimatmuseum in der ehemaligen Synagoge teilt sich seine Räume seit # 1980 mit dem Jüdischen Museum Franken. 80-83
Diskussion Invasive Art: Kritik?
Ich bin kein Biologe, aber nach der Lektüre von Fred Pearce' Buch Die neuen Wilden (München 2016, englisches Original 2015) regt sich bei mir Zweifel daran, von „Invasion“ oder „originaler Artengemeinschaft“ zu reden. Fred Pearce ist Wissenschaftsjournalist, hat für sein Buch die Literatur zum Thema durchforstet (etwas davon unten) und viele Biologen kontaktiert. Etliche davon kennt er schon lange persönlich. Er behauptet:
- Viele vielzitierte Artikel zum Thema befassen sich größtenteils mit den USA und in den USA mehrheitlich mit Florida und Hawaii (zum Beispiel Simberloff: Invasive Species: What Everyone needs to Know, 2013). Für Europa, Asien und Afrika ist die Datenlage sehr viel dünner (S. 178–180). Trotzdem werden selbst in wissenschaftlichen Artikeln zum Thema frühere Publikationen unkritisch übernommen und ihre Daten nicht überprüft (S. 180−185). Der renommierte Wissenschaftler David Pimentel gab auf Pierces Nachfrage zu, dass seine Ausssage, dass 20–30 % der invasiven Arten Schädlinge seien, auf seiner „Erfahrung“ beruhen - aber nicht auf Daten (S. 183). Trotzdem werden solche Zahlen auch von staatlichen Stellen übernommen, wie dem britischen Sekretariat für invasive Arten (ebd.), dem WWF (S. 188) und der EU (S. 196).
- Es werden Kosten für Ernteschäden durch invasive Tiere hochgerechnet, aber nicht gefragt, ob einheimische Tiere nicht die gleichen Schäden verursachen würden, wenn sie mehr wären (S. 192). Die Vor- und Nachteile eingeführter Nutztiere (Katzen, Honigbienen) werden nicht gegeneinander aufgerechnet, sondern nur die von „fremden“ Einwanderern (S. 192–194).
- Die Liste der 100 invasivsten Arten hat sich in den letzten 50 Jahren gründlich geändert, obwohl die damals hochinvasiven Arten in ihren neuen Habitaten nicht ausgerottet wurden. (S. 177) Im Fall der Agakröte in Nordaustralien haben sich die alteingessessenen Arten mittlerweile an die Kröte angepasst, sind gegen ihr Gift resistent geworden oder fressen nur die ungiftigen Gliedmaßen. Ausgestorben ist keine Art (S. 165). Ähnlich wird die Bisamratte inzwischen als weit weniger gefährlich angesehen als vor 50 Jahren (S. 158).
- Sehr oft haben Menschen die massive Verbreitung einer invasiven Pflanze erst möglich gemacht, durch Überdüngung (Kudzu S. 99, Dickstielige Wasserhyazinthe S. 72), Bodenstörung (Drüsiges Springkraut S. 134), oder Anlage von Bahndämmen, die dem Basaltgeröll des Herkunftsortes gleicht. Ändern sich diese Bedingungen, geht auch die Verbreitung der invasiven Pflanze wieder zurück. So bei der Wasserhyazinthe, als der Viktoriasee überschwemmt und damit der Dünger verdünnt wurde (S. 72).
- Selbst der tropische Regenwald ist nicht unberührt, denn Chronisten des 16. Jh. schreiben von dichter Besiedlung an den Ufern des Rio Negro (S. 197), und die Terra preta-Vorkommen im Amazonasgebiet und in Zentralafrika zeugen von weit verbreitetem intensiven Gartenbau (S. 199–205) in früheren Zeiten. Der Ausdruck „unberührte Natur“ scheint also mehr mit unserer romantischen Fantasie zu tun zu haben wie mit der Wirklichkeit.
- Die ganze Rhetorik von „Invasion“, „fremde Spezies“ „Erhaltung der ursprünglichen Arten“, die Idee, dass Ökosysteme nach Perfektion streben (S. 228–233), und die alte biblische Idee einer natürlichen Ordnung (S. 217) sagen mehr über uns aus als über die Natur und spiegeln unsere Angst gegenüber Einwanderung. In der Natur gibt es nur Selektion durch das Überleben des Angepasstesten (oder mehrerer Angepasster, S. 231!), und keine fremden oder einheimischen Spezies, und auch keinen Urzustand, zu dem ein Ökosystem zurückkehren soll. Gerade in Europa nicht, wo ja die meisten Spezies nach der Eiszeit neu eingewandert sind. Neue Arten finden ihre Nische, teilen sie sich vielleicht mit alten, hybridisieren (S. 168–170: Schwarzkopfruderente)und passen sich an. Daher sind Industriebrachen oft sehr artenreiche Ökosysteme (S. 261-266). Der Bestand des ursprünglich in Puerto Rico endemischen und bedrohten und auf Hawaii invasiven Coquifrosches - ein nationales Symbol Puerto Ricos - ist inzwischen in Puerto Rico wieder stabil. Vor dem Aussterben gerettet hat ihn aber nicht der Erhalt der wenigen Primärwälder, sondern seine Besiedlung der aufgegebenen Zuckerrohrplantagen (S. 242–245).
- Es hat also keinen Sinn, den Waschbären auszurotten und den Dachs zu schützen. Auch der Dachs ist irgendwann eingewandert.
Fred Pearce zitiert unter anderem die folgenden Bücher und Artikel:
- Daniel Botkin: The Moon in the Nautilus Shell: Discordant Harmonies Reconsidered, New York: Oxford University Press, 2012.
- Steven Jay Gould: „An Evolutionary PErspective on Strengths, Fallacies, and Confusions in the Concept of Native Plants“, in: [http:arnoldia.arboretum.harvard.edu/pdf/articles/483.pdf Arnoldia], 1998.
- Kathy J. Sillis u.a.: „How ‚Virgin‘ is Virgin Rainforest?“, in: Science 304, Nr. 5669 (2004), S. 402 f.
- Matthew Chew & Andrew Hamilton: „The Rise and Fall of Biotic Nativeness: A Historical Perspective“, in: Fifty Years of Invasion Ecology, hrsg. v. David Richardson, S. 35-47.
- Christoph Kueffer & Christopher Kaiser-Bunbury: „Reconciling Conflicting Perspectives for Biodiversity Conservation in the Anthropocene“, in: Frontiers in Ecology and the Environment 12, Nr. 2 (2014), S. 131-137.
- David Simberloff: Invasive Species, What everybody Needs to Know, New York: Oxford University Press, 2013.
- Chris Thomas: „Britain Should Welcome Climate Refugee Species“, in: New Scientist, 2. November 2011, S. 29 f.
- Lawrence M. Kiage & Joyce Oboyu: „The Potential Link between El Nino and Water Hyacinth Blooms in Winam Gulf of Lake Victoria, East Africa“, in: Water Resource Management 25, Nr. 14 (November 2011), S. 3931–3945.
Ich kann hier nicht 27 Seiten Literaturverzeichnis zitieren, besonders nicht die vielen Fallstudien von Waschbär bis Coquifrosch. Ich bin kein Experte, der beurteilen kann, inwieweit Pearces Buch für den Wiki hier relevant ist. Ist hier ein Biologe, die/der sich auskennt und dazu Stellung nehmen kann? --Curryfranke (Diskussion) 19:16, 6. Feb. 2022 (CET)
Weihnachtslieder
El desembre congelat
Siehe spanischen Wiki.
El desembre congelat (deutsch Der gefrorene Dezember) ist ein beliebtes, traditionelles katalanisches Weihnachtslied. Es hat einen profanen Ursprung, und seine Melodie ähnelt sehr dem französischen Trinklied Quand la Mer Rouge apparut (deutsch Als das rote Meer erschien) aus dem 17. Jahrhundert.[3] Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Lied in der Mitte des 18. Jahrhunderts adaptiert wurde, als alles Französische als modern galt.[4] Das Lied erscheint zum ersten Mal gedruckt in den Liedsammlungen Cansons de la terra, Band 1, herausgegeben von E. Ferrando Roca 1866, unter dem Titel Cansò de Nadal[5] („Weinachtslied“ - noch ohne verbindliche katalanische Rechtschreibung), und in 40 cançons populars catalanes (deutsch „40 katalanische Volkslieder“), erste Reihe, von 1909 unter dem Titel Cançó de Nadal („Weihnachtslied“) zusammen mit dem Weihnachtslied El noi de la mare.[6]
Dieses Weihnachtslied ist besonders auf Mallorca sehr verbreitet.
Text
Katalanisch (Auf Mallorca gebräuchliche Version) | Deutsche Übersetzung |
---|---|
El desembre congelat |
Der gefrorene Dezember |
Die Versionen von Festland vertauschen Strophe 2 und 3 und haben eine zusätzliche fünfte Strophe:
Fünfte Strophe vom Festland | Deutsche Übersetzung |
---|---|
Amb contentament i amor |
In Fröhlichkeit und Liebe |
In Südamerika singt man eine spanische Version des Liedes:
Spanische Version aus Südamerika | Deutsche Übersetzung |
---|---|
En diciembre frío mes |
Im kalten Monat Dezember |
Einzelnachweise
- ↑ Martin Schieber und Ina Schönwald: Schnaittach, Geschichte des Marktes am Fuße des Rothenbergs, hrsg. v. Markt Schnaittach, Nürnberg: Sandberg Verlag, 2011, S. 20-22.
- ↑ ...quia nos petitione et consensu coniugis nostrae Kunigundae videlicet reginae quaedam nostrae proprietates loca Furihinebach (Förrenbach), Haderihesprucga (Hersbruck), Forehun (Forchheim), Crumbumbach (Oberkrumbach), Sneitaha (Schnaittach), Ristilibach (Oberrüsselbach), Uctilingun (Ittling) dicta in pago Notgouve et in comitatu Henrici comitis ad eundem supradictum episcopalem sedem una com omnibus eum pertinentis sive adherentis videlicet eclesiis, servis et ancilis... permanent 22
- ↑ Text des französischen Trinklieds Quand la Mer Rouge apparut online, abgerufen am 15. 12. 2019
- ↑ Aus https://ca.wikisource.org/wiki/El_desembre_congelat.
- ↑ E. Ferrando Roca (Hrsg.): Cansons de la terra. Kapitel «Cansò de Nadal», Barcelona 1866
- ↑ 40 cançons populars catalanes, erste Reihe, Barcelona: Biblioteca Popular de L’Avenç, 1909, Kapitel «Cançó de Nadal»
- ↑ Fünfte Strophe der Version auf http://ca.wikisource.org/wiki/El_desembre_congelat (Katalanisch).
Weblinks
Wikidata: Q5824695
El noi de la mare
Siehe spanischer Wiki.
El noi de la mare, katalanisch Der Junge der Mutter ist ein traditionelles katalanisches Weihnachtslied und auch ein Schlaflied.[1] Der Autor ist anonym und der Ursprung unbekannt. Daher sind verschiedene Versionen davon überliefert.[2][3] So ist eine Version von 1866 erhalten, die von Francesc Palagi Briz und Cándido Candi y Casanovas zur Liedersammlung Cançons de la terra (1866-1884) hinzugefügt wurde,[4] eine, die in Chantics von Jacinto Verdaguer aufgenommen wurde,[5] und eine, die von der Biblioteca Popular de L'Avenç 1909 veröffentlicht wurde.[6]
Struktur
Nach Josep Romeu y Figueras[7] gibt es zwei Versionen, eine kürzere[8] und eine andere, längere und banalere.[9]
Das Lied besteht aus zehnsilbigen Versen, in denen die erste, vierte, siebte und zehnte Silbe stark betont ist. Damit wird der Rhythmus der Melodie stark hervorgehoben. Je zwei Verse bilden dabei eine parallele Struktur.[10]
Geschichte
Das Entstehungsdatum des Liedes ist nicht genau bekannt.[11] Genug Belege gibt es nicht. Es ist aber wahrscheinlich, dass dieses Lied seinen Ursprung im 18.[12] oder 19. Jahrhundert hatte.[13] Man glaubt, dass dieses Lied ursprünglich ein Kinder- oder Wiegenlied war und dass es, ohne weihnachtlich oder religiös zu sein, schließlich ins Repertoire der Weihachtslieder geriet.[14] Einige Autoren haben Berührungspunkte zwischen diesem katalanischen Lied und einer galicischen Muiñeira (einem Tanz) gefunden.[15] Einige glauben sogar, dass es sich um das gleiche Lied handelt. Andere glauben, dass es sich um die gleiche Melodie handelt, mit einem sehr ähnlichen Text, obwohl in anderen Sprachen, und dass man es nicht nur in Galicien, sondern auch in anderen Regionen Spaniens singt.[16]
In der neueren Geschichte sind viele Adaptionen und Arrangements des beliebten Liedes entstanden. Zum Beispiel nahm Raquel Meller, die einen guten Teil ihres Lebens in Barcelona verbracht hat, verschiedene Lieder auf Katalanisch auf. Das emotionalste unter diesen ist die Adaption des Volksliedes El noi de la mare, die Raquel 1926 in Paris aufnahm.[17] Berühmt sind die Arrangements dieses Liedes für Gitarre von Miguel Llobet.[18] Zusätzlich zu ihrem Einfluss auf katalanische Künstler wie Emili Pujol verbreitete diese die Kenntnis von diesem Lied in Europa und den USA.[19] Obwohl es in Argentinien keinen Brauch gibt, Weihnachtslieder zu singen, ist El noi de la mare dort ein sehr beliebtes Wiegenlied mit einem spanischen Text, der aus dem Katalanischen übersetzt ist. Wahrscheinlich ist es durch katalanische Einwanderer nach Argentinien gebracht worden.[20] Die Musik erscheint in Gänze in der Einführung von Captains Courageous (1937), arrangiert von Gus Kahn und Franz Waxman.[21] Dem Mörder Leo Trotzkis, Ramón Mercader, verriet das Lied, dass einer seiner Gerängniswärter Katalane war, weil er es diesen summen hörte.[22]
Datei:El Noi de la Mare (guitar).ogg
Text
Katalanisch
Què li darem, a n'el Noi de la Mare?
Què li darem, que li sàpiga bo?
Panses i figues i nous i olives,
Panses i figues i mel i mató.
Què li darem, al Fillet di Maria?
Què li darem a l'hermós Infantó?
Li darem panses amb unes balances,
li darem figues amb un paneró.
Tam patatam que les figues son verdes,
tam patatam que ja maduraran.
Si no maduran el dia de Pasqua
Madurarán el dia de Rams
Deutsch
Was geben wir dem Jungen der Mutter?
Was geben wir ihm, das ihm gut schmeckt?
Rosinen und Feigen und Nüsse und Oliven
Rosinen und Feigen und Honigquark.
Was geben wir dem Söhnchen von Maria?
Was geben wir dem schönen Kind?
Wir geben ihm Rosinen mit Waagen (= gut abgewogen?),
Wir geben ihm Feigen mit einem Körbchen.
Tam patatam, die Feigen sind grün.
tam patatam, sie werden schon reifen.
Wenn sie zu Ostern nicht reifen,
Werden sie am Palmsonntag reifen.
Honigquark (katalanisch Mel i mató), also Quark mit Honig übergossen und oft auch mit Nüssen, ist eine traditionelle katalanische Nachspeise.[23].
„Zwischen Ostern und Palmsonntag“ (spanisch entre Pascuas y Ramos) ist in Spanien eine feste Redewendung für „ab und zu“ oder „sehr selten.“[24] Die letzten beiden Zeilen bedeuten also: „Irgendwann werden sie schon reifen.“)
Einzelnachweise
- ↑ Cultura popular de Barcelona am Institut de Cultura de Barcelona, Zugriff am 25. April 2016
- ↑ Josep Romeu i Figueras : Recerques d'etnologia i folklore, Barcelona: Publicacions de l'Abadia de Montserrat, 2000, ISBN 978-84-8415-241-5, S. 80-83.
- ↑ Miscel·lània Pere Bohigas, Amsterdam: Associació Internacional de Llengua y Literatura Catalanes und Barcelona: Abadia de Montserrat, 1981-1983, S. 272-274.
- ↑ E. Ferrando Roca (Hrsg.): Cansons de la terra. Kapítel «Lo noy de la mare», Barcelona 1866
- ↑ Jacint Verdaguer: Cántics, Kapitel «Lo Noy de la Mare», Barcelona: Llibrería y Tipografía Católica
- ↑ 40 cançons populars catalanes, erste Reihe, Barcelona: Biblioteca Popular de L'Avenç, 1909
- ↑ Josep Romeu i Figueras : Recerques d'etnologia i folklore, Barcelona: Publicacions de l'Abadia de Montserrat, 2000, ISBN 978-84-8415-241-5, S. 80-83.
- ↑ Joan Llongueres: Cançoner popular de Nadal (deutsch „Volksliederbuch zu Weihnachten“), Barcelona: Foment de Pietat, 1931, S. 82-83 («El Noi de la Mare»).
- ↑ Joan Amades: Folklore de Catalunya, Barcelona: Editorial Selecta, 1950-1951, Bd. II Cançoner (Lieder - Sprichwörter - Rätsel, S. 9-10 («El Noi de la Mare», 30 Verse).
- ↑ Josep Romeu i Figueras : Recerques d'etnologia i folklore, Barcelona: Publicacions de l'Abadia de Montserrat, 2000, ISBN 978-84-8415-241-5, S. 80-83.
- ↑ Glòria Ballús i Casòliva: «El Noi de la Mare: una cançó de bressol que ha esdevingut una nadala coneguda arreu», in: Naixement, Publicació de la Federació Catalana de Pessebristes, Nr 5 (2014), S. 12-21, online auf Naixement Nr. 5, Zugriff am 25 April 2016, Webarchiv: [1], archiviert am 3. März 2016
- ↑ Miscel·lània Pere Bohigas, Amsterdam: Associació Internacional de Llengua y Literatura Catalanes und Barcelona: Abadia de Montserrat, 1981-1983, S. 272-274.
- ↑ Josep Romeu i Figueras : Recerques d'etnologia i folklore, Barcelona: Publicacions de l'Abadia de Montserrat, 2000, ISBN 978-84-8415-241-5, S. 80-83.
- ↑ Josep Romeu i Figueras : Recerques d'etnologia i folklore, Barcelona: Publicacions de l'Abadia de Montserrat, 2000, ISBN 978-84-8415-241-5, S. 80-83.
- ↑ Josep Romeu i Figueras : Recerques d'etnologia i folklore, Barcelona: Publicacions de l'Abadia de Montserrat, 2000, ISBN 978-84-8415-241-5, S. 80-83.
- ↑ Enriqueta Malivern i Sardà: «Dineret de la Santa Creu, qui no paga va al cel. Cançons i captiris», in: Miscel·lània penedesenca, Nr. 5 (1982), online auf Miscellania Penedesenca, Zugriff am 25. April 2016|issn=2385-3409}}
- ↑ Cándida Pérez Martínez, Santos Albiesa, und Meller, Raquel (1888-1962): «El noi de la mare». Padilla, José (1889-1960, Hrsg): La bien amada: version originale espagnole de Valencia (Tonaufnahme), París: Odeón, 1926.
- ↑ Llobet, Miquel: «El Noi de la Mare»,. UME 1975.
- ↑ Fabián Edmundo Hernández Ramírez: La Obra Compositiva de Emilio Pujol (*1886; 1980): Estudio Comparativo, Catálogo y Edición Crítica |páginas= Barcelona: Universitat Autònoma de Barcelona, Fakultät für Kunst, 2011, S. 110-115, online auf hdl.handle.net, Zugriff am 25. de April 2016
- ↑ Manuel Cuyàs: Noi de la mare: La cançó d'El Noi de la mare es canta a l'Argentina en castellà, seguint una traducció de l'original català, Institut Nova Història, 25. Februar 2014, online auf Institut Nova Historia - El noi de la mare, Zugriff am 25. April 2016
- ↑ Captains Courageous (0:38 - 1:05 - El noi de la mare)
- ↑ El punt Avui - Manel Cuyàs - El noi de la mare
- ↑ Rezept zum Beispiel hier.
- ↑ „Ramos“ im Leo-Wörterbuch Spanisch-Deutsch.
The Three Drovers
The Three Drovers (englisch Die drei Viehtreiber), auch: Across the plains one Christmas night (englisch Durch die Steppe in einer Weihnacht), ist ein Weihnachtslied aus Australien. Es beschreibt eine Weihnachtsstimmung in der Gluthitze einer Sommernacht im australischen Outback. Statt der Heiligen Drei Könige, die vom Stern von Betlehem geführt das Jesuskind suchen, treten in The Three Drovers drei australische Viehtreiber auf (siehe auch: Cowboy). Die großen Rinderherden im Outback mussten nachts zu Pferde vor Dingos, Räubern, Buschfeuern, Blitzschlägen und besonders Stampeden bewacht werden. Daher könnte das Lied tatsächlich aus dem Alltag eines australischen Viehtreibers der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen.
Das Lied wurde von William Garnet James geschrieben und 1948 in einer Liedersammlung “Australian Christmas Carols” (englisch Australische Weihnachtslieder) veröffentlicht.[1]. Zusammen mit Carol of the birds ist es eines der bekanntesten australischen Weihnachtslieder, und “Australian Christmas Carols” wurde das bekannteste Werk von Willam G. James. Der Text stammt von John Wheeler.
Text
Verletzt in der deutschen Wikipedia Schweizer, deutsches und österreichisches Urheberrecht, darum ausgeblendet.
Literatur
Martin Schmeisser und Christine Riedl: Weihnachtslieder aus aller Welt, Liederheft, Stuttgart: Carus-Verlag (Reihe Reclam UB), 2015. ISBN 978-3-15-011050-8, S. 59 f.
Weblinks
- The Three Drovers auf The Hymnary.org
- YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=1wqoFg6Vabo
Einzelnachweise
Words by John Wheeler. Music by William G.James. © 1948 Chappell & Co Ltd., Chappell Music Ltd., London W1Y 3FA.
Navidadau ist ein bolivianisches Weihnachtslied in der indigenen Sprache Aymara. Es wird im deutschprachigen Raum mit verschiedenen deutschen oder spanischen Texten gerne für besinnliche Tänze zur Weihnachtszeit verwendet, vor allem in Schulen,[1] Altenheimen[2] und Jugendgottesdiensten.[3] Jedoch haben diese Texte wenig mit dem sehr einfachen Originaltext zu tun und auch wenig mit der Kultur der Aymara. Denn auch für Aymara, die Christen sind, sind der Karneval (wenn die Feldfrüchte blühen) und die Sommersonnenwende (ihr Neujahr) viel größere Feste als Weihnachten.[4]
Zunächst der Originaltext mit spanischer und deutscher Übersetzung:
Original
Navidadaw purinini;
Wawanakax kuisisiñani;
Niño Jesus yurit layku;
Anatañak ichtani.
Navidadaw purinini;
Wawanakax kuisisiñani;
Jichax qatukanakampi;
Belenaru sarañani.
Spanische Übersetzung
Ya va a llegar la Navidad;
Los niños nos alegraremos;
Debido al nacimiento del Niño Jesús;
Juguetes traerá
Ya va a llegar la Navidad;
Los niños nos alegraremos;
Ahora con los regalos recibidos;
Iremos a Belén
Deutsche wörtliche Übersetzung
Schon kommt Weihnachten.
Wir Kinder freuen uns.
Wegen der Geburt des Christkinds
Wird es Geschenke bringen.
Schon kommt Weihnachten.
Wir Kinder freuen uns.
Jetzt werden wir mit den (erhaltenen) Geschenken
Nach Bethlehem (oder: zur Krippe) gehen.
Aussprache des Aymara: x = ch, w wie im Englischen, q ähnlich wie k, aber weiter hinten im Rachen (Stimmloser uvularer Plosiv). Sonst wie Spanisch, also ch = tsch, j = ch, ñ = nj.[5]
Reclam Weihnachtslieder S. 64 f.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. z.B. https://grundschul-blog.de/duett-musikbuch-navidadau-sitztanz/
- ↑ Gisela Mötzing: Aktivierung und Beschäftigung, Reihe PflegeWissen, München und Jena: Elsevier Verlag, 2013, S. 85
- ↑ Anna-Katharina Szagun: Teens machen Kirche: Gottesdienste für alle, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012, S. 59
- ↑ „En este sincretismo, la Navidad, celebración más importante para el cristianismo, nunca tuvo ese carácter para los campesinos cristianos aymaras. Para ellos son mucho más importantes las fiestas de Carnaval (Anata), época de florecimiento de los campos de labor y por lo tanto momento oportuno para efectuar la ch'alla (agradecimiento a la Pachamama) para que las flores se conviertan en buenos frutos.“ https://pueblosoriginarios.com/sur/andina/aymara/religion.html
- ↑ Kommentar auf Youtube zu Text, Aussprache und spanischer Übersetzung von miserlomax 2012. Deutsche Übersetzung der spanischen Übersetzung vom Autor dieses Wikis.
The Huron Carol / Jesous Ahatonhia
Siehe den französischen Wiki dazu:
Jesus Ahatonia ist ein Weihnachtslied in der Indianersprache Wendat (der Sprache der Huronen), das wahrscheinlich von dem Jesuiten Jean de Brébeuf geschrieben wurde. Sein Titel bedeutet: „Jesus ist geboren“. In der englischsprachigen Welt ist es bekannt unter dem Titel ‘Twas in the Moon of Wintertime („Es war im Mond der Winterzeit“) oder als The Huron Carol („Das huronische Weihnachtslied“). Es wurde 1641 oder 1642 verfasst, gilt als das älteste kanadische Weihnachtslied, und ist in seiner englischen Version besonders in Kanada sehr populär.
Entstehung
Das Lied wurde von Étienne-Thomas Girault de Villeneuve, dem letzten Jesuitenmissionar bei den Huronen von Loretteville in Quebec (1747-1794) gesammelt. Der indianische Notar Paul Picard (auf Wendat Paul Tsaenhohi, „Geierauge“), Sohn des berühmten Huronenhäuptlings Paul Picard Tahourhenché („Tagesanbruch“), übersetzte es ins Französische.[1] Es wird normalerweise dem Jesuiten Jean de Brébeuf (1593-1694) zugeschrieben,[2] der in Sainte-Marie-au-pays-des-Hurons in Kanada Missionar war und später von den Irokesen ermordet wurde. Er verfasste auch einen Katechismus auf Wendat[3] und ein Wörterbuch Wendat-Französisch. Brébeuf soll das Lied zwischen 1640 und 1642 geschrieben und es den Huronen beigebracht haben. Jedoch gibt es dafür keinen Beleg.[4][5] Die Melodie scheint von einem französischen Weihnachtslied des 16. Jh. adaptiert zu sein, Une jeune pucelle („Eine junge Jungfer“).[6] Es soll von den Huronen in Sainte-Marie-au-pays-des-Hurons bis 1649 gesungen worden sein, als die Missionsstation von den Irokesen erobert und viele ihrer Bewohner, auch Brébeuf, umgebracht wurden. Danach soll es von den überlebenden Huronen ungefähr hundert Jahre lang mündlich weitergegeben worden sein.
Der Dichter Simon-Joseph Pellegrin (1663-1716) schrieb auf dieses huronische Weihnachtslied den Text Entends ma voix fidèle („Höre meine treue Stimme“), den zweiten Gesang von Jean-Philippe Rameaus erster Oper Hippolyte und Aricie. Paul Tsaenhohis französische Übersetzung wurde von Ernest Myrand 1907 in der Stadt Québec in seinem Buch Noëls anciens de la Nouvelle-France („Alte Weihnachtslieder aus Neufrankreich“) veröffentlicht.
Jesse Edgar Middleton schrieb darauf eine freie englische Nachdichtung, die Healey Willan 1927 für Stimme und Klavier instrumentiert veröffentlichte. (Die Rechte liegen bis Ende 2030 bei der Firma Harris Frederick Co., Ltd.) Diese Version wurde in der englischsprachigen Welt sehr beliebt. Sie ist jedoch ungenau und enthält einige damals gängige Indianerklischees. So wird Jesus in einer „Rindenhütte“ geboren und statt in Windeln in ein „Kaninchenfellkleid“ gewickelt, und Jäger statt Hirten umgeben ihn. Die Heiligen Drei Könige werden als „Häuptlinge von weit her“ dargestellt und bringen ihm „Fuchs- und Biberfelle“ statt Gold, Weihrauch und Myrrhe. All dies kommt in der Originalversion nicht vor. Außerdem verwendet die englische Version für Gott das Wort Gitsche Manitu aus den Algonkin-Sprachen Zentralkanadas (Cree, Ojibwe). Dieses Wort und überhaupt das Konzept „Manitu“ ist der irokesischen Sprache Wendat fremd. Während Brébeuf für christliche Konzepte wie Gott, Engel, Teufel, Heilige Drei Könige und Menschwerdung Umschreibungen aus der Kultur der Huronen fand, ist der Text jetzt so angepasst, dass er Christen, die mit den Kulturen der kanadischen Ureinwohner nicht vertraut sind, zugänglich ist.[7]
Bearbeitungen und weltliche Interpretationen
Dieses Weihnachtslied wurde sehr populär, und es gibt zahlreiche Arrangements und Bearbeitungen davon. Es ist immer noch ein gängiges Weihnachtslied in den Kirchen aller Konfessionen Kanadas und findet sich auch in mehreren Gesangbüchern von Kirchen in den USA. Da die Melodie keinen großen Umfang hat, eignet sie sich sehr gut für Instrumente mit einem eingeschränkten Tonumfang, beispielsweise die Indianerflöte.[8] Da es als besonders „indianisches“ Weihnachtslied gilt, gibt es auch mehrere Übertragungen in andere Indianersprachen Kanadas, darunter Mi'kmaq. Die Wendat-Sprache ist dagegen fast ausgestorben. Allerdings gibt es Versuche, sie wiederzubeleben.
Der kanadische Sänger Bruce Cockburn nahm dieses Lied auf. Gleichfalls wurde es vom Métis-Musiker Tom Jackson in seiner jährlichen Sendung Huron Carole gesungen. In den USA wurde das Lied unter dem Titel „Ahatonia Jesous“ ins Album Noël in the Morning (1952) des Countrysängers Burl Ives einbezogen und später unter dem Titel „Indians' Christmas Carol“ veröffentlicht. Die Gruppe Crash Test Dummies nahm das Lied auf ihrem Album Jingle All The Way (2002) auf. Die kanadische Folksängerin Heather Dale veröffentlichte 2002 eine dreisprachige Version auf Wendat, Französisch und Englisch auf ihrem Album This Endris Night. Dabei verwendet sie eine andere englische Übersetzung, die H. Kierans zugeschrieben wird und dem Original näher kommt.[9] Sarah McLachlan nahm das Lied 2016 auf ihrem Weihnachtsalbum Wonderland auf.[10] Es gibt noch viele weitere Interpretationen dieser traditionellen Volksmelodie.
Text
Wendat | Französische Übersetzung von Paul Picard Tsaouenhohi, 1899 |
Deutsche Übersetzung der französischen Übersetzung |
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Estenniayon de tsonwe Iesous ahatonnia |
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Menschen, habt Mut, Jesus ist geboren! |
Ayoki onkiennhache eronhiayeronnon |
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Achienhkontahonraskwa d' hatirihwannens |
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Tho ichien st' ahation tethotondi Iesous |
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Onne ontahation chiahonayen Iesous |
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Te hekwatatennonten ahekwachiendaen |
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Siehe auch
Literatur
- Ernest Myrand (1854-1921): Noëls anciens de la Nouvelle-France, Québec 1899, S. 29-33. (Veröffentlichung des Liedes auf Wikisource mit französischer Übersetzung.)
- Julien Tiersot: « La Musique chez les peuples indigènes de l'Amérique du Nord » in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft Nr. 11, S. 141-231 Stuttgart: Franz-Steiner-Verlag, 1910.
- John Steckley: Huron carol told the Christmas story to Canadian Indians, Toronto Star, vom 24. Dezember 1977.
- Robert E. Oliver, Un chant de Noël canadien / A Canadian Christmas Carol, Abitibi Paper Co., 1966.
- Frances Tyrell: The Huron Carol, Kinderbuch mit dem englischen Text von Jesse Edgar Middleton, illustriert von Frances Tyrell, Markham, Ontario: Eerdmans Young Readers, 2003 (32 Seiten), ISBN 9780802852632.
- Ian Wallace: The Huron Carol, Kinderbuch mit dem englischen Text von Jesse Edgar Middleton, illustriert von Ian Wallace, Toronto, Ontario: Groundwood Books, 2013, ISBN 9781554983940.
Weblinks
- Englischer Text von J.E. Middleton. (In Kanada schon gemeinfrei, sonst aber unter Copyright bis Ende 2030).
- Text in der Indianersprache Mi'kmaq, übersetzt von Mildred Milliea, mit einem MP3 des Liedes vom Eskasoni Trio.
- Originaltext auf Wendat mit Ausspracheanleitung und wörtlicher Übersetzung.
- Text, Übersetzung und Diskussion des Liedes in der Version von Bruce Cockburn, samt Kritik des Textes von Middleton.
- Rockmusikversion The Lake Huron Carol („Das Weihnachtslied vom Huronsee“) in der heutigen Gegend des Huronsee, mit historischen Notizen zum Original.
- Version auf Wendat, Französisch und Englisch von der kanadischen Musikerin Heather Dale.
Einzelnachweise
- ↑ Ernest Myrand (1854-1921): Noëls anciens de la Nouvelle-France : étude historique, siehe Literatur.
- ↑ Manche schreiben es auch Paul Ragueneau zu, einem anderen Jusuitenmissionar und Spezialisten der Wendat-Sprache.
- ↑ Les voyages de la Nouvelle-France occidentale, dicte Canada, faits par le Sr de Champlain,... ... où se voit comme ce pays a esté premièrement descouvert par les François... ; avec un catéchisme ou instruction. et suivi de l'Oraison dominicale traduite en langage des Montagnars du Canada. T. 1 / [par le P. J. Ledesma] ; traduicte du françois au langage des peuples sauvages de quelque contrée (par le P. J. de Brébeuf) (par le RP Massé)
- ↑ Chant Huron („Huronischer Gesang“) in der französischen Version der Canadian Encyclopedia, abgerufen am 3. Januar 2021.
- ↑ Jean de Brébeuf - Huronische Schriften (Französisch)
- ↑ Jean de Brébeuf - Huronische Schriften (Französisch)
- ↑ Crèche amérindienne traditionnelle („Traditionelle indianische Krippe“) vom 10. August 2006 im Virtuellen Museum von Kanada, abgerufen am 7. Januar 2010
- ↑ Clint Goss: The Huron Carol - Sheet Music for the Native American Flute. In: Flutopedia. 2011. Abgerufen im October 24, 2011..
- ↑ Archived copy. Archiviert vom Original am November 10, 2012. Abgerufen am 18. April 2013.
- ↑ Wonderland - Sarah McLachlan - Songs, Reviews, Credits - AllMusic. In: AllMusic . Abgerufen im December 16, 2017.
- ↑ Candace C: The Huron Wendat Carol. In: Wendat Language Revitalization . November 24, 2014. Abgerufen im Januar 2, 2021.
- ↑ Ernest Myrand (1854-1921): Noëls anciens de la Nouvelle-France, Québec: Dussault & Proulx, 1899, S. 33, auf Wikisource, https://fr.wikisource.org/wiki/Livre:Myrand - Noëls anciens de la Nouvelle-France, 1899.djvu
Zu * und † in orientalistischen Artikeln
Wir halten uns an die Gepflogenheiten der Islamwissenschaft. Und nicht daran, was User A, B und C wollen.Koenraad 20:46, 17. Apr. 2019 (CEST)
- Da muss ich jetzt nochmal überlegen. Ich schreibe sehr selten deutsch, und auf Englisch schreibe ich natürlich b. und d. ... Meines Wissens hat die ZDMG keine Richtlinien für die Markierung von Sterbedaten, sondern nur diese:[2]. Recht üblich ist in der Orientalistik auch, kein Kreuzchen, sondern dem Englischen folgend st. zu schreiben.siehe hier, S. 105 oder hier S. 17, 40, 41, 49, 136 Auch die DIN-Norm 5008 [3] spricht nur davon, dass „geboren“ und „gestorben“ durch * und † ersetzt werden kann.
- Orientalisten sind ein individualistischer Haufen, aber soweit ich sehe, geht die Tendenz gegen das Kreuzchen. Curryfranke (Diskussion) 21:49, 17. Apr. 2019 (CEST)
- Da es gestern schon Nacht war, habe ich mich jetzt durch die googlebaren Veröffentlichungen mir persönlich bekannter Orientalisten gegraben, um herauszufinden, ob sie † schreiben. Das Ergebnis ist negativ:
- Angelika Neuwirth schreibt st. (Studien zur Komposition der mekkanischen Suren, S. 3, Fußnote 3)
- Anja Pistor-Hatam schreibt st. (Geschichtsschreibung und Sinngeschichte in Iran, S. 106)
- Rotraud Wielandt schrieb schon 1971 st. (Offenbarung und Beschichte im Denken moderner Muslime, S. 78, Fußnote 27)
- schrieb schon 1979 st. (Persische Memoirenliteratur als Quelle zur neueren Geschichte Irans, S. 59, Fußnoten). Hätt mich auch gewundert.
- Stephan Conermann schreibt gest. (Das Mogulreich, S.7)
- Patrick Franke schreibt gest. („Der Gedanke des Dschihad im mittelalterlichen Islam“, in: Richard Löwenherz, ein europäischer Herrscher im Zeitalter der Konfrontation von Christentum und Islam, Bamberg 2018, S. 111). Er ist übrigens ein begeisterter Wikipedianer, aber ich weiß nicht, ob ich ihn hier enttarnen darf.
- Bei Klaus Kreiser, Claudia Römer, Ludwig Paul, Christoph U. Werner, Birgitt Hoffmann, Ebba Koch, Roxane Haag-Higuchi, Lale Behzadi, Reza Hajatpour, Florian Schwarz und Christine Nölle-Karimi bin ich gar nicht fündig geworden.
- Alle diese Orientalisten könnte ich zur Not auch per Email kontaktieren (oder an ihre Türe klopfen). Keiner von ihnen hat irgendwo ein †. Letzteres gilt auch für Hartmut Bobzin. Dieser schreibt st. in seinem Buch Mohammed. (Mohammed C.H. Beck Verlag 2016, Seitenzahl nicht abrufbar)
- Wenn also die „Gepflogenheiten der Islamwissenschaft“ das Kriterium sind, ob man ein † schreiben sollte oder nicht, ist die Antwort eindeutig: Nein. ... Curryfranke (Diskussion) 14:57, 18. Apr. 2019 (CEST)
Was ich sagen wollte: kein Kreuz, weil das in wissenschaftlichen Texten der Islamwissenschaft nicht üblich ist.Koenraad 16:57, 18. Apr. 2019 (CEST)
--> * und † sind in der Orientalistik nicht üblich. Siehe Diskussion:Mohammed und die Quellen dort.
Orientalistische Forschung richtet sich nach der Sprache, nicht nach der Region
Orientalistik auf ein fest umgrenztes Territorium festlegen zu wollen, verkennt völlig die Tatsache, dass vom Islam geprägte Kulturen nicht auf dieses Gebiet beschränkt sind. Gerade die „Grenze Südasiens“ ist im größten Teil der Zeit, die Orientalistik und Indologie erforschen (also die 2000 Jahre vor der Festlegung der Durand-Linie 1872) eine durchlässige Übergangszone und keine fest abgesteckte Grenze gewesen. Kabul liegt südlich des Hindukusch und damit geographisch schon in Südasien, spricht aber Persisch. Da spätestens seit der Errichtung des Delhi-Sultanats im Jahr 1200 Persisch zur wichtigsten Sprache historischer Quellen zur indischen Geschichte und zur Sprache der Diplomatie zwischen Osmanischem Reich, Iran, Indien und Zentralasien wurde,[1] ist die Behauptung, Orientalistik ende an einer sowieso ungenauen, veränderlichen und weichen Grenze Südasiens, mindestens bis zur Abschaffung des Persischen als Amtssprache durch die Briten 1832, völlig hinfällig.
Aus diesem Grund wenden deutschsprachige Orientalisten die DMG-Umschrift selbstverständlich auf Personen- und Ortsnamen auf dem Gebiet Südasiens an, wenn diese in arabischschriftlichen Quellen vorkommen. Dies ist Standard und wird so an den Universitäten gelehrt. Ausnahme sind populärwissenschaftliche Werke (und Annemarie Schimmel, soweit sie deutsche Fachliteratur geschrieben hat. In ihrer monumentalen Studie Gabriel's Wing, Leiden 1963 Namensregister davon transkribiert sie weitestgehend nach ZDMG). Denn ausschlaggebend ist nicht das Gebiet, sondern die Schrift. Es ist eigentlich ganz einfach: Arabische und davon abgeleitete Schrift wird nach DIN 31635 für die arabische Schriftfamilie transkribiert, und indische Schriften nach der Norm ISO 15919 für die indischen Schriften. Dabei ist es unerheblich, woher die Schrift stammt, denn Länder kann man nicht transkribieren. Aus diesem Grund hat die DMG schon 1969 Transkriptionsregeln für „Hindustanisch“ und Malaiisch (Herunterladen, dann S. 20 f.) aufgestellt und damit den Geltungsbereich der Orientalistik nicht an die Region gekoppelt, sondern an die Sprachen, in denen islamische Kultur verschriftlicht wird. Sonst könnte die Orientalistik auch nicht zur Migrationsforschung beitragen. Sie müsste sich, obwohl Expertin, aus politischen Debatten wie der Anwendung der Scharia in Deutschland im Einzelfall heraushalten, weil Deutschland nicht im „Orient“ liegt. Wer sonst aber kann die Quellen islamischen Rechts unbefangen lesen?
Da persisch- und arabischsprachige Krieger, Beamte und Literaten zwischen 1200 und 1832 in großer Zahl nach Indien eingewandert sind und die Geschichtsschreibung und das kulturelle Leben wesentlich mitbestimmt haben, wäre es nachgerade absurd, all diese historischen Quellen nur deswegen nicht zu bearbeiten, weil sie aus einer Region stammen, in der auch eine andere außereuropäische Philologie aktiv ist. Diese, also die Indologie, ist mit den vielen Texten auf Sanskrit und den an die 30 modernen indischen Sprachen so ausgelastet, dass sie keine Zeit findet, sich in das nicht eben simple Persisch der Sultanats- und Mogulzeit einzuarbeiten. Überschneidungen gibt es allerdings bei indologischen Publikationen zum Urdu [4]. Hier finden es die Indologen unsinnig, sich einen fremden Transskriptionsstandard anzueignen, wo sich doch Urdu von Hindi fast nur im Wortschatz unterscheidet. Dazu stellen sie sich eine Eins-zu-eins-Transkription der Urdu-Schrift ins Devanagari vor und transkribieren dann nach ihrem Standard. Für Persisch, das ja in arabischer Schrift geschrieben wird, hat das allerdings keinen Sinn. Wer soll also die ganzen persischen Quellen aus dem Sultanat von Delhi und dem Mogulreich lesen, wenn nicht die Orientalisten, die in diesen Sprachen ausgebildet sind? (Eine Aufstellung persischsprachiger Geschichtsschreibung in englischer Übersetzung findet sich hier, eine Auswahl bedeutender indischer Prosawerke auf Persisch hier. Dazu kommt noch die Flut an Poesie, die die in Iran entstandene an Umfang bei weitem übertrifft.) Wie sollte man dann über die Fatāwā’-i ˁĀlamgīrī schreiben, ein monumentales Kompendium islamischen Rechts aus Indien, das auch auf den arabischen Raum rückgewirkt hat? Muss man die Namen der Taliban anders transkribieren, wenn sie aus Mazar-e Scharif nach Peschawar zurückkommen? Es würde auch wenig Sinn haben, in einem Artikel über die Eroberung Delhis durch Nader Schah von Iran 1739 die persischen Generäle Nāder Schāhs alle orientalistisch zu transkribieren und die ebenfalls persische Namen tragenden und Persisch sprechenden Generäle des Großmoguls Muḥammad Šāh Rangīlā indologisch. Zumal die Quellen zu diesem Ereignis, wie die iranische Chronik Jahāngoshā-yi Nāderi oder die Tārīḫ-i Hindī von Rustam ʿAlī Šāhābādī, sämtlich auf Persisch sind. Die Aufteilung nach Sprachen ist schon deshalb die einzig sinnvolle, weil Menschen samt ihrer Bücher Grenzen überqueren. Die Orientalistik macht keine area studies, sondern Kulturwissenschaft.
Schon Friedrich Rückert hat 1874 in der von ihm übersetzten Grammatik, Poetik und Rhetorik der Perser (rep. Osnabrück und Wiesbaden 1966) den Namen des Nawabs von Awadh, dem das Buch gewidmet ist, nach den Regeln für die Umschrift des Arabischen transkribiert (d.h. damals des Osmanischen). [5] Für zeitgenössische Autoren vgl. z.B. Stephan Conermann: Historiographie als Sinnstiftung, Indo-persische Geschichtsschreibung während der Mogulzeit, Wiesbaden: Reichert 2002 [6]. Dies hat die ZDMG selbstverständlich auch bei meinem eigenen deutschen Artikel verlangt, über die Briefe von Maḥmūd Gāvān, dem in Gilan geborenen Wesir des Bahmani-Sultanats. Meine Diss zu Muḥammad Iqbāl hält sich zwar weitestgehend an die DMG-Regeln, aber sie ist auf Englisch und also kein Werk eines Orientalisten auf Deutsch.
Mehr Belege kann ich auf Anfrage gerne als PDF schicken, da ich online leider nicht mehr davon finde. So schreibt Jan Rypka in seiner Iranischen Literaturgeschichte (Leipzig 1959) S. 291 f. völlig selbstverständlich nicht nur die in Indien wirkenden Dichter des „Indischen Stils“ nach der ZDMG-Umschrift um: Naẓīrī, Ṭālib, Ṣā’ib, Šaukat, Bīdil (letzterer wurde in Patna geboren und hat Indien nie verlassen), sondern auch Ğahāngīr und Šāh Ğahān (ebd.). Roman Siebertz macht in seinem Buch Preise, Löhne und Lebensstandard im safavidischen Iran (Wien 2013) nicht an iranischen Landesgrenzen halt, wenn er beim Vergleich des iranischen Lebensstandards mit dem indischen schreibt: „So kosteten im genannten Zeitraum 1637-1639 auf dem Markt in Agra ein man-i Ğahānšāhi Gerstenmehl zwischen einer und gut zwei Rupien“ (S. 96). Ğahānšāhi bezieht sich auf die Gesetzgebung Shah Jahans. Die Selbstverständlichkeit grenzübergreifender orientalistischer Forschung zeigt darüber hinaus auch das Editionsprojekt meiner Göttinger Kollegin Eva Orthmann zu persischer Literatur aus dem Qutb-Schāhī-Sultanat (hier die Publikationsliste). Das Projekt war ein Gemeinschaftsprojekt mit der Uni Qom, Iran, was beweist, dass auch die iranische Orientalistik nicht an den Grenzen Afghanistans endet. Frau Prof. Orthmann war auch an dem von der DFG und der französischen Agence nationale de la recherche geförderten Projekt Perso-Indica zu den mogulzeitlichen Übersetzungen von Sanskritliteratur ins Persische beteiligt, das mittlerweile von der Sorbonne nouvelle in Paris betreut wird. Eine bedeutende französische Historikerin und Iranistin, die zum Mogulreich forscht, ist Corinne Lefèvre (Webseite hier, Publikationsliste hier); außerdem Fabrizio Speziale, der das schon genannte Projekt Perso-Indica leitet und ein Spezialist für die islamisch-indische sog. „Unani“ (= „griechische“) Medizin ist (Webseite und Publikationen hier). Am Lebenslauf beider sieht man, dass man sich einem umfassenden Verständnis islamisch-indischer Kultur überhaupt nur interdisziplinär nähern kann. Man muss dazu eigentlich Orientalist und Indologe sein und außerdem in einer dritten Disziplin (hier Ethnomedizin) ausgebildet sein, um sich ein Schwerpunktthema zu erarbeiten.
Die britische Orientalistik ist mit der Gründung der Asiatic Society durch William Jones 1784 in Kalkutta entstanden und hat von Anfang an unterschiedslos zu hinduistischen und islamischen Themen geforscht. Hier weitete sich das Betätigungsfeld von Indien auf Iran und Westasien aus. Im angloamerikanischen Raum finden sich die Forscher zum islamischen Indien, wenn es nicht um die aktuelle Situation geht, zumeist in den Abteilungen für Geschichte wieder. Zu nennen wäre hier vor allem Roy Fischel, der sowohl zum osmanischen Reich als auch zu den islamischen Reichen Südindiens forscht, sowie an der British Library die Kuratoren der persischen Sammlung unter Ursula Sims-Williams. Die British Library hält einen Großteil der ehemaligen kaiserlichen Bibliothek des Mogulreiches sowie Manuskripte, die Offiziere der East India Company gekauft haben, so dass die persischen Manuskripte aus Iran gegenüber denen aus Indien nur einen Bruchteil ausmachen. Wie soll ein Indologe, der in aller Regel kein Persisch kann, diese Flut von Literatur (Katalog) auch nur katalogisieren? Dafür braucht man Orientalisten.
Dass es überhaupt keinen Sinn hat, die Orientalistik irgendwo in Afghanistan enden zu lassen, zeigt sich auch in den außereuropäischen Fakultäten. Indische Iranisten beschäftigen sich natürlich in erster Linie mit ihrer eigenen indopersischen Kultur, wobei die auf Persisch geschriebene Geschichte in der Regel in den History Departments erforscht wird. Zu nennen wären hier an erster Stelle die Jawaharlal Nehru University, die Delhi University, und die Aligarh Muslim University, die die Geschichtsschreibung des frühneuzeitlichen Indien von etwa 1965 bis 1995 dominiert hat („Schule von Aligarh”). Erst in den letzten zehn Jahren ist durch den gestiegenen Handel mit iranischem Gas auch die Kultur Irans selbst ins Blickfeld gerückt. Als Beispiel sei hier der Lehrplan fürs Magisterstudium an der Delhi University [7] gegeben, in dem - für Europa völlig unüblich - die indopersische Literatur ein Drittel des Platzes einnimmt.
Gerade die iranische Iranistik ist sehr daran interessiert, das kulturelle Erbe des Persischen auch in Indien und Pakistan zu bewahren, und so verwundert es nicht, dass das Iran Culture House in Delhi immer wieder die Edition von mogulzeitlicher persischer Literatur aus Indien sponsert. Beispiele dafür, die ich jetzt aufs Geratewohl aus meinem Bücherregal gezogen habe, sind die „Geschichte von Schah Schujā“ (Tārīḫ-i Šāh-šujā’ī) über das Leben des Bruders von Kaiser Aurangzeb (Delhi 2008), oder „Die vierfache Blumenrabatte“ (Čahār čaman), eine Beschreibung des Mogulhofes durch den Sekretär Kaiser Schah Jahans, Candar Bhān Barahman (nach IAST transkribiert, Buch Delhi 2008). Über diesen ist übrigens 2015 bei der University of California Press ein sehr interessantes Buch des Orientalisten Rajeev Kinra [8] aus Chicago erschienen (Writing Self, Writing Empire, Oakland 2015). Die Akademie der Persischen Sprache und Literatur in Teheran gibt seit 2005 eine Enzyklopädie der persischen Sprache und Kultur auf dem Subkontinent (Dānešnāmē-ye zabān-o adab-e fārsī dar šebh-e qārre) heraus, die ihresgleichen sucht. Sicher wäre es den meisten Forschern dort sehr viel lieber, in einer Demokratie mit Religions- und Meinungsfreiheit zu leben als in dem herrschenden System, aber immerhin gibt es eine Förderung auch der Geisteswissenschaften, die wegen des immensen Interesses der Iraner an ihrer Literatur sehr sicher auch einen im vierten Anlauf hoffentlich geglückten Wechsel zur Demokratie überstände (Jedenfalls überstände sie diesen besser als eine amerikanische Besatzungszeit.).
Auch in der US-amerikanischen Orientalistik ist die Beschäftigung mit indischen Themen schon längst Standard. Der amerikanische Experte der südasiatischen Sufismusforschung, der Annemarie-Schimmel-Schüler Carl Ernst, verwendet in seinem Buch über den islamischen Wallfahrtsort Khuldabad Eternal Garden (New York 1992) durchweg eine an amerikanische Lesegewohnheiten angepasste Variante der DMG-Umschrift S.77. Auch bei den Werken anderer berühmter US-amerikanischer Orientalisten wie Sanjay Subrahmanyam, (z.B. in Courtly Encounters S.19), Richard Eaton (A Social History of the Deccan S. 53) oder Sunil Sharma (Mughal Arcadia S. 17) fällt auf, dass sie nicht die indologische Umschrift verwenden, sondern eine Umschrift ohne Diakritika nach amerikanischem Usus, die aber den stummen Buchstaben ˁAin nicht unterschlägt. Damit zeigen sie, dass sie primär in der Tradition der Orientalistik, nicht der Indologie stehen. Neuere indologische Autoren aus USA verwenden dagegen durchweg den indologischen Standard ISO 15919, z.B. in Velucheru Narayana Rao und David Shulman: Classical Telugu Poetry, 2002, Ramanujan und Wyatt (tr.): Speaking of Śiva, 2014 oder Neelima Shukla-Bhatt: Narasinha Mehta of Gujarat, 2015.
Fazit: In Summe zeigt sich, dass sowohl im deutschen Sprachraum als auch international der Konsens der Orientalisten der ist, nicht einen (durch wen überhaupt?) geographisch begrenzten Orient zum Gegenstand zu haben, sondern alle Kulturen, die in Texten der arabischen Schriftfamilie verschriftlicht wurden. Dies überschneidet sich zwar zum Teil mit der Indologie und der Afrikanistik. Jedoch sind in diesem Fall in aller Regel die Orientalisten für der arabisch verschriftlichten Teil zuständig, weil ihre indologischen und afrikanistischen Kollegen genug anderes zu tun haben und oft auch anders arbeiten. Die Orientalisten auf einen sowieso fiktiven Orient festlegen zu wollen, widerspricht diesem internationalen Konsens zu hundert Prozent. Eine solche Festlegung ist seit fünfzig Jahren auch in der eher konservativ arbeitenden deutschsprachigen Welt völlig veraltet und darüber hinaus auch gar nicht umzusetzen. Sie gleicht in etwa der Behauptung, alle Dinosaurier seien wechselwarm gewesen, weil sie ja Reptilien waren und die gleichwarmen Vögel keine Reptilien sind. Versucht einmal, so etwas im Portal Biologie zu behaupten! Euch werden meterhohe Trollhörner aufgesetzt werden. Die Wikipedia braucht mehr Orientalisten. Hier ist einer. Ich hoffe, ich habe auch Zeit dazu. مخلص شما Curryfranke (Diskussion) 12:29, 18. Jun. 2019 (CEST)
Einzelnachweise
- ↑ Zur Einführung in dieses Thema ist folgende Literatur zu empfehlen:
- Richard Eaton: „Patterns of Migration to North India and the Deccan, 1200-1700“, in: Etan Kohlberg, Ella Landau und David Shulman: Jerusalem Studies in Arabic and Islam 33 / 2007, S. 393-408.
- Sanjay Subrahmanyam und Muzaffar Alam: Writing the Mughal World Ranikhet und New York 2011.
- dieselben: Indo-Persian Travels in the Age of Discoveries, 1400–1800, Cambridge University Press 2010.
- Peter Jackson: The Delhi Sultanate: A Political and Military History. Cambridge University Press 2003. (Ich bin kein Experte fürs Delhi-Sultanat, aber dies ist ein gutes Standardwerk aus der New Cambridge History of India.)
Fragners Persophonie
Bert G. Fragner: Die "Persophonie": Regionalität, Identität und Sprachkontakt in der Geschichte Asiens, Berlin (Charlottenburg), Das Arab. Buch, 1999.
- Bert Frāgner: Fārsī-zabānī; Qalamrou, hovvīyat va rābeṭe-ye zabānī dar tārīch-e Āsyā, motardschem: Sa‘īd Fīrūzābādī, Tehrān: Enteschārāt-e ‘elmī-o farhangī, 1394 h. sch. = 2015. PDF erhältlich hier, Buch erhältlich hier, etwa für den Preis eines Cappuccinos. In persischer Schrift:
برت فراگنر: فارسیزبانی؛ قلمرو، هویت و رابطۀ زبانی در تاریخ آسیا؛ مترجم: سعید فیروزکوهی، تهران: انتشارات علمی و فرهنگی، ١٣٩٤.