Hocartit
Hocartit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1967-046 |
Chemische Formel | Ag2FeSnS4[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.CB.15a (8. Auflage: II/C.06) 02.09.02.06 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse; Symbol | tetragonal-scalenoedrisch; 42m[2] |
Raumgruppe (Nr.) | I42m[1] (Nr. 121) |
Gitterparameter | a = 5,74 Å; c = 10,96 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 2[1] |
Zwillingsbildung | polysynthetische Zwillinge |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 |
Dichte (g/cm3) | berechnet: 4,77[3] |
Spaltbarkeit | Bitte ergänzen |
Farbe | bräunlichgrau |
Strichfarbe | Bitte ergänzen |
Transparenz | undurchsichtig |
Glanz | Metallglanz |
Hocartit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Ag2FeSnS4[1], ist also chemisch gesehen ein Silber-Eisen-Zinn-Sulfid.
Hocartit ist undurchsichtig und entwickelt nur kleine, unregelmäßige Körner von weniger als einem Millimeter Durchmesser[3], findet sich aber auch in orientierter Verwachsung mit Stannit oder eingeschlossen in Sphalerit und Wurtzit[4]. Im Auflicht ist er von bräunlichgrauer Farbe und metallischem Glanz.
Mit Pirquitasit bildet Hocartit eine lückenlose Mischkristallreihe.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Hocartit in der „Chocaya Mine“ im Municipio Atocha im bolivianischen Departamento Potosí. Beschrieben wurde er 1968 durch R. Caye, Y. Laurent, P. Picot, R. Pierrot und C. Lévy, die das Mineral nach Raymond Hocart (1896–1983) benannten.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hocartit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur = 1 : 1“, wo er zusammen mit Barquillit, Briartit, Černýit, Famatinit, Ferrokësterit, Kësterit, Kuramit, Luzonit, Permingeatit, Petrukit, Pirquitasit, Rhodostannit, Sakuraiit, Stannit, Toyohait und Velikit die „Stannit-Gruppe“ mit der System-Nr. II/C.06 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hocartit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zink (Zn), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Silber (Ag) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Černýit, Ferrokësterit, Idait, Kësterit, Kuramit, Pirquitasit, Stannit und Velikit die „Stannit-Gruppe“ mit der System-Nr. 2.CB.15a bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hocartit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Barquillit, Briartit, Černýit, Ferrokësterit, Kësterit, Kuramit, Pirquitasit, Sakuraiit, Stannit und Velikit in der „Stannitgruppe (Tetragonal: I42m) A2BCS-Typ“ mit der System-Nr. 02.09.02 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Selenide und Telluride – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Hocartit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge bei relativ hoher Temperatur in zinnhaltigen Lagerstätten. Als Begleitminerale treten unter anderem Canfieldit, Franckeit, Fluorit, Kassiterit, Kylindrit, Pyrargyrit, Siderit, gediegen Silber, Sphalerit, Stannit, Suredait, Tetraedrit und Wurtzit auf.
Als seltene Mineralbildung konnte Hocartit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 30 Fundorte als bekannt gelten (Stand: 2012).[5] Neben seiner Typlokalität „Chocaya Mine“ trat das Mineral in Bolivien noch in den ebenfalls bei Atocha liegenden Minen „Ánimas“, „Gran Chocaya“ und „Siete Suyos“ sowie in der „Colquiri Mine“ im Departamento La Paz; der „San José Mine“ bei Oruro im gleichnamigen Departamento und bei Huaylla Vinto (Porco), Colquechaca (Aullagas), Tatasí und der „Colavi Mine“ im Kanton Machacamarca im Departamento Potosí auf.
Der einzige bisher bekannte Fundort in Deutschland ist die Grube Bayerland bei Pfaffenreuth in der bayerischen Gemeinde Leonberg und in Österreich konnte Hocartit bisher nur auf der Niedermüller Alp am Kreuzeck in der Kreuzeckgruppe gefunden werden. Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, China, Frankreich, Japan, Kirgisistan, Peru, Russland, der Slowakei und den Vereinigten Staaten von Amerika.[6]
Kristallstruktur
Hocartit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I42m (Raumgruppen-Nr. 121) mit den Gitterparametern a = 5,74 Å und c = 10,96 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Literatur
- R. Caye, Y. Laurent, P. Picot, R. Pierrot, C. Lévy: La hocartite, Ag2SnFeS4, une nouvelle espèce minérale, in: Bulletin de la Société Française de Minéralogie et de Cristallographie, Band 91 (1968), S. 383–387 (PDF 416 kB, französisch mit Kurzbeschreibung in englisch)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 78.
- ↑ Webmineral - Hocartite
- ↑ a b John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Hocartite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 61,1 kB)
- ↑ Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 433 (Erstausgabe: 1891).
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Hocartit
- ↑ Mindat - Hocartite