Groß Lübbenau

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Koordinaten: 51° 49′ 40″ N, 13° 58′ 55″ O
Höhe: 52 m ü. NN
Fläche: 8,77 km²
Einwohner: 237 (14. Apr. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 27 Einwohner/km²
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Postleitzahl: 03222
Vorwahl: 03542
Dorfanger mit Gefallenendenkmal im Zentrum von Groß Lübbenau

Groß Lübbenau, niedersorbisch Lubń, ist ein Ortsteil der Stadt Lübbenau/Spreewald im nördlichen Teil des südbrandenburgischen Landkreises Oberspreewald-Lausitz. Bis zum 26. Oktober 2003 war Groß Lübbenau eine eigenständige Gemeinde. 1986 wurde ein Teil des Ortes zugunsten des Braunkohletagebaus Seese-Ost devastiert, 186 Einwohner wurden umgesiedelt.

Lage

Das Dorf Groß Lübbenau liegt südlich des Spreewaldes nördlich des Bischdorfer und nordwestlich des Kahnsdorfer Sees, die aus dem ehemaligen Tagebau Seese-Ost entstanden. Der Ort liegt östlich des Naturparks Niederlausitzer Landrücken.

Nördlich von Groß Lübbenau liegt der Ortsteil Boblitz und die Stadt Lübbenau, im Nordosten liegt im Spreewald der Ort Leipe. Im Osten befindet sich Raddusch und die Vetschauer Ortsteile Stradow und Naundorf. Im Südosten folgt Göritz. Im Süden grenzt Groß Lübbenau an Bischdorf. Im Westen und Nordwesten liegen die Ortsteile Kittlitz und Groß Klessow mit Klein Klessow.

Zu Groß Lübbenau gehört der Wohnplatz Scheddis. Der historische Ortskern Groß Lübbenaus lag bis zur Abbaggerung großer Teile des Dorfes etwa 500 Meter südlich des heutigen zentralen Dorfangers.

Geschichte

Ortsgeschichte

Das Gebiet um Groß Lübbenau wurde bereits in der Jungbronzezeit besiedelt, was Scherbenfunde nordwestlich und westlich des Dorfes nachweisen.[2] Die erste urkundliche Erwähnung von Groß Lübbenau erfolgte im Jahr 1373 als Grossen Lobin. Der Ortsname leitet sich nicht wie der Name des benachbarten Ortes Lübbenau von Ľub- für lieb ab, sondern ist eher wie bei der Stadt Lübben in dem altsorbischen Personennamen Ľuba zu suchen, an den das Suffix -in angehängt wurde. Ľuba kann als Kurzform des Namens Ľubogost aufgefasst werden. Der Ortsname kann also mit Ort des Ľuba übersetzt werden. Der Namenszusatz Groß dient somit auch nicht der Unterscheidung zu Lübbenau, sondern der Unterscheidung zu einem spätestens im 16. Jahrhundert wüst gefallenen Dorf mit dem Namen Klein Loben. Im Jahr 1428 wurde der Ort als Grossen Lobin genannt. Die Endung -aw (heute -au) wurde erst 1570 ergänzt. Die sorbischen Namensvarianten waren 1761 Lubn und 1843 Lubń.

Nikolaus von Maltitz wurde 1441 als Besitzer des Ortes genannt. 1452 wurde der Ort von dem brandenburgischen Markgrafen Friedrich II. gekauft und bildete seitdem eine brandenburg-preußische Exklave innerhalb der Markgrafschaft Niederlausitz. In Preußen wechselte die Verwaltungszugehörigkeit öfter, mal war der Ort der Herrschaft Storkow, mal dem Gubenischen Kreis unterstellt. Zwischen 1779 und 1788 kam Groß Lübbenau schließlich in den Besitz der Grafen zu Lynar und somit zur Herrschaft Lübbenau. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war die Töpferei der Haupterwerbszweig im Ort. Groß Lübbenau war bis zum Wiener Kongress eine Brandenburg-preußische Exklave in der sächsischen Niederlausitz. Nachdem diese an das Königreich Preußen kam, gehörte der Ort zum Landkreis Calau.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der sowjetischen Bodenreform wurden die Grundbesitzer in Groß Lübbenau enteignet und die landwirtschaftlichen Flächen in Allgemeingut umgewandelt. Mit der brandenburgischen Kreisreform 1950 schied Groß Lübbenau mit weiteren Gemeinden aus dem Landkreis, der in den Landkreis Senftenberg umgewandelt wurde, aus und wurde dem Landkreis Lübben (Spreewald) angegliedert. Am 25. Juli 1952 kamen die Orte an den neu gegründeten Kreis Calau. 1956 wurde die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft „Goldene Ähre“ gegründet, der sich bis 1960 alle Bauern Groß Lübbenaus angeschlossen hatten.[2]

Ab den 1960er-Jahren wurde in der Gegend um Groß Lübbenau Braunkohle abgebaut, zahlreiche benachbarte Orte wie Seese wurden durch die angrenzende Tagebaue wie Seese-West devastiert. Im Jahr 1986 war Groß Lübbenau durch Tagebauaktivität selbst betroffen. Es kam zu einem Teilortsabbruch durch den Tagebau Seese-Ost, aufgrund dessen mussten 154 Einwohner umgesiedelt werden 59 Personen wurden innerhalb des Ortes umgesiedelt. Dabei wurde etwa die Hälfte des Dorfkerns abgebaggert, darunter fielen auch die Dorfkirche Groß Lübbenau und das Schloss. Zu DDR-Zeiten wurde eine neue Kirche im Ort errichtet. Der Ort gehört zum Kirchenkreis Niederlausitz. Am 26. Oktober 2003 wurden Groß Lübbenau und die Orte Boblitz, Groß Beuchow, Bischdorf, Groß Klessow, Hindenberg, Kittlitz, Klein Radden, Leipe sowie Ragow in Lübbenau/Spreewald als Ortsteile eingegliedert.[3]

Bevölkerungsentwicklung

Einwohnerentwicklung in Groß Lübbenau von 1875 bis 2002[4]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 383 1933 380 1964 448 1989 259 1993 261 1997 290 2001 279
1890 428 1939 391 1971 443 1990 265 1994 257 1998 295 2002 281
1910 386 1946 470 1981 386 1991 267 1995 271 1999 295
1925 418 1950 500 1985 321 1992 264 1996 288

Kultur und Sehenswürdigkeiten

In die neu erbaute moderne Kirche wurden der Altar, Glocken sowie Kanzel und Taufstein aus der alten Kirche überführt. Der Kirchturm ist freistehend. Im Ort gibt es ein kleines Heimatmuseum, in dem Geräte und Hausrat aus ehemaligen Gehöften zu besichtigen ist.

Der Volkschor in Groß Lübbenau wurde 1895 gegründet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Direkt nördlich des Ortes verläuft die Bundesautobahn 15 an die Groß Lübbenau über die Anschlussstelle Boblitz angebunden ist, westlich die Bundesautobahn 13. Im nördlichen Teil der Gemarkung liegt die Landesstraße 49 (ehemalige Bundesstraße 115).

Einzelnachweise

  1. Ortsteile: Groß Lübbenau (Lubń). Stadt Lübbenau, abgerufen am 28. Mai 2021.
  2. a b Heinz-Dieter Krausch: Burger und Lübbenauer Spreewald: Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Burg und Lübbenau. Akademie-Verlag, 1981, S. 128–132.
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  4. Statistik Brandenburg (PDF)

Literatur

  • Ernst Eichler: Die Ortsnamen der Niederlausitz. VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1975.
  • Frank Förster: Verschwundene Dörfer – Die Ortsabbrüche des Lausitzer Braunkohlereviers bis 1993. Domowina-Verlag, Bautzen 1995.
  • Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.

Weblinks