Gluschkowo (Kaliningrad)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Siedlung
Gluschkowo
Plibischken

Глушково
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Tschernjachowsk
Erste Erwähnung 1384
Frühere Namen Pliwiskin (nach 1384),
Plewiskin (nach 1405),
Blywischke (um 1446),
Plibisken (nach 1446),
Pliebischken (nach 1871),
Plibischken (bis 1946)
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40141
Postleitzahl 238176
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 239 813 002
Geographische Lage
Koordinaten 54° 40′ N, 21° 25′ OKoordinaten: 54° 39′ 32″ N, 21° 25′ 26″ O
Gluschkowo (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Gluschkowo (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/Daten

Gluschkowo (russisch Глушково, deutsch Plibischken, litauisch Plybiškė) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Tschernjachowsk im Rajon Tschernjachowsk.

Geographische Lage

Gluschkowo liegt am Nordufer des Pregel (russisch: Pregolja), 14 Kilometer nordöstlich der ehemaligen Kreisstadt Snamensk (Wehlau) bzw. 27 Kilometer westlich der jetzigen Rajonshauptstadt Tschernjachowsk (Insterburg). Durch den Ort führt die Kommunalstraße 27K-163, die bei Kudrjawzewo (Kuglacken) von der Föderalstraße A216 (frühere deutsche Reichsstraße 138, heute auch Europastraße 77) abzweigt und an Poddubnoje (Schönwiese) vorbei nach Sirenewka (Siemohnen) führt. Die nächste Bahnstation ist Puschkarjowo (Puschdorf) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Tschernyschewskoje, einem Teilstück der einstigen Preußischen Ostbahn, zur Weiterfahrt nach Litauen und in das russische Kernland.

Geschichte

Im Jahre 1384 gab der Ordensmarschall die Erkundung eines Heerweges von Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk) nach Alt Kowno in Auftrag.[1] Unter den ortskundigen Führern war ein Criol oder Briol von Pliwiskin. Bei dieser Gelegenheit findet sich die erste urkundliche Erwähnung des bis 1946 Plibischken[2] genannten Kirch- und Gutsdorfes.

Plibischken wurde am 13. Juni 1874 Amtsdorf und damit namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk[3] im Kreis Wehlau und im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Die Zahl der Einwohner Plibischkens einschließlich des Ortsteils Ramten betrug im Jahre 1910 insgesamt 255[4].

Am 30. September 1928 vergrößerte sich die Landgemeinde Plibischken um den Nachbargutsbezirk Wangeninken (1938–1945: Wangeningen, heute nicht mehr existent), der eingemeindet wurde. Die Zahl der Einwohner betrug 1933 245 und 1939 noch 227[5].

In Folge des Zweiten Weltkrieges kam Plibischen 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung „Gluschkowo“ und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Kamenski selski sowjet im Rajon Tschernjachowsk zugeordnet.[6] Von 2008 bis 2015 gehörte Gluschkowo zur Landgemeinde Kamenskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Tschernjachowsk.

Amtsbezirk Plibischken (1874–1945)

Zum neu gebildeten Amtsbezirk Plibischken[3] gehörten 1874 fünf Landgemeinden (LG) und ein Gutsbezirk (GB). Im Jahre 1882 kamen drei weitere Landgemeinden hinzu, die aus dem Amtsbezirk Weidlacken (heute russisch: Jelniki) umgegliedert wurden.

Name Russischer Name Bemerkungen
Kallehnen (LG) Rjabinowoje
Pelkeninken (LG) Kabanowo
Plibischken (LG) Gluschkowo
Tölteninken (LG) Rostowskoje
Wangeninken (GB),
1938–1946: Wangeningen
1928 in die LG Plibischken eingegliedert
Warnien (LG) Sobolewo
ab 1882:
Groß Ponnau (LG) Krasnooktjabrskoje
Kekorischken (LG),
1938–1946: Auerbach
Okunjowo
Klein Ponnau

Am 1. Januar 1945 bildeten noch acht Gemeinden den Amtsbezirk Plibischken: Auerbach, Groß Ponnau, Kallehnen, Klein Ponnau, Pelkeninken, Plibischken, Tölteninken und Warnien.

Kirche

Kirchengebäude

Die 1773 viereckig aus Feldsteinen und Ziegeln erbaute Kirche[7] folgte einem Vorgängerbau, der bereits 1451 urkundlich erwähnt wurde. Das Gebäude erhielt einen massiven, oben mit Laterne abschließenden Turm. Durch den Zweiten Weltkrieg kam das Bauwerk unbeschadet,[1] danach jedoch diente es als Lagerhalle. 1960 mussten mangels Gebäudeerhaltungsmaßnahmen der Turm abgerissen werden. Die Kirche wurde zweckentfremdend innen zu einem Gemeinschaftshaus („Kulturhaus“) mit Bühne und Billardraum umgebaut und konnte auf diese Weise überleben.

Kirchengemeinde

Plibischken war bereits in vorreformatorischer Zeit ein Kirchdorf[8]. Die Reformation hielt hier relativ früh Einzug, und als im 16. Jahrhundert sehr viele Litauer hierher kamen, musste neben der Landessprache immer auch Litauisch gepredigt werden. Vor 1945 gehörte das Kirchspiel Plibischken, zu dem 1925 mehr als 2.000 Gemeindeglieder gehörten, die in 19 verschiedenen Kirchspielorten wohnten, zum Kirchenkreis Wehlau (heute russisch: Snamensk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Gluschkowo im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Talpaki (Taplacken), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[9] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Söhne und Töchter des Ortes

  • Emil Arnoldt (1828–1905), Philosoph und Privatgelehrter in Königsberg

Literatur

  • Das Kirchspiel Plibischken, in: Wehlauer Heimatbrief, 5. Folge, Juni 1971, S. 3–6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Gluschkowo - Plibischken bei ostpreussen.net
  2. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005):Plibischken
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Plibischken
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Wehlau
  5. Michael Rademacher: Landkreis Wehlau (russ. Snamensk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  7. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band II: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 83–84, Abb. 322
  8. Walther Hubatsch, wie oben, Band III: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 574
  9. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)