Jacob de Graeff

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Jacob de Graeff (1670/81), gemalt von Gerard ter Borch, Rijksmuseum Amsterdam
Die Familie De Graeff bei der Grundsteinlegung des Amsterdamer Stadthauses Op de Dam. Historiengemälde aus dem 19. Jahrhundert, gemalt von Barend Wijnveld

Jacob de Graeff, heer van Purmerland en Ilpendam[1] (* 28. Juni 1642 in Amsterdam; † 21. April 1690 ebenda) war ein holländischer Aristokrat des Goldenen Zeitalters der Niederlande, dem Geschlecht der De Graeff entstammend.

Seine politische Haltung war charakteristisch für seine Familie: einerseits Libertin und staatsgesinnt, andererseits, wenn auch nur bedingt, loyal gegenüber den Oraniern.[2] De Graeff hatte in intimen Kontakt mit den Staatsmännern Johan de Witt und Wilhelm III. von Oranien sowie dem Literaten Joost van den Vondel gestanden.

Leben

Gesellschaftspolitischer Hintergrund

Im Laufe des Goldenen Zeitalters der Niederlande standen die Mitglieder der Familie De Graeff in harscher Kritik zum sich immer mehr ausbreitenden Einfluss des Hauses Oranien-Nassau. Gemeinsam mit den führenden republikanischen Staatsmännern, den Gebrüdern Bicker und den De Witt, waren sie für eine Aufhebung der Statthalterschaft, zumindest in der Provinz Holland. Weiters beanspruchten sie den Erhalt einer (ihrer) vollen Souveränität als Stadtregenten.[3]

Junge Jahre

Übersicht über die maßgeblichen Familienbeziehungen der Amsterdamer Oligarchie um die Geschlechter Boelens Loen, De Graeff, Bicker (van Swieten), Witsen sowie Johan de Witt im Goldenen Zeitalter.

Jacob entstammte dem Familienzweig der Stadtherren von Amsterdam. Seine Eltern waren der Staatsmann und Amsterdamer Regent Cornelis de Graeff und Catharina Hooft; Pieter de Graeff war sein älterer Bruder. Das Geschlecht war mit einem bedeutenden Patriziergeschlecht Hollands verwandt, so war Jacob via seiner Mutter auch der Cousin von Johan de Witt. Ob Jacob gleich seinem Bruder Pieter seine Erziehung bei Johann Amos Comenius genoss ist nicht eindeutig geklärt.[4]

1648 trat Jacobs Vater Cornelis als Initiator für den Bau des neuen Stadthauses Op de Dam auf. Nach dem Friedensschluss von Münster wollte die Stadt Amsterdam – als Zentrum Hollands – ihre neue Macht mit einem repräsentativen Regierungssitz untermauern. Hierbei trat Jacob als einer der vier Grundsteinleger auf,[5] seine mit seinem Wappen verzierte Schaufel befindet sich heute in den Sammlungen des Amsterdamer Rijksmuseum.[6] Die Entstehungsgeschichte sowie die Jahreszahl dieser Ersten Steinlegung wurde von Cornelis de Graeff auf einer sich in einem der Gerichtssäle befindlichen schwarzen Marmorplatte in lateinischer Schrift festgehalten:

Am 29. Oktober 1648, in dem Jahr, in dem der Krieg beendet wurde, den die vereinigten niederdeutschen Völker mit den drei mächtigen Philipps, den Königen von Spanien, zu Lande und zur See in beinahe allen Teilen der Erde mehr als 80 Jahre lang geführt haben, nachdem die vaterländische Freiheit und Glaubensfreiheit gesichert waren, haben während der Regierung der vortrefflichen Bürgermeister Gerb. Pancras, Jac. de Graef, Sib. Valchenier Pet. Schaep, Söhne und Blutsverwandte der Bürgermeister durch die Grundsteinlegung das fundament für dieses Rathaus gelegt.[7]

Hollands bekannter Dichter Joost van den Vondel verfasste zu diesem Anlass sein Gedicht Bouwzang.[8]

Schritte in die Politik

Im Jahre 1660 saßen Jacobs Vater und Johan de Witt einer Kommission der niederländischen Generalstaaten vor, durch diese wurden Cornelis de Graeff, De Witt und Gillis Valckenier zum Vormund des Prinzen Wilhelm III. von Oranien-Nassau, dem kind van staat, bestellt. Die Sommer über verbrachte der junge Fürst am Graeffschen Anwesen in Soestdijk, gemeinsam mit den Gebrüdern Jacob und Pieter, mit welchen er an den Teichen der Parkanlage spielte.[9] Beim Einzug von Maria Henrietta Stuart und Wilhelm III. in Amsterdam im Jahre 1660 war De Graeff während deren Aufenthalt als persönliche Eskorte des Prinzen abbestellt.[10] Im Jahre 1661 widmete Van den Vondel dem jungen Jacob seinen Adonias.[11] Jacob promovierte im Jahre 1662 an der Universität Harderwijk zum Magister (oder Doktor) der Rechte.[12]

Da seine Mutter gegen eine Heirat mit einem Mitglied aus der Regentenfamilie der Pauw war, nahm sie sogar die Hilfe von ihrem Neffen Johan de Witt in Anspruch, um eine Ehe von ihrem Sohn Jacob mit Anna Christina Pauw van Bennebroek, der einzigen Tochter des Präsidenten des Hofes van Holland, Adriaen Pauw,[13] zu verhindern. Dadurch verheiratete sich Jacob im Jahre 1666 mit Maria van der Does, welche schon drei Monate nach deren Hochzeit verstarb.[12] Dieser Ehe waren keine Kinder entsprungen. Im Jahre 1667 wurde Jacob Kommissar für Seeangelegenheiten (Marine und Handel)[14] in Amsterdam und zum militärischen Kommandanten (der Bürgergarde) von Amsterdam ernannt.[15] 1671 wurde Jacob Regent des Bürgerwaisenhauses und Hauptmann der Amsterdamer Bürgergarde. Im Jahre 1672 trat er als Schepen (Schöffe) in die Amsterdamer Stadtregierung ein.[12] Im Rampjaar 1672 wurde ein Teil der republikanisch gesinnten Fraktion der De Graeff,[16] beinhaltend Jacob,[1] seinen Bruder Pieter, deren Onkel Andries de Graeff sowie deren Cousin Bürgermeister Lambert Reynst, von der Regierung ausgeschlossen. Diese Resolution der Vroedschap war eine der Voraussetzungen für die Wiedereinsetzung eines Statthalters in Holland.

Cornelis de Graeff mit seiner Familie bei der Ankunft in Soestdijk. Jacob van Ruisdael und Thomas de Keyser, (1656/1660, National Gallery of Ireland)
Jacob de Graeff (1670), gemalt von Karel Dujardin, Rijksmuseum Amsterdam

Nach dem Rampjaar

Nach den Ereignissen des Rampjaars trachtete Jacob die Gunst des neuen Statthalters Wilhelm III. von Oranien-Nassau und Amsterdams neuen mächtigen Regenten Gillis Valckenier zu erlangen.[12] Gemeinsam mit seinem Neffen Gerard Reynst zog Jacob in den Jahren 1673/74 als Rittmeister auf Seiten der niederländischen Truppen in die Kämpfe von Reibach bei Bonn. Über die verschiedenen Begebenheiten der Kämpfe berichtete er seinen Bruder Pieter. Im Jahre 1885 wurden diese in Nijhoff’s Bijdragen herausgegeben. Die Gunst des Statthalters wurde ihm, und auch seinem Bruder Pieter, aber nie mehr zuteil. Aber ebenso wenig konnte Wilhelm III. bei dem Versuch die erneut eigensinnige gewordene Amsterdamer Stadtregierung mit seinen Vertrauten zu besetzen auf Jacobs Hilfe bauen.[12]

Im Jahre 1674 verkaufte Jacob das Landhaus Soestdijk an Willem III.[1] Der oranische Statthalter-König ließ sich dort sein Jagdschloss durch Maurits Post errichten. Im selben Jahr trat Jacob als Besitzer eines Vermögens von 260.000 Gulden auf;[12] damit gehörte er zu den reichsten Personen des Goldenen Zeitalters der Niederlande.[17] 1678 erbte er durch seine Tante Maria Overlander van Purmerland die Freie (oder Hohe) Herrschaft von Purmerland und Ilpendam.

Im Jahre 1690 verstarb Jacob. Er wurde in der Familiengruft in der Oude Kerk beigesetzt.[18]

Gemälde

Von Jacob existieren Einzelporträts, geschaffen durch Gerard ter Borch und Karel Dujardin. Des Weiteren wurde er im Jahre 1652 gemeinsam mit seinen Eltern und seinen Bruder durch Jan Victors als Erzvater Isaak und Rebekka und dessen Kinder Esau und Jakob dargestellt. Eine weitere Darstellung von Jacob van Ruisdael und Thomas de Keyser zeigt ihn mit seinen Eltern und weiteren Familienmitgliedern vor dem De Graeffschen Landhaus Soestdijk auffahrend.

Weblinks

Commons: Jacob de Graeff – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Jacob de Graeff in Heren van Holland
  2. Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611-1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 29/30 (Memento des Originals vom 1. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.triomfdervrede.nl (PDF; 2,7 MB)
  3. Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 29/30 (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (PDF)
  4. Google Buchsuche: Johann Jakob Redinger: 1619-1688, Seiten 329/330
  5. Dedalo Carasso, Helden van het vaderland in der DBNL
  6. Die Schaufel der ersten Steinlegung für den Bau des Amsterdamer Stadthauses, Rijksmuseum Amsterdam@1@2Vorlage:Toter Link/www.rijksmuseum.nl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. 1648: Krieg und Frieden in Europa – Das Amsterdamer Rathaus
  8. Joost van den Vondels (1587–1679) Gedicht Bouwzang (Memento vom 17. Oktober 2013 im Internet Archive)
  9. Jacob de Graeffs Mutter Catharina Hooft in Vrouwen van Soestdijk (Memento des Originals vom 24. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.historisch-toerisme-bureau.nl
  10. Acquisitions, 1953-62, S. 73 (National Gallery Great Britain)
  11. Joost van den Vondels Adonias
  12. a b c d e f Biographie Jacob de Graeff - Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek. Deel 2
  13. Google Buchsuche: Dispereert niet: twintig eeuwen historie van de Nederlanden, Band 2
  14. http://www.biografischportaal.nl, Jacob de Graeff
  15. Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie@1@2Vorlage:Toter Link/ib.rkd.nl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  16. Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. Seite 13 (Memento des Originals vom 1. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.triomfdervrede.nl (PDF; 2,7 MB)
  17. Zandvliet, Kees (2006) De 250 rijksten van de Gouden Eeuw: kapitaal, macht, familie en levensstijl
  18. Beschreibung seines Grabes im Projekt Gräber im Internet
VorgängerAmtNachfolger
Maria Overlander (Witwe von Frans Banning Cocq)Herr von Purmerland und Ilpendam
1678–1690
Catharina Hooft (1690/91) und Pieter de Graeff