Infanterie-Regiment 9 (Wehrmacht)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Graf Neun)

9. (Preußisches) Infanterie-Regiment
Infanterie Regiment Potsdam
Infanterie-Regiment 9

Fredericus Rex.svg

Fridericus Rex, das Monogramm der Preußischen Könige
Ab November 1942 Truppenkennzeichen der 23. Infanterie-Division
Aktiv 1. Oktober 1920 als Teil der Reichswehr bis 8. Mai 1945
Staat Deutsches Reich Deutsches Reich

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Streitkräfte Reichswehr/Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanterie-Regiment
Gliederung Siehe Gliederung
Garnison Potsdam
Spitzname Regiment „Graf Neun“
Leitung
Liste der Kommandeure
Wichtige
Kommandeure


Ewald von Kleist, später Generalfeldmarschall
Ernst Busch, später Generalfeldmarschall
Werner von Gilsa, später General der Infanterie

Das 9. (Preußische) Infanterie-Regiment, auch bekannt als Graf Neun, gehörte zur 3. Infanterie-Division der Reichswehr und später zur 23. Infanterie-Division der Wehrmacht.

Geschichte

Das Regiment wurde am 1. Oktober 1920 als Bestandteil der Reichswehr der Weimarer Republik in Potsdam aufgestellt. Es unterstand bis zum 14. Oktober 1935 der 3. Division im Wehrkreis III (Berlin).

Das Regiment galt als antirepublikanisch. Wegen des überproportionalhohen Anteils von Adligen wurde es als „Graf Neun“ bezeichnet. 1926 löste die Teilnahme Wilhelm Prinz von Preußens, des ältesten Sohns des ehemaligen Kronprinzen, an einem Manöver des Infanterieregiments Nr. 9, für Empörung unter den Anhängern der Weimarer Republik, die darin eine Fortführung monarchistischer Traditionen und eine Unterwanderung der republikanischen Armee sahen. Reichswehrminister Otto Geßler (DDP), der nicht eingeweiht worden war, zwang daraufhin den Chef der Heeresleitung Hans von Seeckt zum Rücktritt.[1]

In den Jahren 1933 bis 1935 war das Regiment für die militärische Ausbildung der Leibstandarte SS Adolf Hitler unter Sepp Dietrich zuständig.[2]

Nach Wiedererlangung der Wehrhoheit im Deutschen Reich wurde es der neu aufgestellten 23. Infanterie-Division unterstellt. Mit diesem Verband ging das Regiment in den Zweiten Weltkrieg.

Das Regiment war beim deutschen Überfall auf Polen innerhalb der 23. Infanterie-Division im Nordabschnitt der Front eingesetzt. Zusammen mit der 3. Panzer-Division erfolgten Kämpfe zur Besetzung des polnischen Korridors zwischen Pommern und Ostpreußen. Danach marschierte das Regiment durch Ostpreußen, um am äußersten östlichen Rand der Front in Richtung Białystok vorzugehen.[3]:S. 86

Im Oktober erfolgte die Verlegung an die Westgrenze Deutschlands in den Raum von Gemünd. Von hier aus ging es am 10. Mai 1940 bei Beginn des Westfeldzugs über die deutsch-luxemburgische Grenze und stieß über Bastogne zur Maas bei Charleville vor. Nachdem die Maas überwunden war, wurde die Aisne bei Rethel erreicht und in der zweiten Phase des Westfeldzuges überschritten. Nach Verfolgungskämpfen in der Champagne wurden Maîche und Montbéliard an der Schweizer Grenze erreicht und die Demarkationslinie gesichert.[3]:S. 86

Schon im September 1940 verlegte das Regiment nach Ostpreußen und verblieb dort bis zu Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion. Im Juni 1941 unterstand es der 4. Armee in der Heeresgruppe Mitte, mit der es in Richtung Narew vorging. Danach nahm es an der Kesselschlacht von Bialystok – Minsk teil und ging weiter in Richtung Beresina vor. Beim deutschen Angriff auf Moskau kämpfte die Division bei Wjasma und Moschaisk. Nach dem gescheiterten Angriff zog sich der Rückzug bis Ende Februar hin.[3]:S. 86–87

Im Juni 1942 verlegte die 23. Infanterie-Division nach Charleroi in Belgien. Dort wurde sie aufgelöst und fast alle Verbände kamen zur neu aufgestellten 26. Panzer-Division. Das Infanterie-Regiment 9 wurde in Panzergrenadier-Regiment 9 umbenannt und das Personal komplett übernommen.[3]:S. 87

Das Regiment galt vielfach als das exklusivste Regiment der Reichswehr bzw. später der Wehrmacht.[4][5] Von den 29 Stabsoffizieren und Hauptleuten, die 1933 im IR 9 dienten, sind 21 „Neuner-Angehörige“ und Ehemalige als Widerständler aus dem Regiment hervorgegangen. Zu ihnen gehörten Henning von Tresckow, Ferdinand von Lüninck, Helmut von Gottberg, Axel von dem Bussche und andere.

Standorte in Potsdam

Das Regiment lag 1939 in folgenden Standorten:

  • Regimentsstab, Stab II. Bataillon, 4., 8., 13., 14. Kompanie, Stabskompanie in der Adolf–Hitler–Kaserne in der Pappelallee 8 im Norden Potsdams, dem heutigen Campus der Fachhochschule Potsdam. (Lage)
  • Stab I. Bataillon, 1., 2., 3., 9., 11. Kompanie in der SEMPER–TALIS–Kaserne in der Priesterstraße 2–8 (heutige Polizeiinspektion Potsdam in der Henning-von-Tresckow-Straße) (Lage)
  • Stab III. Bataillon, 10., 12. Kompanie in der Hindenburg–Kaserne in der Jägerallee 23 (Lage)
  • 5., 7., 8. Kompanie in der Jäger–Kaserne in der Jägerallee 10–12 (Lage)

Gliederung

Das Regiment hatte folgende, für die Wehrmacht typische Gliederung:

Kommandeure

Bekannte Regimentsangehörige

Tradition

Die Einheit zeichnete sich dadurch aus, dass ihre Kompanien die Traditionen in Teilen der Garde-Regimenter der Preußischen Armee innehatten:

Literatur

  • Wolfgang Paul: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9, 1918–1945. Textband und Dokumentenband, Osnabrück 1983, 2. Aufl. 1985, ISBN 978-3-7648-1446-5.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 3: Die Landstreitkräfte 6–14. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974, ISBN 3-7648-0942-6.
  • Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen. Dörfler Zeitgeschichte, Ed. Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2005, ISBN 978-3-89555-274-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stephan Malinowski: Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration. Propyläen, Berlin 2021, ISBN 978-3-549-10029-5, S. 203 ff.
  2. Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933–1945, 8. Aufl. Paderborn 2008, S. 82.
  3. a b c d Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen.
  4. Graf Neun mit Ballonmütze. In: Der Spiegel. Nr. 3, 1967, S. 34 (online9. Januar 1967).
  5. Werner Birkenmaier: Unangefochtener Ersatzmonarch. In: stuttgarter-zeitung.de. 15. April 2010, abgerufen am 22. August 2022.