Hans Eger

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Hans Eger oder Johannes Eger (vor 1440–nach 1509) war ein deutscher Glockengießer.

Leben

Eger, dessen Herkunft nicht sicher bezeugt ist, war Gründer einer Gießhütte in Reutlingen, wo er 1444 und 1450 erstmals genannt wird. Von Simon und Judae (28. Oktober) 1452 bis Pauli Bekehrung (25. Januar) 1453 erscheint er als glockingisser von Rutlingen in den Steuerrechnungen der Stadt Schwäbisch Hall. Möglicherweise geht der dortige Besitz auf Heiratsgut seiner Frau zurück. Als Bürger ist Eger in Schwäbisch Hall nicht belegt. Nur drei mit Namen gekennzeichnete Glocken sind erhalten: die Glocke in der Stadtkirche von Blaubeuren (1440), die Betglocke des Ulmer Münsters (1454) und die Glocke des Heilig-Kreuz-Münsters in Schwäbisch Gmünd (1455). Bekannt sind aus seinem Werk außerdem eine Glocke aus einer Reutlinger Kirche, die bis 1837 im Reutlinger Torturm hing und nicht erhalten ist, sowie eine ebenfalls abgängige Glocke in Gönningen bei Reutlingen (1483).

Charakteristisch für Eger ist die von zwei groben Kordelstegen eingefasste Schulterumschrift mit den Namen der vier Evangelisten, getrennt von in Kugeln auslaufenden Tatzenkreuzen. Aufgrund dieses Merkmals lassen sich weitere Glocken in Südwestdeutschland seiner Gießhütte zuweisen.

Werkliste

Jahr Ort Kirche Bemerkungen Bild
1440 Blaubeuren Stadtkirche
1454 Ulm Münster Betglocke[1]
1455 Schwäbisch Gmünd Heilig-Kreuz-Münster

Unsigniert/zugeschrieben

(auch Werkstattnachfolger)

Jahr Ort Kirche Bemerkungen Bild
1440 (oder 1450) Neuhausen auf den Fildern St. Petrus und Paulus Zwölf-Uhr-Glocke, Schlagton: f′
1441 Dettingen an der Erms
1443 Oberstetten Aus dem Kloster Zwiefalten
1448 Tübingen Stiftskirche
1451 Murrhardt Friedhofskirche
1451 Freudenstadt Stadtkirche Schied- oder kleine Vier-Evangelisten-Glocke, kam 1603 aus dem Kloster Murrhardt nach Freudenstadt. Schlagton: ais′′. – Gewicht: 660 kg.[2]
1453 Kayh
1454 Bretzfeld
1455 Faurndau
1456 Gärtringen St.-Veit-Kirche
StVeitGaertringen14.jpg
1456 Neuweiler
1456 Rangendingen
1456 Schwäbisch Gmünd Heilig-Kreuz-Münster
1456 Wetzgau St. Coloman „Evangelistenglocke“, Schlagton: c′
1456 Remmingsheim
1457 Bad Liebenzell
1457 Hayingen
1458 Altdorf
1458 Waldenbuch
1459 Deggingen
1461 Reichenbach im Täle
1462 Bad Urach
1463 Effringen
1463 Schelklingen
1464 Bempflingen
1465 Uhingen
1466 Weilheim Katholische Pfarrkirche St. Marien Schlagton: as′ - Durchmesser: 1090 mm – Gewicht: 850 kg.[3]
1466 Weilheim Katholische Pfarrkirche St. Marien Schlagton: e′′ - Durchmesser: 660 mm – Gewicht: 240 kg.[4]
1466 Gutenberg
1466 Altingen
1467 Bad Boll
1467/1470 Lorch Klosterkirche Gießt eine zersprungene, nicht erhaltene Glocke um.[5]
1468 Bempflingen
1469 Tübingen Stiftskirche
1470 Mutlangen
1471 Dürrenwaldstetten
1472 Owen
1472 Dußlingen
1474 Ostdorf
1474 Riedlingen
1475 Geislingen
1475 Hechingen
1478 Eutingen
1478 Grüningen
1479 Huldstetten
1485 Großmettlingen
1486 Nebringen aus Mauren
1486 Trailfingen aus Gruorn
1487 Haigerloch
1487 Münsingen
1489 Donnstetten
1494 Grafenberg
1496 Linsenhofen
1497 Hochmössingen
1500 Veringendorf
1501 Poltringen St. Stephan
1502 Ennabeuren
1502 Binzwangen
1506 Schlatt
1508 Plattenhardt Antholianuskirche Im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgeliefert, nach Kriegsende aber unbeschädigt zurückgegeben.[6]
1508 Neufra
1508 Wilflingen
1509 Wilflingen
1463 Schelklingen
Undatiert Sulzbach am Kocher
Undatiert Unterweissach
Undatiert Herrenberg
Undatiert Bonlanden
Undatiert Kuchen
Undatiert Griol
Undatiert Eibensbach Marienkirche Schlagton: des′′ - Durchmesser 770 mm – 280 kg
Undatiert Ditzingen Speyrer Kirche
Undatiert Pleidelsheim
Undatiert Ennabeuren
Undatiert Magolsheim
Undatiert Oberhausen
Undatiert Ohmenhausen
Undatiert Hochmössingen
Undatiert Oberböbingen
Undatiert Bebenhausen
Undatiert Mähringen
Undatiert Oberndorf Pfarrkirche St. Ursula[7]
Undatiert Rübgarten
Undatiert Tübingen Spitalkirche
Undatiert Tübingen katholischer Konvikt

Literatur

Einzelnachweise

  1. Ausführliche Beschreibung des Münsters in Ulm. Ulm 1825, S. 27.
  2. Die Glocken, Webseite der Ev. Kirchengemeinde Freudenstadt (abgerufen 19. September 2018).
  3. Webseite der Erzdiözese Freiburg (abgerufen am 18. September 2018).
  4. Webseite der Erzdiözese Freiburg (abgerufen am 18. September 2018).
  5. Hermann Kissling: Künstler und Handwerker in Schwäbisch Gmünd 1300–1650. Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd 1995, ISBN 3-927654-46-9, S. 106–107 (online).
  6. Stationen der Geschichte unserer Kirchengemeinde, Webseite der Ev. Kirchengemeinde Plattenhardt (abgerufen 19. September 2018).
  7. Unsere Kirche St. Ursula, Webseite der Seelsorgeeinheit Pfaffenberg (abgerufen am 18. September 2018).