Puschkino (Kaliningrad, Nesterow)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Göritten)
Siedlung
Puschkino
Göritten

Пушкино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Frühere Namen Göritten (bis 1946)
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 224 807 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 36′ N, 22° 36′ OKoordinaten: 54° 36′ 0″ N, 22° 36′ 0″ O
Puschkino (Kaliningrad, Nesterow) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Puschkino (Kaliningrad, Nesterow) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/Daten

Puschkino (russisch Пушкино, deutsch Göritten) ist eine Siedlung im Osten der russischen Oblast Kaliningrad. Sie gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Nesterow im Rajon Nesterow.

Geographische Lage

Puschkino liegt acht Kilometer südöstlich von Nesterow (Stallupönen/Ebenrode) an der Regionalstraße 27A-059, welche die Rajonstadt mit Newskoje (Pillupönen/Schloßbach) verbindet und weiter durch die Rominter Heide führt bis an die russisch-polnische Grenze beim polnischen Żytkiejmy (Szittkehmen/Wehrkirchen), wo aber kein Übergang besteht.

Bis in die 1970er Jahre war Puschkino Bahnstation an der Bahnstrecke Gołdap–Nesterow, die nach 1945 nur noch im russischen Abschnitt betrieben wurde und dann eingestellt wurde.

Geschichte

Das frühere Göritten lag bis in das 16. Jahrhundert hinein in einem noch nicht besiedelten Gebiet. Erst unter Herzog Albrecht von Preußen (1525–1568) siedelten die ersten Bewohner an. Nach einer Pestkatastrophe um 1710 siedelten sich dann Nassauer aus der Pfalz und Württemberg an, denen der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1713–1740) hier eine Kirche errichtete.

Im Jahre 1910 zählte das Gutsdorf Göritten 312 Einwohner, während in der Landgemeinde Göritten lediglich 55 Menschen registriert waren[1]. Beide Ortsteile wurden am 30. September 1928 zur neuen Landgemeinde Göritten zusammengeschlossen. Am 1. April 1937 wurde der Ort Jogeln (heute nicht existent) nach Göritten eingemeindet.[2] Das Dorf gehörte bis 1945 zum Landkreis Stallupönen (1938 umbenannt in Landkreis Ebenrode) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

Infolge des Zweiten Weltkrieges kam Göritten 1945 zur Sowjetunion. Im Jahr 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung Puschkino und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Pokryschkinski selski Sowet zugeordnet.[3] Vor 1975 wurde Puschkino selber Verwaltungssitz dieses Dorfsowjets. Von 2008 bis 2018 gehörte der Ort zur Landgemeinde Prigorodnoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Nesterow.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner[4] Bemerkungen
1910 367 Im Gutsbezirk: 312, in der Landgemeinde: 55
1933 346
1939 467 Einschließlich Jogeln
2002 549
2010 476

Amtsbezirk Göritten 1874–1945

Zwischen 1874 und 1945 war Göritten namensgebender Ort und Sitz des Amtsbezirks Göritten. Er wurde am 24. Juni 1874 aus sieben Landgemeinden und einem Gutsbezirk gebildet[2]:

Name bis 1938 Name 1938–1946 Russischer Name Bemerkungen
Landgemeinden:
Alexkehmen Alexbrück Retschki
Dopönen Grünweide Pokryschkino
Dozuhnen Muldau -- ab 1939 nach Bruchhöfen (bis 1938
Groß Uszballen, russisch:
Woskressenskoje) eingemeindet
Jogeln -- -- 1937 nach Göritten eingemeindet
Kallweitschen Haldenau --
Rudszen/Rudschen Talfriede --
Williothen -- -- 1938 nach Kallweitschen eingemeindet
Gutsbezirk:
Göritten Domäne Göritten (seit 1928) Puschkino

Am 1. Januar 1945 umfasste der Amtsbezirk Göritten noch die fünf Gemeinden Alexbrück, Göritten (Puschkino), Grünweide (Pokryschkino), Haldenau und Talfriede, von denen nur noch zwei Orte existieren.

Kirche

Kirchengebäude

Unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm von Preußen wurde 1725 in Göritten eine Kirche gebaut. Im Ersten Weltkrieg wurde sie zerstört, aber nach dem Wiederaufbau am 25. Juni 1925 erneut eingeweiht. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie beschädigt, aber nicht zerstört.

Zu Sowjetzeiten wurde der Westturm abgerissen, das Kirchenschiff diente mit zugemauerten Fenstern und Türen als Lagerraum. Heute stehen von der Kirche nur noch Außenmauern, und der daneben liegende alte Friedhof ist eine Grünfläche.

Kirchengemeinde

Göritten mit seiner überwiegend evangelischen Bevölkerung bildete seit 1728 ein eigenes Kirchspiel und hatte vorher zur Kirchengemeinde Pillupönen (1938–1946 Schloßbach) gehört. Konfessionell war es reformiert geprägt und kam erst 1819 zur Kirchenunion.

Bis 1945 gehörte Göritten zum Kirchenkreis Stallupönen (1938–1946 Ebenrode) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Während der Sowjetzeit kam das kirchliche Leben zum Erliegen. In den 1990er Jahren bildeten sich in den Nachbarorten Iljuschino (Milluhnen, 1938 bis 1946 Mühlengarten) und Newskoje neue evangelische Gemeinden, die sich der Propstei Kaliningrad (Königsberg) in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) angeschlossen haben. Die zuständigen Pfarrer sind die der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen).

Pfarrer bis 1945

In Göritten amtierten als evangelische Pfarrer[5]:

  • Johann Ernst Lüls, 1798–1832
  • Karl Eduard Torno, 1833–1843
  • Johann Karl Rauschke, 1843–1864
  • Karl Wilhelm Salomon, 1865–1873
  • Christoph G.E. Pohl, 1873–1877
  • Traugott Ed. Phil. Kalinowski, 1877–1883
  • Eduard Karl Roloff, 1884–1885
  • Franz Moritz Ziehe, 1885–1896
  • Leopold Karl P. Friedrich, 1896–1899
  • Albert Friedrich Otto Rudzewski, 1899–1901
  • Karl Hermann Samland, 1901–1921
  • Franz Moderegger, 1921–1945

Söhne und Töchter des Ortes

  • Hermann Kreth (1860–1932), Verwaltungs- und Wirtschaftsjurist, MdR

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  2. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Göritten
  3. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  4. Volkszählungsdaten
  5. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 43