Benutzer:Fretdf/Artgerecht ist nur die Freiheit
Artgerecht ist nur die Freiheit: Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen ist ein Sachbuch der türkisch-deutsche Schriftstellerin Hilal Sezgin. Das Buch erschien 2014 im Verlag C. H. Beck und wird auch von der Bundeszentrale für politische Bildung als Band 1472 in der Schriftenreihe herausgegeben.
Das Sachbuch handelt vom Thema Tierethik, wobei die Autorin sich gegen die Nutzung von Tieren und für den Veganismus ausspricht. Sie befasst sich in jedem der fünf Kapitel mit einer tierethischen Frage. Dabei verwendet sie an vielen Stellen Beispiel, um Zusammenhänge zu illustrieren und auch komplexe moralische Fragestellungen verständlich zu machen. Sie versucht, ethische Überlegungen mit praktischen Handlungsmöglichkeiten zu verbinden. Ihre Ausführungen enthalten sowohl persönliche Erfahrungen als auch Verweise auf existierende Literatur und allgemeine philosophische Überlegungen.
Im selben Jahr veröffentlichte Sezgin ein weiteres Themen-verwandtes Buch mit dem Titel Tierleben: Von Schweinen und anderen Zeitgenossen.[1]
Inhalt
Einleitung und erstes Kapitel "Was heißt hier Ethik?"
Nach einer Einleitung, in der die Autorin ihre Motivation für das Geschriebene erläutert und ihre persönliche Entwicklung sowie die Entwicklung in der Tierethik generell anspricht, stellt sie das erste Kapitel unter die Frage "Was heißt hier Ethik?". Darin umreißt sie, welche Theorien die Grundlagen ihrer Aussagen bilden, erklärt Begriffe wie Empfindung, Anthropomorphismus, Bewusstsein und Speziesismus und stellt Philosophen wie Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant vor.
Zweites Kapitel "Dürfen wir Tiere quälen?"
Die drei folgenden Kapitel handeln von den Fragen, ob man Tiere quälen, töten beziehungsweise nutzen dürfe. Im Kapitel "Dürfen wir Tiere quälen?" geht sie auf die Problematik von Tierversuchen ein. Um den Fokus auf ethische Aspekte zu halten, unterschlägt sie bewusst empirische Betrachtungen. Sie befasst sich auch nicht mit Tierversuchen, die auf keinen direkten Nutzen für die Menschen abzielen oder für Anwendungen in Haushalt, Landwirtschaft oder Industrie durchgeführt werden, sondern beschränkt sich auf medizinische Forschung, die lebenswichtigen Interessen der Menschen dienen solle, während sie Leid und Tod für Tiere mit sich bringe. Zunächst legt sie den Überlegungen die Annahme zugrunde, dass ein milder Speziesismus, welcher menschlichen Interessen in solchen Fällen einen Vorzug gegenüber tierischen zugestehe, wenn "gleichermaßen vitale Interessen bei Mensch und Tier auf dem Spiel" stünden, gerechtfertigt sei. Nach einer intensivem Auseinandersetzung und Interessensabwägung, bei der auch Fälle persönlicher Betroffenheit betrachtet werden, kommt sie zu dem Schluss, dass das Ausmaß der Leiden und Einschränkungen der Versuchstiere sowie die Masse der genutzten Tiere trotz der eingeschränkten Annahme keine Rechtfertigung zulasse. Sie schließt mit dem Fazit: "Wir müssen uns durchringen zu sagen: Versuche an Tieren sind moralisch einfach nicht in Ordnung."
Drittes Kapitel "Dürfen wir Tiere töten?"
Im daran anschließenden Kapitel "Dürfen wir Tiere töten?" geht Sezgin den Fragen nach, ob das Töten von Tieren natürlich sei und welchen Wert Leben besitze. Dabei verwendet sie auch an dieser Stelle Beispiele ohne Bezug zu Tieren, wie an ALS-erkrankte Menschen, um dem Leser das Thema näher zu bringen. Ausgehend von theoretischen Überlegungen geht sie auf Konsequenzen für menschliches Handeln ein. Sie stellt die These auf, dass es allgemein einleuchtend sein sollte, auch dann um eine Schadensminimierung bemüht zu sein, wenn eine Form des Schadens nicht komplett ausgeschlossen werden könne. Des Weiteren befasst sie sich mit der Einschläferung von Tieren und Paternalismus. Hier erkennt sie erneut Parallelen zu Fragestellungen rein menschlicher Situationen und zeigt Unterschiede zu paternalistischem Umgang mit Kindern beziehungsweise dementen Menschen auf.
Viertes Kapitel "Dürfen wir Tiere nutzen?"
Nachdem die zentralen Fragen der beiden vorhergehenden Kapitel von der Autorin verneint wurden, wirft sie im Kapitel mit der Überschrift "Dürfen wir Tiere nutzen?" die Frage auf, ob Tiere bereits durch die bloße Haltung geschädigt werden oder ob eine artgerechte Haltung möglich sei. Sezgin geht auf Empfindungen, Wünsche und Interessen von Tieren ein und hinterfragt Kriterien für Tiergerechtheit. Dabei bleibt sie nicht ausschließlich auf einer theoretischen Ebene, sondern stellt ganz konkret fest, dass aktuell gehaltene Nutztiere meist erbärmliche Leben führten und dies im Kontext von Haustieren als Tierquälerei gelte. Auch hier zieht sie Vergleiche ins Menschliche und Persönliche und stellt klar, dass sie zwar nichts gegen Teppiche, allerdings gegen Kinderarbeit habe, und deswegen nur dann importierte Teppiche kaufe, wenn diese garantiert ohne Kinderarbeit ausgekommen seien. Sie geht auf das Dasein der Tiere in der Tierhaltung ein und verwendet dafür den Begriff Daseinsfrust, als Kombination aus Daseinslust - die Lust der Tiere am Dasein, ohne etwa einer bestimmten Aufgabe nachzugehen - und Frustration - verursacht durch den Alltag, der unnatürliche Bedingungen und Leid mit sich bringe. Im Zuge dieser Ausführungen geht sie auf verschiedene Charakteristiken dieser Alltage ein und beschreibt etwa die Trennung von Kuh und Kalb nach der Geburt und dem Federpicken bei Hühnern. Schließlich geht sie der Frage nach, was Freiheit für Tiere bedeute und führt aus, warum ein Besitz von Tieren und deren Gefangenschaft, etwa in Zoos, nicht vertretbar sein könne.
Fünftes Kapitel "Wie können wir mit Tieren leben?"
Das fünfte und letzte Kapitel steht unter der Frage "Wie können wir mit Tieren leben?". Darin weitet sie wieder den Blick und betrachtet vielmehr die Gesellschaft und deren Beziehung zu Tieren im allgemeinen, und weniger einzelne Menschen und Tieren. Angesichts der natürlichen Herausforderungen, denen Tiere in der Wildnis begegnen müssten, darunter Hunger, Kälte, Feinde und Kämpfe, versucht sie eine Antwort auf die Frage zu finden, ob die Menschheit die Natur vor sich selbst schützen müsse. Nachdem Sezgin zunächst über eine Definition von Natur philosophiert und feststellt, dass Natur und Menschheit nicht streng voneinander abzugrenzen seien, sagt sie, dass nicht jedes Problem in unsere Verantwortung falle und wir im Allgemeinen weder eingreifen müssten noch dürften. Die Autorin schlägt weiterhin eine Brücke zur Umweltethik, da sich jeder Eingriff in die Umwelt direkt oder indirekt auch auf Tiere auswirke und sich die generelle Frage nach dem menschlichen Anspruch auf Einflussnahme auf die Natur stelle. Über dieses Verhältnis zu wilden Tieren hinaus befasst sie sich auch mit Tieren, die unter Menschen leben, also sowohl domestizierte Tiere als auch sogenannte Grenzgänger-Tiere, die von uns ungewollt unter uns leben, etwa Stadttauben. Anschließend geht sie unter der der Überschrift "Die gewalttätige Gesellschaft" noch einmal der Frage nach dem Speziesismus, und ob die Rechte von Tieren tatsächlich genauso schwer wiegen wie die von Menschen, nach. Allerdings stellt sie den Ausführungen voran, dass sie fürchte, sie könne diese Angelegenheit nicht endgültig klären, und begründet dies mit der geltenden Gesellschaftsform. Zum Schluss sinniert sie über neue Formen menschlichen und tierischen Zusammenlebens.
Literatur
- Hilal Sezgin: Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-65904-1.
- Hilal Sezgin: Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen (= Schriftenreihe. Band 1472). Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 2014.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hilal Sezgin: Tierleben: Von Schweinen und anderen Zeitgenossen. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66658-2.
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