Einer wird gewinnen
Fernsehsendung | |
Originaltitel | Einer wird gewinnen |
Produktionsland | Deutschland |
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Originalsprache | Deutsch |
Genre | Spielshow |
Erscheinungsjahre | 1964–1966, 1968–1969, 1979–1987, 1998, 2014 |
Länge | 90+ Minuten |
Episoden | 82+4 |
Ausstrahlungs- turnus |
i. d. R. samstags, 4–9 Sendungen pro Jahr |
Titelmusik | Willy Berking |
Produktions- unternehmen |
hr, NDR, ORF/SF (1979–1987) |
Produktion | Martin Jente (–1969), Harald Vock (NDR), Günter Andreas Pape (hr) |
Premiere | 25. Jan. 1964 auf Deutsches Fernsehen |
Moderation |
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Einer wird gewinnen (EWG) war eine ARD-Quizsendung, die vom Hessischen Rundfunk und Norddeutschen Rundfunk, später in Coproduktion mit ORF und SF produziert und an Samstagabenden ausgestrahlt wurde. Präsentiert wurde sie von Hans-Joachim Kulenkampff (89 Folgen). Es folgten zwei Neuauflagen des Formats: 1998 mit Jörg Kachelmann (3 Folgen) und 2014 mit Jörg Pilawa (1 Folge), die beide nicht mehr den großen Erfolg des Originals erreichten und in der Folge rasch wieder abgesetzt wurden.
Konzept
Namensgebung
Der Name Einer wird gewinnen wurde im Hinblick auf seine Abkürzung EWG gewählt, die auch für die damalige Europäische Wirtschaftsgemeinschaft stand, aus der die heutige Europäische Union hervorging. Die Sendung sollte nämlich den europäischen Gedanken unterstützen, indem die Kandidaten aus verschiedenen europäischen Ländern kamen.
Spielverlauf
Es handelte sich um eine Quizsendung mit acht Kandidaten, die immer paarweise gegeneinander antraten. Dabei gab es zwei Spiele, die zumeist nicht nur aus bloßen Fragen bestanden, sondern mit aufwändigen Aufbauten verbunden waren. Beispielsweise wurden Ausschnitte aus Theateraufführungen gezeigt oder nachgebildete Baudenkmäler aufgestellt, denen die Kandidaten passende Gegenstände oder Antworten zuordnen mussten. Beliebt war auch die Frage, aus welchem Jahrhundert etwas stamme. Pro Fragerunde konnte jeder der beiden Kandidaten maximal drei Punkte erspielen. Der unterlegene Kandidat einer Runde schied mit einem Trostpreis aus, bei dem es sich eine Zeit lang um einen kleinen Goldbarren handelte. Bei Punktegleichstand entschied ein Schaumstoffwürfel.
Die vier Sieger der ersten Runde zogen ins Halbfinale ein, bei dem jeweils eine Frau und ein Mann als Team zusammen spielten. Die Paare wurden durch Spielkarten ausgelost. Das Halbfinale bestand aus zwei Spielen. Im ersten Spiel wurde ein Film gezeigt, in dem Kulenkampff zusammen mit weiteren Schauspielern meist eine berühmte Persönlichkeit satirisch verkörperte; anschließend mussten die Kandidaten drei Fragen zu der Persönlichkeit beantworten. Dabei durften sie sich vor ihrer Antwort beraten. Beim zweiten, intern Kopf und Hand genannten Spiel wurde in jeder Sendung ein neues Spiel eingeführt, bei dem ein Kandidat des Paares seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen musste. Dem anderen Kandidaten wurden drei Fragen zum Allgemeinwissen gestellt. Konnte er die Frage nicht beantworten, so konnte sein Partner durch das Geschicklichkeitsspiel den Punkt trotzdem ergattern. Dabei wurde das Spiel bei jeder Frage etwas schwieriger. Bei Punktegleichstand entschied auch im Halbfinale der Würfel.
In der letzten Runde mussten die beiden verbliebenen Kandidaten nacheinander auf einem Podest Platz nehmen und drei Fragen zum aktuellen Weltgeschehen beantworten. Bei Gleichstand gab es eine Stichfrage.
Kandidaten
Die Kandidaten kamen jeweils aus acht verschiedenen europäischen Ländern, die nicht Mitglied der EWG sein mussten. Insbesondere die Schweiz war fast immer durch einen Kandidaten vertreten. Selten traten außereuropäische Kandidaten auf, z. B. in der Sendung vom 12. März 1966 ein US-Amerikaner. Im Falle der nicht-deutschsprachigen Länder suchte man gewöhnlich in den Hauptstädten nach Personen mit ausreichenden Sprachkenntnissen – im Gegensatz zu vielen anderen Shows gab es keinen Bewerbungsaufruf in der Sendung. Für Problemfälle stand in der Sendung stets ein persönlicher Dolmetscher zur Verfügung, der aber gewöhnlich nicht in Erscheinung trat, was auch dem rhetorischen Geschick Kulenkampffs zu verdanken war.
Musik
Zwischen den einzelnen Spielelementen traten während der Umbaupausen bekannte Musiker auf, vorzugsweise aus dem Bereich Musical oder Operette, aber auch Schlager und Chanson. Die internationalen Künstler verliehen der Sendung internationalen Glamour und erzielten eine ähnliche Wirkung wie später die Teilnahme berühmter Stars an Thomas Gottschalks Spielshow Wetten dass. Außerdem spielte ein Liveorchester, auch die Titelmelodie. In den Produktionen des Hessischen Rundfunks war dies das Tanzorchester des Hessischen Rundfunks, in den Ausstrahlungen der 1960er unter der Leitung von Johannes Pütz oder Willy Berking, danach unter Heinz Schönberger. In den Produktionen des Norddeutschen Rundfunks war es anfangs das Tanz- und Unterhaltungsorchester des NDR unter der Leitung von Alfred Hause oder Rolf Kühn, ab 1979 unter Dieter Glawischnig. In den Produktionen aus anderen Sendegebieten spielten die dortigen Bigbands, so in der Schweiz die DRS Big Band unter Hans Moeckel oder in Österreich die ORF-Big Band.
Besonderheiten
Anfang
Am Anfang jeder Sendung begeisterte Kulenkampff das Publikum mit einer etwa fünfminütigen Conférence über aktuelle Themen, die meist auch Bezug auf die Stadt nahmen, in der die Sendung gerade zu Gast war.
Assistentinnen
- Uschi Siebert (1964–1969)
- Gabi Kimpfel (1979–1987)
- Leslie Schoß (2014)
Einspielfilm
Der Einspielfilm (auch Kulinade genannt) mit Kulenkampff als Schauspieler war stets recht aufwendig produziert und sollte nicht nur Kulenkampffs Hang zur Schauspielerei befriedigen, sondern auch einen komödiantischen Höhepunkt der Sendung darstellen. Dies galt z. B. für die Beatles-Parodie aus der Sendung am 19. Februar 1966, welche außerordentlich bekannt geworden ist. In ihr spielen neben Kulenkampff noch Bully Buhlan, Willy Berking und Gerhard Wendland die Beatles.
Überziehen
Ein Merkmal von Einer wird gewinnen war seine Überlänge: Kulenkampff überzog die Sendezeit regelmäßig um wenigstens 30 Minuten, wobei der Hessische Rundfunk anfänglich dafür Sendeminuten für seinen Anteil am ARD-Programm gutgeschrieben bekam. Zeitweise musste aber eine Spielrunde des Halbfinales ausgelassen werden. Kulenkampff kokettierte in seiner jovialen Art oft mit seinem Überziehen. So war es ihm eine offensichtliche Freude, als er am 13. Oktober 1984 „zum zweiten Mal in 31 Jahren“ seine Sendung vorzeitig beenden konnte und die ARD scherzend aufforderte: „... und jetzt überlegt euch mal, Kinder, was ihr die neun Minuten machen wollt.“ Da die ARD auf diesen Fall überhaupt nicht vorbereitet war, wurde minutenlang das ARD-Logo ausgestrahlt.
Abschlussszene mit Butler
Jede Sendung bis 1969 endete mit dem Butler „Herr Martin“, der Kulenkampff Mantel, Schal und Hut reichte und dabei die soeben gelaufene Sendung sarkastisch kommentierte. Bei diesem Butler handelte es sich um Martin Jente, den Produzenten der Sendung. Die Idee dazu stammte von Kulenkampff selber, er dachte sich auch die Texte aus – EWG sollte mit einer Schlusspointe enden.
Diese Abschlussszene begeisterte sowohl Wim Thoelke wie auch Joachim Fuchsberger derart, dass sie in ihren Sendungen am liebsten das gleiche gemacht hätten. Weil sie aber nicht einfach kopieren wollten, erfolgte der Abschluss ihrer Sendung in abgewandelter Form: Thoelke beendete Drei mal Neun mit der Zeichentrickfigur Wum als Gesprächspartner, Joachim Fuchsberger griff in Auf Los geht’s los auf einen dressierten Affen zurück.
Bei der zweiten Staffel ab 1979 befand sich Martin Jente schon im Ruhestand, und es fiel ihm zunehmend schwerer, den Szenentext fehlerlos zu spielen, woraufhin man schließlich auf seinen Auftritt verzichtete.
In der einmaligen Neuauflage der Show 2014 übernahm der Schauspieler Ben Becker den Part des Butlers.
Laufzeit
Einer wird gewinnen lief vom 25. Januar 1964 bis zum 6. August 1966 in der ARD mit 26 Folgen. Nach der letzten Sendung nahm Kulenkampff seinen Hut als Moderator. Allerdings dauerte es nur rund eineinhalb Jahre, bis die Show fortgesetzt wurde.
Vom 13. Januar 1968 bis zum erneuten Ende der Show am 2. August 1969 liefen 17 Folgen. Erneut nahm Kulenkampff seinen Abschied als Moderator von EWG.
Zehn Jahre und zwei gefloppte Quizsendungen (Guten Abend, Nachbarn, 1971/72, und Acht nach 8, 1973) später, nach denen er medienwirksam geschworen hatte, „nie mehr ein Quiz zu moderieren“, kehrte Kulenkampff wider Erwarten mit EWG zurück. Vom 15. September 1979 bis zum endgültigen Ende am 21. November 1987 liefen noch einmal 45 Folgen.
In der letzten Ausgabe von EWG sang Paul Anka eine auf Kulenkampff umgeschriebene Version von My Way. Zum Ende der Sendung machte Kulenkampff mit den Worten „Ich möchte das auch einmal tun“ Werbung für eine „Best-of-EWG-Schallplatte“. Ein Teil des Verkaufspreises ging an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Damit habe er schon einen Teil abbezahlt, falls er, ein begeisterter Segler, einmal aus dem Meer gefischt werden müsse, so Kulenkampff.
Insgesamt wurden 89 EWG-Folgen gesendet, meist unter der Regie von Ekkehard Böhmer, teilweise von Dieter Wendrich.
1998 kam es zu einer Neuauflage mit Jörg Kachelmann, die bereits nach drei Folgen eingestellt wurde. Das Original blieb unerreicht, auch wenn wenig später reine Abfragequiz-Sendungen ohne Bild- und Musikeinlagen einen Boom erlebten, ausgelöst durch „Wer wird Millionär?“. Die Conférence wurde hingegen nach dem Vorbild amerikanischer „Late-Night-Shows“ mit Harald Schmidt wiederbelebt.
2014 präsentierte Jörg Pilawa eine einmalige Neuauflage der Kuli-Show als Hommage an Hans-Joachim Kulenkampff, der 50 Jahre zuvor zum ersten Mal EWG moderierte hatte. Das Konzept war unverändert, doch vereinheitlicht worden. So bestanden die Vorrunde und das Halbfinale aus jeweils drei Runden, und im Finale mussten die beiden verbliebenen Kandidaten jeweils fünf offene Fragen beantworten. Anlässlich des Jubiläums waren die ehemalige Assistentin Gabi Kimpfel und Kai Joachim Kulenkampff, der Sohn des inzwischen verstorbenen Hans-Joachim Kulenkampff, zu Gast.
Liste der ARD-Ausstrahlungen
Quelle u. a.: Online-Archiv der Wiener Arbeiter-Zeitung, Abspann der Original-Sendungen, tvprogramme.net, imdb.