Hessische Landesregierung

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Hessische Staatskanzlei in Wiesbaden, Sitz der Landesregierung

Die Hessische Landesregierung ist die Regierung des Landes Hessen. Die derzeitige, von CDU und Bündnis 90/Die Grünen gebildete Landesregierung hat am 31. Mai 2022 ihre Arbeit aufgenommen. Ministerpräsident ist Boris Rhein, zu den sonstigen Regierungsmitgliedern siehe den Artikel Kabinett Rhein. Regierungssprecher ist Staatssekretär Tobias Rösmann.

Nach Artikel 101 der Verfassung des Landes Hessen (HV) wird der Ministerpräsident vom Hessischen Landtag gewählt. Die übrigen Mitglieder der Landesregierung, die Minister, werden vom Ministerpräsidenten ernannt. Sie benötigen das besondere Vertrauen des Landtages, das ihnen durch Beschluss ausgesprochen wird (Art. 101 IV HV). Nach Artikel 111 leistet der Ministerpräsident seinen Amtseid vor dem Landtag, die Minister vor dem Ministerpräsidenten in Gegenwart des Landtags. Die Rechtsverhältnisse der Regierungsangehörigen sind im Gesetz über die Bezüge der Mitglieder der Landesregierung vom 27. Juli 1993[1] geregelt.

Amtssitz des Ministerpräsidenten und Sitzungsort der Landesregierung ist die Hessische Staatskanzlei, die seit 2004 im ehemaligen Hotel Rose am Kranzplatz in Wiesbaden residiert. Zuvor hatte die Staatskanzlei ihren Sitz in einer Villa in der Bierstadter Straße unweit des Warmen Damms und der Wilhelmstraße. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Landesregierung des damaligen, nur Teile des heutigen Landes umfassenden Volksstaates Hessen ihren Sitz in Darmstadt.

Hessische Landesregierungen bis 1918

Vor der Novemberrevolution von 1918 war der Großherzog das hessische Staatsoberhaupt. Er ernannte nach der Verfassung von 1820 die Mitglieder der Staatsregierung und legte den aus zwei Kammern (von denen nur die Mitglieder der zweiten gewählt waren) bestehenden Landständen die Gesetzentwürfe vor. Der Staatsregierung („Gesamt-Ministerium“) stand ein Präsident vor, jedoch nur als Regierungschef, nicht als Staatsoberhaupt.

Amtsinhaber Amtszeit Anmerkungen
Karl von Grolman 1821–1829
Karl du Thil 1829–1848
Heinrich von Gagern 1848 Während der Märzrevolution für drei Monate Ministerpräsident, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
Carl Wilhelm Zimmermann 1848 Im Sommer 1848 für wenige Wochen im Amt
Heinrich Karl Jaup 1848–1850 Mitglied des Siebzehnerausschusses und der Frankfurter Nationalversammlung
Reinhard Carl Friedrich von Dalwigk 1852–1871 Unter Großherzog Ludwig III., 1871 auf Druck Preußens entlassen
Friedrich von Lindelof 1871–1872 Unter Großherzog Ludwig III.
Karl Wilhelm Hofmann 1872–1876 Unter Großherzog Ludwig III.
Philipp Freiherr Rinck gen. v. Starck 1876–1879 Unter Großherzog Ludwig III., nach dessen Tod 1877 unter Großherzog Ludwig IV.
Jakob Finger 1884–1898 Unter Großherzog Ludwig IV., nach dessen Tod 1892 unter Großherzog Ernst Ludwig
Carl Rothe 1898–1906 Unter Großherzog Ernst Ludwig
Christian Wilhelm Carl Ewald 1906–1918 Unter Großherzog Ernst Ludwig, bis zur Novemberrevolution

Bis 1866 existierten außer dem Großherzogtum noch zwei weitere hessische Staaten, das Kurfürstentum Hessen-Kassel und die Landgrafschaft Hessen-Homburg. Der westliche Teil des heutigen Hessen war Teil des Herzogtums Nassau.

Landesregierungen des Volksstaats Hessen

In der Zeit des Volksstaates Hessen zwischen 1919 und 1945 trug der Hessische Ministerpräsident gemäß Artikel 37 der Hessischen Verfassung die Amtsbezeichnung Staatspräsident, das Kabinett die Bezeichnung „Gesamtministerium“. Wie heute wurde die Regierung vom Hessischen Landtag gewählt.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Landesregierungen zugunsten der regionalen Gliederungen der NSDAP („Reichsgaue“) weitgehend entmachtet. Die Liste der Ministerpräsidenten des Volksstaats Hessen verzeichnet die Regierungschefs des Volksstaats Hessen (1918–1934).

Staatspräsident Kabinett Beteiligte Parteien Amtszeit Anmerkungen
Carl Ulrich (SPD) Ulrich I SPD, DDP, Zentrum 1919
Carl Ulrich (SPD) Ulrich II SPD, DDP, Zentrum 1919–1927 Staatspräsident ab 1920
Carl Ulrich (SPD) Ulrich III SPD, DDP, Zentrum 1927–1928
Bernhard Adelung (SPD) Adelung SPD, DDP, Zentrum 1928–1933 Staatspräsident
Ferdinand Werner (NSDAP) Werner NSDAP 1933 Gewählter Staatspräsident, dann ernannter Ministerpräsident
Philipp Wilhelm Jung (NSDAP) Jung NSDAP 1933–1935 Ministerpräsident
Jakob Sprenger (NSDAP) Sprenger NSDAP 1935–1945 Als Reichsstatthalter gleichzeitig Führer der Landesregierung


Hessische Landesregierungen seit 1945

Seit der Gründung des heutigen Bundeslandes Hessen waren sieben verschiedene Parteien an Hessischen Landesregierungen beteiligt. Von 1946 bis 1987 sowie 1991–1999 führte die SPD die jeweiligen Landesregierungen, 1987–91 und seit 1999 die CDU. Seit 1945 bekleideten neun Politiker das Amt des Hessischen Ministerpräsidenten, davon gehörten fünf der SPD und drei der CDU an, einer war parteilos. Georg-August Zinn (SPD) war 19 Jahre lang Ministerpräsident und ist damit der Amtsinhaber mit der bisher längsten Dienstzeit.

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Die beiden ersten Ministerpräsidenten nach Kriegsende, Ludwig Bergsträsser (SPD) und Karl Geiler (parteilos), waren nicht gewählt, sondern von der amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzt worden. Die erste Landtagswahl nach dem Krieg fand am 1. Dezember 1946 statt.

Ministerpräsident Partei Kabinett Beteiligte Parteien Amtszeit
Karl Geiler parteilos Geiler SPD, CDU, KPD, Parteilose 1945–46
Christian Stock SPD Stock SPD, CDU 1946–50
Georg-August Zinn SPD Zinn I SPD 1950–54
Zinn II SPD, GB/BHE 1954–58
Zinn III 1958–62
Zinn IV SPD, GDP 1962–66
Zinn V SPD 1966–69 (Rücktritt[2])
Albert Osswald SPD Osswald I 1969–70
Osswald II SPD, FDP 1970–74
Osswald III 197476 (Rücktritt)
Holger Börner SPD Börner I 1976–78
Börner II 1978–84
Börner III SPD, Grüne 1984–87
Walter Wallmann CDU Wallmann CDU, FDP 1987–91
Hans Eichel SPD Eichel I SPD, Grüne 1991–95
Eichel II 1995–99
Roland Koch CDU Koch I CDU, FDP 1999–2003
Koch II CDU 2003–2009
Koch III CDU, FDP 20092010 (Rücktritt)
Volker Bouffier CDU Bouffier I 2010–2014
Bouffier II CDU, Grüne 2014–2019
Bouffier III 2019–2022 (Rücktritt)
Boris Rhein CDU Rhein seit 2022

Einzelnachweise

  1. GVBl. I S. 339, zuletzt geändert durch Gesetz vom 27. Mai 2013, GVBl., S. 218.
  2. Ministerpräsident Zinn kündigt seinen Rücktritt an, 27. August 1969. Zeitgeschichte in Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).


Geschäftsverteilung der Landesregierung

Antisemitismus-Beauftragter

Bis 2019 war der Antisemitismus-Beauftragte der Hessischen Landesregierung Felix Semmelroth, ihm folgte Uwe Becker nach.[1][2][3]

Weblinks

Einzelnachweise