Benutzer:Heinrich Kämpchen/GE Bo Test

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Die Geschichte der Stadt Bochum umfasst die Entwicklungen auf dem heutigen Gebiet der Stadt Bochum von der ersten Besiedlung bis zur Gegenwart. Sie ist eingebettet in die Geschichte des Ruhrgebiets.


Vor- und Frühgeschichte

In Bochum wurden Funde gemacht, die auf eine frühe Besiedlung hinweisen.

Frühmittelalter

Die erste indirekte urkundliche Erwähnung Bochums findet sich um 900 im Heberegister (Urbar) des Klosters Werden. In dieser Urkunde werden viele heutige Bochumer Stadtteile zum ersten Mal benannt. Darunter auch Altenbochum, damals Aldanbochem. Man kann davon ausgehen das dort wo es ein altes Bochum gibt auch ein neues Bochum gibt.[1][2] Vermutlich ließ allerdings Karl der Große bereits um 800 am Schnittpunkt zweier Handelsstraßen auf dem Gelände nördlich der heutigen Propsteikirche einen Reichshof anlegen.[3]

Grafschaft Mark Entwicklung.png

Hochmittelalter

Nach dem Jahre 1000 entstanden zwei Vorgängerbauten noch heute existenter Kirchen: In Harpen die St.-Vinzentius-Kirche, und in Stiepel die Stiepeler Dorfkirche. Letztere geht auf eine Stiftung der Gräfin Imma von 1008 zurück. 1041 wird Bochum in einer Urkunde des Erzbistums Köln als Reichshof erwähnt. 1243 beschlossen Adolf I. von der Mark und Dietrich von Isenberg in einem Friedensvertrag, sich Grafschaft, Gericht und Hof Cobochem in Freundschaft zu teilen. Dadurch wird Bochum "Märkisch", ein Teil der Grafschaft Mark.[4] 1321 bestätigt Graf Engelbert II. von der Mark Bochum die bereits bestehenden Marktrechte und weitere Rechte. Dieses waren keine Stadtrechte, aber auch wenn die genaue Interpretation strittig ist, war es doch ein Meilenstein in der Stadtentwicklung.[5][6] Das Buch als Bochumer Wappen lässt sich auf einer Urkunde der Propsteikirche aus dem Jahr 1381 nachweisen.[7]

Spätmittelalter

Während der Großen Dortmunder Fehde erhielt der Söldnerführer 1389 Bitter von Raesfeld den Auftrag, das Amt Bochum zu brandschatzen und die Höfe der Adeligen zu plündern. 1398 kommt Bochum unter Adolf III. von der Mark zur Grafschaft Kleve, ab 1417 das Herzogtum Kleve.[8] Das „Gasthaus“ zu Bochum, eine Stiftung für Arme und Kranke, wurde 1438 eröffnet.

Frühe Neuzeit

Obwohl Bochum im Laufe seiner Geschichte immer wieder Verwaltungssitz für die anliegenden Gemeinden war, war es bis zur Industrialisierung doch ein unbedeutende Landstädtchen. Auch wenn es selten in kriegerische Handlungen einbezogen war, mussten Einquartierungen, Kriegssteuern und Einberufungen erduldet werden. In der frühen Neuzeit hemmten auch Brände und Seuchen immer wieder den Wachstum von Bochum. Die Brandkatastrophe am Markustag, 25. April 1517, verwüstete fast die komplette Stadt. Dem Brand fällt auch die alte Missionskapelle zum Opfer, die heutige Propsteikirche.[9] 1547 wurde die Propsteikirche St. Peter und Paul wieder aufgebaut.[10] Schon 1581 kam es zu einen weiteren Großbrand in Bochum, welcher wieder die Stadt fast zerstörte.[11] Die heute unbekannte Seuche Englische Schweiß suchte Bochums Bevölkerung 1529 heim.[12] Dazu kamen mehrere Pest-Epidemie Wellen: 1542, 1544, 1583 und 1589. Bei dem schweren Ausbruch 1544 flohen die Bewohner in die umliegenden Wälder.[13] Um 1500 wurde die Steinkohle schon in kleinen Umfang auch im Gebiet der alten Stadt Bochum genutzt. In kirchlichen Rechnungsbüchern tauchte 1537 die erste Nachricht über den Steinkohlenbergbau in Bochum auf.[14] Der Bergbau fand in dieser Zeit ausschließlich an der Ruhr (im heutigen Bochumer Gebiet), wie Linden, Dahlhausen oder Munscheid statt.[15][16] Im Vertrag von Xanten von 1614 kann sich im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit der Hohenzollern-Kurfürst Johann Sigismund durchsetzen, wodurch die Grafschaft Ravensberg, das Herzogtum Kleve und die Grafschaft Mark – und damit auch die Stadt Bochum – in den Besitz der Kurfürsten von Brandenburg kommt. 1618 wurde die kurfürstlich regierte Mark Brandenburg mit dem Herzogtum Preußen zu Brandenburg-Preußen vereinigt und Bochum somit unter den Hohenzollern auch preußisch. In Folge des Krieges in den Niederlanden erreichten spanische Truppen öfters die Region, und hatten einmal im Bochumer Raum das Winterquartier aufgeschlagen. Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) mussten Bochum, Wattenscheid und die umliegenden Ämter viele durchziehende Truppen erdulden.

Preußischer Beginn

Stadtplan 1790
Erste Schiene

Für die erste evangelische Kirche im alten Stadtgebiet, die spätere Pauluskirche, wurde 1655 der Grundstein gelegt, sie wurde 1659 geweiht. 1673 besetzten französische Soldaten im Französisch-Niederländischen Krieg die Stadt. 1691 wurde die Alte Apotheke eröffnet. Im Amte Bochum wurden 1735 nach einer Aufstellung des Bergamtes in Schwert 25 „Kohlenpütts“ (Kohlenbergwerke) gezählt. Meist waren sie sehr klein und hatten nur eine Handvoll von Beschäftigten. Nach dem Tod von Baron Johann Friedrich von Syberg kam es in der Herrlichkeit Stiepel 1738 zu Zwangsversteigerungen. 1756 begann der Siebenjährige Krieg zwischen Preußen, England, Hannover und Braunschweig gegen Frankreich. In Bochum wurde zunächst französische Husaren (1757) und später preußische Alliierten (1758) einquartiert. 1759 kam es zum Aufmarsch der französischen Hauptarmee in der Hellwegzone. Der Frieden von Hubertusburg wurde 1763 geschlossen, gegen Ende des Krieges war Bochum total verarmt. 1770 entstand die Knappschaftskasse. 1780 wurde die Ruhr für die Ruhrschifffahrt schiffbar gemacht, wobei Bunen und mehrere Schleusen entstanden, sowie ein kleiner Kohlehafen im heutigen Stiepel. 1770 zog der für Bochums Geschichte bedeutende Mülheimer Arzt Dr. Carl Arnold Kortum nach Bochum. Er wurde der erste Bergarzt der Ruhr. Neben seinen Beruf beschäftigte er sich mit vielen Themengebieten. So verfasster er die „Jobsiade“, einen berühmt gewordenen Schelmenroman, deren erster Teil 1784 erschien. Außerdem erstelle er 1790 die erste Stadtchronik, dem er eine Karte der Stadt beifügte.
Zwischen 1790 und 1800 wurden Chaussee in der Region der Grafschaft Mark gebaut. Wobei auch die für Bochum wichtige Strecke zwischen Witten-Crengeldanz über Steele nach Essen zwischen 1791 und 1794 entstand. Die Benutzer dieser für ihre Zeit hervorragenden Straßen mussten Wegegeld entrichten.

19. Jahrhundert – Industrielle Revolution

Auf der Zeche Vollmond in Werne wurde 1802 die erste Dampfmaschine im Ruhrkohlenbergbau eingesetzt und erlaubte Abteufarbeiten eines Tiefbauschachtes. Ende März 1806 besetzten die französischen Truppen Kaiser Napoleons Bochum. Bochum zählte daher 1806 bis 1815 zum Arrondissement Dortmund im Ruhrdepartement. 1815 wurde unter König Friedrich Wilhelm III. Napoleons kurzzeitige Vorherrschaft durch die Befreiungskriege gebrochen, so dass ab dem 1. Januar 1815 wieder preußische Gesetze galten. 1817 wurde der Kreis Bochum gebildet.[17] Die Märkische Bergschule nahm 1816 ihren Sitz in Bochum. Die erste Zeitung, der spätere Märkische Sprecher, erschien 1829 zunächst wöchentlich. 1835 beleuchteten fünfzehn Öllampen Bochums Gassen.

Jacob Mayer gründete 1842 den Bochumer Verein, wo später das Stahlformgussverfahren entwickelt wurde. Außerdem wurde 1842 beim Bau des vielleicht ersten Tiefbauschacht des westfälischen Ruhrgebiet auf Zeche Präsident das erste Flöz bei 44 Meter aufgefahren. Die regelmäßige Förderung begann 1844 bei ca. 80 Meter. Im alten Stadtgebiet gab es früher keine Pütts. Zeche Präsident hatte mit dem Schacht II um 1972 neben zwei anderen Schächten in der Nähe des heutigen Stadion, das erste Bergwerk in Bochum. Bis dahin war Bochum einen reine Stahlstadt, die bis dato und auch später von dem Bochumer Verein dominiert wurde. Die ersten Häuser der Arbeitersiedlung Stahlhausen wurden 1865/66 errichtet. Das in dem Bereich errichtete Arbeiterwohnheim Kosthaus wurde 1874 errichtet.

Bochum führte die „Revidierte Städteordnung“ ein und wählte Max Greve zum Bürgermeister. 1845 gründete die Hauslehrerin Caroline Krüger eine evangelische höhere Töchterschule in Bochum. Das St. Elisabeth-Hospital wurde 1848 als erstes Bochumer Krankenhaus eröffnet. Die spätere Bochumer Eisenhütte Heintzmann wurde 1851 von den Geschäftsleuten Korte und Heintzmann gegründet. Die Provinzialgewerbeschule, heute Goethe-Schule Bochum wurde ebenfalls 1851 errichtet. Am 13. April 1855 wurde die Bochumer Gas-Anstalt als Vorläufer der heutigen Stadtwerke Bochum gegründet. Außerdem entstand in Bochum das erste Gaswerk der Provinz Westfalen. Am 28. Januar 1856 erhellten erstmals Gaslaternen die Stadt Bochum. Die Schaffung einer Bochumer Handelskammer wurde vom König genehmigt. 1858 zählte Bochum 8.797 Einwohner und hatte ca. 6 km² Fläche. Der Anschluss Bochums mit dem Bahnhof Bochum BME an die Bahnstrecke Witten/Dortmund–Oberhausen/Duisburg der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft erfolgte 1860. Henriette von Noël gründete eine katholische höhere Töchterschule, die spätere Hildegardis-Schule. Außerdem wurde 1860 die paritätische höhere Bürgerschule eröffnet, heute Gymnasium am Ostring.

Im November 1866 wurde zu einem allgemeinen Bierstreik aufgerufen, weil der Ausschankpreis von 1 auf l ¼ Silbergroschen pro Glas angehoben werden sollte. 1870 hatte Bochum 17.585 Einwohner. Dr. Carlos Otto gründete mit anderen Unternehmern 1872 die Dr.C-Otto Werke, ein bedeutendes Unternehmen im Bereich der Kokerei und Kohlechemie. Die Aktiengesellschaft „Märkische Vereins-Druckerei A.-G.“ wurde 1872 von 30 Bürgern gegründet, um die Westfälische Volkszeitung herauszugeben. Die deutsche Wirtschaftskrise erfasste 1873 auch Bochum. 1874 wurde Bochum mit dem Bahnhof Bochum RhE an die Bahnstrecke Osterath–Dortmund Süd der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft angeschlossen. Die BME eröffnete die Zweigstrecke Essen-Wattenscheid-Bochum. Der Bochumer Stadtpark wurde 1877 eröffnet.

Am 1. Oktober 1876 wurde aus der Stadt Bochum ein Stadtkreis gebildet.[18] Der verbliebene Kreis umgab die nunmehr kreisfreie Stadt und bestand als Landkreis Bochum bis 1929 fort. 40 Prozent der Bevölkerung waren zu dieser Zeit jünger als 15 Jahre. 1884 wurden das Marien-Hospital und 1886 das Martin-Luther-Krankenhaus in Wattenscheid eröffnet. 1890 wurde das Bergmannsheil als erstes Unfallkrankenhaus der Welt eröffnet. Am 11. Januar 1892 wurde das neue Gebäude des Gymnasiums am Ostring eingeweiht, an der Stelle heute das Justizzentrum steht. Am 1. Oktober 1892 nahm das Landgericht Bochum seine Arbeit auf. Ab dem 23. November 1894 wurde mit der Verbindung vom Kortländer nach Herne die erste Straßenbahn in Bochum betrieben. Eine Badeanstalt wurde 1894 an der Marienstraße eröffnet und am 16. März 1896 wurde der Schwimmverein Blau-Weiß Bochum gegründet.

Auf der Zeche Carolinenglück starben bei einer Kohlenstaubexplosion am 17. Februar 1898 116 Bergarbeiter. Dies war bis dahin das größte Unglück im Ruhrbergbau. Im gleichen Jahr wurden Bochum und Laer mit einer Straßenbahnlinie verbunden, nachdem schon etliche andere Linien gebaut worden waren. Die Industrie- und Handelskammer zu Bochum erhielt 1899 ein eigenes Gebäude. An der Ruhr wurde die Schwimmbrücke Dahlhausen gebaut. Das Hotel-Restaurant Burg Horkenstein wurde 1900 errichtet.

20. Jahrhundert

1901 bis 1910

Die Jahrhunderthalle wurde 1902 vom Bochumer Verein für die Düsseldorfer Gewerbeausstellung gebaut. 1904 kam eine Pockenepidemie über die Stadt, so dass das Maiabendfest aus Sicherheitsgründen ausfiel. Nach der Eingemeindung einige umliegende kleinere Ortschaften (Grumme, Hamme, Wiemelhausen und Hofstede) von 1904 wurde Bochum Großstadt. Es zählte über 117.00 Einwohner, darunter über 20.000 Bergarbeiter, und hatte eine Fläche von ca. 27 km². 1908 wurde das Varietétheater Apollo-Theater (später Stadttheater, heute Schauspielhaus Bochum) und das Knappschaftskrankenhaus in Langendreer (heute unter dem Namen Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum bekannt) eröffnet. Der Bismarckturm wurde 1910 eingeweiht.

1911 bis 1920

Am 15. November 1911 wurde das St. Josef-Hospital Bochum eröffnet.

Bei einer Schlagwetterexplosion auf der Zeche Lothringen am 8. August 1912 kamen in 350 Meter Tiefe 115 Bergleute ums Leben. Kaiser Wilhelm II. hielt sich wegen der 100-Jahr-Feier von Krupp gerade im Ruhrgebiet auf und besuchte kurzentschlossen die Zeche, um den Überlebenden zu kondolieren. Hierzu gibt es ein Historiengemälde.[19] Der Rohbau des Kaufhauses der Gebrüder Alsberg (später Kaufhaus Kortum) wurde 1915 fertiggestellt, musste aber nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zunächst als Lebensmittellager dienen. Die ersten Kommunalwahlen nach Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts fanden 1919 statt. 1919 war ein kulturell bedeutendes Jahr in Bochum. Es das Städtische Orchester gegründet. Auch eröffnete das Heimatmuseum und Stadtarchiv auf Haus Rechen. Das Schauspielhaus zeigt im April 1919 Grillparzers "Des Meer und der Liebe" und erlangt mit dem Gründungsintendanten Saladin Schmitt später hohes Ansehen.

1921 bis 1930

Notgeld der Stadt Bochum

1921 erwarb die Stadt Bochum das Haus Kemnade. Die spätere Kortum-Gesellschaft Bochum wurde gegründet. 1922 wurde die erste, noch rein mechanische Stufe des Klärwerks Oelbachtal errichtet. Am 11. Januar 1923 besetzten französische Truppen das Ruhrgebiet, weil die Reparationsleistungen nicht erfüllt wurden (Ruhrbesetzung). Bochum wurde am 15. Januar 1923 besetzt. Die Radrennbahn an der Hattinger Straße wurde 1924 eröffnet. 1925 wurde ein Säuglingsheim gebaut, die spätere Kinder- und Jugendklinik. Das Friedrich-Lueg-Haus wurde als erstes Hochhaus Bochums eröffnet. Der Omnibusbetrieb wurde 1926 in Bochum aufgenommen.

Durch weitere Eingemeindungen (Altenbochum, Weitmar, Hordel, Riemke, Bergen (Bochum) sowie Teile von Eppendorf, Höntrop, Westenfeld (Bochum) und Teil von Eickel) kam Bochum 1926 auf 213.462 Einwohner und ca. 50 km² Fläche und 1929 nach weiteren Eingemeindungen (Gerthe (Bochum), Hiltrop, Harpen (Bochum), Werne (Bochum), Langendreer, Laer (Bochum), Querenburg, Stiepel (Bochum), Linden (Bochum), Dahlhausen (Bochum), Teil von Somborn) auf 322.514 Einwohner und auf eine Fläche von ca. 121 km². Das Deutsche Bergbaumuseum wurde 1930 von der Westfälischen Berggewerkschaftskasse und der Stadt Bochum gegründet.

1931 bis 1940

1931 wurde das neue Bochumer Rathaus eröffnet. Zur jüdischen Religionsgemeinschaft zählten zu dieser Zeit in Bochum und Wattenscheid 1.288 Personen. 1933 wurde der Bochumer Tierpark gegründet.

In der Zeit des Nationalsozialismus war Bochum Verwaltungssitz vom Gau Westfalen-Süd der NSDAP. Es wurden auch in Bochum politische Gegner verhaftet und verfolgt (Otto Ruer, Fritz Heinemann, August Bahrenberg und viele andere). Im Kaufhaus Kortum wurde ab August 1935 die „Bescheinigung über den erfolgreichen Vollzug der Arisierung“ in einer Vitrine im Eingangsbereich präsentiert. Am 9. November 1938 fand die Pogromnacht statt. Die ersten jüdischen Bürger wurden in die Konzentrationslager verschleppt, jüdische Einrichtungen und Wohnungen wurden zerstört. Etwa 500 jüdische Bürger waren namentlich bekannt, die in den folgenden Jahren bei der Shoa umkamen, davon waren 19 jünger als 16 Jahre alt. Im Dezember 1938 begann die jüdische Volksschullehrerin Else Hirsch mit der Organisation von insgesamt 10 Kindertransporten nach Holland und Großbritannien, um jüdische Kinder und Jugendliche zu retten.

Im Zuge der Gleichschaltung entstand am 15. April 1938 der VfL Bochum. Der Bau von Luftschutzbunkern in Bochum und Wattenscheid wurde 1940 begonnen. Seit Beginn des Krieges wurden Kriegsgefangene und Fremdarbeiter unter Zwang für die ausfallende Arbeitskraft der Soldaten im Bergbau, in der Industrie oder auch beim Bunkerbau eingesetzt.

1941 bis 1950

Zeche Hannover

Im Mai oder Juni 1940 begannen die ersten einzelnen Luftangriffe auf Bochum. 1942 wurden bevorzugt untertägige Luftschutzbauten (Luftschutzstollen) gebaut. Einige der 1941 begonnenen Hochbunker befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch in der mittleren Bauphase. Am 13. und 14. Mai sowie 12. und 13. Juni 1943 erfolgten die ersten von 150 größeren Bombenangriffen auf Bochum. Insgesamt sollten 550.000 Bomben auf der Stadt niedergehen. Etliche Bewohner suchten Schutz auf dem Land. Viele der Schulkinder wurden bis nach Pommern oder Bayern in die Kinderlandverschickung gegeben. Am 4. November 1944 ab 19.00 Uhr trafen binnen einer Stunde 10.000 Sprengbomben und über 130.000 Brandbomben die Stadt. Dadurch starben 1300 Menschen, 2000 wurden verwundet und 70.000 wurden obdachlos.
Der Mangel an Arbeitskräften machte sich immer stärker bemerkbar. So wurde in Bochum u. A. ein Außenlager des KZ Buchenwald an der Brüllstraße errichtet, um Häftlinge beim Bochumer Verein zu beschäftigen. Im Spätherbst 1944 waren insgesamt etwa 32.500 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen und Kriegsgefangene in Bochum registriert und es gab mehr als 100 Lager (siehe Zwangsarbeit in Bochum und Wattenscheid).

Am 10. April 1945 marschierten die Amerikaner in Bochum ein. Kurz danach übergaben sie die Besatzungsverwaltung von Bochum an die britischen Truppen. Für den Raum Bochum endete der Krieg knapp einen Monat eher vor dem Ende des Krieges am 8. Mai.

1951 bis 1960

Nachdem das Parkhaus im Stadtpark seit 1945 als Ausweichbühne diente, konnte mit der Eröffnung des Schauspielhaus Bochum im Jahr 1953 der reguläre Betrieb wieder aufgenommen werden.[20] Der Neubau der Hildegardis-Schule wurde am 13. November 1957 eingeweiht. 1956 eröffnete Fritz Graetz das Graetz-Werk und am 30. Mai 1957 wurde der neu gebaute Hauptbahnhof in Betrieb genommen. Am 5. Oktober 1957 gelang es Heinz Kaminski im Bochumer Ortsteil Sundern die Signale des Satelliten Sputnik zu empfangen, worauf die Sternwarte Bochum gegründet wurde. Das Museum Bochum – Kunstsammlung wurde 1960 in der Villa Marckhoff eröffnet.

1961 bis 1970

Bochum errichtete 1962 die erste geordnete Mülldeponie. Dabei wurde das Prinzip des land-filling erstmals in Europa angewendet[21]. Nachdem das Werk Bochum I 1960 und die Werke Bochum II/III 1962 errichtet worden waren, eröffnete die Adam Opel AG die ersten Produktionsstätten in Bochum. 1964 wurde das Zeiss Planetarium Bochum errichtet und 1965 die Ruhr-Universität Bochum eröffnet. Die Musikschule Bochum wurde 1967 gegründet.

1971 bis 1980

Im Juni 1971 gelang dem VfL Bochum der Aufstieg in die Erste Bundesliga. Die Erich Kästner-Schule wurde als erste Gesamtschule Bochums eröffnet. 1973 erfolgte die Stilllegung der letzten Bochumer Zechen (Zeche Hannover). Ab 26. Mai 1974 erreichte die S-Bahn das Stadtgebiet (S 1 Bochum Hauptbahnhof – Duisburg-Großenbaum; S 3 Hattingen – Bochum-Dahlhausen – Oberhausen). Nach der "Zusammenlegung" der Stadt Wattenscheid mit Bochum zur neuen Stadt Bochum im Jahr 1975, hatte das Stadtgebiet nun etwa 430.000 Einwohner und ca. 145 km² Fläche. 1976 wurde das Klärwerk Oelbachtal ausgebaut. Das Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen wurde 1977 von der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e. V. gegründet. Außerdem sicherte das Bochumer Modell die Medizinausbildung an der Ruhr-Universität Bochum. Die erste Stadtbahn-Strecke und auch das Ruhrstadion wurden 1979 eröffnet. Ein Jahr später wurde der Kemnader See freigegeben.

1981 bis 1990

Das erste Bochum Total fand im September 1986 auf zwei Bühnen statt. Die Mathias-Claudius-Schule, eine Schule für behinderte und nichtbehinderte Menschen, wurde in Bochum-Harpen gegründet und ist heute in Bochum-Weitmar ansässig.

1991 bis 2000

Das Musical Starlight Express nahm 1988 seine Fahrten auf. 1989 wurde die Stadtbahnlinie U35 von Bochum Hauptbahnhof nach Herne Schloss Strünkede eröffnet. 1990 gelang die Fertigstellung der Situation Kunst (für Max Imdahl). Bochum war gemeinsam mit Dortmund Veranstaltungsort des ersten gesamtdeutschen Turnfestes mit 120.000 Teilnehmern.

Die Städte Bochum, Hattingen, Herne und Witten schlossen sich 1993 zur Region Mittleres Ruhrgebiet zusammen.

21. Jahrhundert

2001 bis 2010

Der RuhrCongress wurde 2003 eingeweiht. Bochum hatte zu dieser Zeit 394.636 Einwohner. Die Adam Opel AG plante 2004, auch in Bochum mehrere tausend Arbeitsplätze abzubauen. Ein Streik der Belegschaft gegen den Willen der IG Metall und gegen ihren eigenen Betriebsrat legte die europäische Produktion für kurze Zeit still. Am 19. Oktober versammelten sich auf dem Platz am Schauspielhaus 25.000 Menschen zu einer spontanen Solidaritätskundgebung.

Der Ost-Westtunnel der Bogestra wurde 2006 eröffnet. Die Linien 302, 306 und 310 wurden unter die Erde gelegt, die Bochumer Innenstadt war nun komplett schienenfrei. Das Erweiterungsgebäude der Situation Kunst wurde eröffnet. 2007 wurde die neue Synagoge eingeweiht. Im Januar 2008 wurde die Schließung des Nokia-Werks Bochum bekanntgegeben und im Mai 2008 wurde dieses geschlossen. Am 17. Mai besuchte der Dalai Lama Bochum. Im September 2008 wird das Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum und am 1. November 2009 die Hochschule für Gesundheit gegründet.

2011 bis heute

Das Automobilunternehmen Adam Opel AG schließt 2015 den Produktionsstandort Bochum. Das Gelände wird von der Stadt zur Neuansiedlung von Unternehmen übernommen. Das Autobahndreieck Westkreuz (A 40 und A 448) wird im Juni 2015 für den Verkehr freigegeben. Zum Wintersemester 2015 nehmen die Studierenden der Hochschule für Gesundheit (HSG) das Gebäude auf dem Gesundheitscampus in Betrieb.[22] Als Ergänzung der Situation Kunst wurde das Museum unter Tage am 14. November 2015 eröffnet.[23] Am 24. November 2015 ist die Trinkwasserproduktion in Bochum eingestellt worden. Die Versorgung erfolgt seither allein mit Wasser aus den Wasserwerken in Essen-Horst und Witten-Heven.[24] Das erste öffentliche Konzert im neu errichteten Anneliese Brost Musikforum Ruhr mit den Bochumer Symphonikern fand am 27. Oktober 2016 statt.[25]

Siehe auch

Literatur

  • Karl Arnold Kortum: Nachricht vom ehemaligen und jetzigen Zustande der Stadt Bochum. 1790.
  • Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum nebst Urkundenbuch, 6 Bände, 1888-1894. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894. (Digitalisat online)
  • Bund Deutscher Architekten: Bauen in Bochum: Architekturführer. Schürmann & Klagges, Bochum 1986, ISBN 3-920612-32-9.
  • Norbert Konegen, Hans H. Hanke (Hrsg.): Bochum zu Fuß. VSA, Hamburg 1991, ISBN 3-87975-531-0.
  • F. Peine: So war Bochum – Eine Stadt im Wandel. Kamp, Bochum 1965.
  • Kortum-Gesellschaft Bochum: Bochumer Heimatbuch. Reihe.
  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Verlag Langewiesche Nachfolger, Königstein im Taunus, 6. Aufl. 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9, S. 139–162 (zu den Bochumer Zechen).
  • Hiram Kümper: Bochum: Von Karolingern zu Kohleöfen. Sutton, Erfurt 2006.
  • Dirk Sondermann, Wolfgang Schlosser: Bochumer Sagenbuch. 2. Auflage. 2003, ISBN 3-89355-067-4.
  • Johannes Volker Wagner: Hakenkreuz über Bochum: Machtergreifung und Nationalsozialistischer Alltag. Bochum 1983.
  • Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt: Trotz Cholera, Krieg und Krisen – Bochum – Eine kleine illustrierte Stadtgeschichte. Geiger, Horb am Neckar 2000.
  • Jürgen Mittag / Ingrid Wölk (Hrsg.): Bochum und das Ruhrgebiet. Großstadtbildung im 20. Jahrhundert. Essen: Klartext Verlag, 2005 – 470 S. – ISBN 3-89861-459-X
  • Stefan Pätzold (Hrsg.): Bochum, der Hellwegraum und die Grafschaft im Mittelalter. Ein Sammelband. Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2009 – 207 S. – ISBN 978-3-89534-782-5
  • Reimund Haas / Stefan Pätzold (Hrsg.): Ordensleben im Ruhrgebiet. Bochumer und Hattinger Perspektiven. Münster / Essen: Monsenstein und Vannerdat, 2015 – 84 S. – ISBN 978-3-95645-529-2

Weblinks

Wikisource: Bochum – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum nebst Urkundenbuch, 6 Bände, 1888-1894. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894, S. 11. (Digitalisat online)
  2. Stefan Pätzold: Bochum. Kleine Stadtgeschichte. Pustet, Regensburg 2017, ISBN 978-3-7917-2929-9, S. 14.
  3. Jürgen Mittag, Ingrid Wölk (Hrsg.): Bochum und das Ruhrgebiet - Großstadtbildung im 20. Jahrhundert. Klartext, Essen 2005, ISBN 3-89861-459-X, S. 20, 29.
  4. Franz Peine: So war Bochum, Eine Stadt im Wandel, Kamp Verlag Bochum, 14. Auflage, 1981
  5. Jürgen Mittag, Ingrid Wölk (Hrsg.): Bochum und das Ruhrgebiet - Großstadtbildung im 20. Jahrhundert. Klartext, Essen 2005, ISBN 3-89861-459-X, S. 32.
  6. Stefan Pätzold: Bochum. Kleine Stadtgeschichte. Pustet, Regensburg 2017, ISBN 978-3-7917-2929-9, S. 21 ff.
  7. Franz Peine: So war Bochum, Eine Stadt im Wandel, Kamp Verlag Bochum, 14. Auflage, 1981
  8. Bochum und das Ruhrgebiet – Großstadtbildung im 20. Jahrhundert, Klartext, 1. Auflage 2005, S. 80
  9. Stefan Päzold, Bochum - Kleine Stadtgeschichte, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 2017
  10. Albert Lassek, Siedlungsgeschichte der Altstadt, 8. Heimatbuch 1985
  11. Albert Lassek, Siedlungsgeschichte der Altstadt, 8. Heimatbuch 1985
  12. Stefan Päzold, Bochum - Kleine Stadtgeschichte, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 2017
  13. Bochum - Aus der Geschichte einer Großstadt des Reviers, Dr. phil. Karl Brinkmann, Schürmann & Klagges, Bochum, 1968; S. 93
  14. Franz Peine: So war Bochum, Eine Stadt im Wandel, Kamp Verlag Bochum, 14. Auflage, 1981
  15. Bochum, Stadt im Revier und Stadt im Grünen, BeRing Verlag, Velbert-Neviges, 1985
  16. Stadt Wattenscheid, Kunstbuchverlag Bühn mit Stadtverwaltung Wattenscheid, München, 1972
  17. Westfalenlexikon 1832-1835. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege. Band 3. Münster 1978, S. 20 (Nachdruck des Originals von 1834).
  18. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Arnsberg 1876, S. 347
  19. Kaiser Wilhelm II. bei seiner Kondolenz auf der Zeche
  20. WAZ Bochum, aufgerufen am 26. September 2019
  21. "Unsere Umweltfreunde - 75 Jahre Städtische Fuhrparkbetriebe Bochum", Broschüre von 1975, S. 8
  22. WAZ Bochum, aufgerufen am 2. Oktober 2018
  23. WAZ Bochum, aufgerufen am 26. November 2015
  24. WAZ Bochum, aufgerufen am 25. November 2015
  25. WAZ Bochum, aufgerufen am 28. Oktober 2016