Selenzowo (Kaliningrad, Tschernjachowsk)

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Siedlung
Selenzowo
Obehlischken (Schulzenhof)

Зеленцово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Tschernjachowsk
Gegründet vor 1539
Frühere Namen Abelischken (1551),
Uszuppenen (um 1719),
Groß Abelischken (um 1736),
Obelischken (um 1763),
Abehlischken (um 1785),
Obehlischken (bis 1938),
Schulzenhof (1938–1946)
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40141
Postleitzahl 238178
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 239 802 006
Geographische Lage
Koordinaten 54° 35′ N, 21° 36′ OKoordinaten: 54° 35′ 16″ N, 21° 36′ 18″ O
Selenzowo (Kaliningrad, Tschernjachowsk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Selenzowo (Kaliningrad, Tschernjachowsk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/Daten

Selenzowo (russisch Зеленцово, deutsch Obehlischken, 1938–1945 Schulzenhof, litauisch Obeliškiai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Tschernjachowsk im Rajon Tschernjachowsk.

Geographische Lage

Selenzowo liegt an der Auxinne (1938–1945 Goldfließ, heute russisch: Golubaja), 15 Kilometer südwestlich des Rajonzentrums Tschernjachowsk (Insterburg). Durch den Ort verläuft die Kommunalstraße 27K-142 von Podgornoje (Wiepeningken/Staatshausen) an der Föderalstraße A229 (auch Europastraße 28, früher Reichsstraße 1) zur Bahnstation Ugrjumowo-Nowoje (Matheningken/Mattenau) an der Bahnstrecke Tschernjachowsk–Schelesnodoroschny (Insterburg–Gerdauen), auf der allerdings seit 2009 der Personenverkehr eingestellt ist. Die nächste Bahnstation in Betrieb ist Pastuchowo-Nowoje (Waldhausen) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Tschernyschewskoje (Königsberg–Eydtkuhnen/Eydtkau), einem Teilstück der früheren Preußischen Ostbahn, zur Weiterfahrt nach Litauen und in das russische Kernland.

Geschichte

Die Gründung des einstigen Dorfes Abelischken[1] lag vor 1539. Im Jahre 1642 wurde erwähnt, dass der Ort kein Schatulldorf mehr ist.[2] 1664 wurde Abelischken dem Besitzer von Althof-Didlacken (1938–1945 Dittlacken, heute russisch: Telmanowo) Pierre de la Carve verpfändet, und 1731 erbte der König von Preußen das Dorf. 1785 wurde der Ort als Königliches Bauerndorf mit 29 Feuerstellen erwähnt.

Am 11. März 1874 wurde Obehlischken Sitz und namensgebender Ort eines Amtsbezirks,[3] der bis 1945 zum Kreis Insterburg im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte, und 1846 wurde der Ort, der bisher in das Kirchspiel der Kirche Norkitten (heute russisch: Meschduretschje) eingepfarrt war, selber Kirchdorf. Am 3. Juni 1938 (mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli 1938) wurde Obehlischken aus politisch-ideologischen Gründen in „Schulzenhof“ umbenannt.

In Kriegsfolge kam der Ort 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1947 erhielt er die russische Bezeichnung Selenzowo und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Bereschkowski selski Sowet im Rajon Tschernjachowsk zugeordnet.[4] Von 2008 bis 2015 gehörte Selenzowo zur Landgemeinde Swobodnenskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Tschernjachowsk.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner[5]
1910 332
1933 481
1939 436
2002 98
2010 102

Amtsbezirk Obehlischen (Schulzenhof) 1874–1945

Bei der Errichtung des Amtsbezirks Obehlischken im Jahre 1874 wurden zehn Landgemeinden (LG) und drei Gutsbezirke (GB) eingegliedert:[3]

Name Änderungsname
(1938–1946)
Russischer Name Bemerkungen
Ackmenischken (LG),Ksp. Obehlischken Sittenfelde Udanoje
Eszeratschen,
1936–1938: Escheratschen (LG)
Eschenhang Losowoje
Groß Auxkallen (LG) 1913 in die LG Friedensfelde eingegliedert
Groß Wittgirren (LG) seit 1928:
Mittenwalde
Rodnikowo
Klein Auxkallen (LG) 1913 in die LG Friedensfelde eingegliedert
Klein Wittgirren (GB) Kleinwittgern 1928 in die LG Groß Wittgirren eingegliedert
Kumpchen (LG) Maloje Selenzowo
Lenkeningken (LG)
Obehlischken (LG) Schulzenhof Selenzowo
Romanuppen (GB) Ruppen Sawino 1928 in die LG Friedensfelde eingegliedert
Schernupchen (LG) Kirschland
Skungirren (LG) Scheunenort Penki
(Adlig) Wittgirren (GB) Wittgern Belomorskoje 1928 in die LG Friedensfelde eingegliedert

Aufgrund der Umstrukturierungen gehörten am 1. Januar 1945 noch sieben Gemeinden zu dem – am 13. September 1938 umbenannten – Amtsbezirk Schulzenhof: Eschenhang (russisch: Losowoje), Friedensfelde, Kirschland, Kumpchen (Maloje Selenzowo) (alle nicht mehr existent) sowie Mittenwalde (Rodnikowo), Scheunenort (Penki) und Schulzenhof (Selenzowo).

Kirche

Siehe HauptartikelKirche Obehlischken

Kirchengebäude

Im Jahre 1855 wurde nach zehnjähriger Bauzeit in Obehlischken eine evangelische Interimskirche errichtet. Es handelte sich um einen einfachen Fachwerkbau als Verlängerung des Schulgebäudes, so dass sich Kirche und Schule räumlich ergänzten. Am 11. Oktober 1889 schließlich wurde die heute noch in ihren Außenmauern vorhandene – mit eingestürztem Turmdach – neuromanische Backsteinkirche eingeweiht.

Kirchengemeinde

Im Jahre 1846 wurde in Obehlischken eine selbständige Kirchengemeinde mit zugehörigem Kirchspiel errichtet. Dazu wurden aus den weitflächigen Nachbarkirchspielen der Kirche Norkitten (heute russisch: Meschduretschje) und der Kirche Didlacken (Telmanowo) Orte umgepfarrt. Die Pfarrei war bis 1945 Teil des Kirchenkreises Insterburg in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Heute liegt Selenzowo im Einzugsgebiet der in den 1990er Jahren in Tschernjachowsk (Insterburg) neu entstandenen evangelisch-lutherischen Pfarrgemeinde mit Sitz der Kirchenregion Tschernjachowsk, zugehörig zur Propstei Kaliningrad[6] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Söhne und Töchter des Ortes

Weblinks

Einzelnachweise

  1. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005):Schulzenhof
  2. Obehlishcken – GenWiki
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Obehlischken/Schulzenhof
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  5. Volkszählungsdaten
  6. Evangelisch-lutherische Propstei kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info